Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.gestattet sein, wenn aber einmal der Ruf zu den Waffen ertönt, wird man uns Die conservative Intelligenz ist gewohnt, das "sukkiaAS rmivLrsEl," das der Kai¬ Reiseliteratur. Tausend und ein Tag im Orient. -- Von Friedrich Bodenstedt. 3. Aus Aegypten. -- von L. A. Frank!. Wien, 1860. Druck und Verlag gestattet sein, wenn aber einmal der Ruf zu den Waffen ertönt, wird man uns Die conservative Intelligenz ist gewohnt, das „sukkiaAS rmivLrsEl," das der Kai¬ Reiseliteratur. Tausend und ein Tag im Orient. — Von Friedrich Bodenstedt. 3. Aus Aegypten. — von L. A. Frank!. Wien, 1860. Druck und Verlag <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0369" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109091"/> <p xml:id="ID_1060" prev="#ID_1059"> gestattet sein, wenn aber einmal der Ruf zu den Waffen ertönt, wird man uns<lb/> doch an die gewahrte Wohlthat erinnern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1061"> Die conservative Intelligenz ist gewohnt, das „sukkiaAS rmivLrsEl," das der Kai¬<lb/> ser Napoleon in dem Willen des Volkes so oft als Gewähr seiner Hcrrscherpläne anruft,<lb/> Mitleidig zu belächeln. Ist das Spiel mit der Stimme des Volkes nur dann ver-<lb/> dammlich, wenn die Karten dazu in Paris gemischt werden? Seine Nachahmung,<lb/> die wir in diesem Mummenschanz mit den tiroler Ständen erblicken, ist darum<lb/> nicht lobenswerther, weil sie sich zu jener großen Action nur wie ein Schatten zum<lb/> Modell verhält. Wozu so vielen Aufwand um nichts? Man wird dem Volke doch<lb/> nicht einreden, daß diese Scheinvertretung eine wirkliche sei. Wenn man seinen<lb/> Beirath unbequem findet, sage man es lieber frei und offen, das Volk wird sich<lb/> dies noch eher gefallen lassen als die Comödie mit den alten Ständen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Reiseliteratur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Tausend und ein Tag im Orient.</head> <p xml:id="ID_1062"> — Von Friedrich Bodenstedt. 3.<lb/> Auflage. Berlin 1859. Verlag der Königlichen geheimen Ober-Hofbuchdruckerei<lb/> (R. Decker). — Diese neue Auflage des liebenswürdigen Buches ist nur äußerlich<lb/> verändert, indem die drei Bände der Miniaturausgabe in einen einzigen Band zu¬<lb/> sammengezogen wurden, was eine beträchtliche Ermäßigung des Preises ermög¬<lb/> licht hat.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Aus Aegypten.</head> <p xml:id="ID_1063" next="#ID_1064"> — von L. A. Frank!. Wien, 1860. Druck und Verlag<lb/> der typographisch-literarisch-artistischen Anstalt. — Eine Fortsetzung von des Ver¬<lb/> fassers „Nach Jerusalem" und von ähnlichem Eharaktcr. Herr Frank! ist in<lb/> Alexandrien und Kairo gewesen und hat von letzterer Stadt Ausflüge nach den Py¬<lb/> ramiden, Heliopolis, dem versteinerten Wald und Suez gemacht. In die Beschrei¬<lb/> bung dieser ToUr, die einige uns nicht recht glaubwürdige Stellen hat — wir nen¬<lb/> nen nur die Andeutungen über die Partie in das Innere der großen Pyramide, die<lb/> Schilderung der Sultan-Hassan-Moschee und die Art, wie der Reisende ohne arabisch<lb/> zu Verstehen, also mit Hülfe eines Dragomans, zu den vier ausführlichen Geschich¬<lb/> ten gelangte, die ihm der Märchenerzähler auf der Esbekijeh vortrug — sind ver¬<lb/> schiedene kleine Abenteuer, die mit gewohntem Selbstgefühl vorgebracht werden, Er¬<lb/> güsse in Versen, eine Anzahl hübscher jüdischer Legenden von Moses, Alexander dem<lb/> Großen und verschiedenen Rabbiner, so wie mehre werthvolle Notizen über die in<lb/> Aegypten wohnenden Juden eingeflochten. Als Anhang folgen einige Mittheilungen<lb/> über die neuesten Ereignisse im Kreise der Glaubensgenossen des Verfassers in Je¬<lb/> rusalem. Es würde auch diesem Buche nicht zum Nachtheil gereicht haben, wenn<lb/> Herr Frank! seine Person etwas weniger in den Vordergrund gestellt und wenn , er</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0369]
gestattet sein, wenn aber einmal der Ruf zu den Waffen ertönt, wird man uns
doch an die gewahrte Wohlthat erinnern.
Die conservative Intelligenz ist gewohnt, das „sukkiaAS rmivLrsEl," das der Kai¬
ser Napoleon in dem Willen des Volkes so oft als Gewähr seiner Hcrrscherpläne anruft,
Mitleidig zu belächeln. Ist das Spiel mit der Stimme des Volkes nur dann ver-
dammlich, wenn die Karten dazu in Paris gemischt werden? Seine Nachahmung,
die wir in diesem Mummenschanz mit den tiroler Ständen erblicken, ist darum
nicht lobenswerther, weil sie sich zu jener großen Action nur wie ein Schatten zum
Modell verhält. Wozu so vielen Aufwand um nichts? Man wird dem Volke doch
nicht einreden, daß diese Scheinvertretung eine wirkliche sei. Wenn man seinen
Beirath unbequem findet, sage man es lieber frei und offen, das Volk wird sich
dies noch eher gefallen lassen als die Comödie mit den alten Ständen.
Reiseliteratur.
Tausend und ein Tag im Orient. — Von Friedrich Bodenstedt. 3.
Auflage. Berlin 1859. Verlag der Königlichen geheimen Ober-Hofbuchdruckerei
(R. Decker). — Diese neue Auflage des liebenswürdigen Buches ist nur äußerlich
verändert, indem die drei Bände der Miniaturausgabe in einen einzigen Band zu¬
sammengezogen wurden, was eine beträchtliche Ermäßigung des Preises ermög¬
licht hat.
Aus Aegypten. — von L. A. Frank!. Wien, 1860. Druck und Verlag
der typographisch-literarisch-artistischen Anstalt. — Eine Fortsetzung von des Ver¬
fassers „Nach Jerusalem" und von ähnlichem Eharaktcr. Herr Frank! ist in
Alexandrien und Kairo gewesen und hat von letzterer Stadt Ausflüge nach den Py¬
ramiden, Heliopolis, dem versteinerten Wald und Suez gemacht. In die Beschrei¬
bung dieser ToUr, die einige uns nicht recht glaubwürdige Stellen hat — wir nen¬
nen nur die Andeutungen über die Partie in das Innere der großen Pyramide, die
Schilderung der Sultan-Hassan-Moschee und die Art, wie der Reisende ohne arabisch
zu Verstehen, also mit Hülfe eines Dragomans, zu den vier ausführlichen Geschich¬
ten gelangte, die ihm der Märchenerzähler auf der Esbekijeh vortrug — sind ver¬
schiedene kleine Abenteuer, die mit gewohntem Selbstgefühl vorgebracht werden, Er¬
güsse in Versen, eine Anzahl hübscher jüdischer Legenden von Moses, Alexander dem
Großen und verschiedenen Rabbiner, so wie mehre werthvolle Notizen über die in
Aegypten wohnenden Juden eingeflochten. Als Anhang folgen einige Mittheilungen
über die neuesten Ereignisse im Kreise der Glaubensgenossen des Verfassers in Je¬
rusalem. Es würde auch diesem Buche nicht zum Nachtheil gereicht haben, wenn
Herr Frank! seine Person etwas weniger in den Vordergrund gestellt und wenn , er
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |