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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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sache ein kaufmännisches Geschäft, welches, namentlich durch die Talente ur>d
die Rührigkeit eines Herrn Löwenthal, zu verhältnißmäßig großer Ausdeh¬
nung und Blüte gelangte.''

1846 bekam die Gemeinde in Samuel Gobat, einem Berner, der siü^
Missionär in Habesch, dann Director einer Missionsanstalt auf Malta gewesen
einen neuen Bischof. Fünf Jahre später begründete der bekannte Pastor Fi>^'
ner, unterstützt vom König von Preußen, ein Diakonissenhaus in Jcrusc^co.
welches die Bestimmung hatte. Kranke zu pflegen und die Jugend zu unter-
richten. 1852 kam in einem der aus Schleswig vertriebenen Pastoren co
Prediger für den immer stärker werdenden deutschen Theil der protestantisch^
Gemeinde an. Im nächsten Jahr trat zu der Intermission eine anders
welche ihr Augenmerk vorzüglich auf die arabischen Christen lateinischen u>'
griechischen Bekenntnisses richtete. Die Zahl der Protestanten Jerusalems be-
trug im Jahre 1848 nicht mehr als etwa 70, jetzt dürfte sie ungefähr vel>'
mal so groß sein. Anfangs fast nur aus Proselyten bestehend, hat die Ge-
meinde gegenwärtig eine weniger jüdische Physiognomie. Zuerst vorwieg^
englisch in der Zusammensetzung ihres fränkischen Theils, begreift sie nun nie)
Deutsche als Engländer in sich. Von letztern rechne ich 35 bis 40,
ersteren 45 bis 50 zusammen. Die Zahl der Proselyten soll sich auf et>^
120 belaufen, und zwar sind davon ungefähr 80 bekehrte Juden, und der ^
besteht aus Griechen, Lateinern und Armeniern, die zum Protestantism"
übergetreten sind. Nur halb zu zählen sind die sogenannten Enquirer, Jude"'
die sich zur Annahme des Christenthums gemeldet haben und die Kirche de
suchen, aber noch nicht getauft sind. Wie viele deren sind, läßt sich
wohl angeben, da dieser Anhang der Gemeinde unsicher und schwankend ist'

Mit dem Bisthum und der Mission stehen ein wohleingerichtetes HosP"
und verschiedene Schulen in Verbindung, von denen die Bischofsschule ciuße>
halb der Stadt über dem Gihonthal die am zahlreichsten besuchte ist.
deren Zöglingen befinden sich auch einige mohammedanische Kinder, die M)
zahl gehört Familien arabischer Protestanten an. ^
u

Es ist hier nicht der Ort^ sich über den Nutzen von Missionen überhap
auszusprechen. Wenn aber gewisse Reisende auf der hiesigen einen beso"de
Segen Gottes ruhen lassen, so ist dem zu widersprechen. Es ist wahr, w
hat einige Kinder unterrichtet, Handwerker gebildet und Kranke gepflegt u
geheilt, und ich bin der Letzte, der diesen Leistungen die ihnen g^ut)^d
Anerkennung verweigern, ihren Einfluß auf die Ausbreitung von Cultur ^
Civilisation leugnen möchte. Für die Hauptsache aber, oder für das,
der Mission Hauptsache ist, für das Christenthum ist wenig gewonnen
den. Man hat die Satisfaction, eine Anzahl Juden und andersgläubig
Christen zum Hochkirchenthum bekehrt zu haben, aber man hat, indem ' '


sache ein kaufmännisches Geschäft, welches, namentlich durch die Talente ur>d
die Rührigkeit eines Herrn Löwenthal, zu verhältnißmäßig großer Ausdeh¬
nung und Blüte gelangte.''

1846 bekam die Gemeinde in Samuel Gobat, einem Berner, der siü^
Missionär in Habesch, dann Director einer Missionsanstalt auf Malta gewesen
einen neuen Bischof. Fünf Jahre später begründete der bekannte Pastor Fi>^'
ner, unterstützt vom König von Preußen, ein Diakonissenhaus in Jcrusc^co.
welches die Bestimmung hatte. Kranke zu pflegen und die Jugend zu unter-
richten. 1852 kam in einem der aus Schleswig vertriebenen Pastoren co
Prediger für den immer stärker werdenden deutschen Theil der protestantisch^
Gemeinde an. Im nächsten Jahr trat zu der Intermission eine anders
welche ihr Augenmerk vorzüglich auf die arabischen Christen lateinischen u>'
griechischen Bekenntnisses richtete. Die Zahl der Protestanten Jerusalems be-
trug im Jahre 1848 nicht mehr als etwa 70, jetzt dürfte sie ungefähr vel>'
mal so groß sein. Anfangs fast nur aus Proselyten bestehend, hat die Ge-
meinde gegenwärtig eine weniger jüdische Physiognomie. Zuerst vorwieg^
englisch in der Zusammensetzung ihres fränkischen Theils, begreift sie nun nie)
Deutsche als Engländer in sich. Von letztern rechne ich 35 bis 40,
ersteren 45 bis 50 zusammen. Die Zahl der Proselyten soll sich auf et>^
120 belaufen, und zwar sind davon ungefähr 80 bekehrte Juden, und der ^
besteht aus Griechen, Lateinern und Armeniern, die zum Protestantism"
übergetreten sind. Nur halb zu zählen sind die sogenannten Enquirer, Jude"'
die sich zur Annahme des Christenthums gemeldet haben und die Kirche de
suchen, aber noch nicht getauft sind. Wie viele deren sind, läßt sich
wohl angeben, da dieser Anhang der Gemeinde unsicher und schwankend ist'

Mit dem Bisthum und der Mission stehen ein wohleingerichtetes HosP"
und verschiedene Schulen in Verbindung, von denen die Bischofsschule ciuße>
halb der Stadt über dem Gihonthal die am zahlreichsten besuchte ist.
deren Zöglingen befinden sich auch einige mohammedanische Kinder, die M)
zahl gehört Familien arabischer Protestanten an. ^
u

Es ist hier nicht der Ort^ sich über den Nutzen von Missionen überhap
auszusprechen. Wenn aber gewisse Reisende auf der hiesigen einen beso»de
Segen Gottes ruhen lassen, so ist dem zu widersprechen. Es ist wahr, w
hat einige Kinder unterrichtet, Handwerker gebildet und Kranke gepflegt u
geheilt, und ich bin der Letzte, der diesen Leistungen die ihnen g^ut)^d
Anerkennung verweigern, ihren Einfluß auf die Ausbreitung von Cultur ^
Civilisation leugnen möchte. Für die Hauptsache aber, oder für das,
der Mission Hauptsache ist, für das Christenthum ist wenig gewonnen
den. Man hat die Satisfaction, eine Anzahl Juden und andersgläubig
Christen zum Hochkirchenthum bekehrt zu haben, aber man hat, indem ' '


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[0376] sache ein kaufmännisches Geschäft, welches, namentlich durch die Talente ur>d die Rührigkeit eines Herrn Löwenthal, zu verhältnißmäßig großer Ausdeh¬ nung und Blüte gelangte.'' 1846 bekam die Gemeinde in Samuel Gobat, einem Berner, der siü^ Missionär in Habesch, dann Director einer Missionsanstalt auf Malta gewesen einen neuen Bischof. Fünf Jahre später begründete der bekannte Pastor Fi>^' ner, unterstützt vom König von Preußen, ein Diakonissenhaus in Jcrusc^co. welches die Bestimmung hatte. Kranke zu pflegen und die Jugend zu unter- richten. 1852 kam in einem der aus Schleswig vertriebenen Pastoren co Prediger für den immer stärker werdenden deutschen Theil der protestantisch^ Gemeinde an. Im nächsten Jahr trat zu der Intermission eine anders welche ihr Augenmerk vorzüglich auf die arabischen Christen lateinischen u>' griechischen Bekenntnisses richtete. Die Zahl der Protestanten Jerusalems be- trug im Jahre 1848 nicht mehr als etwa 70, jetzt dürfte sie ungefähr vel>' mal so groß sein. Anfangs fast nur aus Proselyten bestehend, hat die Ge- meinde gegenwärtig eine weniger jüdische Physiognomie. Zuerst vorwieg^ englisch in der Zusammensetzung ihres fränkischen Theils, begreift sie nun nie) Deutsche als Engländer in sich. Von letztern rechne ich 35 bis 40, ersteren 45 bis 50 zusammen. Die Zahl der Proselyten soll sich auf et>^ 120 belaufen, und zwar sind davon ungefähr 80 bekehrte Juden, und der ^ besteht aus Griechen, Lateinern und Armeniern, die zum Protestantism" übergetreten sind. Nur halb zu zählen sind die sogenannten Enquirer, Jude"' die sich zur Annahme des Christenthums gemeldet haben und die Kirche de suchen, aber noch nicht getauft sind. Wie viele deren sind, läßt sich wohl angeben, da dieser Anhang der Gemeinde unsicher und schwankend ist' Mit dem Bisthum und der Mission stehen ein wohleingerichtetes HosP" und verschiedene Schulen in Verbindung, von denen die Bischofsschule ciuße> halb der Stadt über dem Gihonthal die am zahlreichsten besuchte ist. deren Zöglingen befinden sich auch einige mohammedanische Kinder, die M) zahl gehört Familien arabischer Protestanten an. ^ u Es ist hier nicht der Ort^ sich über den Nutzen von Missionen überhap auszusprechen. Wenn aber gewisse Reisende auf der hiesigen einen beso»de Segen Gottes ruhen lassen, so ist dem zu widersprechen. Es ist wahr, w hat einige Kinder unterrichtet, Handwerker gebildet und Kranke gepflegt u geheilt, und ich bin der Letzte, der diesen Leistungen die ihnen g^ut)^d Anerkennung verweigern, ihren Einfluß auf die Ausbreitung von Cultur ^ Civilisation leugnen möchte. Für die Hauptsache aber, oder für das, der Mission Hauptsache ist, für das Christenthum ist wenig gewonnen den. Man hat die Satisfaction, eine Anzahl Juden und andersgläubig Christen zum Hochkirchenthum bekehrt zu haben, aber man hat, indem ' '

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/376>, abgerufen am 22.07.2024.