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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Herr Rossignol zeigt uns die tieft Berechnung, welche in diesen Maß-
^Ü^in ^g; aber Cäsar hatte es mit einem umsichtigen Gegner zu thun,
^rcingetorix läßt augenblicklich eine Bewegung gegen Vicuna und das Allo-
^'ogische ausführen, in der Absicht, die Verbindungen Cäsars mit Italien auf-
"uheben. Er selbst bleibt mit dem Grundstocke seiner Truppen dem Haupt-
^gncr zur Seite, beobachtet ihn, sucht die Zufuhren abzuschneiden, ihn in
deinen Gefechten zu ermüden, und zuletzt einen Hauptschlag gegen das so
^Ntmuthigte Heer auszuführen. Sobald Cäsar von diesen Vorgängen Kunde
^'hüte, setzt er sich mit seinem Heere in Bewegung; ohne von ferne an feige
Furcht zu denken, ist es ihm nur um eine günstigere Stellung zu thun. Er
sein Heer aus dem Gewirr von Thälern und Engpässen des oberen Seine-
^dickes herauswickeln, und sich dem Gelände der Saone nähern. Dort steht
^ den Ereignissen näher, die sich bei Vicuna vorbereiten; dort ist er auch
seiner taktischen Ueberlegenheit des Sieges gewiß, wenn es ihm gelingt,
^^cingetorix in die Ebene zu locken. Cäsar wählte den geradesten Weg,
bei Raviürcs und Pvrigny vom Arman^on hinweg in das Thal der Brenne
^tete und die Gegenden von Buffon, Montbar, Fiuh-le-Montbar. und ganz
^züglich Alesia berührte, ohne dessen Besitz der Durchzug nicht zu erzwingen
Rossignol hat dies aus den Ueberresten der alten Straße, so wie aus
Nachrichten bei Cäsar nachgewiesen, und damit die bestätigenden Urkun-
des Mittelalters über die Ortsnamen zusammengehalten.*) Vcrcingetorix
^'chschaute indessen den Plan seines Gegners. Schnell zieht er seine Truppen
^ Alesia zusammen und geht mit seiner Reiterei durch das Thal der Brenne
anrückenden Cäsar entgegen. Das Gefecht, welches sich sofort entspinnt,
zu seinen Ungunsten aus; er wird zurückgeworfen, und Cäsar steht vor
^sia, das er unabdiuglich zur Uebergabe zwingen muß, wenn er seinen Zug nach
^ Snone ausführen will. Die Lage war verhängnißvoll; der Besitz von
,^!lau, die künftige Stellung in Italien, die ganze Errungenschaft eines
^stninäßigcn Ehrgeizes stand auf dem Spiele. Cäsar verschloß sich diesen
Tagungen keineswegs, und er handelte mit jener Verwegenheit, welche das
Leben des ungewöhnlichen Mannes bezeichnet.

Der Zusammenhang dieser Thatsachen ist einleuchtend, und auch Napoleon
. ihn nicht anders verstanden, der wol befähigt war, aus erschütternden
Dritten des eignen Lebens die Triebfedern eines Mannes wie Cäsar zu
Ziffern. Sehen wir nun, was die Herrn Delacroix und Quicherat aus den
sichten des berühmten Feldherr gemacht haben. Cäsar sagt, daß er durch
^ äußersten Grenzgebiete der Lingonen seinen Marsch nach dem Sequanschen
kommen habe (. ., quum OiZ-kK^r in Le^uanos per oxtromos llnZonum



') Rossignol, Alise, x, 187--197.
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Herr Rossignol zeigt uns die tieft Berechnung, welche in diesen Maß-
^Ü^in ^g; aber Cäsar hatte es mit einem umsichtigen Gegner zu thun,
^rcingetorix läßt augenblicklich eine Bewegung gegen Vicuna und das Allo-
^'ogische ausführen, in der Absicht, die Verbindungen Cäsars mit Italien auf-
«uheben. Er selbst bleibt mit dem Grundstocke seiner Truppen dem Haupt-
^gncr zur Seite, beobachtet ihn, sucht die Zufuhren abzuschneiden, ihn in
deinen Gefechten zu ermüden, und zuletzt einen Hauptschlag gegen das so
^Ntmuthigte Heer auszuführen. Sobald Cäsar von diesen Vorgängen Kunde
^'hüte, setzt er sich mit seinem Heere in Bewegung; ohne von ferne an feige
Furcht zu denken, ist es ihm nur um eine günstigere Stellung zu thun. Er
sein Heer aus dem Gewirr von Thälern und Engpässen des oberen Seine-
^dickes herauswickeln, und sich dem Gelände der Saone nähern. Dort steht
^ den Ereignissen näher, die sich bei Vicuna vorbereiten; dort ist er auch
seiner taktischen Ueberlegenheit des Sieges gewiß, wenn es ihm gelingt,
^^cingetorix in die Ebene zu locken. Cäsar wählte den geradesten Weg,
bei Raviürcs und Pvrigny vom Arman^on hinweg in das Thal der Brenne
^tete und die Gegenden von Buffon, Montbar, Fiuh-le-Montbar. und ganz
^züglich Alesia berührte, ohne dessen Besitz der Durchzug nicht zu erzwingen
Rossignol hat dies aus den Ueberresten der alten Straße, so wie aus
Nachrichten bei Cäsar nachgewiesen, und damit die bestätigenden Urkun-
des Mittelalters über die Ortsnamen zusammengehalten.*) Vcrcingetorix
^'chschaute indessen den Plan seines Gegners. Schnell zieht er seine Truppen
^ Alesia zusammen und geht mit seiner Reiterei durch das Thal der Brenne
anrückenden Cäsar entgegen. Das Gefecht, welches sich sofort entspinnt,
zu seinen Ungunsten aus; er wird zurückgeworfen, und Cäsar steht vor
^sia, das er unabdiuglich zur Uebergabe zwingen muß, wenn er seinen Zug nach
^ Snone ausführen will. Die Lage war verhängnißvoll; der Besitz von
,^!lau, die künftige Stellung in Italien, die ganze Errungenschaft eines
^stninäßigcn Ehrgeizes stand auf dem Spiele. Cäsar verschloß sich diesen
Tagungen keineswegs, und er handelte mit jener Verwegenheit, welche das
Leben des ungewöhnlichen Mannes bezeichnet.

Der Zusammenhang dieser Thatsachen ist einleuchtend, und auch Napoleon
. ihn nicht anders verstanden, der wol befähigt war, aus erschütternden
Dritten des eignen Lebens die Triebfedern eines Mannes wie Cäsar zu
Ziffern. Sehen wir nun, was die Herrn Delacroix und Quicherat aus den
sichten des berühmten Feldherr gemacht haben. Cäsar sagt, daß er durch
^ äußersten Grenzgebiete der Lingonen seinen Marsch nach dem Sequanschen
kommen habe (. ., quum OiZ-kK^r in Le^uanos per oxtromos llnZonum



') Rossignol, Alise, x, 187—197.
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[0309] Herr Rossignol zeigt uns die tieft Berechnung, welche in diesen Maß- ^Ü^in ^g; aber Cäsar hatte es mit einem umsichtigen Gegner zu thun, ^rcingetorix läßt augenblicklich eine Bewegung gegen Vicuna und das Allo- ^'ogische ausführen, in der Absicht, die Verbindungen Cäsars mit Italien auf- «uheben. Er selbst bleibt mit dem Grundstocke seiner Truppen dem Haupt- ^gncr zur Seite, beobachtet ihn, sucht die Zufuhren abzuschneiden, ihn in deinen Gefechten zu ermüden, und zuletzt einen Hauptschlag gegen das so ^Ntmuthigte Heer auszuführen. Sobald Cäsar von diesen Vorgängen Kunde ^'hüte, setzt er sich mit seinem Heere in Bewegung; ohne von ferne an feige Furcht zu denken, ist es ihm nur um eine günstigere Stellung zu thun. Er sein Heer aus dem Gewirr von Thälern und Engpässen des oberen Seine- ^dickes herauswickeln, und sich dem Gelände der Saone nähern. Dort steht ^ den Ereignissen näher, die sich bei Vicuna vorbereiten; dort ist er auch seiner taktischen Ueberlegenheit des Sieges gewiß, wenn es ihm gelingt, ^^cingetorix in die Ebene zu locken. Cäsar wählte den geradesten Weg, bei Raviürcs und Pvrigny vom Arman^on hinweg in das Thal der Brenne ^tete und die Gegenden von Buffon, Montbar, Fiuh-le-Montbar. und ganz ^züglich Alesia berührte, ohne dessen Besitz der Durchzug nicht zu erzwingen Rossignol hat dies aus den Ueberresten der alten Straße, so wie aus Nachrichten bei Cäsar nachgewiesen, und damit die bestätigenden Urkun- des Mittelalters über die Ortsnamen zusammengehalten.*) Vcrcingetorix ^'chschaute indessen den Plan seines Gegners. Schnell zieht er seine Truppen ^ Alesia zusammen und geht mit seiner Reiterei durch das Thal der Brenne anrückenden Cäsar entgegen. Das Gefecht, welches sich sofort entspinnt, zu seinen Ungunsten aus; er wird zurückgeworfen, und Cäsar steht vor ^sia, das er unabdiuglich zur Uebergabe zwingen muß, wenn er seinen Zug nach ^ Snone ausführen will. Die Lage war verhängnißvoll; der Besitz von ,^!lau, die künftige Stellung in Italien, die ganze Errungenschaft eines ^stninäßigcn Ehrgeizes stand auf dem Spiele. Cäsar verschloß sich diesen Tagungen keineswegs, und er handelte mit jener Verwegenheit, welche das Leben des ungewöhnlichen Mannes bezeichnet. Der Zusammenhang dieser Thatsachen ist einleuchtend, und auch Napoleon . ihn nicht anders verstanden, der wol befähigt war, aus erschütternden Dritten des eignen Lebens die Triebfedern eines Mannes wie Cäsar zu Ziffern. Sehen wir nun, was die Herrn Delacroix und Quicherat aus den sichten des berühmten Feldherr gemacht haben. Cäsar sagt, daß er durch ^ äußersten Grenzgebiete der Lingonen seinen Marsch nach dem Sequanschen kommen habe (. ., quum OiZ-kK^r in Le^uanos per oxtromos llnZonum ') Rossignol, Alise, x, 187—197. 38*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/309>, abgerufen am 24.07.2024.