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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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D>'agoman des Generalconsulats hat, ohne der Bank, die er besitzt, Geld zu
""ziehen, in der letzten Zeit sich mehre Häuser gekauft. Der arabische Tisch-
"> welcher Thüren. Fenster und anderes Holzwerk lieferte, ist aus einem
"unen Teufel ein wohlhabender Mann geworden. Der Polierer hatte sich,
°bschon er nichts weniger als ärmlich lebte, sich ein Pferd hielt, bisweilen
"gnügungsreisen machte, eine nicht unbedeutende Summe zurückgelegt. Ich
W die Schlüsse, die ich daraus ziehen hörte, dahingestellt. Mag sein, daß
^ Argwohn zu weit geht, (die Betreffenden können ja einen Schatz gefunden
^ben) sein, daß er richtig sieht. Daß der Bau auch höher hinauf eine
^'gerung des Wohlbefindens bewirkt habe, möchte ich nicht glauben.

^ Jetzt denkt der Generalconsul an die Anlegung einer Kunststraße von
^ffa nach Jerusalem, die sofort in Angriff genommen werden sollte, wenn
^' dazu erforderliche Fernau erlangt und -- das nöthige Capital durch
^n'enzeichnung herbeigeschafft wäre. Mit letzterem dürfte es gute Wege
-"wen, da die Chaussee und die mit ihr verbundene Fahrgelegenheit sich wahr-
^einund nur durch die Pilgerzüge der Osterzeit einigermaßen verzinsen würde,
Uropa nichts in der Sache thun wird und die Klöster, denen das Unter-
^denen vorzüglich von Nutzen wäre, ihr Geld anderweit brauchen. Inzwischen
Ansehe ich dem Gedanken alle mögliche Unterstützung, da Jerusalem der
"insucht frommer Seelen dadurch wieder um eine volle Tagereise näher gc-
andererseits aber der abendländischen Bildung und Aufklärung ihre
'ssion, die Levante für sich zu erobern und mit ihrem Geist zu erfüllen, we¬
ltlich erleichtert werden würde.

Ueber das sardinische und das russische Consulat weiß ich nichts zu sagen,
^ das spanische nur, daß sein jetziger Chef ein Araber aus Jaffa ist. Vom
Mischen sei zunächst erwähnt, daß ich unter seiner Flagge die angenehm¬
en Stunden in Jerusalem verlebte, daß ich in dem Herrn des Hauses einen
^"so fein gebildeten und liebenswürdigen, als der Verhältnisse kundigen
, °un, in seiner Herrin ein Muster edler Weiblichkeit kennen lernte. Es that
"seinem wohl, grade Preußen, die norddeutsche, die protestantische Groß-
^^t. unsere Hoffnung, hier so wohl vertreten zu finden, und wenn ich des
°nntcigs über unserer Terrasse die schwarzweißen Farben flattern sah, er-
^e"en sie mir nicht blos deshalb schöner und edler als alle andern, weil
/ Preußen bedeuteten, sondern auch weil der Mann, der unter ihnen wohnt,
^, durch ein gründliches Wissen, durch edle Thätigkeit, durch ein Dichten und
y^ten in echtpreußischcm. echtdeutschcm Geiste ehrt. Immer werden die
°"de im Salon des Consulats, wo die Musikvorträge der Hausfrau Ge¬
st'^ der Heimath wiederholten, eine werthe Erinnerung bleiben. Lebhaft
mir alle Einzelheiten des Hofes mit seinem riesigen Rebstock, seinem
^ von blühenden Schlingpflanzen, der rothen sarazenischen Gartenhalle


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"> welcher Thüren. Fenster und anderes Holzwerk lieferte, ist aus einem
"unen Teufel ein wohlhabender Mann geworden. Der Polierer hatte sich,
°bschon er nichts weniger als ärmlich lebte, sich ein Pferd hielt, bisweilen
"gnügungsreisen machte, eine nicht unbedeutende Summe zurückgelegt. Ich
W die Schlüsse, die ich daraus ziehen hörte, dahingestellt. Mag sein, daß
^ Argwohn zu weit geht, (die Betreffenden können ja einen Schatz gefunden
^ben) sein, daß er richtig sieht. Daß der Bau auch höher hinauf eine
^'gerung des Wohlbefindens bewirkt habe, möchte ich nicht glauben.

^ Jetzt denkt der Generalconsul an die Anlegung einer Kunststraße von
^ffa nach Jerusalem, die sofort in Angriff genommen werden sollte, wenn
^' dazu erforderliche Fernau erlangt und — das nöthige Capital durch
^n'enzeichnung herbeigeschafft wäre. Mit letzterem dürfte es gute Wege
-"wen, da die Chaussee und die mit ihr verbundene Fahrgelegenheit sich wahr-
^einund nur durch die Pilgerzüge der Osterzeit einigermaßen verzinsen würde,
Uropa nichts in der Sache thun wird und die Klöster, denen das Unter-
^denen vorzüglich von Nutzen wäre, ihr Geld anderweit brauchen. Inzwischen
Ansehe ich dem Gedanken alle mögliche Unterstützung, da Jerusalem der
"insucht frommer Seelen dadurch wieder um eine volle Tagereise näher gc-
andererseits aber der abendländischen Bildung und Aufklärung ihre
'ssion, die Levante für sich zu erobern und mit ihrem Geist zu erfüllen, we¬
ltlich erleichtert werden würde.

Ueber das sardinische und das russische Consulat weiß ich nichts zu sagen,
^ das spanische nur, daß sein jetziger Chef ein Araber aus Jaffa ist. Vom
Mischen sei zunächst erwähnt, daß ich unter seiner Flagge die angenehm¬
en Stunden in Jerusalem verlebte, daß ich in dem Herrn des Hauses einen
^"so fein gebildeten und liebenswürdigen, als der Verhältnisse kundigen
, °un, in seiner Herrin ein Muster edler Weiblichkeit kennen lernte. Es that
"seinem wohl, grade Preußen, die norddeutsche, die protestantische Groß-
^^t. unsere Hoffnung, hier so wohl vertreten zu finden, und wenn ich des
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^e«en sie mir nicht blos deshalb schöner und edler als alle andern, weil
/ Preußen bedeuteten, sondern auch weil der Mann, der unter ihnen wohnt,
^, durch ein gründliches Wissen, durch edle Thätigkeit, durch ein Dichten und
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°"de im Salon des Consulats, wo die Musikvorträge der Hausfrau Ge¬
st'^ der Heimath wiederholten, eine werthe Erinnerung bleiben. Lebhaft
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^ von blühenden Schlingpflanzen, der rothen sarazenischen Gartenhalle


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/389>, abgerufen am 23.07.2024.