Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.Leistungen könnte durch einfache Zusammenstellung der Jnstructionen gezogen Wenn im Jahre 1852 Preußen selbst noch die Einstimmigkeit für giltige Gegenwärtig liegen die Dinge anders. Es find grade die auswärtigen Leistungen könnte durch einfache Zusammenstellung der Jnstructionen gezogen Wenn im Jahre 1852 Preußen selbst noch die Einstimmigkeit für giltige Gegenwärtig liegen die Dinge anders. Es find grade die auswärtigen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110402"/> <p xml:id="ID_118" prev="#ID_117"> Leistungen könnte durch einfache Zusammenstellung der Jnstructionen gezogen<lb/> werden. Die Controle, wie die Verwaltung, ist lediglich Sache der einzelnen<lb/> Regierungen. Kurz, die Organisation des Zollvereins ist noch lockerer als die<lb/> des Bundes, dessen Versammlung doch einen festen Sitz und wöchentliche<lb/> Sitzungen hat und während der Ferien einen Ausschuß zurückläßt. Man darf<lb/> nicht verkennen, daß aus bessern Grundlagen die Verträge nicht zum Abschlüsse<lb/> zu bringen waren, und daß die offenbaren Schwächen seiner Einrichtungen den<lb/> Gründern des Vereins nicht zum Vorwurfe gereichen. War es gelungen, die<lb/> Freiheit des Verkehrs, wenn auch mit Ausnahmen, unter deutschen Ländern<lb/> herzustellen, letztere dem Auslande gegenüber als eine handelspolitische Einheit<lb/> auftreten zu lassen; war dies gelungen, indem man sich über Zollgesetz, Cartel,<lb/> Tarif, Vertheilung der Einnahmen und über andere wichtige Erfordernisse ver¬<lb/> ständigte, so mochten immerhin den starken Vorurtheilen, welche die sogenannte<lb/> Souveränetät und Selbständigkeit des Einzclstnates ängstlich wahren zu müssen,<lb/> ihr nichts vergeben zu dürfen glaubten, Concessionen gemacht werden. Wurde<lb/> dadurch der Entwicklungsgang des deutschen Zollverbandes aufgehalten, so<lb/> durfte man doch mit Zuversicht erwarten, daß durch die wachsende Macht der<lb/> Interessen, durch deren innige materielle Verbindung, das Band innerlich ge¬<lb/> festigt werden würde, und daß die Zeit, ihre Erscheinungen und Bedürfnisse die<lb/> particnlaristische Scheu vor einer brauchbaren Organisation überwinden müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_119"> Wenn im Jahre 1852 Preußen selbst noch die Einstimmigkeit für giltige<lb/> Beschlüsse der Generalconferenzcn aufrecht erhielt, und der Meinung war, man<lb/> dürfe nur guten Willen schaffen, um eine wirkliche Unanimität, Ein Herz<lb/> und Eine Seele, den sämmtlichen Gliedern einzuhauchen, — wenn damals<lb/> Preußen selbst die Erweiterung der Kompetenz der ständigen Behörde ablehnte,<lb/> so wollen wir darüber keinen Tadel nussprechen. Bei den damaligen Unter¬<lb/> handlungen stand im Vordergrunde die Erweiterung des Gebietes mittelst<lb/> Aufnahme des Stenervereins in den Zollverein; es wäre nicht zweckmäßig<lb/> gewesen, die Frage der Organisation gleichzeitig zur Entscheidung zu bringen,<lb/> und dadurch die Empfindlichkeit der Darmstädter noch stärker zu reizen, als es<lb/> durch die zum Zwecke der Aufnahme des Steuervereins nothwendigen Schritte<lb/> Preußens ohnehin schon geschehn war.</p><lb/> <p xml:id="ID_120" next="#ID_121"> Gegenwärtig liegen die Dinge anders. Es find grade die auswärtigen<lb/> Angelegenheiten des Zollvereins, welche den, früher gegen Preußen vereinigten<lb/> Regierungen Anlaß geben, über die Lücken und Mängel der bestehenden Ein¬<lb/> richtungen zu klagen. Sie suchen Mittel und Wege, ihre Anliegen bei den<lb/> bevorstehenden Unterhandlungen über einen Handelsvertrag mit Frankreich gel¬<lb/> tend zu machen; sie werden daher ihre Zustimmung nicht wol versagen dürfen,<lb/> wenn die Verwaltung des Zollvereins bei Erneuerung der Verträge in einer<lb/> ihren berechtigten Anforderungen entsprechenden Weise geordnet wird. Dies</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
Leistungen könnte durch einfache Zusammenstellung der Jnstructionen gezogen
werden. Die Controle, wie die Verwaltung, ist lediglich Sache der einzelnen
Regierungen. Kurz, die Organisation des Zollvereins ist noch lockerer als die
des Bundes, dessen Versammlung doch einen festen Sitz und wöchentliche
Sitzungen hat und während der Ferien einen Ausschuß zurückläßt. Man darf
nicht verkennen, daß aus bessern Grundlagen die Verträge nicht zum Abschlüsse
zu bringen waren, und daß die offenbaren Schwächen seiner Einrichtungen den
Gründern des Vereins nicht zum Vorwurfe gereichen. War es gelungen, die
Freiheit des Verkehrs, wenn auch mit Ausnahmen, unter deutschen Ländern
herzustellen, letztere dem Auslande gegenüber als eine handelspolitische Einheit
auftreten zu lassen; war dies gelungen, indem man sich über Zollgesetz, Cartel,
Tarif, Vertheilung der Einnahmen und über andere wichtige Erfordernisse ver¬
ständigte, so mochten immerhin den starken Vorurtheilen, welche die sogenannte
Souveränetät und Selbständigkeit des Einzclstnates ängstlich wahren zu müssen,
ihr nichts vergeben zu dürfen glaubten, Concessionen gemacht werden. Wurde
dadurch der Entwicklungsgang des deutschen Zollverbandes aufgehalten, so
durfte man doch mit Zuversicht erwarten, daß durch die wachsende Macht der
Interessen, durch deren innige materielle Verbindung, das Band innerlich ge¬
festigt werden würde, und daß die Zeit, ihre Erscheinungen und Bedürfnisse die
particnlaristische Scheu vor einer brauchbaren Organisation überwinden müssen.
Wenn im Jahre 1852 Preußen selbst noch die Einstimmigkeit für giltige
Beschlüsse der Generalconferenzcn aufrecht erhielt, und der Meinung war, man
dürfe nur guten Willen schaffen, um eine wirkliche Unanimität, Ein Herz
und Eine Seele, den sämmtlichen Gliedern einzuhauchen, — wenn damals
Preußen selbst die Erweiterung der Kompetenz der ständigen Behörde ablehnte,
so wollen wir darüber keinen Tadel nussprechen. Bei den damaligen Unter¬
handlungen stand im Vordergrunde die Erweiterung des Gebietes mittelst
Aufnahme des Stenervereins in den Zollverein; es wäre nicht zweckmäßig
gewesen, die Frage der Organisation gleichzeitig zur Entscheidung zu bringen,
und dadurch die Empfindlichkeit der Darmstädter noch stärker zu reizen, als es
durch die zum Zwecke der Aufnahme des Steuervereins nothwendigen Schritte
Preußens ohnehin schon geschehn war.
Gegenwärtig liegen die Dinge anders. Es find grade die auswärtigen
Angelegenheiten des Zollvereins, welche den, früher gegen Preußen vereinigten
Regierungen Anlaß geben, über die Lücken und Mängel der bestehenden Ein¬
richtungen zu klagen. Sie suchen Mittel und Wege, ihre Anliegen bei den
bevorstehenden Unterhandlungen über einen Handelsvertrag mit Frankreich gel¬
tend zu machen; sie werden daher ihre Zustimmung nicht wol versagen dürfen,
wenn die Verwaltung des Zollvereins bei Erneuerung der Verträge in einer
ihren berechtigten Anforderungen entsprechenden Weise geordnet wird. Dies
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