Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.hier unterzeichneten Vertrags nachtrug, welcher letztere den Jrländern das Recht Ich stieg, erzählt der Verfasser auf die Schulter meines Corpvrnls ge¬ hier unterzeichneten Vertrags nachtrug, welcher letztere den Jrländern das Recht Ich stieg, erzählt der Verfasser auf die Schulter meines Corpvrnls ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110500"/> <p xml:id="ID_399" prev="#ID_398"> hier unterzeichneten Vertrags nachtrug, welcher letztere den Jrländern das Recht<lb/> des Besitzes, des bürgerlichen Erwerbs und der freien Religionsübung versprach,<lb/> und brachte ihn, nachdem er ihn in der Ruine zurecht gewiesen, in eine Schenke,<lb/> wo der Reisende Gelegenheit fand, die Bekanntschaft andrer Patrioten zu<lb/> machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_400" next="#ID_401"> Ich stieg, erzählt der Verfasser auf die Schulter meines Corpvrnls ge¬<lb/> stützt, nieder, und selbande, veilies-en wir das alte Gemäuer. Wir gingen<lb/> über die Thonort-Brücke. Auf der andern Seite, nicht weit von dem letzten<lb/> Pfeiler, rechts, liegt ein großer, schwarzer Stein, lief in die Erde gesunken.<lb/> Die Zeit hat an seinen Ecken genagt, er ist vom Regen der Jahrhunderte<lb/> zerrissen. und zerklüftet. Aber wol erkennbar noch ist die obere Fläche, die<lb/> wie eine Tischplatte das Ganze bedeckt. „Dies ist der Stein des Vertrages/'<lb/> sagte der Corpornl. Ich blieb stehn, um mir die Umrisse desselben in mein<lb/> Tagebuch zu zeichnen. Wenige Schritte davon, gegenüber,, liegt M'Donalds<lb/> Whiskeyschnnk, ein kleines, stockirisches Haus, in dem es immer hoch und laut<lb/> herzugehn pflegt. M'Donald ist ein eifriger Patriot; und die Patrioten ver¬<lb/> sammeln sich bei ihm und trinken seinen Whiskey und machen in seinen vier<lb/> Wänden, wo sie Niemand hört, Lärm und fluchen gegen die Engländer. M'<lb/> Donald stand aus der Schwelle, während ich beim Stein verweilte; der Cor¬<lb/> pora! trat zu ihm. und bald ward ich gebeten, einzutreten. Der Raum war<lb/> eng, und viele Männer mit erhitzten Gesichtern saßen aus Fässern und Bän¬<lb/> ken umher, und die kleine niedliche Frau des Wirths stand hinter der Barre.<lb/> Sie kam hervor, um mich zu begrüßen. „Führe den fremden Herrn hinaus,"<lb/> sagte M'Donald, und gab dem Corporul ein Glas starken Whiskeys. Die<lb/> Frau ging und ich folgte ihr eine kleine, enge Treppe hinauf; dann traten<lb/> wir in ein helleres Gemach, das gegen den unteren Raum wie ein Staats¬<lb/> zimmer aussah. „Hier, lieber Herr," sagte sie, „könnt Jhrs lesen," dabei<lb/> wies sie aus ein mit großen Buchstaben bedrucktes Blatt, welches, unter Glas<lb/> und Rahmen gefaßt, auf dem Tische lag. Es waren die Artikel des Vertrags<lb/> von Limerick. Ich stand noch, über sie gebeugt, um zu lesen, da trat M'Do¬<lb/> nald wieder ein und sagte, „wir wollen hinuntergeh» und einen Vortrag<lb/> halten," und nahm die Artikel mit sich in den Schankladen und wir folgten<lb/> ihm dahin. Seine Kunden, die Männer mit den erhitzten Gesichtern, voran<lb/> der Korporal mit i>em Pfeifchen, der inzwischen auch schon mehr als ein Glas<lb/> auf meine Gesundheit und meine Kosten geleert hatte, stellten sich um den<lb/> Wirth und hörten zu, während er die Artikel, einen nach dem andern mit<lb/> lauter Stimme und rednerischen Pathos vorlas. Als ich ihn am Ende, da<lb/> ein tiefes Murren durch den Kreis ging, fragte, was denn nun diese Artikel<lb/> mit jenem Steui zu thun hätten, da erwiderte er: „diese Artikel sind auf je¬<lb/> ne!» Stein unterzeichnet worden, und der Engländer hat diesen Artikel hier</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
hier unterzeichneten Vertrags nachtrug, welcher letztere den Jrländern das Recht
des Besitzes, des bürgerlichen Erwerbs und der freien Religionsübung versprach,
und brachte ihn, nachdem er ihn in der Ruine zurecht gewiesen, in eine Schenke,
wo der Reisende Gelegenheit fand, die Bekanntschaft andrer Patrioten zu
machen.
Ich stieg, erzählt der Verfasser auf die Schulter meines Corpvrnls ge¬
stützt, nieder, und selbande, veilies-en wir das alte Gemäuer. Wir gingen
über die Thonort-Brücke. Auf der andern Seite, nicht weit von dem letzten
Pfeiler, rechts, liegt ein großer, schwarzer Stein, lief in die Erde gesunken.
Die Zeit hat an seinen Ecken genagt, er ist vom Regen der Jahrhunderte
zerrissen. und zerklüftet. Aber wol erkennbar noch ist die obere Fläche, die
wie eine Tischplatte das Ganze bedeckt. „Dies ist der Stein des Vertrages/'
sagte der Corpornl. Ich blieb stehn, um mir die Umrisse desselben in mein
Tagebuch zu zeichnen. Wenige Schritte davon, gegenüber,, liegt M'Donalds
Whiskeyschnnk, ein kleines, stockirisches Haus, in dem es immer hoch und laut
herzugehn pflegt. M'Donald ist ein eifriger Patriot; und die Patrioten ver¬
sammeln sich bei ihm und trinken seinen Whiskey und machen in seinen vier
Wänden, wo sie Niemand hört, Lärm und fluchen gegen die Engländer. M'
Donald stand aus der Schwelle, während ich beim Stein verweilte; der Cor¬
pora! trat zu ihm. und bald ward ich gebeten, einzutreten. Der Raum war
eng, und viele Männer mit erhitzten Gesichtern saßen aus Fässern und Bän¬
ken umher, und die kleine niedliche Frau des Wirths stand hinter der Barre.
Sie kam hervor, um mich zu begrüßen. „Führe den fremden Herrn hinaus,"
sagte M'Donald, und gab dem Corporul ein Glas starken Whiskeys. Die
Frau ging und ich folgte ihr eine kleine, enge Treppe hinauf; dann traten
wir in ein helleres Gemach, das gegen den unteren Raum wie ein Staats¬
zimmer aussah. „Hier, lieber Herr," sagte sie, „könnt Jhrs lesen," dabei
wies sie aus ein mit großen Buchstaben bedrucktes Blatt, welches, unter Glas
und Rahmen gefaßt, auf dem Tische lag. Es waren die Artikel des Vertrags
von Limerick. Ich stand noch, über sie gebeugt, um zu lesen, da trat M'Do¬
nald wieder ein und sagte, „wir wollen hinuntergeh» und einen Vortrag
halten," und nahm die Artikel mit sich in den Schankladen und wir folgten
ihm dahin. Seine Kunden, die Männer mit den erhitzten Gesichtern, voran
der Korporal mit i>em Pfeifchen, der inzwischen auch schon mehr als ein Glas
auf meine Gesundheit und meine Kosten geleert hatte, stellten sich um den
Wirth und hörten zu, während er die Artikel, einen nach dem andern mit
lauter Stimme und rednerischen Pathos vorlas. Als ich ihn am Ende, da
ein tiefes Murren durch den Kreis ging, fragte, was denn nun diese Artikel
mit jenem Steui zu thun hätten, da erwiderte er: „diese Artikel sind auf je¬
ne!» Stein unterzeichnet worden, und der Engländer hat diesen Artikel hier
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