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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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^ng verborgen blieb? Es sind dies Fragen, die wol eine öffentliche Ant¬
wort verdienten.

Zum Schluß wird es nicht überflüssig sein, noch einen flüchtigen Blick
auf das Verfahren Oestreichs gegen die deutschen Herzogthümer zu richten.

Man hat zuweilen gesagt, mangelnde Kenntniß der Sachlage, Zorn gegen
"s. was man in gutem Glauben für Revolution gehalten, die Leidenschaft--
Meil Schwarzenbergs habe die östreichische Negierung veranlaßt, im Bunde
"Ut Dänemark seine Truppen gegen die deutschen Herzogthümer zu senden,
^utjche Stämme für immer an ein fremdes Volk zu binden, zuletzt noch die
Abstimmung am Bunde wie eine eigene Angelegenheit zu betreiben. Die
wohlmeinenden Anhänger der kaiserlichen Regierung, welche solche Gründe
Aufsuchen, gehen von dem unhaltbaren Gesichtspunkt aus, daß die Regierung
Kaiserstaats als eine deutsche Macht zu betrachten sei. Man täusche sich
'ü)t; noch heute würde man in der Hofburg zu Wien ebenso handeln. Die
Zutsche Fahne kann dort nur aufgesteckt werden, um solche zu werben, die
^''"e vorzügliche Fähigkeit haben, sich selbst zu täuschen. Jedes wesentliche
putsche Interesse, d. h. jedes staatliche Interesse, welches das deutsche Volk
^'ter, kräftiger, selbstständiger macht, wird in der Regierung des Kaiser¬
staates immer den größten Gegner finden. Denn diese Regierung kann nur
^u zerrissenes, ohnmächtiges, abhängiges Deutschland sür sich gebrauchen.
Kniserstaat in seiner jetzigen Beschaffenheit, bei dem gegenwärtigen System
bedarf einer russischen, englischen, oder französischen Allianz und der Folg¬
samkeit Deutschlands. Eine Allianz setzt Gleichberechtigung voraus, und
wirkliche Gleichberechtigung kann das Kaiserhaus Lothringen keinem deutschen
Staate, am wenigsten aber der deutschen Nation zugestehen. So ist es seit
^u Zeiten Karl des Fünften und Ferdinand des Zweiten gewesen, dieselben
' uschauungen und im Wesentlichen dieselben dynastischen Interessen stehen noch
^Ule Deutschland gegenüber.




^ng verborgen blieb? Es sind dies Fragen, die wol eine öffentliche Ant¬
wort verdienten.

Zum Schluß wird es nicht überflüssig sein, noch einen flüchtigen Blick
auf das Verfahren Oestreichs gegen die deutschen Herzogthümer zu richten.

Man hat zuweilen gesagt, mangelnde Kenntniß der Sachlage, Zorn gegen
"s. was man in gutem Glauben für Revolution gehalten, die Leidenschaft--
Meil Schwarzenbergs habe die östreichische Negierung veranlaßt, im Bunde
"Ut Dänemark seine Truppen gegen die deutschen Herzogthümer zu senden,
^utjche Stämme für immer an ein fremdes Volk zu binden, zuletzt noch die
Abstimmung am Bunde wie eine eigene Angelegenheit zu betreiben. Die
wohlmeinenden Anhänger der kaiserlichen Regierung, welche solche Gründe
Aufsuchen, gehen von dem unhaltbaren Gesichtspunkt aus, daß die Regierung
Kaiserstaats als eine deutsche Macht zu betrachten sei. Man täusche sich
'ü)t; noch heute würde man in der Hofburg zu Wien ebenso handeln. Die
Zutsche Fahne kann dort nur aufgesteckt werden, um solche zu werben, die
^''"e vorzügliche Fähigkeit haben, sich selbst zu täuschen. Jedes wesentliche
putsche Interesse, d. h. jedes staatliche Interesse, welches das deutsche Volk
^'ter, kräftiger, selbstständiger macht, wird in der Regierung des Kaiser¬
staates immer den größten Gegner finden. Denn diese Regierung kann nur
^u zerrissenes, ohnmächtiges, abhängiges Deutschland sür sich gebrauchen.
Kniserstaat in seiner jetzigen Beschaffenheit, bei dem gegenwärtigen System
bedarf einer russischen, englischen, oder französischen Allianz und der Folg¬
samkeit Deutschlands. Eine Allianz setzt Gleichberechtigung voraus, und
wirkliche Gleichberechtigung kann das Kaiserhaus Lothringen keinem deutschen
Staate, am wenigsten aber der deutschen Nation zugestehen. So ist es seit
^u Zeiten Karl des Fünften und Ferdinand des Zweiten gewesen, dieselben
' uschauungen und im Wesentlichen dieselben dynastischen Interessen stehen noch
^Ule Deutschland gegenüber.




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[0339] ^ng verborgen blieb? Es sind dies Fragen, die wol eine öffentliche Ant¬ wort verdienten. Zum Schluß wird es nicht überflüssig sein, noch einen flüchtigen Blick auf das Verfahren Oestreichs gegen die deutschen Herzogthümer zu richten. Man hat zuweilen gesagt, mangelnde Kenntniß der Sachlage, Zorn gegen "s. was man in gutem Glauben für Revolution gehalten, die Leidenschaft-- Meil Schwarzenbergs habe die östreichische Negierung veranlaßt, im Bunde "Ut Dänemark seine Truppen gegen die deutschen Herzogthümer zu senden, ^utjche Stämme für immer an ein fremdes Volk zu binden, zuletzt noch die Abstimmung am Bunde wie eine eigene Angelegenheit zu betreiben. Die wohlmeinenden Anhänger der kaiserlichen Regierung, welche solche Gründe Aufsuchen, gehen von dem unhaltbaren Gesichtspunkt aus, daß die Regierung Kaiserstaats als eine deutsche Macht zu betrachten sei. Man täusche sich 'ü)t; noch heute würde man in der Hofburg zu Wien ebenso handeln. Die Zutsche Fahne kann dort nur aufgesteckt werden, um solche zu werben, die ^''"e vorzügliche Fähigkeit haben, sich selbst zu täuschen. Jedes wesentliche putsche Interesse, d. h. jedes staatliche Interesse, welches das deutsche Volk ^'ter, kräftiger, selbstständiger macht, wird in der Regierung des Kaiser¬ staates immer den größten Gegner finden. Denn diese Regierung kann nur ^u zerrissenes, ohnmächtiges, abhängiges Deutschland sür sich gebrauchen. Kniserstaat in seiner jetzigen Beschaffenheit, bei dem gegenwärtigen System bedarf einer russischen, englischen, oder französischen Allianz und der Folg¬ samkeit Deutschlands. Eine Allianz setzt Gleichberechtigung voraus, und wirkliche Gleichberechtigung kann das Kaiserhaus Lothringen keinem deutschen Staate, am wenigsten aber der deutschen Nation zugestehen. So ist es seit ^u Zeiten Karl des Fünften und Ferdinand des Zweiten gewesen, dieselben ' uschauungen und im Wesentlichen dieselben dynastischen Interessen stehen noch ^Ule Deutschland gegenüber.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/339>, abgerufen am 28.12.2024.