Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.der Grenze enipfangen, mit seinem ganzen pompeusen Hoffstaat und also durch der Grenze enipfangen, mit seinem ganzen pompeusen Hoffstaat und also durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0346" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110152"/> <p xml:id="ID_1017" prev="#ID_1016" next="#ID_1018"> der Grenze enipfangen, mit seinem ganzen pompeusen Hoffstaat und also durch<lb/> das ganze Würtembergische begleitet, hat die Madame bedienet, allezeit mit uns<lb/> zu Pferde, auch aus Respect nicht mit ihr gespeiset, sondern uns bayrische Kava¬<lb/> liere mit Ihnen speisen lassen an seiner Tafel, aber keinen Franzosen, außer<lb/> den Duc de Crcquy. Er hat von der Madame an bis auf die Lakaien auf<lb/> allen Tafeln 5, ig, ^ranygiZe so magnific tractiret, alles aus Pyramiden, daß<lb/> es nicht zu beschreiben, sondern eine Verschwendung gewest und dieses zweimal<lb/> täglich durchs ganze Würtenberger Land. Er hat in die 20 Centner genueser<lb/> Confect bringen lassen und 28,000 Stück Limonicn und Pomeranzen, den 13.<lb/> auf Münsingen, den 14. nach Rcutlingen, den 15. Mittags nach Tübingen,<lb/> davon uns die verwittibte Herzogin mit der Prinzessin bis an die Grenze<lb/> 2 Stunden weit entgegen gefahren mit vielem Frauenzimmer, haben sich nach<lb/> Absteigen und Becomplimentiren zu Madame in die Kutsche gesetzt und nach<lb/> Tübingen unter Lösung vieler Stück ins Schloß begleitet und daselbst unbe¬<lb/> schreiblich tractiret worden. Die Herzogin haben wollen mit der Madame<lb/> speisen, Monsieur de Crequey aber hat nicht wollen zulassen, daß sie auf einen<lb/> Lehnsessel solle sitzen, sondern ohne Lehn, so die Kaiserin selbst nicht präten-<lb/> dirt hat. Weilen aber Crcquy nicht hat wollen weichen, haben sie allein<lb/> gespeiset. selber Tag auf der Nacht sind wir nach Rothenburg gelanget,<lb/> den 10. auf Orbe (Horb), den 17. auf Freudenstadt, wo uns der Herzog von<lb/> Würtemberg das Adieu gegeben und öffentlich gesteht: Er habe die Ehren<lb/> und Tractamente präcise aus Estiine und Consideration dem Hause Bayern<lb/> gethan. Soviel zu sagen! daß ers wegen Frankreich nicht gethan hätte.<lb/> Den 18. sind wir über den schlimmen Knicbis nacher Oppenau, Bisthum<lb/> Straßburg, wo man uns wenig Ehre angethan, gereist. Den 19. auf Ober-<lb/> kirch. auch dem Bischof zugehörig. Den 20. haben wir dort einen Rasttag<lb/> gemacht, da viele der Franzosen zu Straßburg keinen Rastag machen wollen.<lb/> Den 21. sind wir nacher Straßburg, wo wir noch magnisiquer als zu Ulm und<lb/> Augsburg sind einbegleitet worden: dorten ist schier aller Adel aus bceden El¬<lb/> saß beykommen. Den 22. sind wir mit Madam la Dauphine nach Fegersheim,<lb/> ein abgebranntes Dorf, eine starke Meile von Straßburg, einem von Vatzen-<lb/> hausen zugehörig, auf Mittag angelangt, wo unterwegs an der Grenze der Ge¬<lb/> neral Monclas mit einer Leibgarde von 100 Mann, mit blauen Röcken und<lb/> einer silbernen Borte verbrämt, 3 Comp. Reiterei und 2 Comp. Dragoner<lb/> von Breisach uns angenommen und gleich vor unsrer Garde des Platzes hin¬<lb/> ter der Carosse sich bedient. Im Dorfe ist eine Scheuer mit Eseldeckcu ta-<lb/> pezirt gewesen, wo man Madame empfangen, logiret und tractiret. Wie die<lb/> Madame von der Kutsche abgestiegen, hat sie beim Thor Mr. Duc de Richelieu<lb/> ihren Obcrhofmeister und seiner Frau. Oberhofmeisterin, 2 Dames d'atour als<lb/> Mad. de Nochefort und Mad. Ja Mode samt 4 Hofdamen, keine nichts sano-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0346]
der Grenze enipfangen, mit seinem ganzen pompeusen Hoffstaat und also durch
das ganze Würtembergische begleitet, hat die Madame bedienet, allezeit mit uns
zu Pferde, auch aus Respect nicht mit ihr gespeiset, sondern uns bayrische Kava¬
liere mit Ihnen speisen lassen an seiner Tafel, aber keinen Franzosen, außer
den Duc de Crcquy. Er hat von der Madame an bis auf die Lakaien auf
allen Tafeln 5, ig, ^ranygiZe so magnific tractiret, alles aus Pyramiden, daß
es nicht zu beschreiben, sondern eine Verschwendung gewest und dieses zweimal
täglich durchs ganze Würtenberger Land. Er hat in die 20 Centner genueser
Confect bringen lassen und 28,000 Stück Limonicn und Pomeranzen, den 13.
auf Münsingen, den 14. nach Rcutlingen, den 15. Mittags nach Tübingen,
davon uns die verwittibte Herzogin mit der Prinzessin bis an die Grenze
2 Stunden weit entgegen gefahren mit vielem Frauenzimmer, haben sich nach
Absteigen und Becomplimentiren zu Madame in die Kutsche gesetzt und nach
Tübingen unter Lösung vieler Stück ins Schloß begleitet und daselbst unbe¬
schreiblich tractiret worden. Die Herzogin haben wollen mit der Madame
speisen, Monsieur de Crequey aber hat nicht wollen zulassen, daß sie auf einen
Lehnsessel solle sitzen, sondern ohne Lehn, so die Kaiserin selbst nicht präten-
dirt hat. Weilen aber Crcquy nicht hat wollen weichen, haben sie allein
gespeiset. selber Tag auf der Nacht sind wir nach Rothenburg gelanget,
den 10. auf Orbe (Horb), den 17. auf Freudenstadt, wo uns der Herzog von
Würtemberg das Adieu gegeben und öffentlich gesteht: Er habe die Ehren
und Tractamente präcise aus Estiine und Consideration dem Hause Bayern
gethan. Soviel zu sagen! daß ers wegen Frankreich nicht gethan hätte.
Den 18. sind wir über den schlimmen Knicbis nacher Oppenau, Bisthum
Straßburg, wo man uns wenig Ehre angethan, gereist. Den 19. auf Ober-
kirch. auch dem Bischof zugehörig. Den 20. haben wir dort einen Rasttag
gemacht, da viele der Franzosen zu Straßburg keinen Rastag machen wollen.
Den 21. sind wir nacher Straßburg, wo wir noch magnisiquer als zu Ulm und
Augsburg sind einbegleitet worden: dorten ist schier aller Adel aus bceden El¬
saß beykommen. Den 22. sind wir mit Madam la Dauphine nach Fegersheim,
ein abgebranntes Dorf, eine starke Meile von Straßburg, einem von Vatzen-
hausen zugehörig, auf Mittag angelangt, wo unterwegs an der Grenze der Ge¬
neral Monclas mit einer Leibgarde von 100 Mann, mit blauen Röcken und
einer silbernen Borte verbrämt, 3 Comp. Reiterei und 2 Comp. Dragoner
von Breisach uns angenommen und gleich vor unsrer Garde des Platzes hin¬
ter der Carosse sich bedient. Im Dorfe ist eine Scheuer mit Eseldeckcu ta-
pezirt gewesen, wo man Madame empfangen, logiret und tractiret. Wie die
Madame von der Kutsche abgestiegen, hat sie beim Thor Mr. Duc de Richelieu
ihren Obcrhofmeister und seiner Frau. Oberhofmeisterin, 2 Dames d'atour als
Mad. de Nochefort und Mad. Ja Mode samt 4 Hofdamen, keine nichts sano-
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