Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.rency, wo sie vonChamisso, Z.Werner, Oehlenschläger und andern be¬ In Heidelberg war das angesehenste Haus das der Generalin Helwig und flicken Sie Ihre Sachen!" -- Doch ist zu bemerken, daß auch nach dem Tod s">'^
Mutter Chäzy keine Veranlassung fand, sein Weib zurückzurufen, ja nur ihr die Sache "N' zutheilen: Chüzys Charakter ließ keinen Entschluß in ihm reif werden, bemerkt Helmine dieser Gelegenheit. rency, wo sie vonChamisso, Z.Werner, Oehlenschläger und andern be¬ In Heidelberg war das angesehenste Haus das der Generalin Helwig und flicken Sie Ihre Sachen!" — Doch ist zu bemerken, daß auch nach dem Tod s">'^
Mutter Chäzy keine Veranlassung fand, sein Weib zurückzurufen, ja nur ihr die Sache "N' zutheilen: Chüzys Charakter ließ keinen Entschluß in ihm reif werden, bemerkt Helmine dieser Gelegenheit. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0182" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187133"/> <p xml:id="ID_540" prev="#ID_539"> rency, wo sie vonChamisso, Z.Werner, Oehlenschläger und andern be¬<lb/> sucht wurde (180»); auch Henriette Mendelssohn blieb ihr treu; endlich 1810<lb/> hatte sie alle Hoffnung aufgegeben, sie verließ ihren Mann mit dessen Ein¬<lb/> willigung und begab sich nach Heidelberg. Sie hat ihn nicht wiedergesehn.<lb/> „Schwer war mein Schicksal; blutarm kam ich nach Deutschland." In der¬<lb/> selben Zeit war ihre Mutter gestorben.</p><lb/> <p xml:id="ID_541" next="#ID_542"> In Heidelberg war das angesehenste Haus das der Generalin Helwig<lb/> (ehmals Amalie von Jmhoff), deren Schönheit auch diesmal einen mächtigen<lb/> Eindruck auf sie machte. „Ihre Gesichtszüge waren antik, sie glich der Hen¬<lb/> riette Herz." In diesem reichen Hause fand sich die Aristokratie des Geistes<lb/> zusammen, die Boisserüe und Bertram, die ihre Galerie nach Heidelberg ver¬<lb/> pflanzt, Frau v. Schiller, die sich vorübergehend daselbst aufhielt, Caroline<lb/> Rudolphi, die bald darauf starb, Karl Thorbecke, der Dichter von „Beatus",<lb/> Graf Haugwitz, Karl von Raumer und die Professoren Daub, Creuzer,<lb/> Nägele u. s. w. Wichtiger noch für den allgemeinen Ton Heidelbergs war<lb/> die Ankunft des Prof. Zachariä. „Sein Haus stand allen Studirenden offen,<lb/> er zog sie nach und nach in die Familienkreise der Stadt und entfernte die<lb/> Scheidewand, die den Studenten vom Philister trennte. Ehedem konnte kein<lb/> achtbares Mädchen unbeschimpft über die Gasse gehen oder sich auf den Spa¬<lb/> ziergängen sehen lassen." — Schlosser und Frau v. Gualla (Meline Bren¬<lb/> tano) beredeten Helmine (die in FouaMs Musen über die Boisseröesammlung<lb/> referirte) auf einem Besuch in Heidelberg, nach Frankfurt zu gehn; von d«<lb/> begab sie sich (1811) nach Aschaffenburg, wo ihr Windischmann die eben fer¬<lb/> tigen Originalzeichnungen Cornelius' zum Faust vorlegte, und wo der Fürst<lb/> Primas ihr Beschützer wurde. „So hatte mich das Schicksal gleichsam un<lb/> das Sterbelager der Aristokratie geführt; denn man lese nur den Gothaisch^<lb/> Kalender, so wird man sehen, daß sie nur noch ein Scheinleben hat."<lb/> Austrag des Fürsten mußte sie den durchreisenden Napoleon ansingen; in s^'<lb/> nem Auftrag dichtete sie das Drama „Eginhard und Emma", das erst'"<lb/> Aschaffenburg, dann im Privattheater des Fürsten von Leiningen vor höchst^<lb/> Personen ausgeführt wurde. Zugleich legte sie sich aufs Spanische und über¬<lb/> setzte den Calderon.--In den Unruhen des Jahres 1812 verließ sie Aschaffen¬<lb/> burg und ging nach Darmstadt, wo sie wieder im Schoß der Aristokratie lebte,<lb/> ihre vertrauteste Freundin war Henriette v. Montenglout, Schauspielerin und<lb/> Sprachlehrcrin, Die Noth der durchziehenden Verwundeten trieb sie. sich thätig<lb/> Hilfe anzunehmen: dies wurde nun das große Geschäft ihres Lebens. Sie unter-<lb/> suchte im Juni 1815. ourch eine Art Cabinetsordre autorisire. die belgischen Lazn-</p><lb/> <note xml:id="FID_17" prev="#FID_16" place="foot"> und flicken Sie Ihre Sachen!" — Doch ist zu bemerken, daß auch nach dem Tod s">'^<lb/> Mutter Chäzy keine Veranlassung fand, sein Weib zurückzurufen, ja nur ihr die Sache "N'<lb/> zutheilen: Chüzys Charakter ließ keinen Entschluß in ihm reif werden, bemerkt Helmine<lb/> dieser Gelegenheit.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0182]
rency, wo sie vonChamisso, Z.Werner, Oehlenschläger und andern be¬
sucht wurde (180»); auch Henriette Mendelssohn blieb ihr treu; endlich 1810
hatte sie alle Hoffnung aufgegeben, sie verließ ihren Mann mit dessen Ein¬
willigung und begab sich nach Heidelberg. Sie hat ihn nicht wiedergesehn.
„Schwer war mein Schicksal; blutarm kam ich nach Deutschland." In der¬
selben Zeit war ihre Mutter gestorben.
In Heidelberg war das angesehenste Haus das der Generalin Helwig
(ehmals Amalie von Jmhoff), deren Schönheit auch diesmal einen mächtigen
Eindruck auf sie machte. „Ihre Gesichtszüge waren antik, sie glich der Hen¬
riette Herz." In diesem reichen Hause fand sich die Aristokratie des Geistes
zusammen, die Boisserüe und Bertram, die ihre Galerie nach Heidelberg ver¬
pflanzt, Frau v. Schiller, die sich vorübergehend daselbst aufhielt, Caroline
Rudolphi, die bald darauf starb, Karl Thorbecke, der Dichter von „Beatus",
Graf Haugwitz, Karl von Raumer und die Professoren Daub, Creuzer,
Nägele u. s. w. Wichtiger noch für den allgemeinen Ton Heidelbergs war
die Ankunft des Prof. Zachariä. „Sein Haus stand allen Studirenden offen,
er zog sie nach und nach in die Familienkreise der Stadt und entfernte die
Scheidewand, die den Studenten vom Philister trennte. Ehedem konnte kein
achtbares Mädchen unbeschimpft über die Gasse gehen oder sich auf den Spa¬
ziergängen sehen lassen." — Schlosser und Frau v. Gualla (Meline Bren¬
tano) beredeten Helmine (die in FouaMs Musen über die Boisseröesammlung
referirte) auf einem Besuch in Heidelberg, nach Frankfurt zu gehn; von d«
begab sie sich (1811) nach Aschaffenburg, wo ihr Windischmann die eben fer¬
tigen Originalzeichnungen Cornelius' zum Faust vorlegte, und wo der Fürst
Primas ihr Beschützer wurde. „So hatte mich das Schicksal gleichsam un
das Sterbelager der Aristokratie geführt; denn man lese nur den Gothaisch^
Kalender, so wird man sehen, daß sie nur noch ein Scheinleben hat."
Austrag des Fürsten mußte sie den durchreisenden Napoleon ansingen; in s^'
nem Auftrag dichtete sie das Drama „Eginhard und Emma", das erst'"
Aschaffenburg, dann im Privattheater des Fürsten von Leiningen vor höchst^
Personen ausgeführt wurde. Zugleich legte sie sich aufs Spanische und über¬
setzte den Calderon.--In den Unruhen des Jahres 1812 verließ sie Aschaffen¬
burg und ging nach Darmstadt, wo sie wieder im Schoß der Aristokratie lebte,
ihre vertrauteste Freundin war Henriette v. Montenglout, Schauspielerin und
Sprachlehrcrin, Die Noth der durchziehenden Verwundeten trieb sie. sich thätig
Hilfe anzunehmen: dies wurde nun das große Geschäft ihres Lebens. Sie unter-
suchte im Juni 1815. ourch eine Art Cabinetsordre autorisire. die belgischen Lazn-
und flicken Sie Ihre Sachen!" — Doch ist zu bemerken, daß auch nach dem Tod s">'^
Mutter Chäzy keine Veranlassung fand, sein Weib zurückzurufen, ja nur ihr die Sache "N'
zutheilen: Chüzys Charakter ließ keinen Entschluß in ihm reif werden, bemerkt Helmine
dieser Gelegenheit.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |