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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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ficus eigenhändig Alles protocollirte. Es schien jedoch, als traue er mir nicht
"ud ließ, weil ich bei ihm schlimmer als der Teufel verschrien war, später
annoch den Universitätssccretär. holen. Als Alles protocollirt. und die Au-
dienz verrichtet war, wollte ich wieder aus meine Stube geben, erhielt aber eine
abschlägliche Antwort, worauf ich nach kurzen Besinnen erklärte, ich wolle
gern bleiben, wenn ich mein Piüsir und was ich brauchte, nämlich Bier und
Tabak, haben könnte. Magnificus entgegnete daraus: Ich soll ihn doch nicht
als Gast tractiren! Was er braucht das soll ihm nach Nothdurft gereicht
werden.

Inzwischen hatte sich mein Stubencaball Rost ins Haus geschlichen, und
"ur etzliche Tabakspfeifen und zwei Briefchen Tabak zugesteckt. Hierauf wurde
'es in eine grün und weiß gestrichene Stube einlogirt. welches ohne Zweifel
das Gastzimmer war, und brachte mir die Magd in einem kleinen zimmern
Kunnten einen Löschtrunk. der sehr sauer war, wenn überhaupt die Magd
nicht geirrt und die Essigflasche ergriffen hatte. Ich that diesem Trinke
nicht viel Schaden, sondern gab der Magd 1 Gr. und 6 Ps. zu sechs Kannen
Kannen Bier, welches sie auch bald brachte. Nun machten wir. nämlich ich,
Herr Rost, der Pedell und der Famulus eomwunis Compagnie, nahmen den
^es ein, und ließen den gelben Jörgen tapfer herumgehen. Die Pfeifen
hatten wir zuvor auch tüchtig angefeuert. Nachdem die sechs Kannen Bier
"Ah waren, citirte ich die Magd wieder, die zwar erschien, mir aber berichtete,
^ Rose würde schon zu sein, weil es über zehn Uhr. Ich antwortete aber:
Diesem Hacken wollen wir bald einen Stiel finden. Hier habt ihr 2 Gr. K Pf.,
Kofür ihr zehn Kannen Bier bringt. Wenn der Rosenwirth kein Bier Her¬
ren will, so sagt ihr nur, ihr holet es in des Magnisici Haus. -- Mit
^sem Bescheide wanderte sie nach der Rose, und setzte uns in kurzer Zeit
^'Ac Wasserkanne voll Bier vor. Da fingen wir es denn wieder an. wo
" es kurz zuvor gelassen hatten. Ich ließ Gott walten, nicht sorgend für
morgenden Tag. --

Während des Trinkens hate sich mein Stubengenosse Rost zu den Mus¬
teren verfügt, und sich mit denselben in eine Disputation eingelassen, all-
o es denn endlich a verbiß aä verböi'g, gekommen, maßen er zu uns wieder
et<u,f fg,^ uns den blutigen Kopf zeigte, welchen ihm Einer von den
Allstem mit der Muskete geschlagen. Er klagte dies auch dem Magnifico.
° cher ihn zwar anhörte, ohne jedoch Hilfe zu geben, und ihn wol auch
"gelacht haben mag. Denn da war keine Rettung für uns! --

Als dies in dem Hause des Magnisici geschah, hatten sich vor demselben
^e Hundert Studenten versammelt, weichen theils mein Unglück zu Herzen
,>^"gen. theils aber die scharfe und üble Procedur sammt Unterdrückung der
emischlu Privilegien Beranlassung zu Mißbilligung und Lesorgniß gegeben


ficus eigenhändig Alles protocollirte. Es schien jedoch, als traue er mir nicht
"ud ließ, weil ich bei ihm schlimmer als der Teufel verschrien war, später
annoch den Universitätssccretär. holen. Als Alles protocollirt. und die Au-
dienz verrichtet war, wollte ich wieder aus meine Stube geben, erhielt aber eine
abschlägliche Antwort, worauf ich nach kurzen Besinnen erklärte, ich wolle
gern bleiben, wenn ich mein Piüsir und was ich brauchte, nämlich Bier und
Tabak, haben könnte. Magnificus entgegnete daraus: Ich soll ihn doch nicht
als Gast tractiren! Was er braucht das soll ihm nach Nothdurft gereicht
werden.

Inzwischen hatte sich mein Stubencaball Rost ins Haus geschlichen, und
"ur etzliche Tabakspfeifen und zwei Briefchen Tabak zugesteckt. Hierauf wurde
'es in eine grün und weiß gestrichene Stube einlogirt. welches ohne Zweifel
das Gastzimmer war, und brachte mir die Magd in einem kleinen zimmern
Kunnten einen Löschtrunk. der sehr sauer war, wenn überhaupt die Magd
nicht geirrt und die Essigflasche ergriffen hatte. Ich that diesem Trinke
nicht viel Schaden, sondern gab der Magd 1 Gr. und 6 Ps. zu sechs Kannen
Kannen Bier, welches sie auch bald brachte. Nun machten wir. nämlich ich,
Herr Rost, der Pedell und der Famulus eomwunis Compagnie, nahmen den
^es ein, und ließen den gelben Jörgen tapfer herumgehen. Die Pfeifen
hatten wir zuvor auch tüchtig angefeuert. Nachdem die sechs Kannen Bier
«Ah waren, citirte ich die Magd wieder, die zwar erschien, mir aber berichtete,
^ Rose würde schon zu sein, weil es über zehn Uhr. Ich antwortete aber:
Diesem Hacken wollen wir bald einen Stiel finden. Hier habt ihr 2 Gr. K Pf.,
Kofür ihr zehn Kannen Bier bringt. Wenn der Rosenwirth kein Bier Her¬
ren will, so sagt ihr nur, ihr holet es in des Magnisici Haus. — Mit
^sem Bescheide wanderte sie nach der Rose, und setzte uns in kurzer Zeit
^'Ac Wasserkanne voll Bier vor. Da fingen wir es denn wieder an. wo
" es kurz zuvor gelassen hatten. Ich ließ Gott walten, nicht sorgend für
morgenden Tag. —

Während des Trinkens hate sich mein Stubengenosse Rost zu den Mus¬
teren verfügt, und sich mit denselben in eine Disputation eingelassen, all-
o es denn endlich a verbiß aä verböi'g, gekommen, maßen er zu uns wieder
et<u,f fg,^ uns den blutigen Kopf zeigte, welchen ihm Einer von den
Allstem mit der Muskete geschlagen. Er klagte dies auch dem Magnifico.
° cher ihn zwar anhörte, ohne jedoch Hilfe zu geben, und ihn wol auch
«gelacht haben mag. Denn da war keine Rettung für uns! —

Als dies in dem Hause des Magnisici geschah, hatten sich vor demselben
^e Hundert Studenten versammelt, weichen theils mein Unglück zu Herzen
,>^"gen. theils aber die scharfe und üble Procedur sammt Unterdrückung der
emischlu Privilegien Beranlassung zu Mißbilligung und Lesorgniß gegeben


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[0225] ficus eigenhändig Alles protocollirte. Es schien jedoch, als traue er mir nicht "ud ließ, weil ich bei ihm schlimmer als der Teufel verschrien war, später annoch den Universitätssccretär. holen. Als Alles protocollirt. und die Au- dienz verrichtet war, wollte ich wieder aus meine Stube geben, erhielt aber eine abschlägliche Antwort, worauf ich nach kurzen Besinnen erklärte, ich wolle gern bleiben, wenn ich mein Piüsir und was ich brauchte, nämlich Bier und Tabak, haben könnte. Magnificus entgegnete daraus: Ich soll ihn doch nicht als Gast tractiren! Was er braucht das soll ihm nach Nothdurft gereicht werden. Inzwischen hatte sich mein Stubencaball Rost ins Haus geschlichen, und "ur etzliche Tabakspfeifen und zwei Briefchen Tabak zugesteckt. Hierauf wurde 'es in eine grün und weiß gestrichene Stube einlogirt. welches ohne Zweifel das Gastzimmer war, und brachte mir die Magd in einem kleinen zimmern Kunnten einen Löschtrunk. der sehr sauer war, wenn überhaupt die Magd nicht geirrt und die Essigflasche ergriffen hatte. Ich that diesem Trinke nicht viel Schaden, sondern gab der Magd 1 Gr. und 6 Ps. zu sechs Kannen Kannen Bier, welches sie auch bald brachte. Nun machten wir. nämlich ich, Herr Rost, der Pedell und der Famulus eomwunis Compagnie, nahmen den ^es ein, und ließen den gelben Jörgen tapfer herumgehen. Die Pfeifen hatten wir zuvor auch tüchtig angefeuert. Nachdem die sechs Kannen Bier «Ah waren, citirte ich die Magd wieder, die zwar erschien, mir aber berichtete, ^ Rose würde schon zu sein, weil es über zehn Uhr. Ich antwortete aber: Diesem Hacken wollen wir bald einen Stiel finden. Hier habt ihr 2 Gr. K Pf., Kofür ihr zehn Kannen Bier bringt. Wenn der Rosenwirth kein Bier Her¬ ren will, so sagt ihr nur, ihr holet es in des Magnisici Haus. — Mit ^sem Bescheide wanderte sie nach der Rose, und setzte uns in kurzer Zeit ^'Ac Wasserkanne voll Bier vor. Da fingen wir es denn wieder an. wo " es kurz zuvor gelassen hatten. Ich ließ Gott walten, nicht sorgend für morgenden Tag. — Während des Trinkens hate sich mein Stubengenosse Rost zu den Mus¬ teren verfügt, und sich mit denselben in eine Disputation eingelassen, all- o es denn endlich a verbiß aä verböi'g, gekommen, maßen er zu uns wieder et<u,f fg,^ uns den blutigen Kopf zeigte, welchen ihm Einer von den Allstem mit der Muskete geschlagen. Er klagte dies auch dem Magnifico. ° cher ihn zwar anhörte, ohne jedoch Hilfe zu geben, und ihn wol auch «gelacht haben mag. Denn da war keine Rettung für uns! — Als dies in dem Hause des Magnisici geschah, hatten sich vor demselben ^e Hundert Studenten versammelt, weichen theils mein Unglück zu Herzen ,>^"gen. theils aber die scharfe und üble Procedur sammt Unterdrückung der emischlu Privilegien Beranlassung zu Mißbilligung und Lesorgniß gegeben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/225>, abgerufen am 27.08.2024.