Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.hatte. Sie warteten auf meine Heraus-Convoyirung und hatten die eirl- Der Verfasser erzählt nun weitläufig den Gang der Untersuchung. Er Die Untersuchung war nun auch geschlossen und K. aufgefordert worden- hatte. Sie warteten auf meine Heraus-Convoyirung und hatten die eirl- Der Verfasser erzählt nun weitläufig den Gang der Untersuchung. Er Die Untersuchung war nun auch geschlossen und K. aufgefordert worden- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111120"/> <p xml:id="ID_736" prev="#ID_735"> hatte. Sie warteten auf meine Heraus-Convoyirung und hatten die eirl-<lb/> müthige Verabredung getroffen, mich, sobald ich aus der Thür heraus¬<lb/> treten würde, sogleich unter sich zu mischen und fortzuschaffen, die Wächter<lb/> aber, wenn sie sich zur Wehre stellen würden, fein sauber und hübsch trocken<lb/> abzuprügeln und heimzuschicken. — Allein dem Magnisicus war es wahrschein¬<lb/> lich durch seine Creaturen avisirt worden, oder er hatte den Braten gerochen,<lb/> und ließ mich daher bis 1 Uhr pausiren. Inzwischen verliefen sich die Stu¬<lb/> denten, auch hatte er zur Hinterstube acht andere Wächter mit einem Korporal<lb/> hereingelassen, welche mich aufs Tabulae begleiteten und bewachten. Die<lb/> vorigen Philister wurden entlassen, nachdem sie 16 Gr. und 21 Kannen Bier<lb/> als Gratial empfangen hatten. —</p><lb/> <p xml:id="ID_737"> Der Verfasser erzählt nun weitläufig den Gang der Untersuchung. Er<lb/> blieb vorläufig in Hast, und hatte eine Wache von einem Corporal und fünf<lb/> Musketieren, für die ihm täglich 1 Thlr. 2 Ggr. in Rechnung gesetzt wurden.<lb/> Als Matthäi's Hand, der sich durch ungeschickte Behandlung ein Wundsieber<lb/> zugezogen hatte, sich verschlimmerte, wurde diese Wache sogar auf acht Mann<lb/> verstärkt, und als sich hernach der Zustand des Verwundeten wieder besserte,<lb/> auf vier Mann vermindert. Da diese kostbare Hast sich sehr in die Länge<lb/> zog. so baten die Verwandten des Inculpaten den Herzog von Weimar uM<lb/> dessen Freilassung. Dieser ordnete dieselbe gegen eine Caution von 1^<lb/> Thalern an, und ermäßigte die aus 61 Thlr. 20 Ggr. erwachsenen Wachkostt»<lb/> auf 44 Thlr. 4 Ggr. 9 Pf. Der Senat befolgte aber diesen Befehl nicht'<lb/> sondern berichtete dagegen. Endlich, am 16, September wurde der Attestat<lb/> mit Matthäi consrontirt, beide mußten sich die Hände geben und verspreche»'<lb/> daß hinfüro alles vertragen und keiner an den andern etwas zu prätendiren<lb/> haben sollte. K. mußte überdies Urphede schwören. Inzwischen kam de><lb/> Bescheid des Herzogs, welcher seinen Befehl aufrecht erhielt. Nachdem<lb/> 20. September die Canton geleistet, und 44 Thlr. 4 Ggr. 9 Pf. an W"ä)'<lb/> kosten bezahlt waren, wurde K. seiner Haft entlassen, welche Ki Tage, wenige<lb/> sechs Stunden gedauert hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_738" next="#ID_739"> Die Untersuchung war nun auch geschlossen und K. aufgefordert worden-<lb/> seine Vertheidigung binnen vier Wochen einzureichen. Sobald dies geschehe"'<lb/> gingen die Acten zum Spruch an die Juristen-Facultät zu Leipzig, deren lU-<lb/> theil am 20. December 1687 dem Angeklagten publicirt wurde. Es lautete-<lb/> nachdem zunächst das Thatsächliche festgestellt und bemerkt ist. daß nach ^<lb/> Chirurgen Bericht die Verwundung des Matthäi gefährlich gewesen, dahin: "<lb/> nun wol. daß der Beschädigte Matthäi vermittelst seines am 17. Juli verübte»<lb/> Ausscheidens und sonsten ihm dazu Urseins gegeben, sei auch damals ung^<lb/> wohnlich trunken und zornig gewesen, er vorwendet, und die That durch ^<lb/> mit so schweren Kosten in den neun Wochen erduldete Gefängniß nunwep</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
hatte. Sie warteten auf meine Heraus-Convoyirung und hatten die eirl-
müthige Verabredung getroffen, mich, sobald ich aus der Thür heraus¬
treten würde, sogleich unter sich zu mischen und fortzuschaffen, die Wächter
aber, wenn sie sich zur Wehre stellen würden, fein sauber und hübsch trocken
abzuprügeln und heimzuschicken. — Allein dem Magnisicus war es wahrschein¬
lich durch seine Creaturen avisirt worden, oder er hatte den Braten gerochen,
und ließ mich daher bis 1 Uhr pausiren. Inzwischen verliefen sich die Stu¬
denten, auch hatte er zur Hinterstube acht andere Wächter mit einem Korporal
hereingelassen, welche mich aufs Tabulae begleiteten und bewachten. Die
vorigen Philister wurden entlassen, nachdem sie 16 Gr. und 21 Kannen Bier
als Gratial empfangen hatten. —
Der Verfasser erzählt nun weitläufig den Gang der Untersuchung. Er
blieb vorläufig in Hast, und hatte eine Wache von einem Corporal und fünf
Musketieren, für die ihm täglich 1 Thlr. 2 Ggr. in Rechnung gesetzt wurden.
Als Matthäi's Hand, der sich durch ungeschickte Behandlung ein Wundsieber
zugezogen hatte, sich verschlimmerte, wurde diese Wache sogar auf acht Mann
verstärkt, und als sich hernach der Zustand des Verwundeten wieder besserte,
auf vier Mann vermindert. Da diese kostbare Hast sich sehr in die Länge
zog. so baten die Verwandten des Inculpaten den Herzog von Weimar uM
dessen Freilassung. Dieser ordnete dieselbe gegen eine Caution von 1^
Thalern an, und ermäßigte die aus 61 Thlr. 20 Ggr. erwachsenen Wachkostt»
auf 44 Thlr. 4 Ggr. 9 Pf. Der Senat befolgte aber diesen Befehl nicht'
sondern berichtete dagegen. Endlich, am 16, September wurde der Attestat
mit Matthäi consrontirt, beide mußten sich die Hände geben und verspreche»'
daß hinfüro alles vertragen und keiner an den andern etwas zu prätendiren
haben sollte. K. mußte überdies Urphede schwören. Inzwischen kam de>
Bescheid des Herzogs, welcher seinen Befehl aufrecht erhielt. Nachdem
20. September die Canton geleistet, und 44 Thlr. 4 Ggr. 9 Pf. an W"ä)'
kosten bezahlt waren, wurde K. seiner Haft entlassen, welche Ki Tage, wenige
sechs Stunden gedauert hatte.
Die Untersuchung war nun auch geschlossen und K. aufgefordert worden-
seine Vertheidigung binnen vier Wochen einzureichen. Sobald dies geschehe"'
gingen die Acten zum Spruch an die Juristen-Facultät zu Leipzig, deren lU-
theil am 20. December 1687 dem Angeklagten publicirt wurde. Es lautete-
nachdem zunächst das Thatsächliche festgestellt und bemerkt ist. daß nach ^
Chirurgen Bericht die Verwundung des Matthäi gefährlich gewesen, dahin: "
nun wol. daß der Beschädigte Matthäi vermittelst seines am 17. Juli verübte»
Ausscheidens und sonsten ihm dazu Urseins gegeben, sei auch damals ung^
wohnlich trunken und zornig gewesen, er vorwendet, und die That durch ^
mit so schweren Kosten in den neun Wochen erduldete Gefängniß nunwep
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