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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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guignon vernommen.' Dieses geschah vorzüglich von Bcsanyon her. Aber
wan hätte dort erwägen sollen, daß es ein wunderliches Schauspiel ist, wenn
gelehrte Herrn und haarsträubender Beweisführung ihrem Lande die Ehre er¬
kämpfen wollen, die Stätte zu besitzen, an welcher die gallische Freiheit zu Grunde
gegangen, und dem Volke anzugehören, weiches dazu redlich mitgeholfen. Wir
legen auf diese Nachklänge provinzieller Eifersüchteleien wenig Gewicht, beson¬
ders wenn sie in der Form einer so thörichten Eitelkeit erscheinen; aber zwei
andere Thatsachen sind von größerer Bedeutung. Zuerst, daß man anfängt
sich den Ansprüchen der wissenschaftlichen Körperschaften von Paris als letzt-
richterlichen zu entziehen. Dieses geschieht freilich von den Herrn Delacroix
und Quicherat aus krankhafter Gereiztheit; gleichwol wünschen wir, so sehr
!vir in den Akademien und Universitäten die nothwendigen Leiter der gelehrten
Republik erkennen, daß neben ihnen die öffentliche Meinung lebenskräftig fort¬
bestehe, und grade von dieser öffentlichen Meinung erwarten wir die vollkom¬
mene Genesung des Herrn Delacroix und seiner Genossen. Die andere, aber
erfreuliche Thatsache ist das Auftreten des Herrn Rossignol. Es beweist hin-
iünglich, daß noch lange nicht aller Rahm der Gesellschaft sich in Paris zu¬
sammengezogen hat, und daß es auch in der Provinz nicht an Männern fehlt,
welche für freie Ueberzeugung und Wahrheit einzustehen das Herz haben,
^le Uebel, gegen die Herr Rossignol kämpft, sind zwar in Frankreich vor¬
zugsweise vertreten; doch fehlen sie darum anderwärts keineswegs. Auch bei
^Ah gibt es Bestrebungen eitlen Wahnes, müßige Hirngespinste, übertünchte
Irrthümer, welche von Zeitung zu Zeitung verschleppt werden, und gegen die
^ sich verlohnte, mit der Feuersprache der Wahrheit aufzutreten.


A, Flegler.


Die Astrologie in der römischen Kmscrzeit.

Ob die Anfänge der Beobachtung und Berechnung der Gestirne und des
dem Sterndienst zusannnenhängendcn Glaubens an den Einfluß der Pia-
^en auf die Schicksale der Menschen bei den Aegyptern oder Babyloniern
suchen seien, bleibe hier unentschieden. Gewiß ist. daß seit dem Sturz
" Persischen Reiches durch den Macedonier Alezander die Kentnisse und
eheimnisse der chaldäischen Priesterkaste sich über die griechischen Cultur-
^"den verbreiteten und die Astrologen des Ostens, welche vorgaben, schon
Myriaden Jahre vor Alexander im Besitz der Kunst gewesen zu sein, die breite


guignon vernommen.' Dieses geschah vorzüglich von Bcsanyon her. Aber
wan hätte dort erwägen sollen, daß es ein wunderliches Schauspiel ist, wenn
gelehrte Herrn und haarsträubender Beweisführung ihrem Lande die Ehre er¬
kämpfen wollen, die Stätte zu besitzen, an welcher die gallische Freiheit zu Grunde
gegangen, und dem Volke anzugehören, weiches dazu redlich mitgeholfen. Wir
legen auf diese Nachklänge provinzieller Eifersüchteleien wenig Gewicht, beson¬
ders wenn sie in der Form einer so thörichten Eitelkeit erscheinen; aber zwei
andere Thatsachen sind von größerer Bedeutung. Zuerst, daß man anfängt
sich den Ansprüchen der wissenschaftlichen Körperschaften von Paris als letzt-
richterlichen zu entziehen. Dieses geschieht freilich von den Herrn Delacroix
und Quicherat aus krankhafter Gereiztheit; gleichwol wünschen wir, so sehr
!vir in den Akademien und Universitäten die nothwendigen Leiter der gelehrten
Republik erkennen, daß neben ihnen die öffentliche Meinung lebenskräftig fort¬
bestehe, und grade von dieser öffentlichen Meinung erwarten wir die vollkom¬
mene Genesung des Herrn Delacroix und seiner Genossen. Die andere, aber
erfreuliche Thatsache ist das Auftreten des Herrn Rossignol. Es beweist hin-
iünglich, daß noch lange nicht aller Rahm der Gesellschaft sich in Paris zu¬
sammengezogen hat, und daß es auch in der Provinz nicht an Männern fehlt,
welche für freie Ueberzeugung und Wahrheit einzustehen das Herz haben,
^le Uebel, gegen die Herr Rossignol kämpft, sind zwar in Frankreich vor¬
zugsweise vertreten; doch fehlen sie darum anderwärts keineswegs. Auch bei
^Ah gibt es Bestrebungen eitlen Wahnes, müßige Hirngespinste, übertünchte
Irrthümer, welche von Zeitung zu Zeitung verschleppt werden, und gegen die
^ sich verlohnte, mit der Feuersprache der Wahrheit aufzutreten.


A, Flegler.


Die Astrologie in der römischen Kmscrzeit.

Ob die Anfänge der Beobachtung und Berechnung der Gestirne und des
dem Sterndienst zusannnenhängendcn Glaubens an den Einfluß der Pia-
^en auf die Schicksale der Menschen bei den Aegyptern oder Babyloniern
suchen seien, bleibe hier unentschieden. Gewiß ist. daß seit dem Sturz
„ Persischen Reiches durch den Macedonier Alezander die Kentnisse und
eheimnisse der chaldäischen Priesterkaste sich über die griechischen Cultur-
^"den verbreiteten und die Astrologen des Ostens, welche vorgaben, schon
Myriaden Jahre vor Alexander im Besitz der Kunst gewesen zu sein, die breite


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[0313] guignon vernommen.' Dieses geschah vorzüglich von Bcsanyon her. Aber wan hätte dort erwägen sollen, daß es ein wunderliches Schauspiel ist, wenn gelehrte Herrn und haarsträubender Beweisführung ihrem Lande die Ehre er¬ kämpfen wollen, die Stätte zu besitzen, an welcher die gallische Freiheit zu Grunde gegangen, und dem Volke anzugehören, weiches dazu redlich mitgeholfen. Wir legen auf diese Nachklänge provinzieller Eifersüchteleien wenig Gewicht, beson¬ ders wenn sie in der Form einer so thörichten Eitelkeit erscheinen; aber zwei andere Thatsachen sind von größerer Bedeutung. Zuerst, daß man anfängt sich den Ansprüchen der wissenschaftlichen Körperschaften von Paris als letzt- richterlichen zu entziehen. Dieses geschieht freilich von den Herrn Delacroix und Quicherat aus krankhafter Gereiztheit; gleichwol wünschen wir, so sehr !vir in den Akademien und Universitäten die nothwendigen Leiter der gelehrten Republik erkennen, daß neben ihnen die öffentliche Meinung lebenskräftig fort¬ bestehe, und grade von dieser öffentlichen Meinung erwarten wir die vollkom¬ mene Genesung des Herrn Delacroix und seiner Genossen. Die andere, aber erfreuliche Thatsache ist das Auftreten des Herrn Rossignol. Es beweist hin- iünglich, daß noch lange nicht aller Rahm der Gesellschaft sich in Paris zu¬ sammengezogen hat, und daß es auch in der Provinz nicht an Männern fehlt, welche für freie Ueberzeugung und Wahrheit einzustehen das Herz haben, ^le Uebel, gegen die Herr Rossignol kämpft, sind zwar in Frankreich vor¬ zugsweise vertreten; doch fehlen sie darum anderwärts keineswegs. Auch bei ^Ah gibt es Bestrebungen eitlen Wahnes, müßige Hirngespinste, übertünchte Irrthümer, welche von Zeitung zu Zeitung verschleppt werden, und gegen die ^ sich verlohnte, mit der Feuersprache der Wahrheit aufzutreten. A, Flegler. Die Astrologie in der römischen Kmscrzeit. Ob die Anfänge der Beobachtung und Berechnung der Gestirne und des dem Sterndienst zusannnenhängendcn Glaubens an den Einfluß der Pia- ^en auf die Schicksale der Menschen bei den Aegyptern oder Babyloniern suchen seien, bleibe hier unentschieden. Gewiß ist. daß seit dem Sturz „ Persischen Reiches durch den Macedonier Alezander die Kentnisse und eheimnisse der chaldäischen Priesterkaste sich über die griechischen Cultur- ^"den verbreiteten und die Astrologen des Ostens, welche vorgaben, schon Myriaden Jahre vor Alexander im Besitz der Kunst gewesen zu sein, die breite

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/313>, abgerufen am 24.07.2024.