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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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wenn wir wollen, daß abermals aus den Flanken unserer hölzernen Mauern
der Sieg hervorschmettere."

Diese von Howard Douglas gesprochenen Worte fanden Gehör. Wir
begegnen dem Beweis davon in der Ausrüstung eines zweiten Schulschiffes,
des Edinburgh, eines Schraubenschiffes von 58 Kanonen, dessen Commando
dem lange Zeit auf dem Excellent beschäftigten Capitän Hewlett anvertraut
ward. Dieses speciell zur Ausbildung von Kanonieren unter Segel und unter
Dampf bestimmte Schiff kreuzt längs der Küsten und kehrt von Zeit zu Zeit
nach Plymouth zurück.

Im Jahr 1855 belief sich die Zahl der sowol auf der Ostseeflotte als
auf der des schwarzen Meeres dienenden geprüften Kanoniere auf 1800. Die
Zahl der Geschütze betrug 3594 ohne Hinzurechnung der vereinzelten Stationen.
Die Zahl der zu derselben Zeit auf dem Excellent und den beiden andern
Schulschiffen instruirt werdenden Seeleute betrug 610 Learruzn-AUllirers und
270 Rekruten.

"Dabei." rief der eifrige Beförderer dieses Institutes zum letzten Mal,
"dabei darf England nicht stehen bleiben. Es muß ein Lehrschiff in jedem
seiner Kriegshafen haben. Es muß durch Anwendung aller zweckdienlichen
Mittel dahin gelangen, daß es auf jedes Geschütz drei in permanenten Dienst
stehende Kanoniere zählt. Dann erst wird man sagen können, daß unsere
Seeartillerie endlich Cadres besitzt, welche ihr gestatten, allen Ereignissen die
Spitze zu bieten. Die Hilfsquellen eines solchen Personals waren allerdings
sehr umfassend und man hatte die Flotte für die großen Rüstungen des orien¬
talischen Krieges versehen können.

Noch aber blieb das britische Gestade mit seinen zahlreichen Batterien
zu versorgen. Die Landartillcrie. welche Detachements nach Indien und den
andern Kolonien des Mutterlandes liefern mußte, war unzureichend, trotz ihres
Effectivbeftandes von 12,000 Mann. Die Marineartillerie, welche ungefähr
2000 Mann zählte --von welchen eine ziemliche Anzahl sich aufRädcrdampfern
zur Bedienung der auf Drehlaffetten montirten Geschütze befand, konnte höchstens
einen Theil der Artillerie der Kriegshafen bedienen. Durch eine ganz vortreff¬
liche Maßregel, nämlich die militärische Organisation der Küstenwächter (coast"
guarcls) und der Douanematrosen (xreveutivo ssrvioe) ward jedoch auch diese
Lücke ausgefüllt.

Bis jetzt hatten die Mannschaften, ursprünglich 3300 Küstenwächter und
560 Douanematrosen an der Zahl, zur Civiladministration der Finanzen ge¬
hört, wie dies auch in Frankreich der Fall ist. Nur besaß, da Großbritannien
keine Landgrenze hat, seine Douane einen ausschließlich maritimen Charakter
und diese einzig und allein zur Verhinderung des Schmuggelhandels zur See
bestimmten Küstenwächter waren echte Mariuedouaniers. Der Gedanke, dieses


wenn wir wollen, daß abermals aus den Flanken unserer hölzernen Mauern
der Sieg hervorschmettere."

Diese von Howard Douglas gesprochenen Worte fanden Gehör. Wir
begegnen dem Beweis davon in der Ausrüstung eines zweiten Schulschiffes,
des Edinburgh, eines Schraubenschiffes von 58 Kanonen, dessen Commando
dem lange Zeit auf dem Excellent beschäftigten Capitän Hewlett anvertraut
ward. Dieses speciell zur Ausbildung von Kanonieren unter Segel und unter
Dampf bestimmte Schiff kreuzt längs der Küsten und kehrt von Zeit zu Zeit
nach Plymouth zurück.

Im Jahr 1855 belief sich die Zahl der sowol auf der Ostseeflotte als
auf der des schwarzen Meeres dienenden geprüften Kanoniere auf 1800. Die
Zahl der Geschütze betrug 3594 ohne Hinzurechnung der vereinzelten Stationen.
Die Zahl der zu derselben Zeit auf dem Excellent und den beiden andern
Schulschiffen instruirt werdenden Seeleute betrug 610 Learruzn-AUllirers und
270 Rekruten.

„Dabei." rief der eifrige Beförderer dieses Institutes zum letzten Mal,
„dabei darf England nicht stehen bleiben. Es muß ein Lehrschiff in jedem
seiner Kriegshafen haben. Es muß durch Anwendung aller zweckdienlichen
Mittel dahin gelangen, daß es auf jedes Geschütz drei in permanenten Dienst
stehende Kanoniere zählt. Dann erst wird man sagen können, daß unsere
Seeartillerie endlich Cadres besitzt, welche ihr gestatten, allen Ereignissen die
Spitze zu bieten. Die Hilfsquellen eines solchen Personals waren allerdings
sehr umfassend und man hatte die Flotte für die großen Rüstungen des orien¬
talischen Krieges versehen können.

Noch aber blieb das britische Gestade mit seinen zahlreichen Batterien
zu versorgen. Die Landartillcrie. welche Detachements nach Indien und den
andern Kolonien des Mutterlandes liefern mußte, war unzureichend, trotz ihres
Effectivbeftandes von 12,000 Mann. Die Marineartillerie, welche ungefähr
2000 Mann zählte —von welchen eine ziemliche Anzahl sich aufRädcrdampfern
zur Bedienung der auf Drehlaffetten montirten Geschütze befand, konnte höchstens
einen Theil der Artillerie der Kriegshafen bedienen. Durch eine ganz vortreff¬
liche Maßregel, nämlich die militärische Organisation der Küstenwächter (coast"
guarcls) und der Douanematrosen (xreveutivo ssrvioe) ward jedoch auch diese
Lücke ausgefüllt.

Bis jetzt hatten die Mannschaften, ursprünglich 3300 Küstenwächter und
560 Douanematrosen an der Zahl, zur Civiladministration der Finanzen ge¬
hört, wie dies auch in Frankreich der Fall ist. Nur besaß, da Großbritannien
keine Landgrenze hat, seine Douane einen ausschließlich maritimen Charakter
und diese einzig und allein zur Verhinderung des Schmuggelhandels zur See
bestimmten Küstenwächter waren echte Mariuedouaniers. Der Gedanke, dieses


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/464>, abgerufen am 23.07.2024.