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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Geschäftsmann in sehr großer Verlegenheit. Denn natürlich wächst im inde"
nationalen Verkehr das Disagio an russischen Zahlungsmitteln ins UngcmesscM,
und bereits ist es im laufenden Jahre dahin gekommen, daß vollkommen sol'
vente russische Häuser, so z. B. auch die große Mehrzahl der russischen Buch¬
händler, ihren Zahlungsverpflichtungen nicht vollständig, nicht rechtzeitig oder
auch gar nicht genügten.

Während Rußlands schwebende Schuld seit 1854 bis jetzt um etwa 700
Silberrubel gewachsen ist, zeigt auch die fundirte Schuld eine Vergrößerung,
wie kein andrer europäischer Staat sie im gleichen Zeitraum auszuweisen hat-
So weit die authentischen Veröffentlichungen reichen, 1854--1857. spccificire"
sich ihre Bestandtheile in folgender Weife i

1854 ISbb Ighg ^7
Ausw, Terminschuld 5S.Z32.00N H.si, 53,448,000 h, si, 51.495,000 h. si 49 470 000 h, si>
SR>
Innere Tcrminschuld 131,578,375 SN, 145,335.04k SR, 156,817.244 SR 150 074 672 R-
Unkündbare Schuld 221,093,494 SN, 267,990,012 SR, 314,996.280 SR 312 220,643 S-
Unkb. Eiscnliahnsch, 5,I70,000Pf.Se. 5.060,000 Psd, 4.950M0 Pfd. 4,840.000 Pst

Die Vermehrung der innern Terminschuld betrug demnach in 1854--57
18.496.297 SN, und die der innern unkündbaren Schuld 91.127 149 SN'!
dagegen die Verminderung der auswärtigen Terminschuld 5.862.000 holl.
Gulden und die der unkündbaren (Eisenbahn-) Schuld 330.000 Pfd. St-
Die Gesammtsumme der fundirten Schuld ergibt nun, auf Silberrubel red"-
cire für die vorbczeichnctcn Jahre:

417.746.245 SN.; 476.615.039 SN.; 533,273.782 SR.; 521.987.810 SN-

Sie wuchs demnach in 1854--57 um 104.241.565 SR. (Für den
1. Jan. 1858 finden wir ihren Bestand, doch ohne weitere Specification. "of
518.334.007 SR. angegeben, wonach ihre Verminderung in diesem Finanz¬
jahr, dessen schwebende Schuld noch unbekannt ist, 3,653,803 SN. betrage"
würde.)

Nach diesen Zusammenstellungen muß es beinahe scheinen, als ob die
russische Finanzverwaltung einerseits danach strebe, die Tcrminschuloen mög'
lichst in unkündbare zu verwandeln, andrerseits, ihre auswärtigen Vcrpfl'es'
tungen möglichst abzustoßen. Würde sich dieses Verfahren als Princip nach¬
weisen lassen, so läge darin sicherlich der Beweis für ein außerordentlich so'^
Vertrauen der Negierung auf ihre innern Hilfsquellen, so wie auf den feste"
Credit, welchen sie bei ihren Unterthanen genießt. Das Bestreben Rußland
sich ausschließlich auf sich selber zu stellen. Hütte damit zugleich einen höchst
bedeutsamen Fortschritt nach seinem Ziele gemacht. Inwieweit dies jed"es
wirklich oder nur scheinbar gelang, wird sich schwer entscheiden lassen. E>"
wähnt ist bereits, daß schon bei Lebzeiten des Kaisers Nikolaus mehrere Be>-
suche zu ausländischen Anleihen gescheitert waren. Indessen werden die Grü"d^
dafür schwerlich, wie es doch oftmals geschieht, vorzugsweise in einem


Geschäftsmann in sehr großer Verlegenheit. Denn natürlich wächst im inde»
nationalen Verkehr das Disagio an russischen Zahlungsmitteln ins UngcmesscM,
und bereits ist es im laufenden Jahre dahin gekommen, daß vollkommen sol'
vente russische Häuser, so z. B. auch die große Mehrzahl der russischen Buch¬
händler, ihren Zahlungsverpflichtungen nicht vollständig, nicht rechtzeitig oder
auch gar nicht genügten.

Während Rußlands schwebende Schuld seit 1854 bis jetzt um etwa 700
Silberrubel gewachsen ist, zeigt auch die fundirte Schuld eine Vergrößerung,
wie kein andrer europäischer Staat sie im gleichen Zeitraum auszuweisen hat-
So weit die authentischen Veröffentlichungen reichen, 1854—1857. spccificire"
sich ihre Bestandtheile in folgender Weife i

1854 ISbb Ighg ^7
Ausw, Terminschuld 5S.Z32.00N H.si, 53,448,000 h, si, 51.495,000 h. si 49 470 000 h, si>
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Innere Tcrminschuld 131,578,375 SN, 145,335.04k SR, 156,817.244 SR 150 074 672 R-
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Unkb. Eiscnliahnsch, 5,I70,000Pf.Se. 5.060,000 Psd, 4.950M0 Pfd. 4,840.000 Pst

Die Vermehrung der innern Terminschuld betrug demnach in 1854—57
18.496.297 SN, und die der innern unkündbaren Schuld 91.127 149 SN'!
dagegen die Verminderung der auswärtigen Terminschuld 5.862.000 holl.
Gulden und die der unkündbaren (Eisenbahn-) Schuld 330.000 Pfd. St-
Die Gesammtsumme der fundirten Schuld ergibt nun, auf Silberrubel red"-
cire für die vorbczeichnctcn Jahre:

417.746.245 SN.; 476.615.039 SN.; 533,273.782 SR.; 521.987.810 SN-

Sie wuchs demnach in 1854—57 um 104.241.565 SR. (Für den
1. Jan. 1858 finden wir ihren Bestand, doch ohne weitere Specification. "of
518.334.007 SR. angegeben, wonach ihre Verminderung in diesem Finanz¬
jahr, dessen schwebende Schuld noch unbekannt ist, 3,653,803 SN. betrage"
würde.)

Nach diesen Zusammenstellungen muß es beinahe scheinen, als ob die
russische Finanzverwaltung einerseits danach strebe, die Tcrminschuloen mög'
lichst in unkündbare zu verwandeln, andrerseits, ihre auswärtigen Vcrpfl'es'
tungen möglichst abzustoßen. Würde sich dieses Verfahren als Princip nach¬
weisen lassen, so läge darin sicherlich der Beweis für ein außerordentlich so'^
Vertrauen der Negierung auf ihre innern Hilfsquellen, so wie auf den feste"
Credit, welchen sie bei ihren Unterthanen genießt. Das Bestreben Rußland
sich ausschließlich auf sich selber zu stellen. Hütte damit zugleich einen höchst
bedeutsamen Fortschritt nach seinem Ziele gemacht. Inwieweit dies jed"es
wirklich oder nur scheinbar gelang, wird sich schwer entscheiden lassen. E>"
wähnt ist bereits, daß schon bei Lebzeiten des Kaisers Nikolaus mehrere Be>-
suche zu ausländischen Anleihen gescheitert waren. Indessen werden die Grü"d^
dafür schwerlich, wie es doch oftmals geschieht, vorzugsweise in einem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/340>, abgerufen am 28.09.2024.