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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Abram, der durch den Krieg ebenfalls zur Flucht gezwungen worden, einen
neuen Plan zur Wiedererlangung seiner Krone verabredete, und demselben
zugleich seinen sechsjährigen Sohn zur Erziehung übergab.

Jener Plan bestand darin, dasz der Bischof nach Frankreich reisen und
dort für den verjagten Fürsten Hilfe erbitten sollte, wogegen dieser sich an¬
heischig machte, den Franzosen die Bucht von Turon abzutreten und ihnen
das Recht einzuräumen, in den Wäldern der Gebirge von Kochinchina, welche
reich an den zum Schiffsbau vorzüglich geeigneten Tcckbäumen sind, Holz zu
schlagen, überdies aber sich verpflichtete, im Fall eines Krieges Frankreichs
mit England der erstem Macht ein starkes Contingent kochinchinesischer Krieger
zuzuführen. Der Bischof ging mit seinem fürstlichen Zögling wirklich nach
Paris und fand bei Ludwig dem Sechzehnten mit seinem Plan eine günstige
Aufnahme, und am 28. November 1787 kam ein Offensiv- und Defenfivbünd-
niß zwischen Frankreich und Kochinchina zu Stande, welches folgende Artikel ent¬
hielt: 1) Frankreich rüstet ein Geschwader von zwanzig Kriegsschiffen aus und
stellt dieselben unter den Befehl des Kaisers von Kochinchina; 2) es werden
ohne Verzug fünf europäische Regimenter und zwei Regimenter Colonialtruppen
nach Kochinchina eingeschifft; 3) der König von Frankreich verpflichtet sich,
binnen vier Monaten dem Kaiser von Kochinchina eine Million Thaler, die
Hälfte in Baarcm, den Nest in Salpeter, Kanonen, Flinten und andern Waffen
zu geben; 4) in dem Augenblick, wo die französischen Truppen das Gebiet
Kochinchinas betreten, empfangen ihre Generale ihre Befehle nur vom Kaiser
des Landes; 5) der letztere macht sich anheischig, sobald die Ruhe in seinen
Staaten wieder hergestellt ist, auf das einfache Verlangen des französischen
Gesandten alles zu liefern, was zur Erbauung und Ausstattung von vierzehn
Linienschiffen an Holz und Lebensmitteln erforderlich ist, und damit dieser
Artikel gehörig ausgeführt wird, soll von Europa ein Corps von Offizieren
und Unteroffizieren der Marine abgesandt werden, welche in Kochinchina ein
bleibendes Etablissement gründen werden; K) der König von Frankreich wird
an allen Punkten der Küste von Kochinchina Konsuln einsetzen, welche das
Recht haben, Schiffe, Fregatten und andere Fahrzeuge zu bauen oder bauen
zu lassen, ohne daß die Negierung Kochinchinas sie irgendwie darin stören
darf; 7) der Gesandte Frankreichs am kochinchinesischcn Hofe hat die Befug-
niß, in allen Wäldern, wo er es passend findet, Holz zum Schiffsbau schlagen
zu lassen; 8) der Kaiser von Kochinchina und sein Staatsrath treten Seiner
Allerchristlichsten Majestät, seinen Erben und Nachfolgern für ewige Zeiten den
Hafen und das Gebiet von San Han (die Bucht von Turon und die dazu
gehörige Halbinsel) so wie die anliegenden Inseln Fai Fo im Süden und
Hai Wan im Norden ab; 9) der Kaiser von Kochinchina verpflichtet sich die
Arbeiter und die Materialien zu liefern, welche man zur Erbauung der Forts.


Abram, der durch den Krieg ebenfalls zur Flucht gezwungen worden, einen
neuen Plan zur Wiedererlangung seiner Krone verabredete, und demselben
zugleich seinen sechsjährigen Sohn zur Erziehung übergab.

Jener Plan bestand darin, dasz der Bischof nach Frankreich reisen und
dort für den verjagten Fürsten Hilfe erbitten sollte, wogegen dieser sich an¬
heischig machte, den Franzosen die Bucht von Turon abzutreten und ihnen
das Recht einzuräumen, in den Wäldern der Gebirge von Kochinchina, welche
reich an den zum Schiffsbau vorzüglich geeigneten Tcckbäumen sind, Holz zu
schlagen, überdies aber sich verpflichtete, im Fall eines Krieges Frankreichs
mit England der erstem Macht ein starkes Contingent kochinchinesischer Krieger
zuzuführen. Der Bischof ging mit seinem fürstlichen Zögling wirklich nach
Paris und fand bei Ludwig dem Sechzehnten mit seinem Plan eine günstige
Aufnahme, und am 28. November 1787 kam ein Offensiv- und Defenfivbünd-
niß zwischen Frankreich und Kochinchina zu Stande, welches folgende Artikel ent¬
hielt: 1) Frankreich rüstet ein Geschwader von zwanzig Kriegsschiffen aus und
stellt dieselben unter den Befehl des Kaisers von Kochinchina; 2) es werden
ohne Verzug fünf europäische Regimenter und zwei Regimenter Colonialtruppen
nach Kochinchina eingeschifft; 3) der König von Frankreich verpflichtet sich,
binnen vier Monaten dem Kaiser von Kochinchina eine Million Thaler, die
Hälfte in Baarcm, den Nest in Salpeter, Kanonen, Flinten und andern Waffen
zu geben; 4) in dem Augenblick, wo die französischen Truppen das Gebiet
Kochinchinas betreten, empfangen ihre Generale ihre Befehle nur vom Kaiser
des Landes; 5) der letztere macht sich anheischig, sobald die Ruhe in seinen
Staaten wieder hergestellt ist, auf das einfache Verlangen des französischen
Gesandten alles zu liefern, was zur Erbauung und Ausstattung von vierzehn
Linienschiffen an Holz und Lebensmitteln erforderlich ist, und damit dieser
Artikel gehörig ausgeführt wird, soll von Europa ein Corps von Offizieren
und Unteroffizieren der Marine abgesandt werden, welche in Kochinchina ein
bleibendes Etablissement gründen werden; K) der König von Frankreich wird
an allen Punkten der Küste von Kochinchina Konsuln einsetzen, welche das
Recht haben, Schiffe, Fregatten und andere Fahrzeuge zu bauen oder bauen
zu lassen, ohne daß die Negierung Kochinchinas sie irgendwie darin stören
darf; 7) der Gesandte Frankreichs am kochinchinesischcn Hofe hat die Befug-
niß, in allen Wäldern, wo er es passend findet, Holz zum Schiffsbau schlagen
zu lassen; 8) der Kaiser von Kochinchina und sein Staatsrath treten Seiner
Allerchristlichsten Majestät, seinen Erben und Nachfolgern für ewige Zeiten den
Hafen und das Gebiet von San Han (die Bucht von Turon und die dazu
gehörige Halbinsel) so wie die anliegenden Inseln Fai Fo im Süden und
Hai Wan im Norden ab; 9) der Kaiser von Kochinchina verpflichtet sich die
Arbeiter und die Materialien zu liefern, welche man zur Erbauung der Forts.


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[0375] Abram, der durch den Krieg ebenfalls zur Flucht gezwungen worden, einen neuen Plan zur Wiedererlangung seiner Krone verabredete, und demselben zugleich seinen sechsjährigen Sohn zur Erziehung übergab. Jener Plan bestand darin, dasz der Bischof nach Frankreich reisen und dort für den verjagten Fürsten Hilfe erbitten sollte, wogegen dieser sich an¬ heischig machte, den Franzosen die Bucht von Turon abzutreten und ihnen das Recht einzuräumen, in den Wäldern der Gebirge von Kochinchina, welche reich an den zum Schiffsbau vorzüglich geeigneten Tcckbäumen sind, Holz zu schlagen, überdies aber sich verpflichtete, im Fall eines Krieges Frankreichs mit England der erstem Macht ein starkes Contingent kochinchinesischer Krieger zuzuführen. Der Bischof ging mit seinem fürstlichen Zögling wirklich nach Paris und fand bei Ludwig dem Sechzehnten mit seinem Plan eine günstige Aufnahme, und am 28. November 1787 kam ein Offensiv- und Defenfivbünd- niß zwischen Frankreich und Kochinchina zu Stande, welches folgende Artikel ent¬ hielt: 1) Frankreich rüstet ein Geschwader von zwanzig Kriegsschiffen aus und stellt dieselben unter den Befehl des Kaisers von Kochinchina; 2) es werden ohne Verzug fünf europäische Regimenter und zwei Regimenter Colonialtruppen nach Kochinchina eingeschifft; 3) der König von Frankreich verpflichtet sich, binnen vier Monaten dem Kaiser von Kochinchina eine Million Thaler, die Hälfte in Baarcm, den Nest in Salpeter, Kanonen, Flinten und andern Waffen zu geben; 4) in dem Augenblick, wo die französischen Truppen das Gebiet Kochinchinas betreten, empfangen ihre Generale ihre Befehle nur vom Kaiser des Landes; 5) der letztere macht sich anheischig, sobald die Ruhe in seinen Staaten wieder hergestellt ist, auf das einfache Verlangen des französischen Gesandten alles zu liefern, was zur Erbauung und Ausstattung von vierzehn Linienschiffen an Holz und Lebensmitteln erforderlich ist, und damit dieser Artikel gehörig ausgeführt wird, soll von Europa ein Corps von Offizieren und Unteroffizieren der Marine abgesandt werden, welche in Kochinchina ein bleibendes Etablissement gründen werden; K) der König von Frankreich wird an allen Punkten der Küste von Kochinchina Konsuln einsetzen, welche das Recht haben, Schiffe, Fregatten und andere Fahrzeuge zu bauen oder bauen zu lassen, ohne daß die Negierung Kochinchinas sie irgendwie darin stören darf; 7) der Gesandte Frankreichs am kochinchinesischcn Hofe hat die Befug- niß, in allen Wäldern, wo er es passend findet, Holz zum Schiffsbau schlagen zu lassen; 8) der Kaiser von Kochinchina und sein Staatsrath treten Seiner Allerchristlichsten Majestät, seinen Erben und Nachfolgern für ewige Zeiten den Hafen und das Gebiet von San Han (die Bucht von Turon und die dazu gehörige Halbinsel) so wie die anliegenden Inseln Fai Fo im Süden und Hai Wan im Norden ab; 9) der Kaiser von Kochinchina verpflichtet sich die Arbeiter und die Materialien zu liefern, welche man zur Erbauung der Forts.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/375>, abgerufen am 24.07.2024.