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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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sie kosteten 1851 aus der Strecke von Suez bis Aden dreimal so viel als auf
der Strecke von Plymouth bis Alexandrien, und sie sind in der That, wie
der östreichische Lloyd weiß, schon hier theuer genug. Wer aber nur einige
.Kenntniß von der Nhederei hat, weiß, daß dieselbe sehr genau rechnen muß,
um einen Verdienst zu erzielen, der die Kosten übersteigt, und so glauben wir
bis auf bessere Belehrung von Seiten der Vertheidiger des Lessepsschcn Unter¬
nehmens, daß jeder Pfennig dreimal umgedreht, jede auch die kleinste Kosten-
ersparniß sorgsam ausgenutzt werden müßte, um sür die umfangreicheren
Güter die Kaplinie durch die Suezlinie zu schlagen -- immer natürlich voraus¬
gesetzt, daß die Furcht vor Versandung des Kanals Chimäre ist.

Andere Einwürfe gegen.den Plan lassen sich leicht widerlegen. Man hat
behauptet, daß durch den neuen Kanal und den Hafen am Golf von Pelu-
sium die Zukunft Alexandriens bedroht werde. Abgesehen davon, daß der
Welthandel, wenn er einen Vortheil dabei sähe, nicht an das Schicksal
eurer Stadt denken würde, ist dieser Einwand unbegründet, weil Pelusuun
uur die Mündung des Kanals bilden soll und ein Hasen von Bedeutung nur
am Timsachsce gegründet werden würde, wo der Süßwasserkanal vom Nil
durch das Wadi Tumilat zu münden bestimmt ist, oder in Suez, welches sehr"'
jetzt ein ziemlich lebhafter Hafenplntz ist. Aber selbst wenn sich auf der Stätte
des alten Pelusium dereinst eine Handelsstadt von Bedeutung erheben sollte,
würde Alexandrien doch bleiben, was es jetzt ist, der naturgemäße Hafen rw"
Aegypten, der Korn- und Baumwollenmarkt Südeuropas.

Ein viel wichtigeres Hinderniß des Unternehmens liegt in der Weigerung
der Pforte, demselben ihre Concession zu ertheilen, eine Weigerung, die den
türkischen Staatsmännern von England dictirt ist. Dies führt uns auf den
vierten Punkt, auf dre politische Seite der Frage, die wir in 'der nächst^
Nummer dieser Blätter besprechen werden.




sie kosteten 1851 aus der Strecke von Suez bis Aden dreimal so viel als auf
der Strecke von Plymouth bis Alexandrien, und sie sind in der That, wie
der östreichische Lloyd weiß, schon hier theuer genug. Wer aber nur einige
.Kenntniß von der Nhederei hat, weiß, daß dieselbe sehr genau rechnen muß,
um einen Verdienst zu erzielen, der die Kosten übersteigt, und so glauben wir
bis auf bessere Belehrung von Seiten der Vertheidiger des Lessepsschcn Unter¬
nehmens, daß jeder Pfennig dreimal umgedreht, jede auch die kleinste Kosten-
ersparniß sorgsam ausgenutzt werden müßte, um sür die umfangreicheren
Güter die Kaplinie durch die Suezlinie zu schlagen — immer natürlich voraus¬
gesetzt, daß die Furcht vor Versandung des Kanals Chimäre ist.

Andere Einwürfe gegen.den Plan lassen sich leicht widerlegen. Man hat
behauptet, daß durch den neuen Kanal und den Hafen am Golf von Pelu-
sium die Zukunft Alexandriens bedroht werde. Abgesehen davon, daß der
Welthandel, wenn er einen Vortheil dabei sähe, nicht an das Schicksal
eurer Stadt denken würde, ist dieser Einwand unbegründet, weil Pelusuun
uur die Mündung des Kanals bilden soll und ein Hasen von Bedeutung nur
am Timsachsce gegründet werden würde, wo der Süßwasserkanal vom Nil
durch das Wadi Tumilat zu münden bestimmt ist, oder in Suez, welches sehr"'
jetzt ein ziemlich lebhafter Hafenplntz ist. Aber selbst wenn sich auf der Stätte
des alten Pelusium dereinst eine Handelsstadt von Bedeutung erheben sollte,
würde Alexandrien doch bleiben, was es jetzt ist, der naturgemäße Hafen rw»
Aegypten, der Korn- und Baumwollenmarkt Südeuropas.

Ein viel wichtigeres Hinderniß des Unternehmens liegt in der Weigerung
der Pforte, demselben ihre Concession zu ertheilen, eine Weigerung, die den
türkischen Staatsmännern von England dictirt ist. Dies führt uns auf den
vierten Punkt, auf dre politische Seite der Frage, die wir in 'der nächst^
Nummer dieser Blätter besprechen werden.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/304>, abgerufen am 24.07.2024.