Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.daß Preußen sich, so lange es an der Union festhielt, gegen die kurhessische Allein den armen Kurhessen, denen man diese Verfassung als einen Keil 5) Der tapfre Oberbefehlshaber der Erccutivnstruppe", Fürst Thur" und Taxis, ver¬
mochte sich sogar für seine Aufgabe wahrhaft zu begeistern. Er verabschiedete sich Anfangs 18S1 von der Bundesversammlung (der damaligen) mit folgenden Worten- "Auch gegenüber der hohen Bundesversammlung ersuche ich meine" ehrfurchtsvollsten Dank zu erkenne" zu geben, indem das mir bewiesene Vertrauen und Wohlwollen immer zu den hebb'"- sten Erinnerungen meines Lebens gehören werden. Nach den Befehlen unsers allcr- gnndigsten Königs und Herrn sind die Vaicrn zu den Waffen geeilt, um das Ansehen des Bundes aufrecht zu erhalte", und habe" die gestellte Aufgabe nicht nur allein der Form, sondern auch dem Wesen "ach zu löse" das Glück gehabt. Die Weisse" der hohen Bundesversammlung war unsre Richtschnur und ich werde es mir zur besonder" Ehre anrechnen, zu einem der Organe ihres Willens auserlesen gewesen zu sei". Ich vel' danke es der Disciplin u"d vortrefflichen Haltung der Bundestruppen, daß ich mich innerhal der von der hohen Bundesversammlung gesteckten Grenzen zu halten vermochte, und daß die In¬ tentionen derselbe" unbedingt unter den schwierigsten Verhältnissen vollzogen werden konnten." Schwerlich beneidet irgend ein General der Welt den Herrn Fürsten um dttje schönsten Erinnerungen. daß Preußen sich, so lange es an der Union festhielt, gegen die kurhessische Allein den armen Kurhessen, denen man diese Verfassung als einen Keil 5) Der tapfre Oberbefehlshaber der Erccutivnstruppe», Fürst Thur» und Taxis, ver¬
mochte sich sogar für seine Aufgabe wahrhaft zu begeistern. Er verabschiedete sich Anfangs 18S1 von der Bundesversammlung (der damaligen) mit folgenden Worten- „Auch gegenüber der hohen Bundesversammlung ersuche ich meine» ehrfurchtsvollsten Dank zu erkenne» zu geben, indem das mir bewiesene Vertrauen und Wohlwollen immer zu den hebb'"- sten Erinnerungen meines Lebens gehören werden. Nach den Befehlen unsers allcr- gnndigsten Königs und Herrn sind die Vaicrn zu den Waffen geeilt, um das Ansehen des Bundes aufrecht zu erhalte», und habe» die gestellte Aufgabe nicht nur allein der Form, sondern auch dem Wesen »ach zu löse» das Glück gehabt. Die Weisse" der hohen Bundesversammlung war unsre Richtschnur und ich werde es mir zur besonder" Ehre anrechnen, zu einem der Organe ihres Willens auserlesen gewesen zu sei». Ich vel' danke es der Disciplin u»d vortrefflichen Haltung der Bundestruppen, daß ich mich innerhal der von der hohen Bundesversammlung gesteckten Grenzen zu halten vermochte, und daß die In¬ tentionen derselbe» unbedingt unter den schwierigsten Verhältnissen vollzogen werden konnten." Schwerlich beneidet irgend ein General der Welt den Herrn Fürsten um dttje schönsten Erinnerungen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0178" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108308"/> <p xml:id="ID_617" prev="#ID_616"> daß Preußen sich, so lange es an der Union festhielt, gegen die kurhessische<lb/> Regierung zu kehren genöthigt war. mußte Preußens Gegner bestimmen, sich<lb/> für dieselbe zu entscheiden, denn damit hatte Preußen ein Terrain erobert,<lb/> schritt aber der Bundestag als solcher in Kurhessen ein, so konnte er es nur<lb/> wie gegen ein aufrührerisches Land; da das Land sich lediglich auf die Ver¬<lb/> fassung stützte, so war die Verfassung die Ursache dieses „Aufruhrs"; Hassen-<lb/> pflüg konnte überhaupt nur um den Preis der Verfassung Kurhesseus gewon¬<lb/> nen werden. Mit Preußen also mußte diese fallen. Sie wurde durch die<lb/> politische Weltlage erdrückt. Das war abgemacht, ehe es entschieden wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_618"> Allein den armen Kurhessen, denen man diese Verfassung als einen Keil<lb/> in die Wurzel <der Monarchie nahm, so wie dem sonstigen protanum vulZus<lb/> der Unterthanen konnte man doch nicht Gründe der äußern Politik bieten.<lb/> Daß man sie ihnen aus angeblichen Gründen der innern StaatswohlfalN't<lb/> und des Staatsrechts nahm, mußte auch mit solchen Gründen gerechtfertigt<lb/> werden. Ja es ist ein allgemeiner Zug der menschlichen Natur, alles Sein<lb/> und Werden als ein vernünftiges und harmonisches aufzufassen, das. was in<lb/> Recht und Ordnung störend eingreift, mit Recht und Ordnung doch in El»'<lb/> klang zu bringen; es liegt in diesen Begriffen, daß wir sie nicht als unter¬<lb/> brochen denken können; deshalb wird jeder Staatsstreich und sonstige kühne<lb/> Griff der Politik alsbald, wenn er gelingt, für viele zur Staatsaction. deshalb<lb/> macht die „vollendete Thatfache" alsbald ein wohlerworbenes Recht. Das<lb/> ist ein schöner Zug der Menschen und wir sind denen zu Dank verpflichtet,<lb/> welche die Beseitigung der kurhessischen Verfassung aus Gründen des Rechts<lb/> und des Staatswohls zu rechtfertigen suchten — je schwieriger die Aufgabe, dest"<lb/> verdienstlicher das Werk. *) Die Bundescommissare Graf Leiningen und<lb/> Staatsminister Uhden haben es in den Denkschriften, die sie 1851 der Bundes¬<lb/> versammlung überreichten, unternommen,</p><lb/> <note xml:id="FID_13" place="foot"> 5) Der tapfre Oberbefehlshaber der Erccutivnstruppe», Fürst Thur» und Taxis, ver¬<lb/> mochte sich sogar für seine Aufgabe wahrhaft zu begeistern. Er verabschiedete sich Anfangs<lb/> 18S1 von der Bundesversammlung (der damaligen) mit folgenden Worten- „Auch gegenüber<lb/> der hohen Bundesversammlung ersuche ich meine» ehrfurchtsvollsten Dank zu erkenne»<lb/> zu geben, indem das mir bewiesene Vertrauen und Wohlwollen immer zu den hebb'"-<lb/> sten Erinnerungen meines Lebens gehören werden. Nach den Befehlen unsers allcr-<lb/> gnndigsten Königs und Herrn sind die Vaicrn zu den Waffen geeilt, um das Ansehen des<lb/> Bundes aufrecht zu erhalte», und habe» die gestellte Aufgabe nicht nur allein der<lb/> Form, sondern auch dem Wesen »ach zu löse» das Glück gehabt. Die Weisse"<lb/> der hohen Bundesversammlung war unsre Richtschnur und ich werde es mir zur besonder"<lb/> Ehre anrechnen, zu einem der Organe ihres Willens auserlesen gewesen zu sei». Ich vel'<lb/> danke es der Disciplin u»d vortrefflichen Haltung der Bundestruppen, daß ich mich innerhal<lb/> der von der hohen Bundesversammlung gesteckten Grenzen zu halten vermochte, und daß die In¬<lb/> tentionen derselbe» unbedingt unter den schwierigsten Verhältnissen vollzogen werden<lb/> konnten." Schwerlich beneidet irgend ein General der Welt den Herrn Fürsten um dttje<lb/> schönsten Erinnerungen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0178]
daß Preußen sich, so lange es an der Union festhielt, gegen die kurhessische
Regierung zu kehren genöthigt war. mußte Preußens Gegner bestimmen, sich
für dieselbe zu entscheiden, denn damit hatte Preußen ein Terrain erobert,
schritt aber der Bundestag als solcher in Kurhessen ein, so konnte er es nur
wie gegen ein aufrührerisches Land; da das Land sich lediglich auf die Ver¬
fassung stützte, so war die Verfassung die Ursache dieses „Aufruhrs"; Hassen-
pflüg konnte überhaupt nur um den Preis der Verfassung Kurhesseus gewon¬
nen werden. Mit Preußen also mußte diese fallen. Sie wurde durch die
politische Weltlage erdrückt. Das war abgemacht, ehe es entschieden wurde.
Allein den armen Kurhessen, denen man diese Verfassung als einen Keil
in die Wurzel <der Monarchie nahm, so wie dem sonstigen protanum vulZus
der Unterthanen konnte man doch nicht Gründe der äußern Politik bieten.
Daß man sie ihnen aus angeblichen Gründen der innern StaatswohlfalN't
und des Staatsrechts nahm, mußte auch mit solchen Gründen gerechtfertigt
werden. Ja es ist ein allgemeiner Zug der menschlichen Natur, alles Sein
und Werden als ein vernünftiges und harmonisches aufzufassen, das. was in
Recht und Ordnung störend eingreift, mit Recht und Ordnung doch in El»'
klang zu bringen; es liegt in diesen Begriffen, daß wir sie nicht als unter¬
brochen denken können; deshalb wird jeder Staatsstreich und sonstige kühne
Griff der Politik alsbald, wenn er gelingt, für viele zur Staatsaction. deshalb
macht die „vollendete Thatfache" alsbald ein wohlerworbenes Recht. Das
ist ein schöner Zug der Menschen und wir sind denen zu Dank verpflichtet,
welche die Beseitigung der kurhessischen Verfassung aus Gründen des Rechts
und des Staatswohls zu rechtfertigen suchten — je schwieriger die Aufgabe, dest"
verdienstlicher das Werk. *) Die Bundescommissare Graf Leiningen und
Staatsminister Uhden haben es in den Denkschriften, die sie 1851 der Bundes¬
versammlung überreichten, unternommen,
5) Der tapfre Oberbefehlshaber der Erccutivnstruppe», Fürst Thur» und Taxis, ver¬
mochte sich sogar für seine Aufgabe wahrhaft zu begeistern. Er verabschiedete sich Anfangs
18S1 von der Bundesversammlung (der damaligen) mit folgenden Worten- „Auch gegenüber
der hohen Bundesversammlung ersuche ich meine» ehrfurchtsvollsten Dank zu erkenne»
zu geben, indem das mir bewiesene Vertrauen und Wohlwollen immer zu den hebb'"-
sten Erinnerungen meines Lebens gehören werden. Nach den Befehlen unsers allcr-
gnndigsten Königs und Herrn sind die Vaicrn zu den Waffen geeilt, um das Ansehen des
Bundes aufrecht zu erhalte», und habe» die gestellte Aufgabe nicht nur allein der
Form, sondern auch dem Wesen »ach zu löse» das Glück gehabt. Die Weisse"
der hohen Bundesversammlung war unsre Richtschnur und ich werde es mir zur besonder"
Ehre anrechnen, zu einem der Organe ihres Willens auserlesen gewesen zu sei». Ich vel'
danke es der Disciplin u»d vortrefflichen Haltung der Bundestruppen, daß ich mich innerhal
der von der hohen Bundesversammlung gesteckten Grenzen zu halten vermochte, und daß die In¬
tentionen derselbe» unbedingt unter den schwierigsten Verhältnissen vollzogen werden
konnten." Schwerlich beneidet irgend ein General der Welt den Herrn Fürsten um dttje
schönsten Erinnerungen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |