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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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die letzte Zeit genau kenne" und Freude daran hoben. Die Andersgläubigen
werden dieses Wissen auch besitzen, aber zu ihrem Leidwesen, und wenn einer
von ihnen stirbt, wird er mit Trauer, Angst und Schmerz vom Leben
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Hält man ihnen ein, daß wir nichts von unserm frühern Leben wissen
und so auch nichts davon, daß wir damals nicht geglaubt haben, so ant¬
worten sie: dieses Wissen war verbreitet in den Tagen der Offenbarung, als
die Einladung gläubig zu werden an alle Bewohner der Erde gelangte. Aber
nach dem Verschwinden Hakims zog Hamza diese Gabe zurück, und ertheilte
sie nur denen, die er sich auserwählte. Sie behaupten aber auch, daß viele
von ihren Kindern jederzeit von ihren Seelenwanderungen erzählen und die
Wahrheit ihrer Berichte mit unwiderleglicher Beweisen darthun, sowie daß
am Tage der Auferstehung jedermann die Wanderungen seiner eignen Seele
in jeder Periode wissen werde.

Ein Beispiel dafür, daß Kinder sich erinnern, früher gelebt zu haben und
diese Behauptung bewiesen, mag diese Mittheilungen über die Drusen und
ihren Glauben beschließen.

Vor etwa fünfzig Jahren begann ein drusisches Kind aus dem hohen Ge>
birge. El Dschebel El Ala im Gebiet von Aleppo sich, obwol es noch nicht
fünf Jahre alt war. über die ärmliche Lebensart seiner Eltern zu beklagen,
indem es versicherte, früher im Ueberfluß gelebt zu haben. Als man es fragte,
wo dies gewesen, antwortete das Kind, es habe in Damaskus gewohnt. Abu
Hasar El Kabbam geheißen, ein Haus in der und der Straße im Stadt¬
viertel der Teimenscr (wo die Drusen angesiedelt sind) gehabt und Frau und
Kinder hinterlassen. Nach seinem Ableben sei es in einem andern Orte wie¬
dergeboren worden, aber schon nach einem halben Jahre wieder gestorben
und darauf bei ihnen wieder zu einem Körper gekommen. Da das Kind diese
Erzählung mehrmals wiederholte, so suchte man sich endlich darüber Gewi߬
heit zu verschaffen. Man brachte den Knaben nach Damaskus. und als er
in die Nähe der Stadt kam. sagte er zu seinen Eltern, daß ihm der Weg be¬
kannt sei. Er nannte ihnen ferner die Dörfer, Aecker und Straßen, die sie
berührten. Er gab ihnen die Namen der Gassen und Märkte, als sie nach
Damaskus selbst kamen, ja selbst die von einigen Personen, denen sie dort
begegneten, an. Endlich mit ihm in das Quartier der Teimenser gelangt, zeigte
das Kind ihnen sein Haus. Es klopfte an die Thür, eine Frau antwortete
ihm von innen, und da es ihre Sinne hörte, sagte es zu seinen Begleitern
"dies ist meine Gattin". Der Knabe rief die Frau bei ihrem Namen und
sprach: "Oeffne." Sie that die Thür auf, und er sagte ihr, daß er ihr ver¬
storbner Gatte sei.

So gleich kamen die Drusen, die in der Nachbarschaft wohnten, von der


die letzte Zeit genau kenne» und Freude daran hoben. Die Andersgläubigen
werden dieses Wissen auch besitzen, aber zu ihrem Leidwesen, und wenn einer
von ihnen stirbt, wird er mit Trauer, Angst und Schmerz vom Leben
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Hält man ihnen ein, daß wir nichts von unserm frühern Leben wissen
und so auch nichts davon, daß wir damals nicht geglaubt haben, so ant¬
worten sie: dieses Wissen war verbreitet in den Tagen der Offenbarung, als
die Einladung gläubig zu werden an alle Bewohner der Erde gelangte. Aber
nach dem Verschwinden Hakims zog Hamza diese Gabe zurück, und ertheilte
sie nur denen, die er sich auserwählte. Sie behaupten aber auch, daß viele
von ihren Kindern jederzeit von ihren Seelenwanderungen erzählen und die
Wahrheit ihrer Berichte mit unwiderleglicher Beweisen darthun, sowie daß
am Tage der Auferstehung jedermann die Wanderungen seiner eignen Seele
in jeder Periode wissen werde.

Ein Beispiel dafür, daß Kinder sich erinnern, früher gelebt zu haben und
diese Behauptung bewiesen, mag diese Mittheilungen über die Drusen und
ihren Glauben beschließen.

Vor etwa fünfzig Jahren begann ein drusisches Kind aus dem hohen Ge>
birge. El Dschebel El Ala im Gebiet von Aleppo sich, obwol es noch nicht
fünf Jahre alt war. über die ärmliche Lebensart seiner Eltern zu beklagen,
indem es versicherte, früher im Ueberfluß gelebt zu haben. Als man es fragte,
wo dies gewesen, antwortete das Kind, es habe in Damaskus gewohnt. Abu
Hasar El Kabbam geheißen, ein Haus in der und der Straße im Stadt¬
viertel der Teimenscr (wo die Drusen angesiedelt sind) gehabt und Frau und
Kinder hinterlassen. Nach seinem Ableben sei es in einem andern Orte wie¬
dergeboren worden, aber schon nach einem halben Jahre wieder gestorben
und darauf bei ihnen wieder zu einem Körper gekommen. Da das Kind diese
Erzählung mehrmals wiederholte, so suchte man sich endlich darüber Gewi߬
heit zu verschaffen. Man brachte den Knaben nach Damaskus. und als er
in die Nähe der Stadt kam. sagte er zu seinen Eltern, daß ihm der Weg be¬
kannt sei. Er nannte ihnen ferner die Dörfer, Aecker und Straßen, die sie
berührten. Er gab ihnen die Namen der Gassen und Märkte, als sie nach
Damaskus selbst kamen, ja selbst die von einigen Personen, denen sie dort
begegneten, an. Endlich mit ihm in das Quartier der Teimenser gelangt, zeigte
das Kind ihnen sein Haus. Es klopfte an die Thür, eine Frau antwortete
ihm von innen, und da es ihre Sinne hörte, sagte es zu seinen Begleitern
„dies ist meine Gattin". Der Knabe rief die Frau bei ihrem Namen und
sprach: „Oeffne." Sie that die Thür auf, und er sagte ihr, daß er ihr ver¬
storbner Gatte sei.

So gleich kamen die Drusen, die in der Nachbarschaft wohnten, von der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/196>, abgerufen am 25.08.2024.