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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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was man sich als Reisegeld für die Rettung der Seelen bereitet, ist das Stre¬
ben nach der rechten Verbindung mit Gott und dem rechten Glauben, und
das Festhalten an dem, was die übrigen Secten in Abrede stellen. Mir aber
hat der Gepriesene offenbart, daß die besten von Euch und die Auserwählten
auferstehen werden mit diesem Beweis gegen das Voll des Abfalls."

AIs Hauptpflichten der Bekenner der Einheitslehre stellte Hamza den sieben
Geboten des Islam gegenüber folgende auf: Wahrheit der Zunge, Unterstützung
der Brüder. Verlassen dessen, was sie hatten und glaubten von der Verehrung
des Nichts und der Lüge, Lossagung von den Teufeln und der Gottlosigkeit,
Bekenntniß der Einheit ihres Herrn (Hakims) zu jeder Zeit, Wohlgefallen an
seinem Thun, wie es auch gewesen. Ergebung in seinen Befehl im Glück und
Unglück. Das Fasten gilt für eine wohlthätige Observanz, indem es die Be¬
gierden des Fleisches schwächt. Sünde aber ist es, im Namadhan zu fasten,
da dies eine Satzung des Ibus ist.

Die Drusen glauben, daß es für die religiöse Wahrheit Zeiten der Ent-
hüllung, wo ihre Offenbarung nöthig sei. und Zeiten der Verhüllung gebe,
wo sie verborgen gehalten werden müsse. Zur Zeit Hakims fand die letzte
Enthüllung statt: die Aufforderung, ihn zu verehren war über die ganze
Erde verbreitet, wer glaubte, wurde unter die Erlöstes, wer nicht glaubte,
unter die Verdammten geschrieben. Nachdem Hakim verschwunden, sich
vor den Menschen wieder verhüllt, hörte die Gelegenheit, Unter die Gläu¬
bigen zu gelangen, für immer auf. das Glaubensthor wurde verschlossen, und wenn
jetzt ein Mensch stirbt, so'wird er stets in dem Glauben wieder geboren, den er
zuerst bekannte, gleichviel ob er in der letzten Zeit seines Lebens die Bücher
der Drusen kennen gelernt und sich zur Religion der Einheitsbekenner bekehrt
hat. Dieser Ansicht gemäß gestatten sie jetzt, in der Zeit der Verhüllung, keinem
den Uebertritt zu ihrem Glauben.

Unter sich theilen sich die Drusen in Wissende und Unwissende. Ein
Wissender ist. wer nach ihrem Gesetz, ein Unwissender, wer dawider handelt.
v"n letzteren hoffen sie indeß, daß er während seines Lebens in Buße zurück¬
kehre. Stirbt er als Unwissender, so ist nach seiner Wiedergeburt eine Um¬
kehr nicht mehr möglich, sondern in jedem Wechsel seines Körpers wird er im
Zustand der Unwissenheit sterben. Betritt ein Unwissender den Weg des
Wissens, so schreiben sie ihm darüber eine Bescheinigung, die sie "Vertrag
des Oberhauptes der Zeit" nennen. Sie glauben, daß Hamza die Verträge,
d'e er mit den durch seine Predigt Bekehrten geschlossen hatte, in den ägyp¬
tischen Pyramiden aufbewahrte, um nach seiner Rückkehr bei der Aufer¬
stehung jenen den Inhalt derselben abfragen zu können. Anderwärts
liest man. daß jeder Unwissende, der zum Wissenden wird, sei es auch
"se kurz vor seinem Tode, schon in einem frühern Leben ein Wissender war


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was man sich als Reisegeld für die Rettung der Seelen bereitet, ist das Stre¬
ben nach der rechten Verbindung mit Gott und dem rechten Glauben, und
das Festhalten an dem, was die übrigen Secten in Abrede stellen. Mir aber
hat der Gepriesene offenbart, daß die besten von Euch und die Auserwählten
auferstehen werden mit diesem Beweis gegen das Voll des Abfalls."

AIs Hauptpflichten der Bekenner der Einheitslehre stellte Hamza den sieben
Geboten des Islam gegenüber folgende auf: Wahrheit der Zunge, Unterstützung
der Brüder. Verlassen dessen, was sie hatten und glaubten von der Verehrung
des Nichts und der Lüge, Lossagung von den Teufeln und der Gottlosigkeit,
Bekenntniß der Einheit ihres Herrn (Hakims) zu jeder Zeit, Wohlgefallen an
seinem Thun, wie es auch gewesen. Ergebung in seinen Befehl im Glück und
Unglück. Das Fasten gilt für eine wohlthätige Observanz, indem es die Be¬
gierden des Fleisches schwächt. Sünde aber ist es, im Namadhan zu fasten,
da dies eine Satzung des Ibus ist.

Die Drusen glauben, daß es für die religiöse Wahrheit Zeiten der Ent-
hüllung, wo ihre Offenbarung nöthig sei. und Zeiten der Verhüllung gebe,
wo sie verborgen gehalten werden müsse. Zur Zeit Hakims fand die letzte
Enthüllung statt: die Aufforderung, ihn zu verehren war über die ganze
Erde verbreitet, wer glaubte, wurde unter die Erlöstes, wer nicht glaubte,
unter die Verdammten geschrieben. Nachdem Hakim verschwunden, sich
vor den Menschen wieder verhüllt, hörte die Gelegenheit, Unter die Gläu¬
bigen zu gelangen, für immer auf. das Glaubensthor wurde verschlossen, und wenn
jetzt ein Mensch stirbt, so'wird er stets in dem Glauben wieder geboren, den er
zuerst bekannte, gleichviel ob er in der letzten Zeit seines Lebens die Bücher
der Drusen kennen gelernt und sich zur Religion der Einheitsbekenner bekehrt
hat. Dieser Ansicht gemäß gestatten sie jetzt, in der Zeit der Verhüllung, keinem
den Uebertritt zu ihrem Glauben.

Unter sich theilen sich die Drusen in Wissende und Unwissende. Ein
Wissender ist. wer nach ihrem Gesetz, ein Unwissender, wer dawider handelt.
v»n letzteren hoffen sie indeß, daß er während seines Lebens in Buße zurück¬
kehre. Stirbt er als Unwissender, so ist nach seiner Wiedergeburt eine Um¬
kehr nicht mehr möglich, sondern in jedem Wechsel seines Körpers wird er im
Zustand der Unwissenheit sterben. Betritt ein Unwissender den Weg des
Wissens, so schreiben sie ihm darüber eine Bescheinigung, die sie „Vertrag
des Oberhauptes der Zeit" nennen. Sie glauben, daß Hamza die Verträge,
d'e er mit den durch seine Predigt Bekehrten geschlossen hatte, in den ägyp¬
tischen Pyramiden aufbewahrte, um nach seiner Rückkehr bei der Aufer¬
stehung jenen den Inhalt derselben abfragen zu können. Anderwärts
liest man. daß jeder Unwissende, der zum Wissenden wird, sei es auch
"se kurz vor seinem Tode, schon in einem frühern Leben ein Wissender war


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[0157] was man sich als Reisegeld für die Rettung der Seelen bereitet, ist das Stre¬ ben nach der rechten Verbindung mit Gott und dem rechten Glauben, und das Festhalten an dem, was die übrigen Secten in Abrede stellen. Mir aber hat der Gepriesene offenbart, daß die besten von Euch und die Auserwählten auferstehen werden mit diesem Beweis gegen das Voll des Abfalls." AIs Hauptpflichten der Bekenner der Einheitslehre stellte Hamza den sieben Geboten des Islam gegenüber folgende auf: Wahrheit der Zunge, Unterstützung der Brüder. Verlassen dessen, was sie hatten und glaubten von der Verehrung des Nichts und der Lüge, Lossagung von den Teufeln und der Gottlosigkeit, Bekenntniß der Einheit ihres Herrn (Hakims) zu jeder Zeit, Wohlgefallen an seinem Thun, wie es auch gewesen. Ergebung in seinen Befehl im Glück und Unglück. Das Fasten gilt für eine wohlthätige Observanz, indem es die Be¬ gierden des Fleisches schwächt. Sünde aber ist es, im Namadhan zu fasten, da dies eine Satzung des Ibus ist. Die Drusen glauben, daß es für die religiöse Wahrheit Zeiten der Ent- hüllung, wo ihre Offenbarung nöthig sei. und Zeiten der Verhüllung gebe, wo sie verborgen gehalten werden müsse. Zur Zeit Hakims fand die letzte Enthüllung statt: die Aufforderung, ihn zu verehren war über die ganze Erde verbreitet, wer glaubte, wurde unter die Erlöstes, wer nicht glaubte, unter die Verdammten geschrieben. Nachdem Hakim verschwunden, sich vor den Menschen wieder verhüllt, hörte die Gelegenheit, Unter die Gläu¬ bigen zu gelangen, für immer auf. das Glaubensthor wurde verschlossen, und wenn jetzt ein Mensch stirbt, so'wird er stets in dem Glauben wieder geboren, den er zuerst bekannte, gleichviel ob er in der letzten Zeit seines Lebens die Bücher der Drusen kennen gelernt und sich zur Religion der Einheitsbekenner bekehrt hat. Dieser Ansicht gemäß gestatten sie jetzt, in der Zeit der Verhüllung, keinem den Uebertritt zu ihrem Glauben. Unter sich theilen sich die Drusen in Wissende und Unwissende. Ein Wissender ist. wer nach ihrem Gesetz, ein Unwissender, wer dawider handelt. v»n letzteren hoffen sie indeß, daß er während seines Lebens in Buße zurück¬ kehre. Stirbt er als Unwissender, so ist nach seiner Wiedergeburt eine Um¬ kehr nicht mehr möglich, sondern in jedem Wechsel seines Körpers wird er im Zustand der Unwissenheit sterben. Betritt ein Unwissender den Weg des Wissens, so schreiben sie ihm darüber eine Bescheinigung, die sie „Vertrag des Oberhauptes der Zeit" nennen. Sie glauben, daß Hamza die Verträge, d'e er mit den durch seine Predigt Bekehrten geschlossen hatte, in den ägyp¬ tischen Pyramiden aufbewahrte, um nach seiner Rückkehr bei der Aufer¬ stehung jenen den Inhalt derselben abfragen zu können. Anderwärts liest man. daß jeder Unwissende, der zum Wissenden wird, sei es auch "se kurz vor seinem Tode, schon in einem frühern Leben ein Wissender war 19*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/157>, abgerufen am 27.08.2024.