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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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wie gezeigt, ohnehin durch den Nilsand gefährdet ist, Erdtheile ablagern"
Die Commission glaubt ferner, das rothe und das Mittelmeer hätten hier
einst zusammengehangen. Wir geben dies zu, finden darin aber nur die Be¬
stätigung unsrer Ansicht, daß von Norden her die Schlammtheile des Nil, v""
Süden der von der Flut des rothen Meeres angeschwemmte Triebsand, peur
Osten und Westen der Flugsand der Wüste die Verwandlung der Meerenge
in eine Landenge bewirkt hat. Es kommt aus dem Isthmus kein eigentliches
Felsenlager vor. Sehr wohl, dann rührt der dortige Flugsand nicht von einer
Steinverwitterung, sondern anderswo her. An der Küste des Mittelmeers
bilden Gesteintrümmer die Dünen und Sandbänke, und die Commission furch'
tet selbst diese und will sich davor durch die oben angegebene Hinausrückung
des Kanals in die See schützen. Wir wissen aber bereits, daß ihr dies nichts
helsen wird. Sie befindet sich zwischen zwei gleich gefährlichen Gewalten-
Läßt sie den Kanal nahe am Strande münden (was schon deshalb nieh^
thunlich ist, weil er dann großen Schiffen nicht zugänglich wäre) fo schadet
ihm der Wind mit seinem Flugsand, führt sie den Kanal so weit hinaus,
wie angeführt, so spült ihm in wenigen Jahren der Nil eine Barre vor seine
Einfahrt.

Eine Hauptstelle,. von wo der Kanal durch Flugsand bedroht wird, ^
der Dschebel Attakah an der Nordwestseite des rothen Meeres, und hier ist
nicht allein der Wind die bewegende Kraft, sondern auch starke Regenstin^
schwemmen alljährlich Massen von Sand und Geröll nach dem Nordrande
des rothen Meeres herab, und die Commission sollte bedacht haben, was sie
sagte, als sie die Vermuthung aussprach, daß dieses Meer durch einen solche"
mit Orkan verbundenen, Sand- und Steinmassen mit sich wälzenden Gewitter
regen von seiner nördlichsten Bucht, dem Vittersee, durch deu der Kanal
führt werden soll, getrennt worden sei. Andere gefährliche Stellen finde"
sich noch mehre. Durch die Ost- und Westwinde wird der Sand auf d>
ganze Länge des projectirten Kanals getrieben; denn wo wie hier kein Binde'
mittel, wie Gesträuch oder Bäume, den trocknen, staubartig feinen Flugi""
festhält, da hat der Wind Macht über ihn, treibt ihn fort, selbst über be'
deutende Hügel, lagert ihn ab in Vertiefungen und häuft ihn hier und d^an, wie unter unteren das erwähnte Dünengebilde bei El Gisr zeigt (welche
beiläufig nicht, wie die Commission sagt, 4", sondern nahezu V0 Fuß
ist), nimmt ihn aber auch gelegentlich wieder mit fort und schafft anderwärt
damit ein Thal in einen Hügel um. v. Lesseps erzählt, um dies zu ^
krähten, daß man nach Verlauf eines Jahres hier noch deutliche Sy">^
seines Lagers gefunden habe. Aber man darf annehmen, daß er sich ^
dasselbe nicht den ungünstigsten, sondern einen gegen den Wüstenwind w""
liehst geschützten Ort ausgesucht habe.


wie gezeigt, ohnehin durch den Nilsand gefährdet ist, Erdtheile ablagern«
Die Commission glaubt ferner, das rothe und das Mittelmeer hätten hier
einst zusammengehangen. Wir geben dies zu, finden darin aber nur die Be¬
stätigung unsrer Ansicht, daß von Norden her die Schlammtheile des Nil, v»»
Süden der von der Flut des rothen Meeres angeschwemmte Triebsand, peur
Osten und Westen der Flugsand der Wüste die Verwandlung der Meerenge
in eine Landenge bewirkt hat. Es kommt aus dem Isthmus kein eigentliches
Felsenlager vor. Sehr wohl, dann rührt der dortige Flugsand nicht von einer
Steinverwitterung, sondern anderswo her. An der Küste des Mittelmeers
bilden Gesteintrümmer die Dünen und Sandbänke, und die Commission furch'
tet selbst diese und will sich davor durch die oben angegebene Hinausrückung
des Kanals in die See schützen. Wir wissen aber bereits, daß ihr dies nichts
helsen wird. Sie befindet sich zwischen zwei gleich gefährlichen Gewalten-
Läßt sie den Kanal nahe am Strande münden (was schon deshalb nieh^
thunlich ist, weil er dann großen Schiffen nicht zugänglich wäre) fo schadet
ihm der Wind mit seinem Flugsand, führt sie den Kanal so weit hinaus,
wie angeführt, so spült ihm in wenigen Jahren der Nil eine Barre vor seine
Einfahrt.

Eine Hauptstelle,. von wo der Kanal durch Flugsand bedroht wird, ^
der Dschebel Attakah an der Nordwestseite des rothen Meeres, und hier ist
nicht allein der Wind die bewegende Kraft, sondern auch starke Regenstin^
schwemmen alljährlich Massen von Sand und Geröll nach dem Nordrande
des rothen Meeres herab, und die Commission sollte bedacht haben, was sie
sagte, als sie die Vermuthung aussprach, daß dieses Meer durch einen solche"
mit Orkan verbundenen, Sand- und Steinmassen mit sich wälzenden Gewitter
regen von seiner nördlichsten Bucht, dem Vittersee, durch deu der Kanal
führt werden soll, getrennt worden sei. Andere gefährliche Stellen finde"
sich noch mehre. Durch die Ost- und Westwinde wird der Sand auf d>
ganze Länge des projectirten Kanals getrieben; denn wo wie hier kein Binde'
mittel, wie Gesträuch oder Bäume, den trocknen, staubartig feinen Flugi""
festhält, da hat der Wind Macht über ihn, treibt ihn fort, selbst über be'
deutende Hügel, lagert ihn ab in Vertiefungen und häuft ihn hier und d^an, wie unter unteren das erwähnte Dünengebilde bei El Gisr zeigt (welche
beiläufig nicht, wie die Commission sagt, 4», sondern nahezu V0 Fuß
ist), nimmt ihn aber auch gelegentlich wieder mit fort und schafft anderwärt
damit ein Thal in einen Hügel um. v. Lesseps erzählt, um dies zu ^
krähten, daß man nach Verlauf eines Jahres hier noch deutliche Sy»>^
seines Lagers gefunden habe. Aber man darf annehmen, daß er sich ^
dasselbe nicht den ungünstigsten, sondern einen gegen den Wüstenwind w"»
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/300>, abgerufen am 24.07.2024.