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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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e°ncentriren. um hier vielleicht durch Ausschlagen nach verschiedenen Seiten
den Sieg noch an sich zu reißen.

Der Dualismus Oestreichs und Preußens trennte aber während des kur¬
zen Feldzugs wiederholt die beiden Armeen und näherte die schlesische dem
niederrheinischen Kriegstheater. So zuerst nach der Schlacht von Brienne.
"is Blücher seine Operation an der Marne abwärts eröffnete. In seinen ein¬
zelnen Corps von dem gegen ihn ausfallenden Napoleon geschlagen, mußte
diesmal Blücher auf Chalons zurückweichen. Als sich nun Napoleon gegen
Schwarzenberg wendete und dieser sich trotz seiner großen Armee nicht stark
genug fühlte, an der Seine allein den Franzosen zu stehen, folglich Blücher
herbeirief, vereinigte sich derselbe wirklich am 21. Februar wieder mit Schwar-
zenberg bei Mery. doch mir um ihn sogleich wieder zu verlassen, da trotz sei¬
ner Ankunft nichts gethan werden sollte. An der untern Marne, wohin Blü¬
cher wieder vorgedrungen war, konnte er sich acht halten, zumal Napoleon
seine Hauptmacht wiederum gegen ihn heranführte. Er wich hinter die Aisne
zurück und vereinigte sich hier mit den aus Holland herangekommen^ Corps
von Bülow und Wintzingerode. Bülow sammelte in den ersten Tagen des
Januar sein Corps bei Breda. Er hatte zu dieser Zeit zwei schwache fran¬
zösische Corps gegen sich, dasjenige von Maison bei Mecheln und das von
Macdonald. Letzterer, der beim Rückzüge NapoKons hinter den Rhein den
Befehl erhalten hatte, aus Besatzungen, Versprengten. Recruten ein Corps zu
bilden, dessen Formation indessen keine raschen Fortschritte machte, ward bei
^ülows glücklichem Vorgehen in Holland gleichfalls berufen, sich diesem gegen¬
überzustellen. Ehe sich aber Macdonald mit Maison vereinigen konnte, wurde
dieser von Bülow am 11. Januar bei Hoogstraten geschlagen und zum Rück¬
züge gezwungen. Bülow rückte darauf gegen das von Carnot vertheidigte
Antwerpen vor. welches er anfangs Februar vergeblich bombardirte. Von
hier aus marschirte er. durch nachrückende Bundestruppen abgelöst, auf Brüssel.
^° er am ,3. Februar einzog, und setzte sich dann zur Vereinigung mit
Blücher in Bewegung nach Frankreich, wo er am 3. März durch die Einnahme
Soissons dem Napoleon ausweichenden Blücher den Weg über die Aisne
"öfnete. Als nach den Schlachten von Craonne und Laon Napoleon sich noch
einmal gegen Schwarzenberg wendete, zog Blücher wiederum an die Marne,
^ dann der Entschluß des Marsches der vereinigten Armeen auf Paris veine
^ücksicht auf die Diversion in ihrem Rücken, welche Napoleon versuchte zur Reife
gedieh und von Erfolg gekrönt ward.

Während im Jahre 1814 das niederrheinische Kriegstheater solcher Ge-
^le nur eine untergeordnete Rolle spielt und vorherrschend nur einleitende
Bewegungen auf dasselbe fallen, wird im Jahre 1815 auf ihm die Entschei¬
ds gegeben. Denn alle Truppen, die am Oberrhein oder von diesem aus


^"njboten IV. 18S9.

e°ncentriren. um hier vielleicht durch Ausschlagen nach verschiedenen Seiten
den Sieg noch an sich zu reißen.

Der Dualismus Oestreichs und Preußens trennte aber während des kur¬
zen Feldzugs wiederholt die beiden Armeen und näherte die schlesische dem
niederrheinischen Kriegstheater. So zuerst nach der Schlacht von Brienne.
"is Blücher seine Operation an der Marne abwärts eröffnete. In seinen ein¬
zelnen Corps von dem gegen ihn ausfallenden Napoleon geschlagen, mußte
diesmal Blücher auf Chalons zurückweichen. Als sich nun Napoleon gegen
Schwarzenberg wendete und dieser sich trotz seiner großen Armee nicht stark
genug fühlte, an der Seine allein den Franzosen zu stehen, folglich Blücher
herbeirief, vereinigte sich derselbe wirklich am 21. Februar wieder mit Schwar-
zenberg bei Mery. doch mir um ihn sogleich wieder zu verlassen, da trotz sei¬
ner Ankunft nichts gethan werden sollte. An der untern Marne, wohin Blü¬
cher wieder vorgedrungen war, konnte er sich acht halten, zumal Napoleon
seine Hauptmacht wiederum gegen ihn heranführte. Er wich hinter die Aisne
zurück und vereinigte sich hier mit den aus Holland herangekommen^ Corps
von Bülow und Wintzingerode. Bülow sammelte in den ersten Tagen des
Januar sein Corps bei Breda. Er hatte zu dieser Zeit zwei schwache fran¬
zösische Corps gegen sich, dasjenige von Maison bei Mecheln und das von
Macdonald. Letzterer, der beim Rückzüge NapoKons hinter den Rhein den
Befehl erhalten hatte, aus Besatzungen, Versprengten. Recruten ein Corps zu
bilden, dessen Formation indessen keine raschen Fortschritte machte, ward bei
^ülows glücklichem Vorgehen in Holland gleichfalls berufen, sich diesem gegen¬
überzustellen. Ehe sich aber Macdonald mit Maison vereinigen konnte, wurde
dieser von Bülow am 11. Januar bei Hoogstraten geschlagen und zum Rück¬
züge gezwungen. Bülow rückte darauf gegen das von Carnot vertheidigte
Antwerpen vor. welches er anfangs Februar vergeblich bombardirte. Von
hier aus marschirte er. durch nachrückende Bundestruppen abgelöst, auf Brüssel.
^° er am ,3. Februar einzog, und setzte sich dann zur Vereinigung mit
Blücher in Bewegung nach Frankreich, wo er am 3. März durch die Einnahme
Soissons dem Napoleon ausweichenden Blücher den Weg über die Aisne
"öfnete. Als nach den Schlachten von Craonne und Laon Napoleon sich noch
einmal gegen Schwarzenberg wendete, zog Blücher wiederum an die Marne,
^ dann der Entschluß des Marsches der vereinigten Armeen auf Paris veine
^ücksicht auf die Diversion in ihrem Rücken, welche Napoleon versuchte zur Reife
gedieh und von Erfolg gekrönt ward.

Während im Jahre 1814 das niederrheinische Kriegstheater solcher Ge-
^le nur eine untergeordnete Rolle spielt und vorherrschend nur einleitende
Bewegungen auf dasselbe fallen, wird im Jahre 1815 auf ihm die Entschei¬
ds gegeben. Denn alle Truppen, die am Oberrhein oder von diesem aus


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[0285] e°ncentriren. um hier vielleicht durch Ausschlagen nach verschiedenen Seiten den Sieg noch an sich zu reißen. Der Dualismus Oestreichs und Preußens trennte aber während des kur¬ zen Feldzugs wiederholt die beiden Armeen und näherte die schlesische dem niederrheinischen Kriegstheater. So zuerst nach der Schlacht von Brienne. "is Blücher seine Operation an der Marne abwärts eröffnete. In seinen ein¬ zelnen Corps von dem gegen ihn ausfallenden Napoleon geschlagen, mußte diesmal Blücher auf Chalons zurückweichen. Als sich nun Napoleon gegen Schwarzenberg wendete und dieser sich trotz seiner großen Armee nicht stark genug fühlte, an der Seine allein den Franzosen zu stehen, folglich Blücher herbeirief, vereinigte sich derselbe wirklich am 21. Februar wieder mit Schwar- zenberg bei Mery. doch mir um ihn sogleich wieder zu verlassen, da trotz sei¬ ner Ankunft nichts gethan werden sollte. An der untern Marne, wohin Blü¬ cher wieder vorgedrungen war, konnte er sich acht halten, zumal Napoleon seine Hauptmacht wiederum gegen ihn heranführte. Er wich hinter die Aisne zurück und vereinigte sich hier mit den aus Holland herangekommen^ Corps von Bülow und Wintzingerode. Bülow sammelte in den ersten Tagen des Januar sein Corps bei Breda. Er hatte zu dieser Zeit zwei schwache fran¬ zösische Corps gegen sich, dasjenige von Maison bei Mecheln und das von Macdonald. Letzterer, der beim Rückzüge NapoKons hinter den Rhein den Befehl erhalten hatte, aus Besatzungen, Versprengten. Recruten ein Corps zu bilden, dessen Formation indessen keine raschen Fortschritte machte, ward bei ^ülows glücklichem Vorgehen in Holland gleichfalls berufen, sich diesem gegen¬ überzustellen. Ehe sich aber Macdonald mit Maison vereinigen konnte, wurde dieser von Bülow am 11. Januar bei Hoogstraten geschlagen und zum Rück¬ züge gezwungen. Bülow rückte darauf gegen das von Carnot vertheidigte Antwerpen vor. welches er anfangs Februar vergeblich bombardirte. Von hier aus marschirte er. durch nachrückende Bundestruppen abgelöst, auf Brüssel. ^° er am ,3. Februar einzog, und setzte sich dann zur Vereinigung mit Blücher in Bewegung nach Frankreich, wo er am 3. März durch die Einnahme Soissons dem Napoleon ausweichenden Blücher den Weg über die Aisne "öfnete. Als nach den Schlachten von Craonne und Laon Napoleon sich noch einmal gegen Schwarzenberg wendete, zog Blücher wiederum an die Marne, ^ dann der Entschluß des Marsches der vereinigten Armeen auf Paris veine ^ücksicht auf die Diversion in ihrem Rücken, welche Napoleon versuchte zur Reife gedieh und von Erfolg gekrönt ward. Während im Jahre 1814 das niederrheinische Kriegstheater solcher Ge- ^le nur eine untergeordnete Rolle spielt und vorherrschend nur einleitende Bewegungen auf dasselbe fallen, wird im Jahre 1815 auf ihm die Entschei¬ ds gegeben. Denn alle Truppen, die am Oberrhein oder von diesem aus ^«njboten IV. 18S9.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/285>, abgerufen am 28.09.2024.