Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.Die übrigen Handwerker von den Köchen, deren Garküchen in der spä¬ War nach dem allen die Stellung der Handwerker von vornherein eine (Z'renzlu'den IV, 1?60, 18
Die übrigen Handwerker von den Köchen, deren Garküchen in der spä¬ War nach dem allen die Stellung der Handwerker von vornherein eine (Z'renzlu'den IV, 1?60, 18
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Die übrigen Handwerker von den Köchen, deren Garküchen in der spä¬
tern Zeit sehr besucht waren, herab bis zu den Schustern und Handschuh¬
machern einzeln zu erwähnen, würde eine weitläufige und zum Theil sehr
unerquickliche Aufgabe sein. Ihre Zahl war entsprechend der Entwicklung der
gesellschaftlichen Zustände sehr groß, und ihre Thätigkeit bei dem überladnen
Geschmacke der spätern Zeit sehr mannichfaltig. Hatten sie früher dem Be¬
dürfnisse gedient, so wandten sie sich, mochten sie nun in Holz, in Stein oder
Thon, in Metall, in Leder oder in sonst welchen Stoffen arbeiten, um ihre
Kunden oder Arbeitgeber zu befriedigen, dem Dienste des Luxus von Jahrzehnt
zu Jahrzehnt mehr zu. Zu wiederholten Malen versuchten die eilten oder
die andern zu einer zunftmäßigen Gestaltung, ähnlich derjenigen der neun
alten Körperschaften zu gelangen; da sie aber mit diesen Znnftbestrebungen
politische Umtriebe verbanden und einen meuterischen, ungesetzlichen Geist be¬
kundeten, so sah sich der Senat veranlaßt, mit Strenge gegen sie einzuschreiten.
Catilina und seine Genossen hatten auf ihre thätige Mitwirkung gerechnet:
der Tag von Pistoria verdarb die Rechnung, und die nicht auf altem Gesetz
beruhenden Körperschaften wurden ausgehoben. Der Volkstribun Publius
Clodius glaubte an ihnen vermuthlich eine starke Stütze seiner unruhigen
Pläne zu finden, weshalb er sie wiederherstellte und aus städtischem Gesindel
und Sklaven neue hinzufügte. Cäsar hingegen duldete nur die alten, und
auch Augustus sah sich genöthigt, den Zünften, die während der bürgerlichen
Unruhen ihr Haupt kühn erhoben hatten, mit scharfen Maßregeln entgegen¬
zutreten. Aehnliches wiederholte sich unter den spätern Kaisern.
War nach dem allen die Stellung der Handwerker von vornherein eine
sehr gedrückte, so wurde sie es noch weit mehr, als das Sklavenwese» in Rom
eine so weite Ausdehnung erhielt. Denn es machte nicht nur die Sklaven¬
arbeit der Gewerbsthätigkeit der freien Bürger eine sehr gefährliche Concurrenz
und raubte ihrer Beschäftigung den letzten Nest der Achtung, den sie in der
öffentlichen Meinung etwa noch besaß, sondern es gesellte sich ihnen auch in
den zahlreichen Freigelassenen, denen ihre Patrone häufig ein Capital zum
Betrieb eines Handwerks vorstreckten, ein sehr bedenkliches Element zu, welches
durch die Fremden, namentlich aus den asiatischen Provinzen und aus Afrika,
und durch die Graeculi, griechische Handwerksmeister, Künstler. Lehrer, Schön¬
geister und andres habgieriges, geschwätziges und eitles Volk, das nach der
Erstürmung von Korinth sich schaarenweise nach Rom übergesiedelt zu haben
scheint, noch wesentlich verstärkt wurde. Nehmen wir dies alles zusammen, be¬
denken wir, welcher Geist in diesen Freigelassenen lebte, die Jahre lang Kncchtes-
sinn gehegt und sich zuletzt ihre Freiheit um ein Stück Geld gekauft oder gar
hatten schenken lassen, erinnern wir uns, daß von den zehntausend Freigelassenen
des Sulla, dieser wilden Mörderhände. viele die nicht alsbald nach der Frei-
(Z'renzlu'den IV, 1?60, 18
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