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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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trennenden Wolken lächelte wieder der griechische Himmel. Aber noch lauge
hingen die Kämme und Gipfel des Gebirges voll graue Dunstschichten, und
bis gegen Abend grollte es hinter uns und neben uns von fernen Donnern.
Die Nacht wurde vor dem Khan von Tripotamo. in der Nähe der Rinnen
von Psophis zugebracht. Der nächste Tag führte uns auf rauhen Wegen
nach Kala bryta. wo wir. unterwegs von einem abermaligen Geode er er¬
eilt, bis auf die Haut durchnäßt anlangten. Kalabryta. an der Stelle des
alten Kynätha gelegen, ist eine kleine hübsche Bergstadt, über der aus einem
schroffen Felskegel die Trümmer einer mittelalterlichen Burg ragen, ^in Uev-
ngen mag erwähnt werden, daß hier der Erzbischof Germanos von Patras
im Jahr 1821 zuerst die Fahne zum Kampf mit den Türken aufpflanzte, ^n
der Nachbarschaft entspringt der Erasmus. der hastigen Laufes durch em met¬
gewundenes, von steilen Nagelfluhwänden eingeschlossenes Thal dem Küsten-
saum von Achaja zuströmt. Indem wir am folgenden Tage in ^ches äsen
hmeinmten. gelangten wir nach etwa zwei Stunden nach dem großen Höhten-
kloster Megaspil'non. welches von allen Reisenden, die in diese Gegend
kommen, besucht zu werden pflegt, und in der That zu den Sehenswürdig¬
keiten des Peloponnes gehört. ^ ^ - . ^

Schon in der Ferne werden einlezne Nebengebäude des Klosters gleich
Vogelnestern an der Felswand hängend sichtbar. Weiterhin gewahrt man am
Abhang eine grüne Stelle, mit einigen schwarzen Cypressen und andern Bäumen,
den Garten der Mönche. Dann führt an einem Punkte, wo der Fluß in
tief ausgehöhlter Schlucht strömt, eine steinerne Bogenbrücke aus die andere
Seite, wo der Weg sich im Zickzack den Berg emporschlängelt. Endlich er¬
scheint über den Wipfeln des Gartens, unter einen überhangenden Felsen ge¬
duckt, das Hauptgebäude, eine hohe Quadermauer, aus welcher em seltsames
Genist unregelmäßig übereinandergeklebter. vielfenstriger Stockwerke steht,
der Mitte des halbmondförmig eingebogenen Baues befindet sich ein erkerartig
vortretendes Glockenhaus, neben welchem Holzgalerien über die Front hin¬
laufen. Das Kloster hat seinen Namen von der großen Höhle, vor deren
Mündung es sich erhebt. Dieselbe geht gegen neunzig Fuß in den Berg
hinein und mag vorn doppelt so breit sein. In ihr wurde nach griechischer
Legende von der heiligen Euphrosyne ein von dem Evangelisten Lukas ge¬
fertigtes Bild der Gottesmutter mit dem Kinde gesunden, woraus sich srmnme
Siedler Hierherzogen und die Grotte in eine Kirche verwandelten. Der
Grundstein zu dem jetzigen Kloster wurde vom Kaiser Johannes Kantakuzeno
gelegt, unter Constantin Paläologus soll es vollendet worden sein. Später
litt es wiederholt durch Feuersbrünste. 1826 vertheidigten sich die Mönche mit
Hilfe einer Anzahl von Pallikaren tapfer gegen die Aegupter Ibrahim Paschas,
die. als sich mit Sturmlausen nichts ausrichten ließ und eine Beschießung uut


trennenden Wolken lächelte wieder der griechische Himmel. Aber noch lauge
hingen die Kämme und Gipfel des Gebirges voll graue Dunstschichten, und
bis gegen Abend grollte es hinter uns und neben uns von fernen Donnern.
Die Nacht wurde vor dem Khan von Tripotamo. in der Nähe der Rinnen
von Psophis zugebracht. Der nächste Tag führte uns auf rauhen Wegen
nach Kala bryta. wo wir. unterwegs von einem abermaligen Geode er er¬
eilt, bis auf die Haut durchnäßt anlangten. Kalabryta. an der Stelle des
alten Kynätha gelegen, ist eine kleine hübsche Bergstadt, über der aus einem
schroffen Felskegel die Trümmer einer mittelalterlichen Burg ragen, ^in Uev-
ngen mag erwähnt werden, daß hier der Erzbischof Germanos von Patras
im Jahr 1821 zuerst die Fahne zum Kampf mit den Türken aufpflanzte, ^n
der Nachbarschaft entspringt der Erasmus. der hastigen Laufes durch em met¬
gewundenes, von steilen Nagelfluhwänden eingeschlossenes Thal dem Küsten-
saum von Achaja zuströmt. Indem wir am folgenden Tage in ^ches äsen
hmeinmten. gelangten wir nach etwa zwei Stunden nach dem großen Höhten-
kloster Megaspil'non. welches von allen Reisenden, die in diese Gegend
kommen, besucht zu werden pflegt, und in der That zu den Sehenswürdig¬
keiten des Peloponnes gehört. ^ ^ - . ^

Schon in der Ferne werden einlezne Nebengebäude des Klosters gleich
Vogelnestern an der Felswand hängend sichtbar. Weiterhin gewahrt man am
Abhang eine grüne Stelle, mit einigen schwarzen Cypressen und andern Bäumen,
den Garten der Mönche. Dann führt an einem Punkte, wo der Fluß in
tief ausgehöhlter Schlucht strömt, eine steinerne Bogenbrücke aus die andere
Seite, wo der Weg sich im Zickzack den Berg emporschlängelt. Endlich er¬
scheint über den Wipfeln des Gartens, unter einen überhangenden Felsen ge¬
duckt, das Hauptgebäude, eine hohe Quadermauer, aus welcher em seltsames
Genist unregelmäßig übereinandergeklebter. vielfenstriger Stockwerke steht,
der Mitte des halbmondförmig eingebogenen Baues befindet sich ein erkerartig
vortretendes Glockenhaus, neben welchem Holzgalerien über die Front hin¬
laufen. Das Kloster hat seinen Namen von der großen Höhle, vor deren
Mündung es sich erhebt. Dieselbe geht gegen neunzig Fuß in den Berg
hinein und mag vorn doppelt so breit sein. In ihr wurde nach griechischer
Legende von der heiligen Euphrosyne ein von dem Evangelisten Lukas ge¬
fertigtes Bild der Gottesmutter mit dem Kinde gesunden, woraus sich srmnme
Siedler Hierherzogen und die Grotte in eine Kirche verwandelten. Der
Grundstein zu dem jetzigen Kloster wurde vom Kaiser Johannes Kantakuzeno
gelegt, unter Constantin Paläologus soll es vollendet worden sein. Später
litt es wiederholt durch Feuersbrünste. 1826 vertheidigten sich die Mönche mit
Hilfe einer Anzahl von Pallikaren tapfer gegen die Aegupter Ibrahim Paschas,
die. als sich mit Sturmlausen nichts ausrichten ließ und eine Beschießung uut


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[0033] trennenden Wolken lächelte wieder der griechische Himmel. Aber noch lauge hingen die Kämme und Gipfel des Gebirges voll graue Dunstschichten, und bis gegen Abend grollte es hinter uns und neben uns von fernen Donnern. Die Nacht wurde vor dem Khan von Tripotamo. in der Nähe der Rinnen von Psophis zugebracht. Der nächste Tag führte uns auf rauhen Wegen nach Kala bryta. wo wir. unterwegs von einem abermaligen Geode er er¬ eilt, bis auf die Haut durchnäßt anlangten. Kalabryta. an der Stelle des alten Kynätha gelegen, ist eine kleine hübsche Bergstadt, über der aus einem schroffen Felskegel die Trümmer einer mittelalterlichen Burg ragen, ^in Uev- ngen mag erwähnt werden, daß hier der Erzbischof Germanos von Patras im Jahr 1821 zuerst die Fahne zum Kampf mit den Türken aufpflanzte, ^n der Nachbarschaft entspringt der Erasmus. der hastigen Laufes durch em met¬ gewundenes, von steilen Nagelfluhwänden eingeschlossenes Thal dem Küsten- saum von Achaja zuströmt. Indem wir am folgenden Tage in ^ches äsen hmeinmten. gelangten wir nach etwa zwei Stunden nach dem großen Höhten- kloster Megaspil'non. welches von allen Reisenden, die in diese Gegend kommen, besucht zu werden pflegt, und in der That zu den Sehenswürdig¬ keiten des Peloponnes gehört. ^ ^ - . ^ Schon in der Ferne werden einlezne Nebengebäude des Klosters gleich Vogelnestern an der Felswand hängend sichtbar. Weiterhin gewahrt man am Abhang eine grüne Stelle, mit einigen schwarzen Cypressen und andern Bäumen, den Garten der Mönche. Dann führt an einem Punkte, wo der Fluß in tief ausgehöhlter Schlucht strömt, eine steinerne Bogenbrücke aus die andere Seite, wo der Weg sich im Zickzack den Berg emporschlängelt. Endlich er¬ scheint über den Wipfeln des Gartens, unter einen überhangenden Felsen ge¬ duckt, das Hauptgebäude, eine hohe Quadermauer, aus welcher em seltsames Genist unregelmäßig übereinandergeklebter. vielfenstriger Stockwerke steht, der Mitte des halbmondförmig eingebogenen Baues befindet sich ein erkerartig vortretendes Glockenhaus, neben welchem Holzgalerien über die Front hin¬ laufen. Das Kloster hat seinen Namen von der großen Höhle, vor deren Mündung es sich erhebt. Dieselbe geht gegen neunzig Fuß in den Berg hinein und mag vorn doppelt so breit sein. In ihr wurde nach griechischer Legende von der heiligen Euphrosyne ein von dem Evangelisten Lukas ge¬ fertigtes Bild der Gottesmutter mit dem Kinde gesunden, woraus sich srmnme Siedler Hierherzogen und die Grotte in eine Kirche verwandelten. Der Grundstein zu dem jetzigen Kloster wurde vom Kaiser Johannes Kantakuzeno gelegt, unter Constantin Paläologus soll es vollendet worden sein. Später litt es wiederholt durch Feuersbrünste. 1826 vertheidigten sich die Mönche mit Hilfe einer Anzahl von Pallikaren tapfer gegen die Aegupter Ibrahim Paschas, die. als sich mit Sturmlausen nichts ausrichten ließ und eine Beschießung uut

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/33>, abgerufen am 24.07.2024.