Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.zwar desjenigen Herzogthums, in welchem sich die Vacanz ereignet, den untcr- Nach welchem Modus die frühesten Reccptioncn geschahen, ist unbekannt! Man berücksichtige jetzt, welche Machtstellung der Grundadel schon errungen zwar desjenigen Herzogthums, in welchem sich die Vacanz ereignet, den untcr- Nach welchem Modus die frühesten Reccptioncn geschahen, ist unbekannt! Man berücksichtige jetzt, welche Machtstellung der Grundadel schon errungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0256" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187208"/> <p xml:id="ID_726" prev="#ID_725"> zwar desjenigen Herzogthums, in welchem sich die Vacanz ereignet, den untcr-<lb/> thü'nigstcn Vortrag dreier im Lande angesessenen Personen von dem eingebornen<lb/> oder recipirten Adel zu jeder vacirenden Stelle gnädigst gönnen und aus sol¬<lb/> chen I^-aesentatis jedesmal einen zum Landrath sofort hinwiederum ernennen" :c.</p><lb/> <p xml:id="ID_727"> Nach welchem Modus die frühesten Reccptioncn geschahen, ist unbekannt!<lb/> erst auf dem Landtage 1771 wurde beschlossen, daß derjenige, welcher sechzehn<lb/> Ahnen nachweisen könne, für die Aufnahme mindestens 4000 Thlr., wer<lb/> das aber nicht vermöge, mindestens 8000 Thlr. zum Besten der drei Landes'<lb/> klöster zahlen solle. Es versteht sich von selbst, daß die Ausführung dieses<lb/> Beschlusses sich als unmöglich erweisen mußte. Unser sehr altes Fürstenhaus<lb/> slawischer Abstammung stand damals in der neunzehnten Generation seit dein<lb/> Jahre 1130, der mecklenburgische Adel aber ist, mit wenigen unsichern Aus¬<lb/> nahmen, im Lause des 13. Jahrhunderts und später mit den Voreltern der<lb/> heutigen Bevölkerung sächsischen Stammes eingewandert und brachte es da¬<lb/> mals in seinen ältesten Familien höchstens auf vierzehn Ahnen. So war<lb/> man denn zu einer Aenderung jenes Beschlusses bald genöthigt und schon aus<lb/> dem Landtage des Jahres 1774 wurde festgestellt, daß diejenigen Familien,<lb/> welche im Jahre 1572 (dem Ueberweisungsjahre der Klöster an die Landstände)<lb/> mit einem Gute angesessen waren, zum alten Adel gehören sollten. Von nun an<lb/> wurden die Reccptioncn zahlreicher, wurden jedoch nicht lange ohne Anfechtung<lb/> ausgeübt. Der erste Angriff begann im Jahre 1778 aus der eignen Mitte<lb/> des Adels durch den Baron von Langermann auf Spitzkuhn, welcher jedoch,<lb/> da er bei seinem Streit ganz allein stand, schließlich sich beruhigte und D<lb/> die Neception gefallen ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_728"> Man berücksichtige jetzt, welche Machtstellung der Grundadel schon errungen<lb/> hatte, und man wird sich nicht wundern, daß eine specielle Anerkennung des<lb/> Reccptionsrcchtes von Seiten der Fürsten niemals stattfand. In dem ange¬<lb/> führten K. des L. G. G. Erbvergleichs, der einzigen Stelle desselben, in welcher<lb/> sich der eingeborne und recipirte Adel erwähnt findet, ist von jenem Rechte<lb/> nicht die Rede. Heute beruft man sich auf ihn und schließt aus der Erwäh¬<lb/> nung des recipirten Adels, daß deshalb die jetzige Art der Reception die Be¬<lb/> deutung eines uralten rechtlichen Herkommens habe. Jnterpretiren wir den<lb/> gedachten §. aber genau nach seinem Wortlaut, so finden wir Folgendes (wo¬<lb/> bei zu berücksichtigen ist, daß der Landtag schon 50 Jahr vor Abschließung<lb/> des Erbvergleichs die Unterscheidung zwischen eingebornem und recipirten Adel<lb/> beschlossen hatte, das bercgte Verhältniß also ein thatsächliches war): „B^<lb/> erledigten Landrathsstellen wollen wir der Ritter- und Landschaft . . - de"<lb/> Vorschlag dreier . . . Personen von dem (zur Zeit der Abfassung dieses Ver¬<lb/> gleiches) eingebornen oder recipirten (nicht: in Zukunft zu recipirenden!)Ade<lb/><note type="byline"> et.</note> . . . gnädigst gönnen"</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0256]
zwar desjenigen Herzogthums, in welchem sich die Vacanz ereignet, den untcr-
thü'nigstcn Vortrag dreier im Lande angesessenen Personen von dem eingebornen
oder recipirten Adel zu jeder vacirenden Stelle gnädigst gönnen und aus sol¬
chen I^-aesentatis jedesmal einen zum Landrath sofort hinwiederum ernennen" :c.
Nach welchem Modus die frühesten Reccptioncn geschahen, ist unbekannt!
erst auf dem Landtage 1771 wurde beschlossen, daß derjenige, welcher sechzehn
Ahnen nachweisen könne, für die Aufnahme mindestens 4000 Thlr., wer
das aber nicht vermöge, mindestens 8000 Thlr. zum Besten der drei Landes'
klöster zahlen solle. Es versteht sich von selbst, daß die Ausführung dieses
Beschlusses sich als unmöglich erweisen mußte. Unser sehr altes Fürstenhaus
slawischer Abstammung stand damals in der neunzehnten Generation seit dein
Jahre 1130, der mecklenburgische Adel aber ist, mit wenigen unsichern Aus¬
nahmen, im Lause des 13. Jahrhunderts und später mit den Voreltern der
heutigen Bevölkerung sächsischen Stammes eingewandert und brachte es da¬
mals in seinen ältesten Familien höchstens auf vierzehn Ahnen. So war
man denn zu einer Aenderung jenes Beschlusses bald genöthigt und schon aus
dem Landtage des Jahres 1774 wurde festgestellt, daß diejenigen Familien,
welche im Jahre 1572 (dem Ueberweisungsjahre der Klöster an die Landstände)
mit einem Gute angesessen waren, zum alten Adel gehören sollten. Von nun an
wurden die Reccptioncn zahlreicher, wurden jedoch nicht lange ohne Anfechtung
ausgeübt. Der erste Angriff begann im Jahre 1778 aus der eignen Mitte
des Adels durch den Baron von Langermann auf Spitzkuhn, welcher jedoch,
da er bei seinem Streit ganz allein stand, schließlich sich beruhigte und D
die Neception gefallen ließ.
Man berücksichtige jetzt, welche Machtstellung der Grundadel schon errungen
hatte, und man wird sich nicht wundern, daß eine specielle Anerkennung des
Reccptionsrcchtes von Seiten der Fürsten niemals stattfand. In dem ange¬
führten K. des L. G. G. Erbvergleichs, der einzigen Stelle desselben, in welcher
sich der eingeborne und recipirte Adel erwähnt findet, ist von jenem Rechte
nicht die Rede. Heute beruft man sich auf ihn und schließt aus der Erwäh¬
nung des recipirten Adels, daß deshalb die jetzige Art der Reception die Be¬
deutung eines uralten rechtlichen Herkommens habe. Jnterpretiren wir den
gedachten §. aber genau nach seinem Wortlaut, so finden wir Folgendes (wo¬
bei zu berücksichtigen ist, daß der Landtag schon 50 Jahr vor Abschließung
des Erbvergleichs die Unterscheidung zwischen eingebornem und recipirten Adel
beschlossen hatte, das bercgte Verhältniß also ein thatsächliches war): „B^
erledigten Landrathsstellen wollen wir der Ritter- und Landschaft . . - de"
Vorschlag dreier . . . Personen von dem (zur Zeit der Abfassung dieses Ver¬
gleiches) eingebornen oder recipirten (nicht: in Zukunft zu recipirenden!)Ade
et. . . . gnädigst gönnen"
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