Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.es gern windig. Scheint er bleich, so regnet es gern. Item, wenn es reg¬ Der Mond mästet, wie wir aus unsrer Rockenphilosophie sahen, Austern es gern windig. Scheint er bleich, so regnet es gern. Item, wenn es reg¬ Der Mond mästet, wie wir aus unsrer Rockenphilosophie sahen, Austern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0512" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109234"/> <p xml:id="ID_1479" prev="#ID_1478"> es gern windig. Scheint er bleich, so regnet es gern. Item, wenn es reg¬<lb/> net an dem nächsten Montag, nachdem der Mond neu ist worden, so soll es<lb/> den ganzen Monat aus regnen. Und sagen die Meisten von dem Mond, wenn<lb/> der Mond neu ist und hat an dem Horn einen dunkeln Schein, schwarze<lb/> Male, so bedeutet das in seiner Neue Regentage. Wenn er vier Tage alt<lb/> wird und goldgelbe Farben an ihm sind, so bedeutet das kürzlich starke Winde.<lb/> Ist er aber schwarz in der Mitte, so wird schön Wetter sein, klar und heiter<lb/> bis zu.Ende."</p><lb/> <p xml:id="ID_1480" next="#ID_1481"> Der Mond mästet, wie wir aus unsrer Rockenphilosophie sahen, Austern<lb/> und Schlachtochsen, wirkt als magischer Guano auf den Acker, als Hcckpfennig<lb/> auf den Beutel, dient als Monatsuhr für den Säemann und den Gärtner,<lb/> als Wetterprophet und Barometer. Das folgende wird zeigen, daß er auch<lb/> unter den Arzneimitteln der Volksapotheke eine Rolle spielt, trotzdem oder vielleicht<lb/> gerade, weil sein Schein hier und da für giftig gilt. Sommersprossen vertreibt<lb/> man. indem man sich des Nachts mit Wasser wäscht, in welches der Vollmond<lb/> scheint (Tirol). Kröpfe wird man los, wenn man sich bei zunehmendem Mond<lb/> drei Abende hintereinander mit dem Gesicht gegen den Mond stellt, einen Stein<lb/> aufhebt, den leidenden Theil stillschweigend damit berührt und den Stein dann<lb/> hinter sich wirft (Harz, Schlesien). Zahnschmerz wird unfehlbar geheilt, wenn<lb/> man den Vollmond ansieht und spricht: „Maand. ik klag ti Tähnpien, Riet-<lb/> pien, Splietpien un Gicht, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes u. s. w.<lb/> (Lauenburg) oder wenn der Geplagte bei abnehmendem Mond mit einem Nagel<lb/> in den Zahn bohrt, bis Blut kommt und den Nagel dann stillschweigend in<lb/> die Nordseite einer Eiche.schlägt; so lange der Baum steht, wird man nie<lb/> wieder Zahnschmerz haben (Mark). Gepulverte Todtenknochen, bei abnehmen¬<lb/> dem Mond eingenommen, sind gut gegen Epilepsie, (Tirol). Eisenkraut nach<lb/> dem Aufgang des Hundssterns bei Neumond gebrochen, hilft gegen Kopfweh.<lb/> Krebse bei Vollmond gefangen, wenn die Sonne im Löwen ist. lebendig ver¬<lb/> brannt und dann zerstoßen, sind das beste Mittel gegen die Hundswuth. Bruch¬<lb/> schäden vergehen, wenn man bei Vollmond das an eine Wand fallende Licht<lb/> mit der hohlen Hand dreimal auf die Geschwulst schöpft und dazu die Formel<lb/> „im Namen Gottes des Vaters u. s. w." spricht. In ähnlicher Weise werden<lb/> Flechten und Warzen vertrieben, letztere auf folgende Methode: Man sieht<lb/> scharf in den Vollmond und spricht: „Welt ik seh, dat steil, wat ik Strick, dat<lb/> geit, im Namen u. s. w." oder bei zunehmendem Mond: „Dat nimmt lau,<lb/> wat ik hellet, dat nimmt af, wat ik bestrick" (Mecklenburg, Lauenburg und<lb/> Baiern). Ein Zaubersegen gegen die Gicht endlich, der in Lauenburg gebräuch¬<lb/> lich ist, und bei abnehmendem Monde Dienstags und Freitags angewendet<lb/> Wird, lautet: „Gicht, ich befehle dir durch Gottes Macht, durch Gottes Kraft,<lb/> du sollst nicht mehr reißen, du sollst nicht mehr schleißen, du sollst nicht mehr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0512]
es gern windig. Scheint er bleich, so regnet es gern. Item, wenn es reg¬
net an dem nächsten Montag, nachdem der Mond neu ist worden, so soll es
den ganzen Monat aus regnen. Und sagen die Meisten von dem Mond, wenn
der Mond neu ist und hat an dem Horn einen dunkeln Schein, schwarze
Male, so bedeutet das in seiner Neue Regentage. Wenn er vier Tage alt
wird und goldgelbe Farben an ihm sind, so bedeutet das kürzlich starke Winde.
Ist er aber schwarz in der Mitte, so wird schön Wetter sein, klar und heiter
bis zu.Ende."
Der Mond mästet, wie wir aus unsrer Rockenphilosophie sahen, Austern
und Schlachtochsen, wirkt als magischer Guano auf den Acker, als Hcckpfennig
auf den Beutel, dient als Monatsuhr für den Säemann und den Gärtner,
als Wetterprophet und Barometer. Das folgende wird zeigen, daß er auch
unter den Arzneimitteln der Volksapotheke eine Rolle spielt, trotzdem oder vielleicht
gerade, weil sein Schein hier und da für giftig gilt. Sommersprossen vertreibt
man. indem man sich des Nachts mit Wasser wäscht, in welches der Vollmond
scheint (Tirol). Kröpfe wird man los, wenn man sich bei zunehmendem Mond
drei Abende hintereinander mit dem Gesicht gegen den Mond stellt, einen Stein
aufhebt, den leidenden Theil stillschweigend damit berührt und den Stein dann
hinter sich wirft (Harz, Schlesien). Zahnschmerz wird unfehlbar geheilt, wenn
man den Vollmond ansieht und spricht: „Maand. ik klag ti Tähnpien, Riet-
pien, Splietpien un Gicht, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes u. s. w.
(Lauenburg) oder wenn der Geplagte bei abnehmendem Mond mit einem Nagel
in den Zahn bohrt, bis Blut kommt und den Nagel dann stillschweigend in
die Nordseite einer Eiche.schlägt; so lange der Baum steht, wird man nie
wieder Zahnschmerz haben (Mark). Gepulverte Todtenknochen, bei abnehmen¬
dem Mond eingenommen, sind gut gegen Epilepsie, (Tirol). Eisenkraut nach
dem Aufgang des Hundssterns bei Neumond gebrochen, hilft gegen Kopfweh.
Krebse bei Vollmond gefangen, wenn die Sonne im Löwen ist. lebendig ver¬
brannt und dann zerstoßen, sind das beste Mittel gegen die Hundswuth. Bruch¬
schäden vergehen, wenn man bei Vollmond das an eine Wand fallende Licht
mit der hohlen Hand dreimal auf die Geschwulst schöpft und dazu die Formel
„im Namen Gottes des Vaters u. s. w." spricht. In ähnlicher Weise werden
Flechten und Warzen vertrieben, letztere auf folgende Methode: Man sieht
scharf in den Vollmond und spricht: „Welt ik seh, dat steil, wat ik Strick, dat
geit, im Namen u. s. w." oder bei zunehmendem Mond: „Dat nimmt lau,
wat ik hellet, dat nimmt af, wat ik bestrick" (Mecklenburg, Lauenburg und
Baiern). Ein Zaubersegen gegen die Gicht endlich, der in Lauenburg gebräuch¬
lich ist, und bei abnehmendem Monde Dienstags und Freitags angewendet
Wird, lautet: „Gicht, ich befehle dir durch Gottes Macht, durch Gottes Kraft,
du sollst nicht mehr reißen, du sollst nicht mehr schleißen, du sollst nicht mehr
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