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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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endlich die, daß die Nord- und Nordwestwinde, welche vom April bis zum
September wehen, der Reise von England nach Ostindien, und die Winde,
welche vom September bis zum April herrschen, umgekehrt der Tour von
Indien nach England und Irland günstig seien, so fehlt, wie es scheint, nur
Wenig an dem Beweise, daß nicht grade die Länge des Weges bei der Ab¬
wägung von Seefahrten am schwersten in die Wagschale fällt.

Dampfschiffe werden mit weniger Schwierigkeit zu kämpfen haben, sagen
d>e von den Vertheidigern des Lcsscpsschen Planes, die solche Einwürfe über¬
haupt zugeben. Der Nachweis über das Detail dieser Frage, über die Ein¬
teilung von Weg und Zeit, namentlich der genaue Nachweis der Rolle, welche
d'e Dampfkraft dabei zu übernehmen hat, ist aber von den Organen, welche
^e Durchstechnng der Landenge von Suez befürworten, noch keineswegs über¬
zeugend geführt worden. Im Gegentheil wird diese Frage von ihnen meist
vermieden, wenigstens kurz abgethan. Sie ist aber gleichwol die wichtigste
"ach der Frage in Betreff der Unterhaltungskosten des Kanals, die ja auch
Wenn sich der Sand, der ihn bedroht. Hinwegdisputiren ließe, noch immer
sehr beträchtlich sein und nur dann einen Ueberschuß lassen würden, wenn sich
^ne sehr bedeutende Verkürzung des Wegs durch das Unternehmen darthun
"ehe. Die beiden Factoren, um die es sich handelt, sind Zeit und Kosten,
^is ausgemacht ist anzunehmen, daß ohne Benutzung des Dampfes kein er-
wähnenswerther Zeitgewinn, daß ohne ihn keine sichere Beschiffung des rothen
leeres möglich ist. Wir können uns nicht überzeugen, daß es rentabel sein
^>M, Güter ans der projectirten Linie durch reine Dampfschiffe zu befördern,
Und ebenso wenig können wir die Meinung theilen, daß es durch Fahrzeuge
Wit Auxiliarmaschine möglich sei. Die wohlfeilste Anwendung der Dampfkraft
^el regelmäßigem localen Bedürfniß, wie es bei der Suezlinie der Fall, ist
bekanntlich die durch Remorqueure oder Schleppschiffe. Ein Schleppschiff mit
Bädern kann nicht segeln oder segelt wenigstens, wenn nicht Vorkehrungen
Strosser sind, um den Widerstand der Nadkasten zeitweilig zu entfernen, viel
^ngsamcr als ein gutgebautes Segelfahrzcug. Es muß also auch da däm¬
men, wo es nichts zu schleppen hat, auch da essen, d. h. Steinkohlen ver¬
ehren, wo es nicht arbeitet, nichts verdient. Der Schleppdienst auf der über
^Anz führenden europäisch-indischen Linie würde wesentlich einseitig sein, der
Schleppdampfer müßte also den Rückweg häufig, stellenweise vermuthlich immer,
Unbeschäftigt machen. Um das Minimum der Kosten zu erzielen, müßte er
wenn irgend möglich, diesen Weg segeln. Danach wäre die Aufstellung
"°n Schraubenschleppschifftn als Stationsschleppern eine Grundbedingung zur
^winnbringenden Benutzung der projectirten Linie. Ob diese Lösung richtig
^ Und die einzige in diesem Theil der Frage, überlassen wir andern zu unter-
^chen. Die Steinkohlen sind an den Küsten des rothen Meeres sehr theuer;


endlich die, daß die Nord- und Nordwestwinde, welche vom April bis zum
September wehen, der Reise von England nach Ostindien, und die Winde,
welche vom September bis zum April herrschen, umgekehrt der Tour von
Indien nach England und Irland günstig seien, so fehlt, wie es scheint, nur
Wenig an dem Beweise, daß nicht grade die Länge des Weges bei der Ab¬
wägung von Seefahrten am schwersten in die Wagschale fällt.

Dampfschiffe werden mit weniger Schwierigkeit zu kämpfen haben, sagen
d>e von den Vertheidigern des Lcsscpsschen Planes, die solche Einwürfe über¬
haupt zugeben. Der Nachweis über das Detail dieser Frage, über die Ein¬
teilung von Weg und Zeit, namentlich der genaue Nachweis der Rolle, welche
d'e Dampfkraft dabei zu übernehmen hat, ist aber von den Organen, welche
^e Durchstechnng der Landenge von Suez befürworten, noch keineswegs über¬
zeugend geführt worden. Im Gegentheil wird diese Frage von ihnen meist
vermieden, wenigstens kurz abgethan. Sie ist aber gleichwol die wichtigste
"ach der Frage in Betreff der Unterhaltungskosten des Kanals, die ja auch
Wenn sich der Sand, der ihn bedroht. Hinwegdisputiren ließe, noch immer
sehr beträchtlich sein und nur dann einen Ueberschuß lassen würden, wenn sich
^ne sehr bedeutende Verkürzung des Wegs durch das Unternehmen darthun
"ehe. Die beiden Factoren, um die es sich handelt, sind Zeit und Kosten,
^is ausgemacht ist anzunehmen, daß ohne Benutzung des Dampfes kein er-
wähnenswerther Zeitgewinn, daß ohne ihn keine sichere Beschiffung des rothen
leeres möglich ist. Wir können uns nicht überzeugen, daß es rentabel sein
^>M, Güter ans der projectirten Linie durch reine Dampfschiffe zu befördern,
Und ebenso wenig können wir die Meinung theilen, daß es durch Fahrzeuge
Wit Auxiliarmaschine möglich sei. Die wohlfeilste Anwendung der Dampfkraft
^el regelmäßigem localen Bedürfniß, wie es bei der Suezlinie der Fall, ist
bekanntlich die durch Remorqueure oder Schleppschiffe. Ein Schleppschiff mit
Bädern kann nicht segeln oder segelt wenigstens, wenn nicht Vorkehrungen
Strosser sind, um den Widerstand der Nadkasten zeitweilig zu entfernen, viel
^ngsamcr als ein gutgebautes Segelfahrzcug. Es muß also auch da däm¬
men, wo es nichts zu schleppen hat, auch da essen, d. h. Steinkohlen ver¬
ehren, wo es nicht arbeitet, nichts verdient. Der Schleppdienst auf der über
^Anz führenden europäisch-indischen Linie würde wesentlich einseitig sein, der
Schleppdampfer müßte also den Rückweg häufig, stellenweise vermuthlich immer,
Unbeschäftigt machen. Um das Minimum der Kosten zu erzielen, müßte er
wenn irgend möglich, diesen Weg segeln. Danach wäre die Aufstellung
"°n Schraubenschleppschifftn als Stationsschleppern eine Grundbedingung zur
^winnbringenden Benutzung der projectirten Linie. Ob diese Lösung richtig
^ Und die einzige in diesem Theil der Frage, überlassen wir andern zu unter-
^chen. Die Steinkohlen sind an den Küsten des rothen Meeres sehr theuer;


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[0303] endlich die, daß die Nord- und Nordwestwinde, welche vom April bis zum September wehen, der Reise von England nach Ostindien, und die Winde, welche vom September bis zum April herrschen, umgekehrt der Tour von Indien nach England und Irland günstig seien, so fehlt, wie es scheint, nur Wenig an dem Beweise, daß nicht grade die Länge des Weges bei der Ab¬ wägung von Seefahrten am schwersten in die Wagschale fällt. Dampfschiffe werden mit weniger Schwierigkeit zu kämpfen haben, sagen d>e von den Vertheidigern des Lcsscpsschen Planes, die solche Einwürfe über¬ haupt zugeben. Der Nachweis über das Detail dieser Frage, über die Ein¬ teilung von Weg und Zeit, namentlich der genaue Nachweis der Rolle, welche d'e Dampfkraft dabei zu übernehmen hat, ist aber von den Organen, welche ^e Durchstechnng der Landenge von Suez befürworten, noch keineswegs über¬ zeugend geführt worden. Im Gegentheil wird diese Frage von ihnen meist vermieden, wenigstens kurz abgethan. Sie ist aber gleichwol die wichtigste "ach der Frage in Betreff der Unterhaltungskosten des Kanals, die ja auch Wenn sich der Sand, der ihn bedroht. Hinwegdisputiren ließe, noch immer sehr beträchtlich sein und nur dann einen Ueberschuß lassen würden, wenn sich ^ne sehr bedeutende Verkürzung des Wegs durch das Unternehmen darthun "ehe. Die beiden Factoren, um die es sich handelt, sind Zeit und Kosten, ^is ausgemacht ist anzunehmen, daß ohne Benutzung des Dampfes kein er- wähnenswerther Zeitgewinn, daß ohne ihn keine sichere Beschiffung des rothen leeres möglich ist. Wir können uns nicht überzeugen, daß es rentabel sein ^>M, Güter ans der projectirten Linie durch reine Dampfschiffe zu befördern, Und ebenso wenig können wir die Meinung theilen, daß es durch Fahrzeuge Wit Auxiliarmaschine möglich sei. Die wohlfeilste Anwendung der Dampfkraft ^el regelmäßigem localen Bedürfniß, wie es bei der Suezlinie der Fall, ist bekanntlich die durch Remorqueure oder Schleppschiffe. Ein Schleppschiff mit Bädern kann nicht segeln oder segelt wenigstens, wenn nicht Vorkehrungen Strosser sind, um den Widerstand der Nadkasten zeitweilig zu entfernen, viel ^ngsamcr als ein gutgebautes Segelfahrzcug. Es muß also auch da däm¬ men, wo es nichts zu schleppen hat, auch da essen, d. h. Steinkohlen ver¬ ehren, wo es nicht arbeitet, nichts verdient. Der Schleppdienst auf der über ^Anz führenden europäisch-indischen Linie würde wesentlich einseitig sein, der Schleppdampfer müßte also den Rückweg häufig, stellenweise vermuthlich immer, Unbeschäftigt machen. Um das Minimum der Kosten zu erzielen, müßte er wenn irgend möglich, diesen Weg segeln. Danach wäre die Aufstellung "°n Schraubenschleppschifftn als Stationsschleppern eine Grundbedingung zur ^winnbringenden Benutzung der projectirten Linie. Ob diese Lösung richtig ^ Und die einzige in diesem Theil der Frage, überlassen wir andern zu unter- ^chen. Die Steinkohlen sind an den Küsten des rothen Meeres sehr theuer;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/303>, abgerufen am 24.07.2024.