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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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^kein hüte es schon ein der Garnison überlegenes, zur Einschließung ersorder-
uches Corps vor sich fest; für die auf die Defensive beschränkte eigne Armee.
Kelche im Schutz des großen verschanzten Lagers bei Verona vorausgesetzt
wird, bietet aber Mantua einen gesicherten Uebergangspunkt über den Mincio
und die Möglichkeit, sich in den Offensivopcrationen gegen die feindlichen, zwi¬
schen dem Mincio und der Etsch befindlichen Streitkräfte auf diese Festung zu
basiren, von dort aus im Verein mit der innern, ziemlich bedeutenden Garni¬
son Mcmtuas die Stellung des Feindes in der Fronte zu fassen. Die Kriegs¬
begebenheiten des Jahres 1848 zeigen, wie ein geschickter Feldherr diese Fe¬
stungen zu benutzen vermag; wir erwähnen nur noch, daß seit 1849 die
Dichtigkeit des Festungssystems zur Verstärkung der militärischen Stellung
Oestreichs immer mehr anerkannt wird, und dasselbe seitdem eine Vollendung
Edicte, welche es befähigt, wirklich der Haltpunkt der östreichischen Herrschaft
Italien zu sein.

Peschiera, der dritte Platz unserer Festungsgruppe, eine kleine Festung
dem Austritt des Mincio aus dem Gardasee, ist als Uebergang über den
Mincio, der übrigens an sehr vielen andern Stellen leicht zu passiren ist,
^um zur Beherrschung des Sees und der Straße nach Tirol (Trient) einiger¬
maßen wichtig, doch aus die Kriegsoperationen schwerlich von entscheidenden
Einfluß. In den letzten Jahren hat man es durch einige detachirte Forts
verstärkt, die im Halbkreis beiderseits an den See sich anlehnend angelegt
send und ein kleines verschanztes Lager bilden; dies ermöglicht, daß ein Theil
^r Armee bei dem Rückzug über den Mincio sich in dasselbe zieht, um von
^ aus gegen den Feind zu manövriren und ihn in seiner Flanke zu be-
^"hen, wcmri er an Peschiera vorbeigehn sollte, oder ihn schon vor Peschiera
^stzuhalten. Ob es aber ganz rathsam ist, die operirende Armee in die
^uzelnen verschanzten Lager zu vertheilen, statt sie in Verona concentrirt
"ud zu einem großen Schlage bereit in der Hand zu behalten, ist sehr
^ Zweifel zu ziehn; der Werth des verschanzten Lagers bei Peschiera dürfte
'es also nur auf den momentanen Schutz beschränken, den es der eig¬
nen innerhalb des Festungsvierecks manövrirenden Armee zu bieten geeignet
1 ' und daß es den Feind zu einer Vermehrung seiner Belagerungsarbeiten
Zrvingt.

Der vierte Platz des veroneser Festungssystems ist Legnago, an der Etsch,
e was unterhalb Veronas, der unbedeutendste und schwächste Punkt der Gruppe,
un Verein mit Peschiera ein Beleg, wie wenig nütze die zahllosen kleinen Plätze
! welche unsere Vorfahren auf Stellen hinbauten, an denen sie häusig sehr
erflüssig waren. In der jetzigen Kriegführung sind nur große Plätze, wie
^'ora, von Bedeutung und von entscheidenden Einfluß. Legnago wird bei-


Grenzvotcn I. 1859, 19

^kein hüte es schon ein der Garnison überlegenes, zur Einschließung ersorder-
uches Corps vor sich fest; für die auf die Defensive beschränkte eigne Armee.
Kelche im Schutz des großen verschanzten Lagers bei Verona vorausgesetzt
wird, bietet aber Mantua einen gesicherten Uebergangspunkt über den Mincio
und die Möglichkeit, sich in den Offensivopcrationen gegen die feindlichen, zwi¬
schen dem Mincio und der Etsch befindlichen Streitkräfte auf diese Festung zu
basiren, von dort aus im Verein mit der innern, ziemlich bedeutenden Garni¬
son Mcmtuas die Stellung des Feindes in der Fronte zu fassen. Die Kriegs¬
begebenheiten des Jahres 1848 zeigen, wie ein geschickter Feldherr diese Fe¬
stungen zu benutzen vermag; wir erwähnen nur noch, daß seit 1849 die
Dichtigkeit des Festungssystems zur Verstärkung der militärischen Stellung
Oestreichs immer mehr anerkannt wird, und dasselbe seitdem eine Vollendung
Edicte, welche es befähigt, wirklich der Haltpunkt der östreichischen Herrschaft
Italien zu sein.

Peschiera, der dritte Platz unserer Festungsgruppe, eine kleine Festung
dem Austritt des Mincio aus dem Gardasee, ist als Uebergang über den
Mincio, der übrigens an sehr vielen andern Stellen leicht zu passiren ist,
^um zur Beherrschung des Sees und der Straße nach Tirol (Trient) einiger¬
maßen wichtig, doch aus die Kriegsoperationen schwerlich von entscheidenden
Einfluß. In den letzten Jahren hat man es durch einige detachirte Forts
verstärkt, die im Halbkreis beiderseits an den See sich anlehnend angelegt
send und ein kleines verschanztes Lager bilden; dies ermöglicht, daß ein Theil
^r Armee bei dem Rückzug über den Mincio sich in dasselbe zieht, um von
^ aus gegen den Feind zu manövriren und ihn in seiner Flanke zu be-
^"hen, wcmri er an Peschiera vorbeigehn sollte, oder ihn schon vor Peschiera
^stzuhalten. Ob es aber ganz rathsam ist, die operirende Armee in die
^uzelnen verschanzten Lager zu vertheilen, statt sie in Verona concentrirt
"ud zu einem großen Schlage bereit in der Hand zu behalten, ist sehr
^ Zweifel zu ziehn; der Werth des verschanzten Lagers bei Peschiera dürfte
'es also nur auf den momentanen Schutz beschränken, den es der eig¬
nen innerhalb des Festungsvierecks manövrirenden Armee zu bieten geeignet
1 ' und daß es den Feind zu einer Vermehrung seiner Belagerungsarbeiten
Zrvingt.

Der vierte Platz des veroneser Festungssystems ist Legnago, an der Etsch,
e was unterhalb Veronas, der unbedeutendste und schwächste Punkt der Gruppe,
un Verein mit Peschiera ein Beleg, wie wenig nütze die zahllosen kleinen Plätze
! welche unsere Vorfahren auf Stellen hinbauten, an denen sie häusig sehr
erflüssig waren. In der jetzigen Kriegführung sind nur große Plätze, wie
^'ora, von Bedeutung und von entscheidenden Einfluß. Legnago wird bei-


Grenzvotcn I. 1859, 19
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/155>, abgerufen am 24.07.2024.