Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.hier genügt aber die Voraussetzung: denn wir haben es mit Leuten zu thun, Das war denn doch auch für Leibnitz Geduld zu viel. In seiner Ant¬ Bossuet war der Sache schon lange überdrüssig; aber die Frauen ließen hier genügt aber die Voraussetzung: denn wir haben es mit Leuten zu thun, Das war denn doch auch für Leibnitz Geduld zu viel. In seiner Ant¬ Bossuet war der Sache schon lange überdrüssig; aber die Frauen ließen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110542"/> <p xml:id="ID_520" prev="#ID_519"> hier genügt aber die Voraussetzung: denn wir haben es mit Leuten zu thun,<lb/> die zu uns kommen wollen, denen wir also die Bedingungen mittheilen, un¬<lb/> ter welchen ihnen der Eintritt verstattet ist. Es ist absurd, sich einigen zu wol¬<lb/> len, ohne ein Princip festzustellen; das einzige solide Princip aber ist, daß die<lb/> Kirche nicht irren kann, daß sie also auch in Trient nicht geirrt hat. — Ab¬<lb/> stellung von Mißbräuchen. Besserung der Disciplin, das alles ist recht gut,<lb/> aber es kann nur auf Grundlage des anerkannten Concils geschehn. Sein<lb/> Sie versichert, mein Herr; (15. Aug. 1693), daß man davon niemals abgehn<lb/> wird; ich könnte auf die Briefe, die Sie Sich die Mühe gegeben haben, mir<lb/> zu schreiben, noch manches sagen, in^is it kaut cloimer ä«zö Kornes a ce8 clis-<lb/> Mtes, <zug,na los enoses en sont omnes s, un certain xoint et^elaireissv-<lb/> Möllt.'</p><lb/> <p xml:id="ID_521"> Das war denn doch auch für Leibnitz Geduld zu viel. In seiner Ant¬<lb/> wort bemühte er sich nicht mehr, seine Verstimmung zu verhehlen (23. Octbr.).<lb/> „Solche Voraussetzungen sind stark! Man ist ja von eurer Seite (Spinola)<lb/> zuerst zu' uns gekommen; wir konnten nur so weit gehn als unser Gewissen<lb/> verstattet. Wenn ihr die Mißbräuche für gleichgültig haltet, so sind wir ganz<lb/> und gar nicht dieser Ansicht; und man kann einer Kirche nicht beitreten, in<lb/> welcher verderbliche, dem Wesen der Frömmigkeit nachtheilige Mißbräuche zum<lb/> öffentlichen Aergerniß gestattet sind. — Noch stärker spricht er sich gegen Schwester<lb/> Maria aus: vos NWsieurs exi^eut as nous la, xrokessiou cle eertainvs oxi-<lb/> nions <zu<z non8 ug trouvoirs in et5wL ig. raison, ni 6s.ki8 l'Leriturö gg-mes. I-Sö<lb/> Lsntiwkns ii<z foire xoint Ärditi-g-irss: c^nana ^j« le vouclrais, ^je us Laurais<lb/> Äonrisi' uno tsllo ciselaiÄtioir SÄirs mentir. Er versichert, daß man nur für<lb/> sich Freiheit verlange; die Altkatholiken möchten ruhig bei ihren Mißbräuchen<lb/> bleiben; gehe man aber auch darauf nicht ein. so gebe es keinen andern Weg.</p><lb/> <p xml:id="ID_522" next="#ID_523"> Bossuet war der Sache schon lange überdrüssig; aber die Frauen ließen<lb/> ihn nicht so leicht los. Schwester Maria forderte ihn 5. August 1693 auf,<lb/> sich unmittelbar an die Herzogin zu wenden, denn sie werde an Leibnitz' Auf¬<lb/> richtigkeit irre; dann (5. Nov.) schöpft sie wieder neue Hoffnung: der edle Prälat<lb/> solle doch sein Leben mit einem so großen Werk krönen; der Papst wolle es,<lb/> die lustige Aebtissin habe ihr ganzes Gemüth daran gesetzt. Vos ßranäss<lb/> prime<Z8W8 in'exeussront! schreibt er einmal ungeduldig. Leibnitz versucht<lb/> noch einigemale anzuknüpfen, hauptsächlich in Bezug auf seine Dynamik und<lb/> deren Verbreitung in Frankreich (3. u. 12. Juli 1694); Molanus schickt ihm<lb/> (18. Juli) eine neue, sehr ausführliche Entgegnung; aber mit Ausnahme eines<lb/> kurzen Zettels (12. Aug. 1694), der nur auf die Dynamik eingeht (in diesem<lb/> Punkt war er, obgleich angeblicher Cartesianer, ganz gleichgiltig), läßt Bossuet<lb/> nichts von sich hören. Leibnitz legt seine alten Ueberzeugungen, die mit Spi¬<lb/> nola übereinkommen, in einer neuen Denkschrift nieder (II S. 1—2i);,da-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0194]
hier genügt aber die Voraussetzung: denn wir haben es mit Leuten zu thun,
die zu uns kommen wollen, denen wir also die Bedingungen mittheilen, un¬
ter welchen ihnen der Eintritt verstattet ist. Es ist absurd, sich einigen zu wol¬
len, ohne ein Princip festzustellen; das einzige solide Princip aber ist, daß die
Kirche nicht irren kann, daß sie also auch in Trient nicht geirrt hat. — Ab¬
stellung von Mißbräuchen. Besserung der Disciplin, das alles ist recht gut,
aber es kann nur auf Grundlage des anerkannten Concils geschehn. Sein
Sie versichert, mein Herr; (15. Aug. 1693), daß man davon niemals abgehn
wird; ich könnte auf die Briefe, die Sie Sich die Mühe gegeben haben, mir
zu schreiben, noch manches sagen, in^is it kaut cloimer ä«zö Kornes a ce8 clis-
Mtes, <zug,na los enoses en sont omnes s, un certain xoint et^elaireissv-
Möllt.'
Das war denn doch auch für Leibnitz Geduld zu viel. In seiner Ant¬
wort bemühte er sich nicht mehr, seine Verstimmung zu verhehlen (23. Octbr.).
„Solche Voraussetzungen sind stark! Man ist ja von eurer Seite (Spinola)
zuerst zu' uns gekommen; wir konnten nur so weit gehn als unser Gewissen
verstattet. Wenn ihr die Mißbräuche für gleichgültig haltet, so sind wir ganz
und gar nicht dieser Ansicht; und man kann einer Kirche nicht beitreten, in
welcher verderbliche, dem Wesen der Frömmigkeit nachtheilige Mißbräuche zum
öffentlichen Aergerniß gestattet sind. — Noch stärker spricht er sich gegen Schwester
Maria aus: vos NWsieurs exi^eut as nous la, xrokessiou cle eertainvs oxi-
nions <zu<z non8 ug trouvoirs in et5wL ig. raison, ni 6s.ki8 l'Leriturö gg-mes. I-Sö
Lsntiwkns ii<z foire xoint Ärditi-g-irss: c^nana ^j« le vouclrais, ^je us Laurais
Äonrisi' uno tsllo ciselaiÄtioir SÄirs mentir. Er versichert, daß man nur für
sich Freiheit verlange; die Altkatholiken möchten ruhig bei ihren Mißbräuchen
bleiben; gehe man aber auch darauf nicht ein. so gebe es keinen andern Weg.
Bossuet war der Sache schon lange überdrüssig; aber die Frauen ließen
ihn nicht so leicht los. Schwester Maria forderte ihn 5. August 1693 auf,
sich unmittelbar an die Herzogin zu wenden, denn sie werde an Leibnitz' Auf¬
richtigkeit irre; dann (5. Nov.) schöpft sie wieder neue Hoffnung: der edle Prälat
solle doch sein Leben mit einem so großen Werk krönen; der Papst wolle es,
die lustige Aebtissin habe ihr ganzes Gemüth daran gesetzt. Vos ßranäss
prime<Z8W8 in'exeussront! schreibt er einmal ungeduldig. Leibnitz versucht
noch einigemale anzuknüpfen, hauptsächlich in Bezug auf seine Dynamik und
deren Verbreitung in Frankreich (3. u. 12. Juli 1694); Molanus schickt ihm
(18. Juli) eine neue, sehr ausführliche Entgegnung; aber mit Ausnahme eines
kurzen Zettels (12. Aug. 1694), der nur auf die Dynamik eingeht (in diesem
Punkt war er, obgleich angeblicher Cartesianer, ganz gleichgiltig), läßt Bossuet
nichts von sich hören. Leibnitz legt seine alten Ueberzeugungen, die mit Spi¬
nola übereinkommen, in einer neuen Denkschrift nieder (II S. 1—2i);,da-
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