Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.um über Erhaltung eines gleichförmigen Tarifs, ohne welchen die Annäherung Ist von östreichischer Seite einstweilen kein überstürzender Einbruch in den um über Erhaltung eines gleichförmigen Tarifs, ohne welchen die Annäherung Ist von östreichischer Seite einstweilen kein überstürzender Einbruch in den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110411"/> <p xml:id="ID_137" prev="#ID_136"> um über Erhaltung eines gleichförmigen Tarifs, ohne welchen die Annäherung<lb/> nicht ausführbar wäre, und über gemeinschaftliche Verträge mit auswärtigen<lb/> Staaten, sowie über verwandte Gegenstände sich zu verständigen. Es ist jetzt<lb/> und vermuthlich noch lange nicht an der Zeit, Vorschläge in dieser Richtung<lb/> näher auszuführen; wir haben dieselben nur angedeutet, um zu zeigen, daß<lb/> wir uns gegen Oestreich nicht abstoßend verhalten, sondern nur die nothwen¬<lb/> dige wirthschaftliche Einigung Deutschlands von ihm nicht ebenso verderben<lb/> lassen möchten, wie es durch den Bundestag die politische Einigung bis jetzt<lb/> behandeln läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_138" next="#ID_139"> Ist von östreichischer Seite einstweilen kein überstürzender Einbruch in den<lb/> Zollverein zu fürchten, so ist von andrer Seite für den Augenblick nicht<lb/> viel zu hoffen. Außerhalb des Zollvereins stehn zur Zeit noch die deut¬<lb/> schen Länder Limburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, sammt<lb/> Lauenburg, und die nicht minder deutschen Städte Lübeck, Hamburg<lb/> und Bremen. Alle, mit einer Ausnahme, mit dem Meere verbunden,<lb/> die letztern - Vermittler des überseeischen Handels, Träger der Betheiligung<lb/> Deutschlands an dem Welthandel, und Hauptfactoren deutscher Seeschiffahrt.<lb/> Es bedarf wol kaum einer Auseinandersetzung — sie würde zudem schmerzlich<lb/> sein — daß und warum die Aufnahme von Limburg. Schleswig-Holstein und<lb/> Lauenburg in das deutsche Handelsgebict aussichtslos, eine Unterhandlung<lb/> darüber mit den betreffenden Bundesregierungen im Haag und in Kopenhagen<lb/> von Seiten Preußens für den Zollverein nicht einmal einzuleiten ist, so lange<lb/> Deutschland auf seiner gegenwärtigen Stufe des Ansehns und der Macht in<lb/> der europäischen Familie verharrt. Wird Deutschland stark, indem es gezwungen<lb/> wird, seine Kräfte zu sammeln und zu gebrauchen, dann, aber auch nur dann,<lb/> werden die schwächeren Nachbarn den Bund mit ihm aus dem politischen wie<lb/> auf dem wirthschaftlichen Gebiete schätzen und nachsuchen. So lange aber<lb/> Schleswig-Holstein und Lauenburg nebst Mecklenburg dem deutschen Handels-<lb/> gebicte nicht angehören, können die Hansestädte Lübeck und Hamburg nicht<lb/> beitreten, selbst wenn sie mehr als bisher sich dazu neigen sollten. In Meck¬<lb/> lenburg scheint die Erkenntniß der Vortheile, welche die Beseitigung der nach<lb/> dem alten Reichsfuße bestehenden, nicht Grenz-, sondern Orts- und sonstigen<lb/> Zollplackereien, der freie Verkehr auf dem deutschen Markte, und der Antheil<lb/> an dem Zollertrage des Vereins ihm bieten würden, mehr und mehr Boden<lb/> zu gewinnen. Bei sorgfältiger Beachtung und gehöriger Unterstützung dieser<lb/> Regungen dürfte Mecklenburg noch am ehesten veranlaßt werden, die Auf¬<lb/> nahme in den Zollverein nachzusuchen, der alsdann den Hansestädten Lübeck<lb/> und Hamburg einen Schritt näher treten würde. Bremen ist seit 1854 vom<lb/> Vereinsgebietc umgeben, und hier machen sich gegen den Beitritt zum Zoll¬<lb/> vereine die hanseatischen Bedenken geltend, welche übrig bleiben, wenn das</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
um über Erhaltung eines gleichförmigen Tarifs, ohne welchen die Annäherung
nicht ausführbar wäre, und über gemeinschaftliche Verträge mit auswärtigen
Staaten, sowie über verwandte Gegenstände sich zu verständigen. Es ist jetzt
und vermuthlich noch lange nicht an der Zeit, Vorschläge in dieser Richtung
näher auszuführen; wir haben dieselben nur angedeutet, um zu zeigen, daß
wir uns gegen Oestreich nicht abstoßend verhalten, sondern nur die nothwen¬
dige wirthschaftliche Einigung Deutschlands von ihm nicht ebenso verderben
lassen möchten, wie es durch den Bundestag die politische Einigung bis jetzt
behandeln läßt.
Ist von östreichischer Seite einstweilen kein überstürzender Einbruch in den
Zollverein zu fürchten, so ist von andrer Seite für den Augenblick nicht
viel zu hoffen. Außerhalb des Zollvereins stehn zur Zeit noch die deut¬
schen Länder Limburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, sammt
Lauenburg, und die nicht minder deutschen Städte Lübeck, Hamburg
und Bremen. Alle, mit einer Ausnahme, mit dem Meere verbunden,
die letztern - Vermittler des überseeischen Handels, Träger der Betheiligung
Deutschlands an dem Welthandel, und Hauptfactoren deutscher Seeschiffahrt.
Es bedarf wol kaum einer Auseinandersetzung — sie würde zudem schmerzlich
sein — daß und warum die Aufnahme von Limburg. Schleswig-Holstein und
Lauenburg in das deutsche Handelsgebict aussichtslos, eine Unterhandlung
darüber mit den betreffenden Bundesregierungen im Haag und in Kopenhagen
von Seiten Preußens für den Zollverein nicht einmal einzuleiten ist, so lange
Deutschland auf seiner gegenwärtigen Stufe des Ansehns und der Macht in
der europäischen Familie verharrt. Wird Deutschland stark, indem es gezwungen
wird, seine Kräfte zu sammeln und zu gebrauchen, dann, aber auch nur dann,
werden die schwächeren Nachbarn den Bund mit ihm aus dem politischen wie
auf dem wirthschaftlichen Gebiete schätzen und nachsuchen. So lange aber
Schleswig-Holstein und Lauenburg nebst Mecklenburg dem deutschen Handels-
gebicte nicht angehören, können die Hansestädte Lübeck und Hamburg nicht
beitreten, selbst wenn sie mehr als bisher sich dazu neigen sollten. In Meck¬
lenburg scheint die Erkenntniß der Vortheile, welche die Beseitigung der nach
dem alten Reichsfuße bestehenden, nicht Grenz-, sondern Orts- und sonstigen
Zollplackereien, der freie Verkehr auf dem deutschen Markte, und der Antheil
an dem Zollertrage des Vereins ihm bieten würden, mehr und mehr Boden
zu gewinnen. Bei sorgfältiger Beachtung und gehöriger Unterstützung dieser
Regungen dürfte Mecklenburg noch am ehesten veranlaßt werden, die Auf¬
nahme in den Zollverein nachzusuchen, der alsdann den Hansestädten Lübeck
und Hamburg einen Schritt näher treten würde. Bremen ist seit 1854 vom
Vereinsgebietc umgeben, und hier machen sich gegen den Beitritt zum Zoll¬
vereine die hanseatischen Bedenken geltend, welche übrig bleiben, wenn das
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