Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.eine prononcirt deutsche sei, sicher aller ist die große Mehrzahl der Bürger Ganz besonders bezeichnend war ein Vorfall, der im letztvergangnen Juli Nicht weniger stark ist, wie eine Zuschrift vom ersten August dieses Jahres eine prononcirt deutsche sei, sicher aller ist die große Mehrzahl der Bürger Ganz besonders bezeichnend war ein Vorfall, der im letztvergangnen Juli Nicht weniger stark ist, wie eine Zuschrift vom ersten August dieses Jahres <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110378"/> <p xml:id="ID_47" prev="#ID_46"> eine prononcirt deutsche sei, sicher aller ist die große Mehrzahl der Bürger<lb/> schaft und die bei Weitem überwiegende Masse der jüngeren Generation ent¬<lb/> schieden antidänisch.</p><lb/> <p xml:id="ID_48"> Ganz besonders bezeichnend war ein Vorfall, der im letztvergangnen Juli<lb/> im Kreise der Se. Nicolai Schützengilde stattfand. Diese Gesellschaft ist nicht<lb/> nur an Zahl die stärkste ihrer Art in Flensburg, sondern erfreute sich auch<lb/> bisher des Rufes, ein starkes Bouquet dänischer Loyalität zu besitzen. Der<lb/> König war Patron und erstes Mitglied, der Gilde, der Oberpräsident von<lb/> Flensburg und zahlreiche andere höhere und niedere Beamte befanden sich<lb/> darin, und die Bürger, die sich betheiligten, standen ebenso wenig im Geruch<lb/> zur Opposition gegen Dänemark zu gehören. Da mußte es Wunder nehmen,<lb/> daß, als vor einigen Monaten der Rector des flensburger Gymnasiums, ein<lb/> gewisser Simensen, der ultradänische Anschauungen zum Besten zu geben, liebt,<lb/> die deutsche Partei zu denunciren für gut fand, eine beträchtliche Anzahl von<lb/> Mitgliedern dies als ein Aergerniß aufnahmen. Es sollte aber besser kommen.<lb/> Ein Mitglied der Gesellschaft, der Goldschmied Beyrcis hatte sich unterfangen,<lb/> die dänischen Beamten in der Stadt insgesammt als Spione und Denucian-<lb/> ten zu bezeichnen. Dies war höhern Orts hinterbracht worden, und es war dort<lb/> beschlossen, eclatante Genugthuung zu fordern. In einer am 1Ä. Juli abge-<lb/> haltnen Generalversammlung der Gesellschaft theilte der Oberpräsident v. Ro¬<lb/> sen im Namen des Königs mit, daß jene Aeußerung das Allerhöchste Mißfal¬<lb/> len erregt und Se. Majestät beschlossen habe, aus der Gilde auszutreten, wo¬<lb/> fern Bcyreis nicht ausgeschlossen werde. Man stimmte sofort darüber ab,<lb/> und jetzt ergab sich, daß die Gesellschaft bei Weitem weniger als man ge¬<lb/> glaubt, das Lob loyaler Gesinnung verdiente. Zur Exclusion des kecken Gold¬<lb/> schmieds war eine Zmcidrittelsmajorität erforderlich, es fanden sich aber von<lb/> 80 Stimmen nur 40. die, natürlich meist Beamten angehörig, für dieselbe<lb/> waren. So mußte statt des Goldschmieds der König austreten, ihm folgten<lb/> sämmtliche Beamte, und die Gesellschaft wurde von der Polizei geschlossen.<lb/> Bemerkungen hierzu sind wol überflüssig.</p><lb/> <p xml:id="ID_49" next="#ID_50"> Nicht weniger stark ist, wie eine Zuschrift vom ersten August dieses Jahres<lb/> uns meldet, die Opposition gegen die Danisirung unter den Deutschen in Apen-<lb/> rade, wo das aufdringliche Dänenthum allerdings in besonders widerwärti¬<lb/> ger Art sich geltend macht. Nach dem Kriege sollte in den Schulen Deutsch<lb/> die Haupisprache sein, jetzt wird in den Elementarclassen nur Dänisch, in den<lb/> obern nur zwei Stunden wöchentlich Deutsch gelehrt. Die Nectorschule. welcher ein<lb/> ehemaliger dänischer Lieutenant vorsteht, der gegen den Wortlaut des Gesetzes<lb/> nicht einmal das theologische Kandidaten - Examen gemacht hat, ist so herab-<lb/> gekonunen, daß, nährend sie früher von vielen Auswärtigen besucht war, je'tzt<lb/> selbst Einheimische ihre Kinder anderwärts unterrichten lassen. Statt der denk-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
eine prononcirt deutsche sei, sicher aller ist die große Mehrzahl der Bürger
schaft und die bei Weitem überwiegende Masse der jüngeren Generation ent¬
schieden antidänisch.
Ganz besonders bezeichnend war ein Vorfall, der im letztvergangnen Juli
im Kreise der Se. Nicolai Schützengilde stattfand. Diese Gesellschaft ist nicht
nur an Zahl die stärkste ihrer Art in Flensburg, sondern erfreute sich auch
bisher des Rufes, ein starkes Bouquet dänischer Loyalität zu besitzen. Der
König war Patron und erstes Mitglied, der Gilde, der Oberpräsident von
Flensburg und zahlreiche andere höhere und niedere Beamte befanden sich
darin, und die Bürger, die sich betheiligten, standen ebenso wenig im Geruch
zur Opposition gegen Dänemark zu gehören. Da mußte es Wunder nehmen,
daß, als vor einigen Monaten der Rector des flensburger Gymnasiums, ein
gewisser Simensen, der ultradänische Anschauungen zum Besten zu geben, liebt,
die deutsche Partei zu denunciren für gut fand, eine beträchtliche Anzahl von
Mitgliedern dies als ein Aergerniß aufnahmen. Es sollte aber besser kommen.
Ein Mitglied der Gesellschaft, der Goldschmied Beyrcis hatte sich unterfangen,
die dänischen Beamten in der Stadt insgesammt als Spione und Denucian-
ten zu bezeichnen. Dies war höhern Orts hinterbracht worden, und es war dort
beschlossen, eclatante Genugthuung zu fordern. In einer am 1Ä. Juli abge-
haltnen Generalversammlung der Gesellschaft theilte der Oberpräsident v. Ro¬
sen im Namen des Königs mit, daß jene Aeußerung das Allerhöchste Mißfal¬
len erregt und Se. Majestät beschlossen habe, aus der Gilde auszutreten, wo¬
fern Bcyreis nicht ausgeschlossen werde. Man stimmte sofort darüber ab,
und jetzt ergab sich, daß die Gesellschaft bei Weitem weniger als man ge¬
glaubt, das Lob loyaler Gesinnung verdiente. Zur Exclusion des kecken Gold¬
schmieds war eine Zmcidrittelsmajorität erforderlich, es fanden sich aber von
80 Stimmen nur 40. die, natürlich meist Beamten angehörig, für dieselbe
waren. So mußte statt des Goldschmieds der König austreten, ihm folgten
sämmtliche Beamte, und die Gesellschaft wurde von der Polizei geschlossen.
Bemerkungen hierzu sind wol überflüssig.
Nicht weniger stark ist, wie eine Zuschrift vom ersten August dieses Jahres
uns meldet, die Opposition gegen die Danisirung unter den Deutschen in Apen-
rade, wo das aufdringliche Dänenthum allerdings in besonders widerwärti¬
ger Art sich geltend macht. Nach dem Kriege sollte in den Schulen Deutsch
die Haupisprache sein, jetzt wird in den Elementarclassen nur Dänisch, in den
obern nur zwei Stunden wöchentlich Deutsch gelehrt. Die Nectorschule. welcher ein
ehemaliger dänischer Lieutenant vorsteht, der gegen den Wortlaut des Gesetzes
nicht einmal das theologische Kandidaten - Examen gemacht hat, ist so herab-
gekonunen, daß, nährend sie früher von vielen Auswärtigen besucht war, je'tzt
selbst Einheimische ihre Kinder anderwärts unterrichten lassen. Statt der denk-
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