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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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so gut wie keine Ebbe und Flut hat, so können zu jeder Stunde Schiffe ein¬
laufen, um sich repariren zu lassen. Das Hafenbecken aber ist so geschützt, daß
auch der grimmigste "Lcvanter" hier den Schiffen keinen Schaden z^ thun ver"
mag.

Nicht so sicher ist die sonst sehr geräumige äußere Rhede. Sie hat felsi¬
gen Grund, verschiedene gefährliche Untiefen und darum höchstens für ein
halbes Dutzend Linienschiffe Raum. Weiter draußen ist Platz für eine gute
Anzahl mehr, indeß ist der Ankergrund auch hier unzuverlässig, auch ist die¬
ser Theil der Rhede den an diesen Küsten häufig vorherrschenden West- und
Südwestwinden ausgesetzt.

Die Stadt, schon 1793, wo sie in die Hände der Briten fiel, stark be¬
festigt, ist seitdem mit vielen neuen Werken versehen worden, und wenn man
sie auch nicht als uneinnehmbar bezeichnen kann, wie Cherbourg, so würde es
doch eine sehr gewaltige Flotte und bedeutende Zerstörungsmittel erfordern,
um das Feuer ihrer Forts und Batterien zum Schweigen zu bringen.

In Toulon liegen in der Regel eine größere Anzahl von Kriegsschiffen
vor Anker, als in irgend einem der übrigen französischen Häfen, "aber viele
derselben befinden sich (nach den Beobachtungen Busks) in sehr zweifelhaftem
Zustand und ein Vergleich selbst mit den schlechtesten der englischen Marine
würde für diese ungünstig ausfallen."




Der 16. Paragraph der Bundesacte in Tirol.

Der in Wien erscheinende "Wanderer" brachte
jüngst eine Correspondenz aus Innsbruck, worin berichtet wurde, die Mehr¬
zahl der Mitglieder des im August versammelten verstärkten ständischen Aus¬
schusses habe "gegen die Besitzberechtigung der Protestanten in Tirol protestirt,
obwol die Protestanten mit Bewilligung der Regierung in den letzten
Jahren Grundeigenthum erworben haben." Diese Nachricht ist in zwei Be¬
ziehungen ungenau. Nicht blos die meisten der einberufenen Vertrauens¬
männer, sondern alle anwesenden mit Ausnahme eines einzigen, des Dr. Cle-
mann aus Innsbruck, legten jene Verwahrung ein; er allein hatte den Muth,
sich dieser Versammlung gegenüber auf das Gesetz, die kaiserlichen Patente
vom 4. März 1849 und 31. December 1851 zu beziehen; er vermochte aber
keinen der angeblichen Repräsentanten Tirols zu überzeugen, daß ihrem An¬
trag das Wort des Kaisers entgegenstehe. Unrichtig ist serner, daß die Pro¬
testanten in letzter Zeit mit Bewilligung der Regierung in Tirol Grund und


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so gut wie keine Ebbe und Flut hat, so können zu jeder Stunde Schiffe ein¬
laufen, um sich repariren zu lassen. Das Hafenbecken aber ist so geschützt, daß
auch der grimmigste „Lcvanter" hier den Schiffen keinen Schaden z^ thun ver«
mag.

Nicht so sicher ist die sonst sehr geräumige äußere Rhede. Sie hat felsi¬
gen Grund, verschiedene gefährliche Untiefen und darum höchstens für ein
halbes Dutzend Linienschiffe Raum. Weiter draußen ist Platz für eine gute
Anzahl mehr, indeß ist der Ankergrund auch hier unzuverlässig, auch ist die¬
ser Theil der Rhede den an diesen Küsten häufig vorherrschenden West- und
Südwestwinden ausgesetzt.

Die Stadt, schon 1793, wo sie in die Hände der Briten fiel, stark be¬
festigt, ist seitdem mit vielen neuen Werken versehen worden, und wenn man
sie auch nicht als uneinnehmbar bezeichnen kann, wie Cherbourg, so würde es
doch eine sehr gewaltige Flotte und bedeutende Zerstörungsmittel erfordern,
um das Feuer ihrer Forts und Batterien zum Schweigen zu bringen.

In Toulon liegen in der Regel eine größere Anzahl von Kriegsschiffen
vor Anker, als in irgend einem der übrigen französischen Häfen, „aber viele
derselben befinden sich (nach den Beobachtungen Busks) in sehr zweifelhaftem
Zustand und ein Vergleich selbst mit den schlechtesten der englischen Marine
würde für diese ungünstig ausfallen."




Der 16. Paragraph der Bundesacte in Tirol.

Der in Wien erscheinende „Wanderer" brachte
jüngst eine Correspondenz aus Innsbruck, worin berichtet wurde, die Mehr¬
zahl der Mitglieder des im August versammelten verstärkten ständischen Aus¬
schusses habe „gegen die Besitzberechtigung der Protestanten in Tirol protestirt,
obwol die Protestanten mit Bewilligung der Regierung in den letzten
Jahren Grundeigenthum erworben haben." Diese Nachricht ist in zwei Be¬
ziehungen ungenau. Nicht blos die meisten der einberufenen Vertrauens¬
männer, sondern alle anwesenden mit Ausnahme eines einzigen, des Dr. Cle-
mann aus Innsbruck, legten jene Verwahrung ein; er allein hatte den Muth,
sich dieser Versammlung gegenüber auf das Gesetz, die kaiserlichen Patente
vom 4. März 1849 und 31. December 1851 zu beziehen; er vermochte aber
keinen der angeblichen Repräsentanten Tirols zu überzeugen, daß ihrem An¬
trag das Wort des Kaisers entgegenstehe. Unrichtig ist serner, daß die Pro¬
testanten in letzter Zeit mit Bewilligung der Regierung in Tirol Grund und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/47>, abgerufen am 24.08.2024.