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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.

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nen Erhaltung willen als zum Zweck der Erhaltung aller übrigen deutschen
Staaten, fordern, bestimmt fordern, daß für den Fall eines Reichskrieges die¬
jenige Kriegsordnung, die im vorigen Jahre beinahe zu Stande gekommen
wäre, jetzt im voraus festgestellt werde. Die Kriege werden jetzt sehr rasch ge¬
führt, und wenn wir uns über die Führung erst dann einigen wollen, wenn
die Franzosen in München stehn, so heißt das zu lange gewartet.

Glücklicherweise kommt jetzt die Zeit, wo die preußische Regierung durch
ihre Ehre verpflichtet ist, ihre oftmals ausgesprochene Ansicht über die
Grenzen der Bundesmacht zur Geltung zu bringen. Kurhessen ist der Ort,
wo sich die Frage, wer in Deutschland die erste Stelle hat, entscheiden muß.
Die preußische Landesvertretung hat ihre Stimme abgegeben, die hessische ist
im Begriff es zu thun. Hier ist die Sache ganz unzweideutig, und es darf in
ganz Deutschland wer den Namen der Freiheit und des Vaterlandes im Munde
führt keinen Anstand nehmen, sich so weit seine Stimme irgend reicht energisch
auszusprechen. Auf der friedlichen und gesetzlichen Erledigung dieser Ange¬
-j- 1- legenheit beruht vielleicht die Zukunft Deutschlands.




Das Handwerk im Alterthume.
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Alle Erwerbsthätigkeit, welche andre Erzeugnisse zum Gegenstande ihrer
Bestrebungen hatte als die Ackererzeugnisse und Heerden, konnte bei den
Römern ebenso wenig wie bei den Griechen, und bei ihnen vielleicht noch
weniger zur Geltung gelangen und sich Achtung erzwingen. Die Grund¬
lagen zur Bildung eines freien ehrenwerthen Handwerkerstandes waren
zwar auch hier schon seit alter Zeit vorhanden, denn sehen wir von den
unterworfenen italischen Ureinwohnern ab, welche nicht leicht ohne äußere
Unterstützung aus dem Zustande der Hörigkeit zur Selbständigkeit gelangen
konnten, da ihnen hierzu anfänglich alle Bedingungen abgingen, so konnte
sich doch ans der Plebs ein Geschlecht kräftiger wackrer Männer entwickeln,
welche im Gegensatze zu den Erwerbsquellen der mächtigen Grnndbauern und
ihrer ebengenannten Hörigen, der Clienten, das Handwerk zu einer Quelle von
Ehre, Ansehn und Wohlhabenheit machten. Allein die Richtung auf das


nen Erhaltung willen als zum Zweck der Erhaltung aller übrigen deutschen
Staaten, fordern, bestimmt fordern, daß für den Fall eines Reichskrieges die¬
jenige Kriegsordnung, die im vorigen Jahre beinahe zu Stande gekommen
wäre, jetzt im voraus festgestellt werde. Die Kriege werden jetzt sehr rasch ge¬
führt, und wenn wir uns über die Führung erst dann einigen wollen, wenn
die Franzosen in München stehn, so heißt das zu lange gewartet.

Glücklicherweise kommt jetzt die Zeit, wo die preußische Regierung durch
ihre Ehre verpflichtet ist, ihre oftmals ausgesprochene Ansicht über die
Grenzen der Bundesmacht zur Geltung zu bringen. Kurhessen ist der Ort,
wo sich die Frage, wer in Deutschland die erste Stelle hat, entscheiden muß.
Die preußische Landesvertretung hat ihre Stimme abgegeben, die hessische ist
im Begriff es zu thun. Hier ist die Sache ganz unzweideutig, und es darf in
ganz Deutschland wer den Namen der Freiheit und des Vaterlandes im Munde
führt keinen Anstand nehmen, sich so weit seine Stimme irgend reicht energisch
auszusprechen. Auf der friedlichen und gesetzlichen Erledigung dieser Ange¬
-j- 1- legenheit beruht vielleicht die Zukunft Deutschlands.




Das Handwerk im Alterthume.
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Alle Erwerbsthätigkeit, welche andre Erzeugnisse zum Gegenstande ihrer
Bestrebungen hatte als die Ackererzeugnisse und Heerden, konnte bei den
Römern ebenso wenig wie bei den Griechen, und bei ihnen vielleicht noch
weniger zur Geltung gelangen und sich Achtung erzwingen. Die Grund¬
lagen zur Bildung eines freien ehrenwerthen Handwerkerstandes waren
zwar auch hier schon seit alter Zeit vorhanden, denn sehen wir von den
unterworfenen italischen Ureinwohnern ab, welche nicht leicht ohne äußere
Unterstützung aus dem Zustande der Hörigkeit zur Selbständigkeit gelangen
konnten, da ihnen hierzu anfänglich alle Bedingungen abgingen, so konnte
sich doch ans der Plebs ein Geschlecht kräftiger wackrer Männer entwickeln,
welche im Gegensatze zu den Erwerbsquellen der mächtigen Grnndbauern und
ihrer ebengenannten Hörigen, der Clienten, das Handwerk zu einer Quelle von
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[0140] nen Erhaltung willen als zum Zweck der Erhaltung aller übrigen deutschen Staaten, fordern, bestimmt fordern, daß für den Fall eines Reichskrieges die¬ jenige Kriegsordnung, die im vorigen Jahre beinahe zu Stande gekommen wäre, jetzt im voraus festgestellt werde. Die Kriege werden jetzt sehr rasch ge¬ führt, und wenn wir uns über die Führung erst dann einigen wollen, wenn die Franzosen in München stehn, so heißt das zu lange gewartet. Glücklicherweise kommt jetzt die Zeit, wo die preußische Regierung durch ihre Ehre verpflichtet ist, ihre oftmals ausgesprochene Ansicht über die Grenzen der Bundesmacht zur Geltung zu bringen. Kurhessen ist der Ort, wo sich die Frage, wer in Deutschland die erste Stelle hat, entscheiden muß. Die preußische Landesvertretung hat ihre Stimme abgegeben, die hessische ist im Begriff es zu thun. Hier ist die Sache ganz unzweideutig, und es darf in ganz Deutschland wer den Namen der Freiheit und des Vaterlandes im Munde führt keinen Anstand nehmen, sich so weit seine Stimme irgend reicht energisch auszusprechen. Auf der friedlichen und gesetzlichen Erledigung dieser Ange¬ -j- 1- legenheit beruht vielleicht die Zukunft Deutschlands. Das Handwerk im Alterthume. «i- -1 ..>.« .,7'to«I 6k!j'>'ni''. Alle Erwerbsthätigkeit, welche andre Erzeugnisse zum Gegenstande ihrer Bestrebungen hatte als die Ackererzeugnisse und Heerden, konnte bei den Römern ebenso wenig wie bei den Griechen, und bei ihnen vielleicht noch weniger zur Geltung gelangen und sich Achtung erzwingen. Die Grund¬ lagen zur Bildung eines freien ehrenwerthen Handwerkerstandes waren zwar auch hier schon seit alter Zeit vorhanden, denn sehen wir von den unterworfenen italischen Ureinwohnern ab, welche nicht leicht ohne äußere Unterstützung aus dem Zustande der Hörigkeit zur Selbständigkeit gelangen konnten, da ihnen hierzu anfänglich alle Bedingungen abgingen, so konnte sich doch ans der Plebs ein Geschlecht kräftiger wackrer Männer entwickeln, welche im Gegensatze zu den Erwerbsquellen der mächtigen Grnndbauern und ihrer ebengenannten Hörigen, der Clienten, das Handwerk zu einer Quelle von Ehre, Ansehn und Wohlhabenheit machten. Allein die Richtung auf das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_110347/140>, abgerufen am 15.01.2025.