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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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Zurück. Diese fühlte sich, als er länger ausblieb, unbehaglich und einsam,
k'"e Empfindung, die, als einer der höher gestellten Franciscaner, Pater A.
ebenfalls nach Jaffa reisen mußte, so start wurde, daß sie bat, sich dem
^Wichen Herrn anschließen zu dürfen. Nach einigen Schwierigkeiten erlaubte
Mein dies. So ritten sie zusammen bis Nantes, wohin ihnen der Kanzler
französischen Consulats auf dem Fuße folgte. In Ramleh angekommen,
hielten sie weit auseinandergelegene Zimmer und waren eben im Begriff
schlafen zu gehen, als das Fräulein Furcht vor den Blicken des, Kanzlers
"ußerte. den sie jetzt erst bemerkt haben wollte, und dem sie unchristliche Ab¬
sichten auf ihre Unschuld zuzutrauen vorgab. So bat sie den Pater, sie
^ Nacht in einem Zimmer neben dein seinen zubringen zu lassen, von dem
Ne wußte, daß die Thür nicht zu verriegeln war. Der Pater, nichts Arges
Einend, erlaubte es. Am nächsten Morgen kamen sie nach Jaffa, und hier
valle die Donna nichts Eiligeres zu thun, als zu ihrem Oheim zu stürzen,
1'es ihm, der zufällig große Gesellschaft bei sich hatte, zu Füßen zu werfen
Und ihn-, unter Thränen zu gestehen, daß der Pater in jener Nacht zu Ram-
^ w ihre Kaminer gedrungen sei und ihr die Ehre geraubt habe. Der
heim verzieh ihr großmüthig, setzte sich aber sofort hin und schrieb an den
'everendissimus in Jerusalem einen Brief, in dein er die Sache erzählte und
U>t der Drohung schloß, dieselbe öffentlich zu machen, wofern man ihm nicht
°hre Verzug die Summe von 80,000 spanischen Thalern auszahle. Die
Mönche ließen sich nicht verblüffen. Der französische Kanzler trat als Zeuge
Der Pater leugnete. Monsignore Valerga nahm sich der Angelegenheit
^gen die Franciscaner an, und so gelangte der Proceß zuletzt vor das Forum
^ Papstes. Hier wurde er zu Gunsten der Mönche entschieden, da die Ander-
n'chung ergab, daß Fräulein Unschuld bereits in Algier ein Kind gehabt und
von ihrem würdigen Oheim. Das Ganze war eine Intrigue des Patriar¬
chats im Verein mit dem französischen Konsulat gewesen. Der spanische Cor-
'u Jaffa, von jenem durch ein Darlehn von 60,000 Piastern bestochen,
^'gnr die Franciscaner zu handeln, enthüllte, von letzteren (wiederum durch
^it) umgestimmt, den ganzen Plan, und der Vertreter Spaniens in Jeru-
i^em, ^ne energische Natur, würde die betreffende Dame trotz der Gegen"
'"aßvegcln der türkischen Behörde, die mit im Complott war, verhaftet und
^ Verleumderin eines Priesters in ein spanisches Zuchthaus abgeliefert haben,
wenn die Partei, der sie zu dienen versucht, sie nicht in Mannskleidern aus der
^"de und aus dem Lande spedirt hätte. Der ganze Proceß ist in Rom ge.
kuckt worden, und ein Exemplar davon in die Hände der Franciscaner ge-
""iU. bei denen mein Gewährsmann es gelesen hatte. Monsignore Valerga
es, als .hin davon berichtet worden, auf Grund der kirchlichen Obedienz
Abfordern.


Gttnzbotm III. ISSi). 44

Zurück. Diese fühlte sich, als er länger ausblieb, unbehaglich und einsam,
k'"e Empfindung, die, als einer der höher gestellten Franciscaner, Pater A.
ebenfalls nach Jaffa reisen mußte, so start wurde, daß sie bat, sich dem
^Wichen Herrn anschließen zu dürfen. Nach einigen Schwierigkeiten erlaubte
Mein dies. So ritten sie zusammen bis Nantes, wohin ihnen der Kanzler
französischen Consulats auf dem Fuße folgte. In Ramleh angekommen,
hielten sie weit auseinandergelegene Zimmer und waren eben im Begriff
schlafen zu gehen, als das Fräulein Furcht vor den Blicken des, Kanzlers
"ußerte. den sie jetzt erst bemerkt haben wollte, und dem sie unchristliche Ab¬
sichten auf ihre Unschuld zuzutrauen vorgab. So bat sie den Pater, sie
^ Nacht in einem Zimmer neben dein seinen zubringen zu lassen, von dem
Ne wußte, daß die Thür nicht zu verriegeln war. Der Pater, nichts Arges
Einend, erlaubte es. Am nächsten Morgen kamen sie nach Jaffa, und hier
valle die Donna nichts Eiligeres zu thun, als zu ihrem Oheim zu stürzen,
1'es ihm, der zufällig große Gesellschaft bei sich hatte, zu Füßen zu werfen
Und ihn-, unter Thränen zu gestehen, daß der Pater in jener Nacht zu Ram-
^ w ihre Kaminer gedrungen sei und ihr die Ehre geraubt habe. Der
heim verzieh ihr großmüthig, setzte sich aber sofort hin und schrieb an den
'everendissimus in Jerusalem einen Brief, in dein er die Sache erzählte und
U>t der Drohung schloß, dieselbe öffentlich zu machen, wofern man ihm nicht
°hre Verzug die Summe von 80,000 spanischen Thalern auszahle. Die
Mönche ließen sich nicht verblüffen. Der französische Kanzler trat als Zeuge
Der Pater leugnete. Monsignore Valerga nahm sich der Angelegenheit
^gen die Franciscaner an, und so gelangte der Proceß zuletzt vor das Forum
^ Papstes. Hier wurde er zu Gunsten der Mönche entschieden, da die Ander-
n'chung ergab, daß Fräulein Unschuld bereits in Algier ein Kind gehabt und
von ihrem würdigen Oheim. Das Ganze war eine Intrigue des Patriar¬
chats im Verein mit dem französischen Konsulat gewesen. Der spanische Cor-
'u Jaffa, von jenem durch ein Darlehn von 60,000 Piastern bestochen,
^'gnr die Franciscaner zu handeln, enthüllte, von letzteren (wiederum durch
^it) umgestimmt, den ganzen Plan, und der Vertreter Spaniens in Jeru-
i^em, ^ne energische Natur, würde die betreffende Dame trotz der Gegen«
'"aßvegcln der türkischen Behörde, die mit im Complott war, verhaftet und
^ Verleumderin eines Priesters in ein spanisches Zuchthaus abgeliefert haben,
wenn die Partei, der sie zu dienen versucht, sie nicht in Mannskleidern aus der
^"de und aus dem Lande spedirt hätte. Der ganze Proceß ist in Rom ge.
kuckt worden, und ein Exemplar davon in die Hände der Franciscaner ge-
""iU. bei denen mein Gewährsmann es gelesen hatte. Monsignore Valerga
es, als .hin davon berichtet worden, auf Grund der kirchlichen Obedienz
Abfordern.


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[0359] Zurück. Diese fühlte sich, als er länger ausblieb, unbehaglich und einsam, k'"e Empfindung, die, als einer der höher gestellten Franciscaner, Pater A. ebenfalls nach Jaffa reisen mußte, so start wurde, daß sie bat, sich dem ^Wichen Herrn anschließen zu dürfen. Nach einigen Schwierigkeiten erlaubte Mein dies. So ritten sie zusammen bis Nantes, wohin ihnen der Kanzler französischen Consulats auf dem Fuße folgte. In Ramleh angekommen, hielten sie weit auseinandergelegene Zimmer und waren eben im Begriff schlafen zu gehen, als das Fräulein Furcht vor den Blicken des, Kanzlers "ußerte. den sie jetzt erst bemerkt haben wollte, und dem sie unchristliche Ab¬ sichten auf ihre Unschuld zuzutrauen vorgab. So bat sie den Pater, sie ^ Nacht in einem Zimmer neben dein seinen zubringen zu lassen, von dem Ne wußte, daß die Thür nicht zu verriegeln war. Der Pater, nichts Arges Einend, erlaubte es. Am nächsten Morgen kamen sie nach Jaffa, und hier valle die Donna nichts Eiligeres zu thun, als zu ihrem Oheim zu stürzen, 1'es ihm, der zufällig große Gesellschaft bei sich hatte, zu Füßen zu werfen Und ihn-, unter Thränen zu gestehen, daß der Pater in jener Nacht zu Ram- ^ w ihre Kaminer gedrungen sei und ihr die Ehre geraubt habe. Der heim verzieh ihr großmüthig, setzte sich aber sofort hin und schrieb an den 'everendissimus in Jerusalem einen Brief, in dein er die Sache erzählte und U>t der Drohung schloß, dieselbe öffentlich zu machen, wofern man ihm nicht °hre Verzug die Summe von 80,000 spanischen Thalern auszahle. Die Mönche ließen sich nicht verblüffen. Der französische Kanzler trat als Zeuge Der Pater leugnete. Monsignore Valerga nahm sich der Angelegenheit ^gen die Franciscaner an, und so gelangte der Proceß zuletzt vor das Forum ^ Papstes. Hier wurde er zu Gunsten der Mönche entschieden, da die Ander- n'chung ergab, daß Fräulein Unschuld bereits in Algier ein Kind gehabt und von ihrem würdigen Oheim. Das Ganze war eine Intrigue des Patriar¬ chats im Verein mit dem französischen Konsulat gewesen. Der spanische Cor- 'u Jaffa, von jenem durch ein Darlehn von 60,000 Piastern bestochen, ^'gnr die Franciscaner zu handeln, enthüllte, von letzteren (wiederum durch ^it) umgestimmt, den ganzen Plan, und der Vertreter Spaniens in Jeru- i^em, ^ne energische Natur, würde die betreffende Dame trotz der Gegen« '"aßvegcln der türkischen Behörde, die mit im Complott war, verhaftet und ^ Verleumderin eines Priesters in ein spanisches Zuchthaus abgeliefert haben, wenn die Partei, der sie zu dienen versucht, sie nicht in Mannskleidern aus der ^"de und aus dem Lande spedirt hätte. Der ganze Proceß ist in Rom ge. kuckt worden, und ein Exemplar davon in die Hände der Franciscaner ge- ""iU. bei denen mein Gewährsmann es gelesen hatte. Monsignore Valerga es, als .hin davon berichtet worden, auf Grund der kirchlichen Obedienz Abfordern. Gttnzbotm III. ISSi). 44

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/359>, abgerufen am 22.07.2024.