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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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kriegsgericht untergeordnet sind. Das Gebiet der Stadt besteht in einem Theil
-der Halbinsel, der gegen das Meer schroff abfällt und gegen das Innere des
Landes hin von jenen sieben Bergen abgeschlossen ist. Die letztern ziehen in
der Richtung von West-Süd-West nach Ost-Nord-Ost hin und sind unter
dem Namen der Alminaskette bekannt. Westlich von Ceuta erheben sich die
malerischen Klippen eines 2200 Fuß hohen Berges, der von den Engländern
Apes Hill, von den Spaniern Sierra Bulloned, von den Arabern Dschebel
Musa genannt wird. Eine schmale Erdzunge verbindet die Halbinsel mit dem
afrikanischen Continent. Die Stadt ist mit mächtigen' Festungswerken um¬
geben, die mit Geschick und Umsicht angelegt worden sind und mit löblicher,
sonst in Spanien nicht eben häusig zu flutender Sorgfalt erhalten werden.
Auf der Punta del Acho, der höchsten Spitze des Gebirgs der Halbinsel, steht
Nu Wartthurm, von wo man die Küste und das Meer aus eine weite Strecke
überblickt, und die Schiffe, welche die Meerenge passiren, zu überzählen so wie
in alle gegenüberliegenden Häfen zu sehen vermag. Der Hafen von Ceuta
ist mittelmäßig und mit dem von Gibraltar weder nach Tiefe, noch nach Ge¬
räumigkeit noch auch nach Sicherheit zu vergleichen. Die eigentliche Stadt,
auf leicht nach dem Meer hin geneigtem Boden gelegen, ist regelmäßig ge¬
baut. Die Häuser gleichen sich sehr. Sie sind von zierlicher Gestalt und
zeigen schon von fern ihre vorspringenden Balkone, die mit vielfarbigen Gar¬
dinen verhüllt oder mit grünen Jalousien geschlossen sind. Die Dächer sind
flach, die Wände der Häuser fast ohne Ausnahme nach maurischer Sitte weiß
getüncht, was sie sehr anmuthig aus den grünen Gärten hervortreten läßt,
welche sie umgeben und die Luft mit ihrem Blumengeruch und Orangenduft
erfüllen. Die Höfe und Straßen sind mit bunten, viereckig behauenen Steinen
gepflastert, die mitunter zu bizarren Zeichnungen mosaikartig zusammengestellt
sind. Während der Sommerabende bieten drei Reihen prächtiger alter Bäume
und besonders die Promenade der Königin (el?as6s ac 1a lieilia) angenehme
Spaziergänge, die viel besucht sind. Dank der bergigen Umgebung ist die
Stadt aufs reichlichste mit Quellen und Brunnen versehen. Jedes Haus be¬
sitzt seinen Brunnen, und die Zisternen enthalten so viel Wasser, daß die ge¬
stimmte Bevölkerung wenigstens zwei Jahre daran genug hätte. Der Gesund¬
heitszustand ist im Allgemeinen gut. Für Kranke ist durch zwei geräumige
Spitäler gesorgt, welche im Fall einer Belagerung mehre Hunderte von Ver¬
wundeten aufnehmen könnten. Da sie jetzt nicht beide gebraucht werden, so
hat man das eine bis auf Weiteres zum Ofsizierspavillon eingerichtet. Die
Kirchen der Stadt sind wie überall im Süden zahlreich, indeß zeichnet sich
keine durch schöne Bauart oder sonst eine Merkwürdigkeit aus. Die Wohnung
des Gouverneurs, die Ingenieurschule und das große Verpflegungsmagazin


kriegsgericht untergeordnet sind. Das Gebiet der Stadt besteht in einem Theil
-der Halbinsel, der gegen das Meer schroff abfällt und gegen das Innere des
Landes hin von jenen sieben Bergen abgeschlossen ist. Die letztern ziehen in
der Richtung von West-Süd-West nach Ost-Nord-Ost hin und sind unter
dem Namen der Alminaskette bekannt. Westlich von Ceuta erheben sich die
malerischen Klippen eines 2200 Fuß hohen Berges, der von den Engländern
Apes Hill, von den Spaniern Sierra Bulloned, von den Arabern Dschebel
Musa genannt wird. Eine schmale Erdzunge verbindet die Halbinsel mit dem
afrikanischen Continent. Die Stadt ist mit mächtigen' Festungswerken um¬
geben, die mit Geschick und Umsicht angelegt worden sind und mit löblicher,
sonst in Spanien nicht eben häusig zu flutender Sorgfalt erhalten werden.
Auf der Punta del Acho, der höchsten Spitze des Gebirgs der Halbinsel, steht
Nu Wartthurm, von wo man die Küste und das Meer aus eine weite Strecke
überblickt, und die Schiffe, welche die Meerenge passiren, zu überzählen so wie
in alle gegenüberliegenden Häfen zu sehen vermag. Der Hafen von Ceuta
ist mittelmäßig und mit dem von Gibraltar weder nach Tiefe, noch nach Ge¬
räumigkeit noch auch nach Sicherheit zu vergleichen. Die eigentliche Stadt,
auf leicht nach dem Meer hin geneigtem Boden gelegen, ist regelmäßig ge¬
baut. Die Häuser gleichen sich sehr. Sie sind von zierlicher Gestalt und
zeigen schon von fern ihre vorspringenden Balkone, die mit vielfarbigen Gar¬
dinen verhüllt oder mit grünen Jalousien geschlossen sind. Die Dächer sind
flach, die Wände der Häuser fast ohne Ausnahme nach maurischer Sitte weiß
getüncht, was sie sehr anmuthig aus den grünen Gärten hervortreten läßt,
welche sie umgeben und die Luft mit ihrem Blumengeruch und Orangenduft
erfüllen. Die Höfe und Straßen sind mit bunten, viereckig behauenen Steinen
gepflastert, die mitunter zu bizarren Zeichnungen mosaikartig zusammengestellt
sind. Während der Sommerabende bieten drei Reihen prächtiger alter Bäume
und besonders die Promenade der Königin (el?as6s ac 1a lieilia) angenehme
Spaziergänge, die viel besucht sind. Dank der bergigen Umgebung ist die
Stadt aufs reichlichste mit Quellen und Brunnen versehen. Jedes Haus be¬
sitzt seinen Brunnen, und die Zisternen enthalten so viel Wasser, daß die ge¬
stimmte Bevölkerung wenigstens zwei Jahre daran genug hätte. Der Gesund¬
heitszustand ist im Allgemeinen gut. Für Kranke ist durch zwei geräumige
Spitäler gesorgt, welche im Fall einer Belagerung mehre Hunderte von Ver¬
wundeten aufnehmen könnten. Da sie jetzt nicht beide gebraucht werden, so
hat man das eine bis auf Weiteres zum Ofsizierspavillon eingerichtet. Die
Kirchen der Stadt sind wie überall im Süden zahlreich, indeß zeichnet sich
keine durch schöne Bauart oder sonst eine Merkwürdigkeit aus. Die Wohnung
des Gouverneurs, die Ingenieurschule und das große Verpflegungsmagazin


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[0059] kriegsgericht untergeordnet sind. Das Gebiet der Stadt besteht in einem Theil -der Halbinsel, der gegen das Meer schroff abfällt und gegen das Innere des Landes hin von jenen sieben Bergen abgeschlossen ist. Die letztern ziehen in der Richtung von West-Süd-West nach Ost-Nord-Ost hin und sind unter dem Namen der Alminaskette bekannt. Westlich von Ceuta erheben sich die malerischen Klippen eines 2200 Fuß hohen Berges, der von den Engländern Apes Hill, von den Spaniern Sierra Bulloned, von den Arabern Dschebel Musa genannt wird. Eine schmale Erdzunge verbindet die Halbinsel mit dem afrikanischen Continent. Die Stadt ist mit mächtigen' Festungswerken um¬ geben, die mit Geschick und Umsicht angelegt worden sind und mit löblicher, sonst in Spanien nicht eben häusig zu flutender Sorgfalt erhalten werden. Auf der Punta del Acho, der höchsten Spitze des Gebirgs der Halbinsel, steht Nu Wartthurm, von wo man die Küste und das Meer aus eine weite Strecke überblickt, und die Schiffe, welche die Meerenge passiren, zu überzählen so wie in alle gegenüberliegenden Häfen zu sehen vermag. Der Hafen von Ceuta ist mittelmäßig und mit dem von Gibraltar weder nach Tiefe, noch nach Ge¬ räumigkeit noch auch nach Sicherheit zu vergleichen. Die eigentliche Stadt, auf leicht nach dem Meer hin geneigtem Boden gelegen, ist regelmäßig ge¬ baut. Die Häuser gleichen sich sehr. Sie sind von zierlicher Gestalt und zeigen schon von fern ihre vorspringenden Balkone, die mit vielfarbigen Gar¬ dinen verhüllt oder mit grünen Jalousien geschlossen sind. Die Dächer sind flach, die Wände der Häuser fast ohne Ausnahme nach maurischer Sitte weiß getüncht, was sie sehr anmuthig aus den grünen Gärten hervortreten läßt, welche sie umgeben und die Luft mit ihrem Blumengeruch und Orangenduft erfüllen. Die Höfe und Straßen sind mit bunten, viereckig behauenen Steinen gepflastert, die mitunter zu bizarren Zeichnungen mosaikartig zusammengestellt sind. Während der Sommerabende bieten drei Reihen prächtiger alter Bäume und besonders die Promenade der Königin (el?as6s ac 1a lieilia) angenehme Spaziergänge, die viel besucht sind. Dank der bergigen Umgebung ist die Stadt aufs reichlichste mit Quellen und Brunnen versehen. Jedes Haus be¬ sitzt seinen Brunnen, und die Zisternen enthalten so viel Wasser, daß die ge¬ stimmte Bevölkerung wenigstens zwei Jahre daran genug hätte. Der Gesund¬ heitszustand ist im Allgemeinen gut. Für Kranke ist durch zwei geräumige Spitäler gesorgt, welche im Fall einer Belagerung mehre Hunderte von Ver¬ wundeten aufnehmen könnten. Da sie jetzt nicht beide gebraucht werden, so hat man das eine bis auf Weiteres zum Ofsizierspavillon eingerichtet. Die Kirchen der Stadt sind wie überall im Süden zahlreich, indeß zeichnet sich keine durch schöne Bauart oder sonst eine Merkwürdigkeit aus. Die Wohnung des Gouverneurs, die Ingenieurschule und das große Verpflegungsmagazin

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/59>, abgerufen am 26.08.2024.