gestoßen, am ersten December aber sind Sodom und Gomorrha untergegangen. Saxievti sat! Und überdies hat der altgläubige Bauer in ganz Deutschland, ja selbst der Türke und Araber seine Schwert- und Unglückstage.
In Tirol kennt man nicht weniger als 28 Schwendtage, und außerdem sind noch unglücklich der 17. und 18, Januar, der 8. und 16. Februar, der 3. 12. 13. und 25. März, der 1. 3. 15. und 18. April, der 10. 17. und 30. Mai. der 1. und 7. Juni, der 1. 5. und 6. Juli, der 1. 7. und 17. August, der 1. 2. 15. und 30. September, der 11. und 17. November und der 1. und 7. December.
Fast allenthalben in Nord- und Süddeutschland galten und gelten unter den Abergläubischen noch jetzt Montag, Mittwoch und Sonnabend, ganz be¬ sonders aber die Donnerstage für Unheilstage, an denen keine Hochzeit ge¬ feiert, keine Reise unternommen. Kinder nicht zum ersten Mal in die Schule geschickt, kein Holz gehauen, kein Dünger aufs Feld gebracht und überhaupt nichts von Bedeutung unternommen werden darf.
Unter den ägyptischen Arabern hält man den Sonntag für unglücklich, weil in einer Sonntagsnacht der Prophet gestorben ist, den Dienstag, weil an ihm mehre große Märtyrer getödtet worden sind; der unheilvollste aller Wo¬ chentage aber ist der Sonnabend, an dem kein Verständiger eine Reise anzu¬ treten, sich zu rasiren. die Nägel zu verschneiden oder eine gerichtliche Klage anzubringen wagt. Vor allen Tagen des Jahres verhnngnißvoll endlich ist die letzte Mittwoch im Monat Ssasar. an welcher viele nicht einmal gern das Haus verlassen, da an diesem Tage allerlei Unglück die Menschen befalle. Die letzte Meinung ist sehr alt, da sie schon von Muhammed verdammt wurde. Auch die deutschen Schwendtage stammen wol aus alter, zum Theil selbst aus vorchristlicher Zeit, wenn sich auch nicht mehr finden läßt, weshalb sie ursprünglich geächtet wurden.
Bon der preußischen Grenze.
Mehr als die eigentliche Politik beschäftigt die Presse in diesem Augenblick das Wuthgeschrei, welches von jenseit des Canals zu uns herüberschallt. Wir dürfen nicht erst sagen, daß wir die stärksten Ausdrücke, welche man gegen "Times" und Konsorten anwendet, vollständig unterschreiben. Wenn man sagt, die englischen
Grenzboten IV. 1360. 30
gestoßen, am ersten December aber sind Sodom und Gomorrha untergegangen. Saxievti sat! Und überdies hat der altgläubige Bauer in ganz Deutschland, ja selbst der Türke und Araber seine Schwert- und Unglückstage.
In Tirol kennt man nicht weniger als 28 Schwendtage, und außerdem sind noch unglücklich der 17. und 18, Januar, der 8. und 16. Februar, der 3. 12. 13. und 25. März, der 1. 3. 15. und 18. April, der 10. 17. und 30. Mai. der 1. und 7. Juni, der 1. 5. und 6. Juli, der 1. 7. und 17. August, der 1. 2. 15. und 30. September, der 11. und 17. November und der 1. und 7. December.
Fast allenthalben in Nord- und Süddeutschland galten und gelten unter den Abergläubischen noch jetzt Montag, Mittwoch und Sonnabend, ganz be¬ sonders aber die Donnerstage für Unheilstage, an denen keine Hochzeit ge¬ feiert, keine Reise unternommen. Kinder nicht zum ersten Mal in die Schule geschickt, kein Holz gehauen, kein Dünger aufs Feld gebracht und überhaupt nichts von Bedeutung unternommen werden darf.
Unter den ägyptischen Arabern hält man den Sonntag für unglücklich, weil in einer Sonntagsnacht der Prophet gestorben ist, den Dienstag, weil an ihm mehre große Märtyrer getödtet worden sind; der unheilvollste aller Wo¬ chentage aber ist der Sonnabend, an dem kein Verständiger eine Reise anzu¬ treten, sich zu rasiren. die Nägel zu verschneiden oder eine gerichtliche Klage anzubringen wagt. Vor allen Tagen des Jahres verhnngnißvoll endlich ist die letzte Mittwoch im Monat Ssasar. an welcher viele nicht einmal gern das Haus verlassen, da an diesem Tage allerlei Unglück die Menschen befalle. Die letzte Meinung ist sehr alt, da sie schon von Muhammed verdammt wurde. Auch die deutschen Schwendtage stammen wol aus alter, zum Theil selbst aus vorchristlicher Zeit, wenn sich auch nicht mehr finden läßt, weshalb sie ursprünglich geächtet wurden.
Bon der preußischen Grenze.
Mehr als die eigentliche Politik beschäftigt die Presse in diesem Augenblick das Wuthgeschrei, welches von jenseit des Canals zu uns herüberschallt. Wir dürfen nicht erst sagen, daß wir die stärksten Ausdrücke, welche man gegen „Times" und Konsorten anwendet, vollständig unterschreiben. Wenn man sagt, die englischen
Grenzboten IV. 1360. 30
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gestoßen, am ersten December aber sind Sodom und Gomorrha untergegangen.
Saxievti sat! Und überdies hat der altgläubige Bauer in ganz Deutschland,
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In Tirol kennt man nicht weniger als 28 Schwendtage, und außerdem
sind noch unglücklich der 17. und 18, Januar, der 8. und 16. Februar, der
3. 12. 13. und 25. März, der 1. 3. 15. und 18. April, der 10. 17. und
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August, der 1. 2. 15. und 30. September, der 11. und 17. November und
der 1. und 7. December.
Fast allenthalben in Nord- und Süddeutschland galten und gelten unter
den Abergläubischen noch jetzt Montag, Mittwoch und Sonnabend, ganz be¬
sonders aber die Donnerstage für Unheilstage, an denen keine Hochzeit ge¬
feiert, keine Reise unternommen. Kinder nicht zum ersten Mal in die Schule
geschickt, kein Holz gehauen, kein Dünger aufs Feld gebracht und überhaupt
nichts von Bedeutung unternommen werden darf.
Unter den ägyptischen Arabern hält man den Sonntag für unglücklich,
weil in einer Sonntagsnacht der Prophet gestorben ist, den Dienstag, weil an
ihm mehre große Märtyrer getödtet worden sind; der unheilvollste aller Wo¬
chentage aber ist der Sonnabend, an dem kein Verständiger eine Reise anzu¬
treten, sich zu rasiren. die Nägel zu verschneiden oder eine gerichtliche Klage
anzubringen wagt. Vor allen Tagen des Jahres verhnngnißvoll endlich ist
die letzte Mittwoch im Monat Ssasar. an welcher viele nicht einmal gern das
Haus verlassen, da an diesem Tage allerlei Unglück die Menschen befalle.
Die letzte Meinung ist sehr alt, da sie schon von Muhammed verdammt
wurde. Auch die deutschen Schwendtage stammen wol aus alter, zum Theil
selbst aus vorchristlicher Zeit, wenn sich auch nicht mehr finden läßt, weshalb
sie ursprünglich geächtet wurden.
Bon der preußischen Grenze.
Mehr als die eigentliche Politik beschäftigt die Presse in diesem Augenblick das
Wuthgeschrei, welches von jenseit des Canals zu uns herüberschallt. Wir dürfen
nicht erst sagen, daß wir die stärksten Ausdrücke, welche man gegen „Times" und
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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_110347/245>, abgerufen am 24.01.2025.
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