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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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diesem System folgt, daß eine Menge Leute von der äußersten Mittelmäßigkeit,
^lebe zudem noch in dem Alter sind, wo es mächtig bergab geht mit geisti-
^ und körperlicher Befähigung. Generale werden, während andrerseits eine
'^ge Kapacitäten, die an der Stelle jener sein sollten, in den untern Schich-
Zurückgehalten werden, bis sie durch langes Warten und Gehorchenmüssen
°Ach auf den nöthigen Grad von Nullität hinabgedrückt sind. Dies traurige
^'hältniß muß immer schärfer heraustreten, je mehr die Zahl der Subaltern-
wziere bis zum Hauptmann einschließlich sich vermehrt, ohne daß zugleich
System durchgreifend geändert wird. In Frankreich wird bekanntlich Vs
^ Unterlieutenants aus den Unteroffizieren entnommen, der Nest geht aus den
^Uitärschulen hervor; V° der Oberlieutenants geht durch Wahl ohne Rück-
aus die Ancicnnetät. °/-> nach der Anciennetät aus den Unterlieutenants
^'vor. ebenso V. der Cqpitäne durch Wahl, -/. uach der Anciennetät aus
^ Lieutenants, dann V- der Majore durch Wahl, V- nach der Anciennetät
^ den Capitänen. Vom Major ab gilt gar keine Anciennetät mehr, jetzt
gilt die Auswahl allein. Man sieht zuerst, daß auf diese Weise eine Anzahl von
^rofsizieren, von denen kein besonders hoher Bildungsgrad verlangt wird,
^ Offiziere in die Armee kommen, daß man aber in dem System auch das
"tel hat, diese Leute, sofern sie nicht außerordentliche Fähigkeiten zeigen,
^>f der Stufe des Majors, welche nicht mit derjenigen des preußischen Ba-
^onscommandanten gleich, sondern unter ihr steht, festzuhalten, während
andrerseits die gebildeten und fähigen Offiziere schnell, in einem jugent-
^n, mindestens im kräftigsten Mannesalter in die höhern Stellen bringen
"um. Dieses System könnte man auch in Preußen durchführen, es hieße ja
^ter nichts als anerkennen, daß nicht jeder, der Küster ist, nun auch zum
Pfarrer geeignet sein muß. Es würde sich in Preußen um so besser durch-
vrcn lassen, als dort schon jetzt eine Menge junger Leute von ganz tüchtiger
Übung in die Armee auf Unterofsiziersavancement eintreten, nur um sich die
, ^artschaft auf Civilstellen zu erwerben. Diese Leute würden sich länger
Dienst festhalten lassen, wenn sie die Aussicht hätten, Offiziere zu werden,
^d späterhin, wenn sie in Civildienste übertreten, würden sie hier sehr euch-
^ Landwehrofsiziere abgeben. Es versteht sich, daß mit einer solchen Um-
'"°delung des Systems eine Aushebung der verschrobenen socialen Ansprüche
^bunten sein müßte, welche jetzt in Preußen und vielen andern Orten in
^'tschiand an den Offizier gemacht werden. Aus ihnen stammen vornehm-
die Klagen über das unzureichende Gehalt in den niedern Stellen, die,
^"nge jene Ansprüche aufrecht erhalten werden, nur zu sehr berechtigt sind.
zum Hauptmann einschließlich hinauf müßten diese Männer, sei es in der
'"le. sei es in der Landwehr avcmciren können. Denn wir begreifen absolut
wozu ein Hauptmann Feldmarschallskenntnisse haben muß, und wissen,


Grenzboten III. 18S9, 49

diesem System folgt, daß eine Menge Leute von der äußersten Mittelmäßigkeit,
^lebe zudem noch in dem Alter sind, wo es mächtig bergab geht mit geisti-
^ und körperlicher Befähigung. Generale werden, während andrerseits eine
'^ge Kapacitäten, die an der Stelle jener sein sollten, in den untern Schich-
Zurückgehalten werden, bis sie durch langes Warten und Gehorchenmüssen
°Ach auf den nöthigen Grad von Nullität hinabgedrückt sind. Dies traurige
^'hältniß muß immer schärfer heraustreten, je mehr die Zahl der Subaltern-
wziere bis zum Hauptmann einschließlich sich vermehrt, ohne daß zugleich
System durchgreifend geändert wird. In Frankreich wird bekanntlich Vs
^ Unterlieutenants aus den Unteroffizieren entnommen, der Nest geht aus den
^Uitärschulen hervor; V° der Oberlieutenants geht durch Wahl ohne Rück-
aus die Ancicnnetät. °/-> nach der Anciennetät aus den Unterlieutenants
^'vor. ebenso V. der Cqpitäne durch Wahl, -/. uach der Anciennetät aus
^ Lieutenants, dann V- der Majore durch Wahl, V- nach der Anciennetät
^ den Capitänen. Vom Major ab gilt gar keine Anciennetät mehr, jetzt
gilt die Auswahl allein. Man sieht zuerst, daß auf diese Weise eine Anzahl von
^rofsizieren, von denen kein besonders hoher Bildungsgrad verlangt wird,
^ Offiziere in die Armee kommen, daß man aber in dem System auch das
"tel hat, diese Leute, sofern sie nicht außerordentliche Fähigkeiten zeigen,
^>f der Stufe des Majors, welche nicht mit derjenigen des preußischen Ba-
^onscommandanten gleich, sondern unter ihr steht, festzuhalten, während
andrerseits die gebildeten und fähigen Offiziere schnell, in einem jugent-
^n, mindestens im kräftigsten Mannesalter in die höhern Stellen bringen
"um. Dieses System könnte man auch in Preußen durchführen, es hieße ja
^ter nichts als anerkennen, daß nicht jeder, der Küster ist, nun auch zum
Pfarrer geeignet sein muß. Es würde sich in Preußen um so besser durch-
vrcn lassen, als dort schon jetzt eine Menge junger Leute von ganz tüchtiger
Übung in die Armee auf Unterofsiziersavancement eintreten, nur um sich die
, ^artschaft auf Civilstellen zu erwerben. Diese Leute würden sich länger
Dienst festhalten lassen, wenn sie die Aussicht hätten, Offiziere zu werden,
^d späterhin, wenn sie in Civildienste übertreten, würden sie hier sehr euch-
^ Landwehrofsiziere abgeben. Es versteht sich, daß mit einer solchen Um-
'"°delung des Systems eine Aushebung der verschrobenen socialen Ansprüche
^bunten sein müßte, welche jetzt in Preußen und vielen andern Orten in
^'tschiand an den Offizier gemacht werden. Aus ihnen stammen vornehm-
die Klagen über das unzureichende Gehalt in den niedern Stellen, die,
^"nge jene Ansprüche aufrecht erhalten werden, nur zu sehr berechtigt sind.
zum Hauptmann einschließlich hinauf müßten diese Männer, sei es in der
'"le. sei es in der Landwehr avcmciren können. Denn wir begreifen absolut
wozu ein Hauptmann Feldmarschallskenntnisse haben muß, und wissen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/399>, abgerufen am 23.07.2024.