Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.sämmtliche nicht preußische Armeen z. B. unter einen hannöverischen, und die ge- Wenn die preußischen Minister geneigt sein sollten, nnter dem Einfluß der ber¬ Nun wird freilich der Vorschlag von Preuße" abgelehnt werden und demnach Aber politisch liegt ein wirklicher Gedanke zu Grunde. Der Würzburger Verein In Berlin ist man sehr geneigt, über alles was komisch klingt zu lachen, und Diese Erwägung kann auch den Entschluß erleichtern, den man früher zu fassen Verantwortlicher Redacteur: or. Morip Busch. Verlag von F. L. Herbig -- Druck von C.. E. Elbert in Leipzig. sämmtliche nicht preußische Armeen z. B. unter einen hannöverischen, und die ge- Wenn die preußischen Minister geneigt sein sollten, nnter dem Einfluß der ber¬ Nun wird freilich der Vorschlag von Preuße» abgelehnt werden und demnach Aber politisch liegt ein wirklicher Gedanke zu Grunde. Der Würzburger Verein In Berlin ist man sehr geneigt, über alles was komisch klingt zu lachen, und Diese Erwägung kann auch den Entschluß erleichtern, den man früher zu fassen Verantwortlicher Redacteur: or. Morip Busch. Verlag von F. L. Herbig — Druck von C.. E. Elbert in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0332" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110680"/> <p xml:id="ID_984" prev="#ID_983"> sämmtliche nicht preußische Armeen z. B. unter einen hannöverischen, und die ge-<lb/> sammte Bundesarmce mit Inbegriff der preußischen unter einen bayerschen Oberbe¬<lb/> fehlshaber gestellt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_985"> Wenn die preußischen Minister geneigt sein sollten, nnter dem Einfluß der ber¬<lb/> liner Luft ihren politischen Einfluß zu hoch anzuschlagen, so mögen sie Folgendes<lb/> erwägen: — so etwas ist Preußen unter dem Ministerium Manteuffel nicht geboten<lb/> worden!</p><lb/> <p xml:id="ID_986"> Nun wird freilich der Vorschlag von Preuße» abgelehnt werden und demnach<lb/> nicht in Wirksamkeit treten. Aber er genügt doch, um den politischen Gedanken<lb/> kenntlich zu machen, welcher die Würzburger Verhandlung geleitet hat. Vom mili¬<lb/> tärischen Standpunkt wird es gewiß keiner vertheidigen, daß die Armcctheilung auf<lb/> die eine Seite die Truppen des östliche» und westlichen Preußen wirft, welche geo¬<lb/> graphisch von einander getrennt sind, auf die andre Seite Bundestruppen aus weit<lb/> von einander liegenden Ländern, von denen jedes sein eignes Selbstgefühl hat! —<lb/> wenn es schon dem preußischen Oberbefehlshaber nicht leicht werden wird, gegen die<lb/> Hannoveraner das nöthige Ansehn zu behaupten, so wird es einem bayerschen Ober¬<lb/> befehlshaber noch schwerer fallen. Militärisch betrachtet, enthält also der Würzburger<lb/> Entwurf nicht eine Organisation, sondern eine Desorganisation.</p><lb/> <p xml:id="ID_987"> Aber politisch liegt ein wirklicher Gedanke zu Grunde. Der Würzburger Verein<lb/> will in dem zu erwartenden Kriege durch Trennung seiner Macht von der preußischen<lb/> zwischen den hauptsächlich kriegführenden Parteien militärisch eine unabhängige mitt¬<lb/> lere Stellung einnehmen und dieselbe unter dem Eintritt gewisser Eventualitäten<lb/> geltend machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_988"> In Berlin ist man sehr geneigt, über alles was komisch klingt zu lachen, und<lb/> sich dadurch den lästigen Gedanken vom Hals zu schaffen. Man wird auch über den<lb/> Würzburger Entwurf lachen. Es liegt aber ein sehr tiefer Ernst dahinter, über den<lb/> man gründlich nachdenken sollte, ehe man in den französischen Krieg taumelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_989"> Diese Erwägung kann auch den Entschluß erleichtern, den man früher zu fassen<lb/> hat, ehe das Frühjahr uns den Krieg bringt. Nicht morgen, sondern heute hat die<lb/> preußische Regierung sich darüber zu entscheide», wie sie sich in den kurhcssischen<lb/> Händeln zu verhalten gedenkt. Zeit genug hat sie gehabt, sich die Sache zu über¬<lb/> legen ', zu unserm tiefen Bedauern hat der Herr Minister der auswärtigen Angelegen¬<lb/> heiten eine Zeit lang das Bette hüten müssen, aber in dieser Periode wird doch wol<lb/> der Eine oder der Andre gewesen sein, der sich der Geschäfte angenommen hat. Wenn<lb/> wir den inspirirter Federn trauen dürfen, so fängt man schon an, die Sache sehr un¬<lb/> bequem und unbehaglich zu finden: man möchte wünschen, daß sie gar nicht da wäre,<lb/> oder wenigstens auf die eine oder andre Weise hinausgeschoben werden könnte. Unan¬<lb/> genehm ist sie, verdrießlich ist sie, aber sie ist da und hinauszuschieben ist sie auch<lb/> nicht. Die Vcrurcheilung der vlmützer Politik war das Schibolet, welches die<lb/> verschiedenen Fractionen der gegenwärtigen Regierungen zusammenbrachte: möge das<lb/> Ministerium nicht vergessen, daß Olmütz kein lokaler Begriff ist, daß die Niederlage<lb/> Preußens in Kurhessen stattfand, und daß ein zweites Brandmal von der preußischen<lb/><note type="byline"> f s</note> Politik schwerer abzuwischen sein würde als das erste. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: or. Morip Busch.<lb/> Verlag von F. L. Herbig — Druck von C.. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0332]
sämmtliche nicht preußische Armeen z. B. unter einen hannöverischen, und die ge-
sammte Bundesarmce mit Inbegriff der preußischen unter einen bayerschen Oberbe¬
fehlshaber gestellt wird.
Wenn die preußischen Minister geneigt sein sollten, nnter dem Einfluß der ber¬
liner Luft ihren politischen Einfluß zu hoch anzuschlagen, so mögen sie Folgendes
erwägen: — so etwas ist Preußen unter dem Ministerium Manteuffel nicht geboten
worden!
Nun wird freilich der Vorschlag von Preuße» abgelehnt werden und demnach
nicht in Wirksamkeit treten. Aber er genügt doch, um den politischen Gedanken
kenntlich zu machen, welcher die Würzburger Verhandlung geleitet hat. Vom mili¬
tärischen Standpunkt wird es gewiß keiner vertheidigen, daß die Armcctheilung auf
die eine Seite die Truppen des östliche» und westlichen Preußen wirft, welche geo¬
graphisch von einander getrennt sind, auf die andre Seite Bundestruppen aus weit
von einander liegenden Ländern, von denen jedes sein eignes Selbstgefühl hat! —
wenn es schon dem preußischen Oberbefehlshaber nicht leicht werden wird, gegen die
Hannoveraner das nöthige Ansehn zu behaupten, so wird es einem bayerschen Ober¬
befehlshaber noch schwerer fallen. Militärisch betrachtet, enthält also der Würzburger
Entwurf nicht eine Organisation, sondern eine Desorganisation.
Aber politisch liegt ein wirklicher Gedanke zu Grunde. Der Würzburger Verein
will in dem zu erwartenden Kriege durch Trennung seiner Macht von der preußischen
zwischen den hauptsächlich kriegführenden Parteien militärisch eine unabhängige mitt¬
lere Stellung einnehmen und dieselbe unter dem Eintritt gewisser Eventualitäten
geltend machen.
In Berlin ist man sehr geneigt, über alles was komisch klingt zu lachen, und
sich dadurch den lästigen Gedanken vom Hals zu schaffen. Man wird auch über den
Würzburger Entwurf lachen. Es liegt aber ein sehr tiefer Ernst dahinter, über den
man gründlich nachdenken sollte, ehe man in den französischen Krieg taumelt.
Diese Erwägung kann auch den Entschluß erleichtern, den man früher zu fassen
hat, ehe das Frühjahr uns den Krieg bringt. Nicht morgen, sondern heute hat die
preußische Regierung sich darüber zu entscheide», wie sie sich in den kurhcssischen
Händeln zu verhalten gedenkt. Zeit genug hat sie gehabt, sich die Sache zu über¬
legen ', zu unserm tiefen Bedauern hat der Herr Minister der auswärtigen Angelegen¬
heiten eine Zeit lang das Bette hüten müssen, aber in dieser Periode wird doch wol
der Eine oder der Andre gewesen sein, der sich der Geschäfte angenommen hat. Wenn
wir den inspirirter Federn trauen dürfen, so fängt man schon an, die Sache sehr un¬
bequem und unbehaglich zu finden: man möchte wünschen, daß sie gar nicht da wäre,
oder wenigstens auf die eine oder andre Weise hinausgeschoben werden könnte. Unan¬
genehm ist sie, verdrießlich ist sie, aber sie ist da und hinauszuschieben ist sie auch
nicht. Die Vcrurcheilung der vlmützer Politik war das Schibolet, welches die
verschiedenen Fractionen der gegenwärtigen Regierungen zusammenbrachte: möge das
Ministerium nicht vergessen, daß Olmütz kein lokaler Begriff ist, daß die Niederlage
Preußens in Kurhessen stattfand, und daß ein zweites Brandmal von der preußischen
f s Politik schwerer abzuwischen sein würde als das erste.
Verantwortlicher Redacteur: or. Morip Busch.
Verlag von F. L. Herbig — Druck von C.. E. Elbert in Leipzig.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |