Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.nächtigten der Bundesglieder beruft, um die östreichisch-deutsche Zoll- und nächtigten der Bundesglieder beruft, um die östreichisch-deutsche Zoll- und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0022" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110370"/> <p xml:id="ID_24" prev="#ID_23" next="#ID_25"> nächtigten der Bundesglieder beruft, um die östreichisch-deutsche Zoll- und<lb/> Handelseinigung anzubahnen, und Herr von Schleinitz unterließ es nicht,<lb/> seine dilatorisch gefaßte Antwortsnote vom 28. Februar 1850 den sämmt¬<lb/> lichen Zollvereinsstaatcn, den Staaten, welche zu dem Bündnisse vom<lb/> 20. Mai 1849 gehörten, und der provisorischen Bundescentralcom-<lb/> mission zur Kenntniß zu bringen. Eine östreichische Denkschrift vom 30. Mai<lb/> 1850 sagt grade heraus: „Ein deutscher politischer Verein muß in<lb/> unsrer Zeit auch zum Zollverein werden und umgekehrt, oder<lb/> das eine wie das andere bleibt eine Täuschung, eine Unwahr¬<lb/> heit u. s. w." — Damit hat dir Denkschrift die Wahrheit gesagt, und nie¬<lb/> mand braucht sich zu schämen, sie zu bekennen. Nach Olmütz, im November<lb/> 1851, war der neue östreichische Zolltarif der Ausgangspunkt — man<lb/> weiß, daß Fürst Schwarzenberg für Tarifsätze und den gemäßigten Schutzzoll<lb/> schwärmte nebenbei aber richtete die kaiserliche Negierung „als deutscher<lb/> Staat an ihre deutschen Mitstaaten die Einladung, mit ihr in Verhand¬<lb/> lung zu treten, um die bisherige Absonderung Oestreichs von dem<lb/> übrigen Deutschland aufhören zu machen." — (Note des Freiherrn von<lb/> Prokesch-Osten an Freiherrn von Manteuffel vom 28. November 1351). Ge¬<lb/> genwärtig macht man in Wien nicht soviel Lärm, man verhandelt ruhig mit<lb/> den Delegirten des Zollvereins, und muß einsehn, daß Deutschland ein Bun¬<lb/> desgenosse im römischen Sinne nicht mehr sein wird. Wäre es nicht über¬<lb/> flüssige Mühe, nachzuweisen, daß während dieser Krise von 1851—53 dem<lb/> Zollverein eine weiter gehende Bedeutung als eine rein commernelle allge¬<lb/> mein zuerkannt worden ist, wir könnten aus eine Reihe von Schriften, ins¬<lb/> besondere auf eine unter wiener Auspicien sehr geschickt verfaßte Schrift: „Die<lb/> Zollconferenz zu Wien in ihren nothwendigen Folgen für das gesammte<lb/> Deutschland, mit officiellen Ackerstücken (Leipzig bei Remmelmann, 1852)"<lb/> verweisen. Diese Schrift hat selbst den Veteranen unsrer Lehrer der Natio¬<lb/> nalökonomie. Geh. Rath Rau in Heidelberg, stutzig gemacht, und veranlaßt,<lb/> ihre Richtung zu beleuchten und zu bekämpfen. In dem Vorworte seines<lb/> Aufsatzes: „Die Krisis des Zollvereins im Sommer 1852 sagt Rau: „Die<lb/> Zollvcreinsangelegenheiten waren lange mit einer gewissen Harmlosig¬<lb/> keit als rein wirthschaftliche betrachtet und behandelt worden. Neuer¬<lb/> lich haben sich auch allgemeine Erwägungen der Staatsklugheit<lb/> eingemischt, die nun nicht mehr auszuscheiden sind; aber auch diese las¬<lb/> sen sich offen abhandeln, wenn die Grundsätze, von denen man ausgeht,<lb/> lauter sind und ohne parteiische Nebenabsichten, Niemand zu Liebe oder zu<lb/> Leide, durchgeführt werden." Ja. so ist es, die politische Bedeutung des<lb/> Zollvereins ist nicht mehr auszuscheiden, darum ist es gerathen, sie anzuer¬<lb/> kennen und an die Spitze zu stellen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0022]
nächtigten der Bundesglieder beruft, um die östreichisch-deutsche Zoll- und
Handelseinigung anzubahnen, und Herr von Schleinitz unterließ es nicht,
seine dilatorisch gefaßte Antwortsnote vom 28. Februar 1850 den sämmt¬
lichen Zollvereinsstaatcn, den Staaten, welche zu dem Bündnisse vom
20. Mai 1849 gehörten, und der provisorischen Bundescentralcom-
mission zur Kenntniß zu bringen. Eine östreichische Denkschrift vom 30. Mai
1850 sagt grade heraus: „Ein deutscher politischer Verein muß in
unsrer Zeit auch zum Zollverein werden und umgekehrt, oder
das eine wie das andere bleibt eine Täuschung, eine Unwahr¬
heit u. s. w." — Damit hat dir Denkschrift die Wahrheit gesagt, und nie¬
mand braucht sich zu schämen, sie zu bekennen. Nach Olmütz, im November
1851, war der neue östreichische Zolltarif der Ausgangspunkt — man
weiß, daß Fürst Schwarzenberg für Tarifsätze und den gemäßigten Schutzzoll
schwärmte nebenbei aber richtete die kaiserliche Negierung „als deutscher
Staat an ihre deutschen Mitstaaten die Einladung, mit ihr in Verhand¬
lung zu treten, um die bisherige Absonderung Oestreichs von dem
übrigen Deutschland aufhören zu machen." — (Note des Freiherrn von
Prokesch-Osten an Freiherrn von Manteuffel vom 28. November 1351). Ge¬
genwärtig macht man in Wien nicht soviel Lärm, man verhandelt ruhig mit
den Delegirten des Zollvereins, und muß einsehn, daß Deutschland ein Bun¬
desgenosse im römischen Sinne nicht mehr sein wird. Wäre es nicht über¬
flüssige Mühe, nachzuweisen, daß während dieser Krise von 1851—53 dem
Zollverein eine weiter gehende Bedeutung als eine rein commernelle allge¬
mein zuerkannt worden ist, wir könnten aus eine Reihe von Schriften, ins¬
besondere auf eine unter wiener Auspicien sehr geschickt verfaßte Schrift: „Die
Zollconferenz zu Wien in ihren nothwendigen Folgen für das gesammte
Deutschland, mit officiellen Ackerstücken (Leipzig bei Remmelmann, 1852)"
verweisen. Diese Schrift hat selbst den Veteranen unsrer Lehrer der Natio¬
nalökonomie. Geh. Rath Rau in Heidelberg, stutzig gemacht, und veranlaßt,
ihre Richtung zu beleuchten und zu bekämpfen. In dem Vorworte seines
Aufsatzes: „Die Krisis des Zollvereins im Sommer 1852 sagt Rau: „Die
Zollvcreinsangelegenheiten waren lange mit einer gewissen Harmlosig¬
keit als rein wirthschaftliche betrachtet und behandelt worden. Neuer¬
lich haben sich auch allgemeine Erwägungen der Staatsklugheit
eingemischt, die nun nicht mehr auszuscheiden sind; aber auch diese las¬
sen sich offen abhandeln, wenn die Grundsätze, von denen man ausgeht,
lauter sind und ohne parteiische Nebenabsichten, Niemand zu Liebe oder zu
Leide, durchgeführt werden." Ja. so ist es, die politische Bedeutung des
Zollvereins ist nicht mehr auszuscheiden, darum ist es gerathen, sie anzuer¬
kennen und an die Spitze zu stellen. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit
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