Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.durch diese nicht hemmen ließ. Sebastopol hat sie wieder zu Ehren gebracht. Bei einer derartigen Festungsanlage ist der Kostenpunkt ein sehr bedeu¬ Die Freiheit der Kirche. Man hat noch nicht genug Aufmerksamkeit darauf verwandt, wie viele Irr¬ durch diese nicht hemmen ließ. Sebastopol hat sie wieder zu Ehren gebracht. Bei einer derartigen Festungsanlage ist der Kostenpunkt ein sehr bedeu¬ Die Freiheit der Kirche. Man hat noch nicht genug Aufmerksamkeit darauf verwandt, wie viele Irr¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0328" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/109050"/> <p xml:id="ID_936" prev="#ID_935"> durch diese nicht hemmen ließ. Sebastopol hat sie wieder zu Ehren gebracht.<lb/> Gewiß hat eine Anzahl kleiner Festungen keinen Werth, wol aber haben große<lb/> mit befestigten Lagern einen sehr bedeutenden; sie sind zu einer guten und<lb/> tüchtigen Vertheidigung eines Landes unbedingt nöthig, denn in ihnen sam¬<lb/> meln sich die Heere bei Unglücksfällen und ersetzen ihre Verluste, sie ermöglichen<lb/> es, daß der schwächere der beiden Gegner dem Vorrücken des stärkeren einen<lb/> erfolgreichen Widerstand entgegensetzen kann, sie sind ebenso wol Stützpunkte<lb/> in der Offensive als Schutzpunkte in der Defensive. Bei einer Küstenver-<lb/> verthcidigung, selbst wenn man über eine zahlreiche Flotte disponirt, sind sie<lb/> unumgänglich nöthig; denn auch eine solche bedarf der Stütz- und Schutz¬<lb/> punkte.</p><lb/> <p xml:id="ID_937"> Bei einer derartigen Festungsanlage ist der Kostenpunkt ein sehr bedeu¬<lb/> tender; er kann den Uferstaaten nicht allein aufgebürdet werden, denn jene<lb/> Festungen dienen zum Schutze des gesammten Deutschland ebenso wol als die<lb/> Bundesfestungen am Rhein, deshalb müssen sie so, gut wie diese vom gesamm¬<lb/><note type="byline"> v. T.</note> ten Deutschland erbaut und erhalten werden. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Freiheit der Kirche.</head><lb/> <p xml:id="ID_938" next="#ID_939"> Man hat noch nicht genug Aufmerksamkeit darauf verwandt, wie viele Irr¬<lb/> thümer der Politik lediglich daraus hervorgehen, daß man die Eigenthümlichkeit der<lb/> Sprache vergißt, mit demselben Wort sehr Verschiedenes zu bezeichnen, wenn es in<lb/> verschiedenen Beziehungen angewandt wird. So ist mit dem Wort „Freiheit" na¬<lb/> mentlich von Seiten der Ultramontanen ein großer Mißbrauch getrieben worden.<lb/> Weil ver Ausdruck sehr populär war, bedienten sie sich desselben trotz ihrer Abneig¬<lb/> ung gegen den damit verbundenen Begriff, um durch dieses Hilfsmittel Zwecke zu<lb/> erreichen, an die ein aufrichtiger Freund der Freiheit nicht gedacht haben würde.<lb/> Sie verlangten für die Kirche Freiheit, d. h. Freiheit vom Staatsgesetz, mit andern<lb/> Worten Aufhebung des Schutzes, welchen der Staat seinen Bürgern gegen Ueber¬<lb/> griffe gewährt. Freiheit der Kirche heißt ihnen 1. absolute Abhängigkeit der Laien<lb/> vom Clerus, 2. absolute Abhängigkeit der niedern Geistlichen von ihren Bischöfen,<lb/> 3. absolute Abhängigkeit der Bischöfe von Rom. Zwar verlangen sie diese Frei¬<lb/> heit nur für kirchliche Angelegenheiten, aber da die kirchlichen, staatlichen und bürger¬<lb/> lichen Angelegenheiten sich aufs vielfältigste in einander verzweigen, so fällt es<lb/> ihnen nicht schwer, alles, woran ihnen irgend gelegen ist, allmälig in das Gebiet<lb/> der Kirche hinüberzuziehen. Sie haben in früherer Zeit mit den katholischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0328]
durch diese nicht hemmen ließ. Sebastopol hat sie wieder zu Ehren gebracht.
Gewiß hat eine Anzahl kleiner Festungen keinen Werth, wol aber haben große
mit befestigten Lagern einen sehr bedeutenden; sie sind zu einer guten und
tüchtigen Vertheidigung eines Landes unbedingt nöthig, denn in ihnen sam¬
meln sich die Heere bei Unglücksfällen und ersetzen ihre Verluste, sie ermöglichen
es, daß der schwächere der beiden Gegner dem Vorrücken des stärkeren einen
erfolgreichen Widerstand entgegensetzen kann, sie sind ebenso wol Stützpunkte
in der Offensive als Schutzpunkte in der Defensive. Bei einer Küstenver-
verthcidigung, selbst wenn man über eine zahlreiche Flotte disponirt, sind sie
unumgänglich nöthig; denn auch eine solche bedarf der Stütz- und Schutz¬
punkte.
Bei einer derartigen Festungsanlage ist der Kostenpunkt ein sehr bedeu¬
tender; er kann den Uferstaaten nicht allein aufgebürdet werden, denn jene
Festungen dienen zum Schutze des gesammten Deutschland ebenso wol als die
Bundesfestungen am Rhein, deshalb müssen sie so, gut wie diese vom gesamm¬
v. T. ten Deutschland erbaut und erhalten werden.
Die Freiheit der Kirche.
Man hat noch nicht genug Aufmerksamkeit darauf verwandt, wie viele Irr¬
thümer der Politik lediglich daraus hervorgehen, daß man die Eigenthümlichkeit der
Sprache vergißt, mit demselben Wort sehr Verschiedenes zu bezeichnen, wenn es in
verschiedenen Beziehungen angewandt wird. So ist mit dem Wort „Freiheit" na¬
mentlich von Seiten der Ultramontanen ein großer Mißbrauch getrieben worden.
Weil ver Ausdruck sehr populär war, bedienten sie sich desselben trotz ihrer Abneig¬
ung gegen den damit verbundenen Begriff, um durch dieses Hilfsmittel Zwecke zu
erreichen, an die ein aufrichtiger Freund der Freiheit nicht gedacht haben würde.
Sie verlangten für die Kirche Freiheit, d. h. Freiheit vom Staatsgesetz, mit andern
Worten Aufhebung des Schutzes, welchen der Staat seinen Bürgern gegen Ueber¬
griffe gewährt. Freiheit der Kirche heißt ihnen 1. absolute Abhängigkeit der Laien
vom Clerus, 2. absolute Abhängigkeit der niedern Geistlichen von ihren Bischöfen,
3. absolute Abhängigkeit der Bischöfe von Rom. Zwar verlangen sie diese Frei¬
heit nur für kirchliche Angelegenheiten, aber da die kirchlichen, staatlichen und bürger¬
lichen Angelegenheiten sich aufs vielfältigste in einander verzweigen, so fällt es
ihnen nicht schwer, alles, woran ihnen irgend gelegen ist, allmälig in das Gebiet
der Kirche hinüberzuziehen. Sie haben in früherer Zeit mit den katholischen
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