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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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zur Welt kommt, das nicht sofort schreit, die Eltern dos Fenster des Gemachs
öffnen und die Leute, die sich um das Neugeborne drängen, entfernen, damit
die Seele zu ihm kommen könne.

Die Wiederkehr Hakims und den Tag der Auferstehung und des Gerichts
werden nach der Meinung der Drusen verschiedene Zeichen der Welt verkün¬
digen. Zunächst werden die Franken mit Gewalt die Meeresküste von Syrien
wegnehmen. Darauf wird der Padischah der Moslemin sich rüsten, sie zu
bekriegen und die Kirche der Auferstehung in Jerusalem (Keniset El Kijame,
von den Drusen mit den Mohammedanern als Keniset El Kumame. d. i.
"Kirche des Kothes" bezeichnet) zu zerstören. Er wird mit ihnen kämpfen, sie
verjagen und die genannte Kirche niederreißen. Wenn dies die Könige der
Christen erfahren, werden sie sich mit dem König Johanna und dem sudani¬
schen König Abu Sewiktin (in welchem letzteren der Asas oder Satan wieder¬
geboren sein wird) verbinden, eine große Versammlung halten und den
Beschluß fassen, zur Rache wegen ihres zerstörten Heiligthums die Kaaba
zu vernichten. Mit zahlreichen Heerschnaren werden sie gen Mekka ziehen,
und wenn dies die Mohammedaner hören, werden sich ihre Padischahs,
Emire und Khane ebenfalls aufmachen, den Feind von ihrer heiligen Stadt
abzuhalten.

Während beide Theile nun nach Arabien marschiren, um sich dort eine
Schlacht zu liefern, trifft die Kunde bei ihnen ein, daß aus dem fernen Osten
ein gewaltiges Kriegsheer heranzieht. Dies ist Hamza Ben Ali und die vier
andern Endpunkte, die sich aus dem Innern Chinas in Bewegung gesetzt haben,
an den Berg der Scheidewand gelangt sind, das mit Metallplatten bekleidete
Thor durchbrochen haben und mit ihrem Volke, dem edlen Gog und Magog
dritthalb Millionen Reiter stark herausgezogen sind, um das Gericht über die
Ungläubigen zu bringen. Sie rücken zuerst mit ihren Reisigen in das Land
der Chazaren ein, fahren dann in Schiffen über das indische Meer und steigen
in der Gegend von Hadschar, wo die Secte der Karmcitier zuerst auftrat, aus.
Dies geschieht im Monat Dschumadi oder Redscheb. Dort hält Hamza Muste¬
rung, vertheilt das Heer unter die vier Endpunkte und gibt einem jeden fünf-
hunderttausend Mann, indem er für sich ebensoviel behält. Dann rückt er
in der Richtung von Mekka vor.

Wenn die Christen und Mohammedaner dies hören, befüllt sie großer
Schrecken. Sie stellen ihren Kampf ein und vereinigen sich zu gemeinschaftlichem
Widerstand gegen das Heer aus Osten. Aber ihre Angst vermehrt sich mit
dem Herannahen desselben. Ihr Muth entsinkt ihnen und gewaltiges Zittern
kommt über sie. Sie halten Rath und beschließen, sich dem großen König-
der von Morgen her gegen sie heraufzieht, in Demuth zu unterwerfen. Aus¬
gesuchte Geschenke werden von ihnen zusammengetragen, und ihre Könige


zur Welt kommt, das nicht sofort schreit, die Eltern dos Fenster des Gemachs
öffnen und die Leute, die sich um das Neugeborne drängen, entfernen, damit
die Seele zu ihm kommen könne.

Die Wiederkehr Hakims und den Tag der Auferstehung und des Gerichts
werden nach der Meinung der Drusen verschiedene Zeichen der Welt verkün¬
digen. Zunächst werden die Franken mit Gewalt die Meeresküste von Syrien
wegnehmen. Darauf wird der Padischah der Moslemin sich rüsten, sie zu
bekriegen und die Kirche der Auferstehung in Jerusalem (Keniset El Kijame,
von den Drusen mit den Mohammedanern als Keniset El Kumame. d. i.
„Kirche des Kothes" bezeichnet) zu zerstören. Er wird mit ihnen kämpfen, sie
verjagen und die genannte Kirche niederreißen. Wenn dies die Könige der
Christen erfahren, werden sie sich mit dem König Johanna und dem sudani¬
schen König Abu Sewiktin (in welchem letzteren der Asas oder Satan wieder¬
geboren sein wird) verbinden, eine große Versammlung halten und den
Beschluß fassen, zur Rache wegen ihres zerstörten Heiligthums die Kaaba
zu vernichten. Mit zahlreichen Heerschnaren werden sie gen Mekka ziehen,
und wenn dies die Mohammedaner hören, werden sich ihre Padischahs,
Emire und Khane ebenfalls aufmachen, den Feind von ihrer heiligen Stadt
abzuhalten.

Während beide Theile nun nach Arabien marschiren, um sich dort eine
Schlacht zu liefern, trifft die Kunde bei ihnen ein, daß aus dem fernen Osten
ein gewaltiges Kriegsheer heranzieht. Dies ist Hamza Ben Ali und die vier
andern Endpunkte, die sich aus dem Innern Chinas in Bewegung gesetzt haben,
an den Berg der Scheidewand gelangt sind, das mit Metallplatten bekleidete
Thor durchbrochen haben und mit ihrem Volke, dem edlen Gog und Magog
dritthalb Millionen Reiter stark herausgezogen sind, um das Gericht über die
Ungläubigen zu bringen. Sie rücken zuerst mit ihren Reisigen in das Land
der Chazaren ein, fahren dann in Schiffen über das indische Meer und steigen
in der Gegend von Hadschar, wo die Secte der Karmcitier zuerst auftrat, aus.
Dies geschieht im Monat Dschumadi oder Redscheb. Dort hält Hamza Muste¬
rung, vertheilt das Heer unter die vier Endpunkte und gibt einem jeden fünf-
hunderttausend Mann, indem er für sich ebensoviel behält. Dann rückt er
in der Richtung von Mekka vor.

Wenn die Christen und Mohammedaner dies hören, befüllt sie großer
Schrecken. Sie stellen ihren Kampf ein und vereinigen sich zu gemeinschaftlichem
Widerstand gegen das Heer aus Osten. Aber ihre Angst vermehrt sich mit
dem Herannahen desselben. Ihr Muth entsinkt ihnen und gewaltiges Zittern
kommt über sie. Sie halten Rath und beschließen, sich dem großen König-
der von Morgen her gegen sie heraufzieht, in Demuth zu unterwerfen. Aus¬
gesuchte Geschenke werden von ihnen zusammengetragen, und ihre Könige


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[0192] zur Welt kommt, das nicht sofort schreit, die Eltern dos Fenster des Gemachs öffnen und die Leute, die sich um das Neugeborne drängen, entfernen, damit die Seele zu ihm kommen könne. Die Wiederkehr Hakims und den Tag der Auferstehung und des Gerichts werden nach der Meinung der Drusen verschiedene Zeichen der Welt verkün¬ digen. Zunächst werden die Franken mit Gewalt die Meeresküste von Syrien wegnehmen. Darauf wird der Padischah der Moslemin sich rüsten, sie zu bekriegen und die Kirche der Auferstehung in Jerusalem (Keniset El Kijame, von den Drusen mit den Mohammedanern als Keniset El Kumame. d. i. „Kirche des Kothes" bezeichnet) zu zerstören. Er wird mit ihnen kämpfen, sie verjagen und die genannte Kirche niederreißen. Wenn dies die Könige der Christen erfahren, werden sie sich mit dem König Johanna und dem sudani¬ schen König Abu Sewiktin (in welchem letzteren der Asas oder Satan wieder¬ geboren sein wird) verbinden, eine große Versammlung halten und den Beschluß fassen, zur Rache wegen ihres zerstörten Heiligthums die Kaaba zu vernichten. Mit zahlreichen Heerschnaren werden sie gen Mekka ziehen, und wenn dies die Mohammedaner hören, werden sich ihre Padischahs, Emire und Khane ebenfalls aufmachen, den Feind von ihrer heiligen Stadt abzuhalten. Während beide Theile nun nach Arabien marschiren, um sich dort eine Schlacht zu liefern, trifft die Kunde bei ihnen ein, daß aus dem fernen Osten ein gewaltiges Kriegsheer heranzieht. Dies ist Hamza Ben Ali und die vier andern Endpunkte, die sich aus dem Innern Chinas in Bewegung gesetzt haben, an den Berg der Scheidewand gelangt sind, das mit Metallplatten bekleidete Thor durchbrochen haben und mit ihrem Volke, dem edlen Gog und Magog dritthalb Millionen Reiter stark herausgezogen sind, um das Gericht über die Ungläubigen zu bringen. Sie rücken zuerst mit ihren Reisigen in das Land der Chazaren ein, fahren dann in Schiffen über das indische Meer und steigen in der Gegend von Hadschar, wo die Secte der Karmcitier zuerst auftrat, aus. Dies geschieht im Monat Dschumadi oder Redscheb. Dort hält Hamza Muste¬ rung, vertheilt das Heer unter die vier Endpunkte und gibt einem jeden fünf- hunderttausend Mann, indem er für sich ebensoviel behält. Dann rückt er in der Richtung von Mekka vor. Wenn die Christen und Mohammedaner dies hören, befüllt sie großer Schrecken. Sie stellen ihren Kampf ein und vereinigen sich zu gemeinschaftlichem Widerstand gegen das Heer aus Osten. Aber ihre Angst vermehrt sich mit dem Herannahen desselben. Ihr Muth entsinkt ihnen und gewaltiges Zittern kommt über sie. Sie halten Rath und beschließen, sich dem großen König- der von Morgen her gegen sie heraufzieht, in Demuth zu unterwerfen. Aus¬ gesuchte Geschenke werden von ihnen zusammengetragen, und ihre Könige

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/192>, abgerufen am 26.08.2024.