Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.Die letzten zwei Jahre der mistlilirtigen Politik Preußens. L -IttU "liKÜNÄ'.,t<t-'!M! -c.-i-'!,",'^ '-p<I.dz-!-!-'."''.- -del.et^ass'! MZk^ l'/'et, Zwei Jahre sind verflossen, seit das gegenwärtige preußische Ministerium Grenzboten IV. 1660, 54
Die letzten zwei Jahre der mistlilirtigen Politik Preußens. L -IttU »liKÜNÄ'.,t<t-'!M! -c.-i-'!,«,'^ '-p<I.dz-!-!-'."''.- -del.et^ass'! MZk^ l'/'et, Zwei Jahre sind verflossen, seit das gegenwärtige preußische Ministerium Grenzboten IV. 1660, 54
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0437" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110785"/> </div> <div n="1"> <head> Die letzten zwei Jahre der mistlilirtigen Politik Preußens.<lb/> L -IttU »liKÜNÄ'.,t<t-'!M! -c.-i-'!,«,'^ '-p<I.dz-!-!-'."''.- -del.et^ass'! MZk^ l'/'et,</head><lb/> <p xml:id="ID_1332" next="#ID_1333"> Zwei Jahre sind verflossen, seit das gegenwärtige preußische Ministerium<lb/> ins Amt trat, und es scheint an der Zeit, einen prüfenden Rückblick auf<lb/> seine bisherige Thätigkeit zu werfen. Selten hat eine Verwaltung unter so<lb/> günstigen Umständen die Leitung der Geschäfte übernommen : das Laud athmete<lb/> auf nach dem langjährigen Druck einer Reaction, welche im Innern jede ge¬<lb/> deihliche Entwicklung gehemmt, nach Außen Preußen eine Reihe schwerer De¬<lb/> müthigungen bereitet hatte; die freiwillige Berufung neuer Rathgeber der<lb/> Krone wurde mit Jubel begrüßt, die besten Dispositionen kamen denselben<lb/> entgegen, die Wahlen zum Abgeordnetenhause brachten ihnen eine unzweifel¬<lb/> hafte Majorität, durch ganz Deutschland zog ein frischer Zug neuen Hoffens.<lb/> Was hat das Ministerium unter so günstigen Bedingungen geleistet? Im<lb/> Innern unzweifelhaft viel. Wenn sich auch die nöthige Entschiedenheit dem<lb/> Herrenhause gegenüber vermissen ließ, wenn den widerwilligen Oberpräsidenten<lb/> nicht genug Ernst gezeigt wurde, so waren doch die Fortschritte und Resultate<lb/> bedeutend: freie Presse, freie Wahlen, freie Religionsübung wurden allge¬<lb/> mein als Wohlthat anerkannt. Anders in der auswärtigen Politik, in welcher<lb/> sich der Bruch mit dem alten Systeme am entschiedensten zeigen sollte und<lb/> die durch die Gewalt der Ereignisse zur wichtigsten Angelegenheit des Staates<lb/> wurde. Grade in den auswärtigen Fragen hatten die Männer, welche ans<lb/> Ruder kamen, das Ministerium Manteuffel am schärfsten getadelt, unermüdlich<lb/> hatte das preußische Wochenblatt auf die Schmach von Olmütz. auf Schles¬<lb/> wig-Holstein und Kurhessen hingewiesen. Um so lebendiger mußte im No-<lb/> vember 1858 die Hoffnung sich regen, daß eine energische Politik Preußen<lb/> wieder nach außen heben werde: die Ansprache des Regenten an seine<lb/> neuen Räthe schien dies zu verheißen; das dänische Cabinet zeigte sich,<lb/> noch ehe von Berlin aus ein Schritt geschehen, nachgiebig und hob die<lb/> Gesammtverfassung für Holstein und Lauenburg aus. Diese Hoffnung ist<lb/> getäuscht worden; kaum jemand wird sich finden, den die preußische aus¬<lb/> wärtige Politik befriedigte, und mühsam arbeitete nur die Preußische Zei¬<lb/> tung an der undankbaren Ausgabe, jedes Thun oder Nichtthun der Re¬<lb/> gierung zu rechtfertigen. Die liberale Partei empfindet dies lebhafter und<lb/> schmerzlicher als jede andre, aber wir finden bei ihr nicht immer Klarheit über<lb/> die einschlagenden Verhältnisse. Dies hat namentlich die letzte Sitzung des<lb/> Abgeordnetenhauses gezeigt, Und doch ist es für die Zukunft von größter Wich-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1660, 54</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0437]
Die letzten zwei Jahre der mistlilirtigen Politik Preußens.
L -IttU »liKÜNÄ'.,t<t-'!M! -c.-i-'!,«,'^ '-p<I.dz-!-!-'."''.- -del.et^ass'! MZk^ l'/'et,
Zwei Jahre sind verflossen, seit das gegenwärtige preußische Ministerium
ins Amt trat, und es scheint an der Zeit, einen prüfenden Rückblick auf
seine bisherige Thätigkeit zu werfen. Selten hat eine Verwaltung unter so
günstigen Umständen die Leitung der Geschäfte übernommen : das Laud athmete
auf nach dem langjährigen Druck einer Reaction, welche im Innern jede ge¬
deihliche Entwicklung gehemmt, nach Außen Preußen eine Reihe schwerer De¬
müthigungen bereitet hatte; die freiwillige Berufung neuer Rathgeber der
Krone wurde mit Jubel begrüßt, die besten Dispositionen kamen denselben
entgegen, die Wahlen zum Abgeordnetenhause brachten ihnen eine unzweifel¬
hafte Majorität, durch ganz Deutschland zog ein frischer Zug neuen Hoffens.
Was hat das Ministerium unter so günstigen Bedingungen geleistet? Im
Innern unzweifelhaft viel. Wenn sich auch die nöthige Entschiedenheit dem
Herrenhause gegenüber vermissen ließ, wenn den widerwilligen Oberpräsidenten
nicht genug Ernst gezeigt wurde, so waren doch die Fortschritte und Resultate
bedeutend: freie Presse, freie Wahlen, freie Religionsübung wurden allge¬
mein als Wohlthat anerkannt. Anders in der auswärtigen Politik, in welcher
sich der Bruch mit dem alten Systeme am entschiedensten zeigen sollte und
die durch die Gewalt der Ereignisse zur wichtigsten Angelegenheit des Staates
wurde. Grade in den auswärtigen Fragen hatten die Männer, welche ans
Ruder kamen, das Ministerium Manteuffel am schärfsten getadelt, unermüdlich
hatte das preußische Wochenblatt auf die Schmach von Olmütz. auf Schles¬
wig-Holstein und Kurhessen hingewiesen. Um so lebendiger mußte im No-
vember 1858 die Hoffnung sich regen, daß eine energische Politik Preußen
wieder nach außen heben werde: die Ansprache des Regenten an seine
neuen Räthe schien dies zu verheißen; das dänische Cabinet zeigte sich,
noch ehe von Berlin aus ein Schritt geschehen, nachgiebig und hob die
Gesammtverfassung für Holstein und Lauenburg aus. Diese Hoffnung ist
getäuscht worden; kaum jemand wird sich finden, den die preußische aus¬
wärtige Politik befriedigte, und mühsam arbeitete nur die Preußische Zei¬
tung an der undankbaren Ausgabe, jedes Thun oder Nichtthun der Re¬
gierung zu rechtfertigen. Die liberale Partei empfindet dies lebhafter und
schmerzlicher als jede andre, aber wir finden bei ihr nicht immer Klarheit über
die einschlagenden Verhältnisse. Dies hat namentlich die letzte Sitzung des
Abgeordnetenhauses gezeigt, Und doch ist es für die Zukunft von größter Wich-
Grenzboten IV. 1660, 54
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