Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.sammlen Gottesglaubens, welchen die Völker Europas aus ihrer Urheimat im Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker von Wil¬ helm M ann hardt. ErsterTheil. Die Götter. Berlin 1860. Heinrich Schindler. Mit zahlreichen Holzschnitten. Eine ehrenwerthe und tüchtige Arbeit, welche nur an dein Umstand leidet, sammlen Gottesglaubens, welchen die Völker Europas aus ihrer Urheimat im Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker von Wil¬ helm M ann hardt. ErsterTheil. Die Götter. Berlin 1860. Heinrich Schindler. Mit zahlreichen Holzschnitten. Eine ehrenwerthe und tüchtige Arbeit, welche nur an dein Umstand leidet, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0083" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110431"/> <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180"> sammlen Gottesglaubens, welchen die Völker Europas aus ihrer Urheimat im<lb/> Osten mitbrachten, sind aus der tiefen Dämmerung vergangener Jahrtausende,<lb/> wenigstens in der Hauptsache, zu erkennen. Was Kreuzer in seiner Mythologie und<lb/> Symbolik trotz einer bewunderungswürdigen Divinationsgabe noch oft willkürlich<lb/> und ohne wissenschaftliche Berechtigung combinirte, dieselbe Arbeit wird jetzt mit<lb/> ungleich reicheret» Wissen um einer Fülle von Detail gewagt. Die Forschungen<lb/> Kubus sind bereits der Mittelpunkt geworden, von welchem ähnliche Arbeiten<lb/> befreundeter Forscher ausgehn, und es ist vorauszusehn, daß Umfang und<lb/> Bedeutung dieser Arbeiten im nächsten Jahrzehnt noch beträchtlich zunehmen.<lb/> Nun ist allerdings in dieser Richtung Einiges, was den Deutschen mit besonderem<lb/> Stolz erfüllen kann, denn nur bei uns ist so großartige Auffassung der hi¬<lb/> storischen Processe des Menschengeschlechts möglich. Aber auch zur Vorsicht<lb/> möchten wir mahnen. Nichts ist schwerer in seinem geschichtlichen Verlauf zu<lb/> erfassen, als die mythischen Anschauungen und Vorstellungen der Völker.<lb/> Denn hier ist ein unaufhörliches Unbilde» und Neuschaffen zu erklären, ein<lb/> geheimnißvolles Zerfließen und Zusammenballen luftiger Phantasiegebilde, viele<lb/> Processe des Geistes und Gemüths, welche uns niemals ganz durchsichtig werden<lb/> können. Und wie wenig von der unendlichen Masse des alten Mythenstoffes<lb/> ist uns erhalten, und in wie entstelltem Zustande ist das Meiste der einheimischen<lb/> Ueberlieferungen. So hat auch der größte Scharfsinn, das reichste Wissen<lb/> sich davor zu hüten, daß es nicht zu schnell combinire, oder einem blendenden<lb/> Lichtstrahl zu eilig folge. Vergleichende Mythologie ist für junge Gelehrte<lb/> ein gewagtes Studium, und Jedem, der damit umgeht, ist dringend zu wünschen<lb/> daß er wenigstens durch das reiche und sichere Wissen gekräftigt sei, welches<lb/> Adalbert Kühn auszeichnet. — Die vorliegenden Sagen, Gebräuche und Märchen<lb/> sind in derselben Weise geordnet, welche die früheren Arbeiten des Verfassers<lb/> werthvoll gemacht haben. Die reichen Citate, die fleißige Anführung ver¬<lb/> wandter Traditionen, viele schöne Untersuchungen, welche bescheiden angehängt<lb/> sind, machen das Werk zu einem unentbehrlichen Hilssvuch für alle weiteren<lb/> Sammlungen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker von Wil¬<lb/> helm M ann hardt. ErsterTheil. Die Götter. Berlin 1860. Heinrich<lb/> Schindler. Mit zahlreichen Holzschnitten.</head><lb/> <p xml:id="ID_182" next="#ID_183"> Eine ehrenwerthe und tüchtige Arbeit, welche nur an dein Umstand leidet,<lb/> daß sie als populäres Werk dem Leser zuviel Ernst zumuthet. als wissenschaft¬<lb/> liche Arbeit Einzelnes zu kurz behandelt, an manchen Stellen zu wenig be¬<lb/> gründet. Wer sich aber bei einigen Vorkenntnissen einen guten Ueberblick darüber<lb/> erwerben will, was bis jetzt von altdeutscher Mythologie gefunden ist, dem<lb/> darf man das Buch angelegentlich empfehlen. Eine längere Einleitung behandelt<lb/> das Wesen der Mythen und die Gesetze ihrer Entwicklung, dann folgt eine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0083]
sammlen Gottesglaubens, welchen die Völker Europas aus ihrer Urheimat im
Osten mitbrachten, sind aus der tiefen Dämmerung vergangener Jahrtausende,
wenigstens in der Hauptsache, zu erkennen. Was Kreuzer in seiner Mythologie und
Symbolik trotz einer bewunderungswürdigen Divinationsgabe noch oft willkürlich
und ohne wissenschaftliche Berechtigung combinirte, dieselbe Arbeit wird jetzt mit
ungleich reicheret» Wissen um einer Fülle von Detail gewagt. Die Forschungen
Kubus sind bereits der Mittelpunkt geworden, von welchem ähnliche Arbeiten
befreundeter Forscher ausgehn, und es ist vorauszusehn, daß Umfang und
Bedeutung dieser Arbeiten im nächsten Jahrzehnt noch beträchtlich zunehmen.
Nun ist allerdings in dieser Richtung Einiges, was den Deutschen mit besonderem
Stolz erfüllen kann, denn nur bei uns ist so großartige Auffassung der hi¬
storischen Processe des Menschengeschlechts möglich. Aber auch zur Vorsicht
möchten wir mahnen. Nichts ist schwerer in seinem geschichtlichen Verlauf zu
erfassen, als die mythischen Anschauungen und Vorstellungen der Völker.
Denn hier ist ein unaufhörliches Unbilde» und Neuschaffen zu erklären, ein
geheimnißvolles Zerfließen und Zusammenballen luftiger Phantasiegebilde, viele
Processe des Geistes und Gemüths, welche uns niemals ganz durchsichtig werden
können. Und wie wenig von der unendlichen Masse des alten Mythenstoffes
ist uns erhalten, und in wie entstelltem Zustande ist das Meiste der einheimischen
Ueberlieferungen. So hat auch der größte Scharfsinn, das reichste Wissen
sich davor zu hüten, daß es nicht zu schnell combinire, oder einem blendenden
Lichtstrahl zu eilig folge. Vergleichende Mythologie ist für junge Gelehrte
ein gewagtes Studium, und Jedem, der damit umgeht, ist dringend zu wünschen
daß er wenigstens durch das reiche und sichere Wissen gekräftigt sei, welches
Adalbert Kühn auszeichnet. — Die vorliegenden Sagen, Gebräuche und Märchen
sind in derselben Weise geordnet, welche die früheren Arbeiten des Verfassers
werthvoll gemacht haben. Die reichen Citate, die fleißige Anführung ver¬
wandter Traditionen, viele schöne Untersuchungen, welche bescheiden angehängt
sind, machen das Werk zu einem unentbehrlichen Hilssvuch für alle weiteren
Sammlungen.
Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker von Wil¬
helm M ann hardt. ErsterTheil. Die Götter. Berlin 1860. Heinrich
Schindler. Mit zahlreichen Holzschnitten.
Eine ehrenwerthe und tüchtige Arbeit, welche nur an dein Umstand leidet,
daß sie als populäres Werk dem Leser zuviel Ernst zumuthet. als wissenschaft¬
liche Arbeit Einzelnes zu kurz behandelt, an manchen Stellen zu wenig be¬
gründet. Wer sich aber bei einigen Vorkenntnissen einen guten Ueberblick darüber
erwerben will, was bis jetzt von altdeutscher Mythologie gefunden ist, dem
darf man das Buch angelegentlich empfehlen. Eine längere Einleitung behandelt
das Wesen der Mythen und die Gesetze ihrer Entwicklung, dann folgt eine
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