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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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denen die Darstelln der jedesmaligen Situation körperlichen Ausdruck gaben.
Keine simwvllcre Huldigung konnte den Kennern des Alterthums dargebracht
werden als das Hervorkehren dieser plastischen Seite der Schauspielkunst: war
i>e doch ohne Zweifel diejenige, welche auf der Bühne Athens am höchsten
ausgebildet war und am meisten geschätzt wurde.

Der Vorstellung im Theater ging das Festdiner im Svphienbadsale um-
"uttelbar vorher, eine Einrichtung, die mannigfachen Tadel erfuhr, aber viel¬
leicht nicht abzustellen war. Bei ihm kam die Bedeutung der ganzen Va-r-
kuugung am reinsten zum Ausdruck. Die Ausbreitung der wissenschaftlichen
^wcguug Deutschlands über den Kaiserstaat, die Nothwendigkeit warmer
Förderung dieses Zieles von beiden Seiten, die Anerkennung des dafür Ge¬
schehenen bildeten den Grundton, der alle Trinksprüche durchdrang. Zuerst
Nach jhtt Brüggemann aus Berlin aus, indem er in wohldurchdachter Rede
den Grafen Thun feierte, der ein ungleich schmierigeres Werk begonnen und
durchgeführt (? d. Red.) habe als der Bau der gestern bewunderten Semmeringbahn
gewesen, das Werk der geistigen Wiedergeburt Oestreichs; vor allem wies er
"Uf den diesem Lande durch Berufungen von Gelehrten erwachsenen Gewinn
^ni, dn ihm von Herzen gegönnt werde, obwol grade Preußen dadurch
Manche treffliche Kraft entzogen sei. Allein der Glanzpunkt des Festes war
'e Erwiederung Thuns. In würdig einfacher Sprache hob er die Bedeutung
,Philologie für die Gegenwart, die Bedeutung der Philologie für Oestreich
Uisbcslzndere hervor und schilderte die Vortheile, welche die methodisch aus¬
bildete deutsche Wissenschaft dein vielsprachigen Kaiserstaat und dieser mit
seinen mannigfach noch unerforschten monumentalen Schätzen der Wissenschaft
^währen könne. Er warf einen kurzen Rückblick auf die Geschichte Oestreichs,
^"inerte an die enge Gemeinschaft, in der dasselbe früher mit dem übrigen
kutschend auch aus geistigem Gebiete gestanden, an die unglückliche Isvli-
ung der Metternichschen Periode, und begrüßte in dem zahlreichen Besuche
kr Versammlung ein Unterpfand dafür, daß die seitdem reger gewordene
emeinsamkeit wissenschaftlicher Bestrebungen in beiden Ländern allseitige
Teilnahme finde. Seine Rede ist nachher in der Wiener Zeitung vom 2. Oct.
"ud in dein Verhandlungsbericht der östreichischen Gymnasialzeitung abgedruckt
"rden; eiber freilich ließ sich dem Abdruck die Hauptsache nicht mittheilen.
^ Ton der Wahrheit, durch den die gesprochenen Worte des Ministers in
" ^ersnmnilung zündeten. Ob die von ihm erfaßte und ausgesprochene
^Ufgcibe nicht eine allzu schwierige sei. ob er nicht sogar durch eigne Schuld
^ Hindernisse ihrer Lösung erhöht habe, diese Bedenken kühlerer Momente
^stuniintcn in den Herzen der Festgenossen und machten ganz dem Hochgefühl
das uns allemal ergreift, wenn wir einem rein auf ein würdiges Ziel


^enzlwte" I. 1859. 24

denen die Darstelln der jedesmaligen Situation körperlichen Ausdruck gaben.
Keine simwvllcre Huldigung konnte den Kennern des Alterthums dargebracht
werden als das Hervorkehren dieser plastischen Seite der Schauspielkunst: war
i>e doch ohne Zweifel diejenige, welche auf der Bühne Athens am höchsten
ausgebildet war und am meisten geschätzt wurde.

Der Vorstellung im Theater ging das Festdiner im Svphienbadsale um-
»uttelbar vorher, eine Einrichtung, die mannigfachen Tadel erfuhr, aber viel¬
leicht nicht abzustellen war. Bei ihm kam die Bedeutung der ganzen Va-r-
kuugung am reinsten zum Ausdruck. Die Ausbreitung der wissenschaftlichen
^wcguug Deutschlands über den Kaiserstaat, die Nothwendigkeit warmer
Förderung dieses Zieles von beiden Seiten, die Anerkennung des dafür Ge¬
schehenen bildeten den Grundton, der alle Trinksprüche durchdrang. Zuerst
Nach jhtt Brüggemann aus Berlin aus, indem er in wohldurchdachter Rede
den Grafen Thun feierte, der ein ungleich schmierigeres Werk begonnen und
durchgeführt (? d. Red.) habe als der Bau der gestern bewunderten Semmeringbahn
gewesen, das Werk der geistigen Wiedergeburt Oestreichs; vor allem wies er
"Uf den diesem Lande durch Berufungen von Gelehrten erwachsenen Gewinn
^ni, dn ihm von Herzen gegönnt werde, obwol grade Preußen dadurch
Manche treffliche Kraft entzogen sei. Allein der Glanzpunkt des Festes war
'e Erwiederung Thuns. In würdig einfacher Sprache hob er die Bedeutung
,Philologie für die Gegenwart, die Bedeutung der Philologie für Oestreich
Uisbcslzndere hervor und schilderte die Vortheile, welche die methodisch aus¬
bildete deutsche Wissenschaft dein vielsprachigen Kaiserstaat und dieser mit
seinen mannigfach noch unerforschten monumentalen Schätzen der Wissenschaft
^währen könne. Er warf einen kurzen Rückblick auf die Geschichte Oestreichs,
^»inerte an die enge Gemeinschaft, in der dasselbe früher mit dem übrigen
kutschend auch aus geistigem Gebiete gestanden, an die unglückliche Isvli-
ung der Metternichschen Periode, und begrüßte in dem zahlreichen Besuche
kr Versammlung ein Unterpfand dafür, daß die seitdem reger gewordene
emeinsamkeit wissenschaftlicher Bestrebungen in beiden Ländern allseitige
Teilnahme finde. Seine Rede ist nachher in der Wiener Zeitung vom 2. Oct.
"ud in dein Verhandlungsbericht der östreichischen Gymnasialzeitung abgedruckt
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^ Ton der Wahrheit, durch den die gesprochenen Worte des Ministers in
" ^ersnmnilung zündeten. Ob die von ihm erfaßte und ausgesprochene
^Ufgcibe nicht eine allzu schwierige sei. ob er nicht sogar durch eigne Schuld
^ Hindernisse ihrer Lösung erhöht habe, diese Bedenken kühlerer Momente
^stuniintcn in den Herzen der Festgenossen und machten ganz dem Hochgefühl
das uns allemal ergreift, wenn wir einem rein auf ein würdiges Ziel


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[0195] denen die Darstelln der jedesmaligen Situation körperlichen Ausdruck gaben. Keine simwvllcre Huldigung konnte den Kennern des Alterthums dargebracht werden als das Hervorkehren dieser plastischen Seite der Schauspielkunst: war i>e doch ohne Zweifel diejenige, welche auf der Bühne Athens am höchsten ausgebildet war und am meisten geschätzt wurde. Der Vorstellung im Theater ging das Festdiner im Svphienbadsale um- »uttelbar vorher, eine Einrichtung, die mannigfachen Tadel erfuhr, aber viel¬ leicht nicht abzustellen war. Bei ihm kam die Bedeutung der ganzen Va-r- kuugung am reinsten zum Ausdruck. Die Ausbreitung der wissenschaftlichen ^wcguug Deutschlands über den Kaiserstaat, die Nothwendigkeit warmer Förderung dieses Zieles von beiden Seiten, die Anerkennung des dafür Ge¬ schehenen bildeten den Grundton, der alle Trinksprüche durchdrang. Zuerst Nach jhtt Brüggemann aus Berlin aus, indem er in wohldurchdachter Rede den Grafen Thun feierte, der ein ungleich schmierigeres Werk begonnen und durchgeführt (? d. Red.) habe als der Bau der gestern bewunderten Semmeringbahn gewesen, das Werk der geistigen Wiedergeburt Oestreichs; vor allem wies er "Uf den diesem Lande durch Berufungen von Gelehrten erwachsenen Gewinn ^ni, dn ihm von Herzen gegönnt werde, obwol grade Preußen dadurch Manche treffliche Kraft entzogen sei. Allein der Glanzpunkt des Festes war 'e Erwiederung Thuns. In würdig einfacher Sprache hob er die Bedeutung ,Philologie für die Gegenwart, die Bedeutung der Philologie für Oestreich Uisbcslzndere hervor und schilderte die Vortheile, welche die methodisch aus¬ bildete deutsche Wissenschaft dein vielsprachigen Kaiserstaat und dieser mit seinen mannigfach noch unerforschten monumentalen Schätzen der Wissenschaft ^währen könne. Er warf einen kurzen Rückblick auf die Geschichte Oestreichs, ^»inerte an die enge Gemeinschaft, in der dasselbe früher mit dem übrigen kutschend auch aus geistigem Gebiete gestanden, an die unglückliche Isvli- ung der Metternichschen Periode, und begrüßte in dem zahlreichen Besuche kr Versammlung ein Unterpfand dafür, daß die seitdem reger gewordene emeinsamkeit wissenschaftlicher Bestrebungen in beiden Ländern allseitige Teilnahme finde. Seine Rede ist nachher in der Wiener Zeitung vom 2. Oct. "ud in dein Verhandlungsbericht der östreichischen Gymnasialzeitung abgedruckt »rden; eiber freilich ließ sich dem Abdruck die Hauptsache nicht mittheilen. ^ Ton der Wahrheit, durch den die gesprochenen Worte des Ministers in " ^ersnmnilung zündeten. Ob die von ihm erfaßte und ausgesprochene ^Ufgcibe nicht eine allzu schwierige sei. ob er nicht sogar durch eigne Schuld ^ Hindernisse ihrer Lösung erhöht habe, diese Bedenken kühlerer Momente ^stuniintcn in den Herzen der Festgenossen und machten ganz dem Hochgefühl das uns allemal ergreift, wenn wir einem rein auf ein würdiges Ziel ^enzlwte» I. 1859. 24

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/195>, abgerufen am 24.07.2024.