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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Im Anfange des Jahres 1794 schied Preußen durch den Baseler Frieden
aus der Coalition wider Frankreich aus. Die Eintracht Deutschlands,
oder vielmehr die der souveränen Regierungen seiner Länder; denn an den
Völkerschaften hat es nie gelegen. -- strahlte in unvergleichlichen Lichte-
Durch eine Demarcationslinie von Ostfriesland nach Duisburg, dann an dem
obern Main um Ansbach und Baireuth herum, das Erzgebirge entlang bis zM
Südostspitze Schlesiens ward Norddeutschland von Süddeutschland getrennt.
Mit jenem sollte Frieden sein; die Franzosen hatten es also erreicht, den
Krieg gegen Deutschland zu localisiren. Oestreich und Süddeutschland hatten
eine Armee von 97000 M. unter Clerfayt am Niederrhein von der Ruhr bis
zum Neckar. 87000 M. am Oberrhein. Gegenüber Clerfayt stand Jourdan
mit der Sambre- und Masarmce. 97000 M.. von Crefeld bis auf die Höhe
von Neuwied. gegenüber der Oberrheinarmee unter Pichegru die Mosel- und
Rheinarmee. 87000 M. Erst im Herbst wurden die Feindseligkeiten wieder
eröffnet. Jourdan ließ am 6, und 7. September seinen linken Flügel bei Un¬
dingen aufs rechte Rheinufer übergehen, den rechten Flügel Clerfayts den Nhci"
abwärts hinter die Sieg zurückdrängen, nun auch seine Hauptmacht bei Co>n
übergehen und mit seinem linken Flügel vereint die Oestreicher weiter hinter die
Lahn werfen. Als nun auch Jourdans rechter Flügel über den Rhein gegangen war,
wichen Clerfayts Untergenerale selbst hinter den Main zurück. Da kam Clel'
fayt selbst mit seinem rechten Flügel vom Neckar herbei und bestimmte, indem
er Jvurdnns linke Flanke und seinen Rücken bedrohte, diesen seine Hauptmacht
aufs linke Rheinufer zurückzuziehen. Jetzt ließ Clerfayt das Gros seiner Armee
an der Sieg stehen, marschirte selbst nach Mainz, ging hier in der Nacht vom
28. auf den 29. October aufs linke Rheinufer über, griff das französische Belage'
rungscorps vor Mainz an (von Pichegrus Armee) und schlug es glänzend-
Pichegrus Armee war durch diesen Erfolg auseinandergerissen. Clerfayt
wollte nun zuerst mit Wurmser vereint Pichegru gänzlich vernichten.
dessen war er durch Jourdan. welcher Clerfayts an der Nahe aufgestelltes
Observationscorps angriff, festgehalten und mußte an die Nahe noch Verstärkung
entsenden. Wurmser kam überdies erst am 22. November so weit, um den
Rhein überschreiten zu können. Unterdessen aber hatte Jourdan beträchtliche
Kruste an der Mosel entwickelt und Clerfayt warf sich zuerst auf diese. Jndew
er Jourdans rechten Flügel angriff, drohte er diesen gegen den Rhein hinz"'
drängen. Indessen gelang es den Franzosen, die Verbündeten aufzuhalten
und am 21 December endete vorerst ein Waffenstillstand die Feindseligkeiten-

Im Jahre 1796 äußert sich der Einfluß der Localisirung des Krieges
schon sehr entschieden zum Vortheile der Franzosen. Die französische Sambre-
und Maaßarmee unter Jourdan. 87,000 Mann, steht im Beginn des Jahres
am linken Ufer des Rheins und an der Nahe, von diesem Flusse abwärts


Im Anfange des Jahres 1794 schied Preußen durch den Baseler Frieden
aus der Coalition wider Frankreich aus. Die Eintracht Deutschlands,
oder vielmehr die der souveränen Regierungen seiner Länder; denn an den
Völkerschaften hat es nie gelegen. — strahlte in unvergleichlichen Lichte-
Durch eine Demarcationslinie von Ostfriesland nach Duisburg, dann an dem
obern Main um Ansbach und Baireuth herum, das Erzgebirge entlang bis zM
Südostspitze Schlesiens ward Norddeutschland von Süddeutschland getrennt.
Mit jenem sollte Frieden sein; die Franzosen hatten es also erreicht, den
Krieg gegen Deutschland zu localisiren. Oestreich und Süddeutschland hatten
eine Armee von 97000 M. unter Clerfayt am Niederrhein von der Ruhr bis
zum Neckar. 87000 M. am Oberrhein. Gegenüber Clerfayt stand Jourdan
mit der Sambre- und Masarmce. 97000 M.. von Crefeld bis auf die Höhe
von Neuwied. gegenüber der Oberrheinarmee unter Pichegru die Mosel- und
Rheinarmee. 87000 M. Erst im Herbst wurden die Feindseligkeiten wieder
eröffnet. Jourdan ließ am 6, und 7. September seinen linken Flügel bei Un¬
dingen aufs rechte Rheinufer übergehen, den rechten Flügel Clerfayts den Nhci"
abwärts hinter die Sieg zurückdrängen, nun auch seine Hauptmacht bei Co>n
übergehen und mit seinem linken Flügel vereint die Oestreicher weiter hinter die
Lahn werfen. Als nun auch Jourdans rechter Flügel über den Rhein gegangen war,
wichen Clerfayts Untergenerale selbst hinter den Main zurück. Da kam Clel'
fayt selbst mit seinem rechten Flügel vom Neckar herbei und bestimmte, indem
er Jvurdnns linke Flanke und seinen Rücken bedrohte, diesen seine Hauptmacht
aufs linke Rheinufer zurückzuziehen. Jetzt ließ Clerfayt das Gros seiner Armee
an der Sieg stehen, marschirte selbst nach Mainz, ging hier in der Nacht vom
28. auf den 29. October aufs linke Rheinufer über, griff das französische Belage'
rungscorps vor Mainz an (von Pichegrus Armee) und schlug es glänzend-
Pichegrus Armee war durch diesen Erfolg auseinandergerissen. Clerfayt
wollte nun zuerst mit Wurmser vereint Pichegru gänzlich vernichten.
dessen war er durch Jourdan. welcher Clerfayts an der Nahe aufgestelltes
Observationscorps angriff, festgehalten und mußte an die Nahe noch Verstärkung
entsenden. Wurmser kam überdies erst am 22. November so weit, um den
Rhein überschreiten zu können. Unterdessen aber hatte Jourdan beträchtliche
Kruste an der Mosel entwickelt und Clerfayt warf sich zuerst auf diese. Jndew
er Jourdans rechten Flügel angriff, drohte er diesen gegen den Rhein hinz»'
drängen. Indessen gelang es den Franzosen, die Verbündeten aufzuhalten
und am 21 December endete vorerst ein Waffenstillstand die Feindseligkeiten-

Im Jahre 1796 äußert sich der Einfluß der Localisirung des Krieges
schon sehr entschieden zum Vortheile der Franzosen. Die französische Sambre-
und Maaßarmee unter Jourdan. 87,000 Mann, steht im Beginn des Jahres
am linken Ufer des Rheins und an der Nahe, von diesem Flusse abwärts


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[0282] Im Anfange des Jahres 1794 schied Preußen durch den Baseler Frieden aus der Coalition wider Frankreich aus. Die Eintracht Deutschlands, oder vielmehr die der souveränen Regierungen seiner Länder; denn an den Völkerschaften hat es nie gelegen. — strahlte in unvergleichlichen Lichte- Durch eine Demarcationslinie von Ostfriesland nach Duisburg, dann an dem obern Main um Ansbach und Baireuth herum, das Erzgebirge entlang bis zM Südostspitze Schlesiens ward Norddeutschland von Süddeutschland getrennt. Mit jenem sollte Frieden sein; die Franzosen hatten es also erreicht, den Krieg gegen Deutschland zu localisiren. Oestreich und Süddeutschland hatten eine Armee von 97000 M. unter Clerfayt am Niederrhein von der Ruhr bis zum Neckar. 87000 M. am Oberrhein. Gegenüber Clerfayt stand Jourdan mit der Sambre- und Masarmce. 97000 M.. von Crefeld bis auf die Höhe von Neuwied. gegenüber der Oberrheinarmee unter Pichegru die Mosel- und Rheinarmee. 87000 M. Erst im Herbst wurden die Feindseligkeiten wieder eröffnet. Jourdan ließ am 6, und 7. September seinen linken Flügel bei Un¬ dingen aufs rechte Rheinufer übergehen, den rechten Flügel Clerfayts den Nhci" abwärts hinter die Sieg zurückdrängen, nun auch seine Hauptmacht bei Co>n übergehen und mit seinem linken Flügel vereint die Oestreicher weiter hinter die Lahn werfen. Als nun auch Jourdans rechter Flügel über den Rhein gegangen war, wichen Clerfayts Untergenerale selbst hinter den Main zurück. Da kam Clel' fayt selbst mit seinem rechten Flügel vom Neckar herbei und bestimmte, indem er Jvurdnns linke Flanke und seinen Rücken bedrohte, diesen seine Hauptmacht aufs linke Rheinufer zurückzuziehen. Jetzt ließ Clerfayt das Gros seiner Armee an der Sieg stehen, marschirte selbst nach Mainz, ging hier in der Nacht vom 28. auf den 29. October aufs linke Rheinufer über, griff das französische Belage' rungscorps vor Mainz an (von Pichegrus Armee) und schlug es glänzend- Pichegrus Armee war durch diesen Erfolg auseinandergerissen. Clerfayt wollte nun zuerst mit Wurmser vereint Pichegru gänzlich vernichten. dessen war er durch Jourdan. welcher Clerfayts an der Nahe aufgestelltes Observationscorps angriff, festgehalten und mußte an die Nahe noch Verstärkung entsenden. Wurmser kam überdies erst am 22. November so weit, um den Rhein überschreiten zu können. Unterdessen aber hatte Jourdan beträchtliche Kruste an der Mosel entwickelt und Clerfayt warf sich zuerst auf diese. Jndew er Jourdans rechten Flügel angriff, drohte er diesen gegen den Rhein hinz»' drängen. Indessen gelang es den Franzosen, die Verbündeten aufzuhalten und am 21 December endete vorerst ein Waffenstillstand die Feindseligkeiten- Im Jahre 1796 äußert sich der Einfluß der Localisirung des Krieges schon sehr entschieden zum Vortheile der Franzosen. Die französische Sambre- und Maaßarmee unter Jourdan. 87,000 Mann, steht im Beginn des Jahres am linken Ufer des Rheins und an der Nahe, von diesem Flusse abwärts

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/282>, abgerufen am 28.09.2024.