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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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sich erst, als ob er die Ermordung billige, ließ aber später die Mörder hin¬
richten, und schon im nächsten Jahre folgte jenem ein zweiter Prophet, der
die ?ehre von Hakims göttlicher Natur vortrug.

Es war dies Hamza Ihn Ali Bau Achmed, mit dem Beinamen El
Adschemi. d. i. der Perser. Derselbe wählte sich vier Gehilfen Namens Is¬
mail, Mohammed, Salama und Bchaeddin, die er seine vier Frauen oder in
Perbindung mit sich selbst die fünf Endpunkte der Verkündigung der Einheit
(Gottes) nannte. Auch sich selbst legte er verschiedene hochtlingcnde Namen
bei. wie: die allgemeine Vernunft, der Mittelpunkt, der Imam, der Führer
der Gehorchenden, der Messias der Völker, Iefsu (Jesus), der Hermes der
Hcrmesse, der Verbundene, d. i. der in steter Verbindung mit dem Gotte Ha-
kim Stehende u. a in. Auszer jenen vier Haupijüngcrn, von denen Ismail
der Schwager Hamzas, den Drusen als der vornehmste gilt, wählte sich Hamza
noch 159 andere Gehilfen, von denen er einige als Glaubensboten, andere
als Vorsteher, noch andere als Hausnachbarn bezeichnete. Wie durch Predigt
wirkten Hamza und seine Gefährten auch durch Abhandlungen, deren die Secte
111 besitzt. Die Drusen nennen diese Schriften "die Sitzungen der Herrscher
und ihrer Gelehrten", und dieselben sind jetzt in sechs Bücher zusammengefaßt,
die man theils nach dem ersten der darin enthaltenen Tractate. theils nach
einem andern benennt. Das erste Buch heißt das Diplom, das zweite die
Widerlegung oder die Vernichtung (wörtlich: Kopfwunde), das dritte die Er¬
weckung, das vierte der erste der sieben Theile, das fünfte die Treppe, das
sechste endlich die Vorwürfe. Im Jahre 1817 n. Chr. gelangten die Drusen
noch in den Besitz eines siebenten, acht Abhandlungen enthaltenden Buches,
welches sie von einem Christen, der es in einer ägyptischen Schule gefunden,
erhielten, und das von ihnen das Buch der Griechen genannt wird.

Der Gegenstand dieser Abhandlungen ist verschieden: einige behandeln
die Glaubenssätze, andere polemisiren gegen die Mohammedaner, die Juden,
die Christen, wieder andere vertheidigen die Laster Hakims. denen sie weise
Absichten und geheimnißvolle Winke unterlegen; einige geben nur die Anreden,
mit, denen Hamza seinen Gefährten Aemter .verlieh, die meisten bestehen in
dunkeln Andeutungen, Räthseln und Spielereien mit Worten und Buchstaben.

Während die Lehre Hamza's in Kcchira wenig Anklang gefunden zu haben
scheint, (es wäre auch zu verwundern gewesen, da der Gott Hakim eines der
blutdürstigsten Ungeheuer der Geschichte und in allen seinen Neigungen ein
sarazenischer Nero war) machte die neue Religion in Syrien rasche Fortschritte.
Die Predigt der Boten Hamza's überzeugte zuerst die Emire vom Geschlecht
Tenuch, welche den westlichen Libanon beherrschten, verbreitete sich dann in die
Gegend von Raschen und die Provinz Bellan, östlich vom großen Herum",
und unterwarf sich im Verlauf von drei Jahren das ganze Gebirge mit Ein-


sich erst, als ob er die Ermordung billige, ließ aber später die Mörder hin¬
richten, und schon im nächsten Jahre folgte jenem ein zweiter Prophet, der
die ?ehre von Hakims göttlicher Natur vortrug.

Es war dies Hamza Ihn Ali Bau Achmed, mit dem Beinamen El
Adschemi. d. i. der Perser. Derselbe wählte sich vier Gehilfen Namens Is¬
mail, Mohammed, Salama und Bchaeddin, die er seine vier Frauen oder in
Perbindung mit sich selbst die fünf Endpunkte der Verkündigung der Einheit
(Gottes) nannte. Auch sich selbst legte er verschiedene hochtlingcnde Namen
bei. wie: die allgemeine Vernunft, der Mittelpunkt, der Imam, der Führer
der Gehorchenden, der Messias der Völker, Iefsu (Jesus), der Hermes der
Hcrmesse, der Verbundene, d. i. der in steter Verbindung mit dem Gotte Ha-
kim Stehende u. a in. Auszer jenen vier Haupijüngcrn, von denen Ismail
der Schwager Hamzas, den Drusen als der vornehmste gilt, wählte sich Hamza
noch 159 andere Gehilfen, von denen er einige als Glaubensboten, andere
als Vorsteher, noch andere als Hausnachbarn bezeichnete. Wie durch Predigt
wirkten Hamza und seine Gefährten auch durch Abhandlungen, deren die Secte
111 besitzt. Die Drusen nennen diese Schriften „die Sitzungen der Herrscher
und ihrer Gelehrten", und dieselben sind jetzt in sechs Bücher zusammengefaßt,
die man theils nach dem ersten der darin enthaltenen Tractate. theils nach
einem andern benennt. Das erste Buch heißt das Diplom, das zweite die
Widerlegung oder die Vernichtung (wörtlich: Kopfwunde), das dritte die Er¬
weckung, das vierte der erste der sieben Theile, das fünfte die Treppe, das
sechste endlich die Vorwürfe. Im Jahre 1817 n. Chr. gelangten die Drusen
noch in den Besitz eines siebenten, acht Abhandlungen enthaltenden Buches,
welches sie von einem Christen, der es in einer ägyptischen Schule gefunden,
erhielten, und das von ihnen das Buch der Griechen genannt wird.

Der Gegenstand dieser Abhandlungen ist verschieden: einige behandeln
die Glaubenssätze, andere polemisiren gegen die Mohammedaner, die Juden,
die Christen, wieder andere vertheidigen die Laster Hakims. denen sie weise
Absichten und geheimnißvolle Winke unterlegen; einige geben nur die Anreden,
mit, denen Hamza seinen Gefährten Aemter .verlieh, die meisten bestehen in
dunkeln Andeutungen, Räthseln und Spielereien mit Worten und Buchstaben.

Während die Lehre Hamza's in Kcchira wenig Anklang gefunden zu haben
scheint, (es wäre auch zu verwundern gewesen, da der Gott Hakim eines der
blutdürstigsten Ungeheuer der Geschichte und in allen seinen Neigungen ein
sarazenischer Nero war) machte die neue Religion in Syrien rasche Fortschritte.
Die Predigt der Boten Hamza's überzeugte zuerst die Emire vom Geschlecht
Tenuch, welche den westlichen Libanon beherrschten, verbreitete sich dann in die
Gegend von Raschen und die Provinz Bellan, östlich vom großen Herum»,
und unterwarf sich im Verlauf von drei Jahren das ganze Gebirge mit Ein-


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[0152] sich erst, als ob er die Ermordung billige, ließ aber später die Mörder hin¬ richten, und schon im nächsten Jahre folgte jenem ein zweiter Prophet, der die ?ehre von Hakims göttlicher Natur vortrug. Es war dies Hamza Ihn Ali Bau Achmed, mit dem Beinamen El Adschemi. d. i. der Perser. Derselbe wählte sich vier Gehilfen Namens Is¬ mail, Mohammed, Salama und Bchaeddin, die er seine vier Frauen oder in Perbindung mit sich selbst die fünf Endpunkte der Verkündigung der Einheit (Gottes) nannte. Auch sich selbst legte er verschiedene hochtlingcnde Namen bei. wie: die allgemeine Vernunft, der Mittelpunkt, der Imam, der Führer der Gehorchenden, der Messias der Völker, Iefsu (Jesus), der Hermes der Hcrmesse, der Verbundene, d. i. der in steter Verbindung mit dem Gotte Ha- kim Stehende u. a in. Auszer jenen vier Haupijüngcrn, von denen Ismail der Schwager Hamzas, den Drusen als der vornehmste gilt, wählte sich Hamza noch 159 andere Gehilfen, von denen er einige als Glaubensboten, andere als Vorsteher, noch andere als Hausnachbarn bezeichnete. Wie durch Predigt wirkten Hamza und seine Gefährten auch durch Abhandlungen, deren die Secte 111 besitzt. Die Drusen nennen diese Schriften „die Sitzungen der Herrscher und ihrer Gelehrten", und dieselben sind jetzt in sechs Bücher zusammengefaßt, die man theils nach dem ersten der darin enthaltenen Tractate. theils nach einem andern benennt. Das erste Buch heißt das Diplom, das zweite die Widerlegung oder die Vernichtung (wörtlich: Kopfwunde), das dritte die Er¬ weckung, das vierte der erste der sieben Theile, das fünfte die Treppe, das sechste endlich die Vorwürfe. Im Jahre 1817 n. Chr. gelangten die Drusen noch in den Besitz eines siebenten, acht Abhandlungen enthaltenden Buches, welches sie von einem Christen, der es in einer ägyptischen Schule gefunden, erhielten, und das von ihnen das Buch der Griechen genannt wird. Der Gegenstand dieser Abhandlungen ist verschieden: einige behandeln die Glaubenssätze, andere polemisiren gegen die Mohammedaner, die Juden, die Christen, wieder andere vertheidigen die Laster Hakims. denen sie weise Absichten und geheimnißvolle Winke unterlegen; einige geben nur die Anreden, mit, denen Hamza seinen Gefährten Aemter .verlieh, die meisten bestehen in dunkeln Andeutungen, Räthseln und Spielereien mit Worten und Buchstaben. Während die Lehre Hamza's in Kcchira wenig Anklang gefunden zu haben scheint, (es wäre auch zu verwundern gewesen, da der Gott Hakim eines der blutdürstigsten Ungeheuer der Geschichte und in allen seinen Neigungen ein sarazenischer Nero war) machte die neue Religion in Syrien rasche Fortschritte. Die Predigt der Boten Hamza's überzeugte zuerst die Emire vom Geschlecht Tenuch, welche den westlichen Libanon beherrschten, verbreitete sich dann in die Gegend von Raschen und die Provinz Bellan, östlich vom großen Herum», und unterwarf sich im Verlauf von drei Jahren das ganze Gebirge mit Ein-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/152>, abgerufen am 27.08.2024.