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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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^'wutz nu.s dem Süden und aus Deutschland selbst. Ein östreichisches Truppen¬
corps erschien um der Elbe und entwaffnete durch die ahne Auftrag im Namen
^ deutschen Bundes ausgesprochene Drohung, in Verbindung mit der dänischen
' nuce von Süden gegen die Herzogthümer zu operiren, die Schleswig-hol-
steinische Armee. Nicht der deutsche Bund, wol aber diejenigen Staaten
^ssclbcn, welche jetzt in Frankfurt die Majorität bilden, hatten den erbetenen
Auftrag ertheilt.

Es sind bekannte Thatsachen, wie dann von Oestreich unter der zu Ol-
"u'ih erzwungenen scheinbaren Mitwirkung Preußens die Rechte der Herzog¬
tümer und des deutscheu Blindes geopfert wurden. Weniger bekannt ist viel-
^est, daß der in Wien verfaßte Bericht, den die kaiserliche Negierung und
^U'ußen der Bundesversammlung über die Erfüllung des ihnen überhaupt
"lebt ertheilten Auftrags erstatteten, den vom Bunde anerkannten und veran¬
laßten Widerstand der Herzogthümer und damit den Bundeskrieg als "wider¬
rechtlich" brandmarkte, eine Thatsache ohne Beispiel in der ganzen Geschichte,
^§ eine Nation einen von ihr selbst geführten Krieg selbst als ungerecht be-
^'ehret. Es war eine der Bußen, welche die kaiserliche Regierung der denk-
^'n Nation auflegte.

Der mit Dänemark getroffenen Übereinkunft, welche die wesentlichen
^este des Bundes in den Herzogtümern Preis gab. versagte die reactivirte
^Undesversammluug ihre Zustimmung nicht. Sie ertheilte dieselbe vielmehr,
^ günstig erschien jene Übereinkunft, in fast tumultuarischer Form, ohne diese
Übereinkunft nur einmal durch einen Ausschuß prüfen zu lassen. Diejenigen
^sandten, welche wenigstens eine Ausschußberathung zu wünschen hatten.
Wurden vom östreichischen Präsidialgesandteu darauf aufmerksam gemacht, daß
^ durch diese Forderung sich um ihre günstige Stellung in der Bundesver-
^wnilung brächten. Fast alle Regierungen Deutschlands stimmten zu, auch
^iern. und zwar Baiern ohne nur Modificationen zu fordern. Nur zwei
Zwirnen, die der sächsischen Herzogthümer und der freien Städte, lehnten die
öumuthung ab.

Bald darauf, so war die Meinung, sollte der deutsche Bund das Siegel
^l' die Abreißung deutscher Länder und die Erniedrigung der deutschen Nation
/unter. Ani 8. Mui 1852 wurde jener Tractat zu London unterzeichnet, der
^ vorläufige Erbfolgeprototvll in Vertragsform und zugleich die Zustimmung
^ gedemüthigten Manleuffelschen Preußens brachte. Dieser Tractat enthielt
^ Anerkennung, daß die Belassung der Herzogthümer bei Dänemark für
^''Se Zeiten höchst wünschenswerth sei und enthielt ferner die Anerkennung
Erbfolge, welche nicht einmal von den Urhebern derselben als eine legi-
'"'e bezeichnet werden konnte. Diese Erbfolge erhob einen nachgebornen
^'"zen ^ den Thron, einen Prinzen, der nie ein Recht in Anspruch genou-


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^'wutz nu.s dem Süden und aus Deutschland selbst. Ein östreichisches Truppen¬
corps erschien um der Elbe und entwaffnete durch die ahne Auftrag im Namen
^ deutschen Bundes ausgesprochene Drohung, in Verbindung mit der dänischen
' nuce von Süden gegen die Herzogthümer zu operiren, die Schleswig-hol-
steinische Armee. Nicht der deutsche Bund, wol aber diejenigen Staaten
^ssclbcn, welche jetzt in Frankfurt die Majorität bilden, hatten den erbetenen
Auftrag ertheilt.

Es sind bekannte Thatsachen, wie dann von Oestreich unter der zu Ol-
"u'ih erzwungenen scheinbaren Mitwirkung Preußens die Rechte der Herzog¬
tümer und des deutscheu Blindes geopfert wurden. Weniger bekannt ist viel-
^est, daß der in Wien verfaßte Bericht, den die kaiserliche Negierung und
^U'ußen der Bundesversammlung über die Erfüllung des ihnen überhaupt
»lebt ertheilten Auftrags erstatteten, den vom Bunde anerkannten und veran¬
laßten Widerstand der Herzogthümer und damit den Bundeskrieg als „wider¬
rechtlich" brandmarkte, eine Thatsache ohne Beispiel in der ganzen Geschichte,
^§ eine Nation einen von ihr selbst geführten Krieg selbst als ungerecht be-
^'ehret. Es war eine der Bußen, welche die kaiserliche Regierung der denk-
^'n Nation auflegte.

Der mit Dänemark getroffenen Übereinkunft, welche die wesentlichen
^este des Bundes in den Herzogtümern Preis gab. versagte die reactivirte
^Undesversammluug ihre Zustimmung nicht. Sie ertheilte dieselbe vielmehr,
^ günstig erschien jene Übereinkunft, in fast tumultuarischer Form, ohne diese
Übereinkunft nur einmal durch einen Ausschuß prüfen zu lassen. Diejenigen
^sandten, welche wenigstens eine Ausschußberathung zu wünschen hatten.
Wurden vom östreichischen Präsidialgesandteu darauf aufmerksam gemacht, daß
^ durch diese Forderung sich um ihre günstige Stellung in der Bundesver-
^wnilung brächten. Fast alle Regierungen Deutschlands stimmten zu, auch
^iern. und zwar Baiern ohne nur Modificationen zu fordern. Nur zwei
Zwirnen, die der sächsischen Herzogthümer und der freien Städte, lehnten die
öumuthung ab.

Bald darauf, so war die Meinung, sollte der deutsche Bund das Siegel
^l' die Abreißung deutscher Länder und die Erniedrigung der deutschen Nation
/unter. Ani 8. Mui 1852 wurde jener Tractat zu London unterzeichnet, der
^ vorläufige Erbfolgeprototvll in Vertragsform und zugleich die Zustimmung
^ gedemüthigten Manleuffelschen Preußens brachte. Dieser Tractat enthielt
^ Anerkennung, daß die Belassung der Herzogthümer bei Dänemark für
^''Se Zeiten höchst wünschenswerth sei und enthielt ferner die Anerkennung
Erbfolge, welche nicht einmal von den Urhebern derselben als eine legi-
'"'e bezeichnet werden konnte. Diese Erbfolge erhob einen nachgebornen
^'"zen ^ den Thron, einen Prinzen, der nie ein Recht in Anspruch genou-


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[0337] k>> " ^'wutz nu.s dem Süden und aus Deutschland selbst. Ein östreichisches Truppen¬ corps erschien um der Elbe und entwaffnete durch die ahne Auftrag im Namen ^ deutschen Bundes ausgesprochene Drohung, in Verbindung mit der dänischen ' nuce von Süden gegen die Herzogthümer zu operiren, die Schleswig-hol- steinische Armee. Nicht der deutsche Bund, wol aber diejenigen Staaten ^ssclbcn, welche jetzt in Frankfurt die Majorität bilden, hatten den erbetenen Auftrag ertheilt. Es sind bekannte Thatsachen, wie dann von Oestreich unter der zu Ol- "u'ih erzwungenen scheinbaren Mitwirkung Preußens die Rechte der Herzog¬ tümer und des deutscheu Blindes geopfert wurden. Weniger bekannt ist viel- ^est, daß der in Wien verfaßte Bericht, den die kaiserliche Negierung und ^U'ußen der Bundesversammlung über die Erfüllung des ihnen überhaupt »lebt ertheilten Auftrags erstatteten, den vom Bunde anerkannten und veran¬ laßten Widerstand der Herzogthümer und damit den Bundeskrieg als „wider¬ rechtlich" brandmarkte, eine Thatsache ohne Beispiel in der ganzen Geschichte, ^§ eine Nation einen von ihr selbst geführten Krieg selbst als ungerecht be- ^'ehret. Es war eine der Bußen, welche die kaiserliche Regierung der denk- ^'n Nation auflegte. Der mit Dänemark getroffenen Übereinkunft, welche die wesentlichen ^este des Bundes in den Herzogtümern Preis gab. versagte die reactivirte ^Undesversammluug ihre Zustimmung nicht. Sie ertheilte dieselbe vielmehr, ^ günstig erschien jene Übereinkunft, in fast tumultuarischer Form, ohne diese Übereinkunft nur einmal durch einen Ausschuß prüfen zu lassen. Diejenigen ^sandten, welche wenigstens eine Ausschußberathung zu wünschen hatten. Wurden vom östreichischen Präsidialgesandteu darauf aufmerksam gemacht, daß ^ durch diese Forderung sich um ihre günstige Stellung in der Bundesver- ^wnilung brächten. Fast alle Regierungen Deutschlands stimmten zu, auch ^iern. und zwar Baiern ohne nur Modificationen zu fordern. Nur zwei Zwirnen, die der sächsischen Herzogthümer und der freien Städte, lehnten die öumuthung ab. Bald darauf, so war die Meinung, sollte der deutsche Bund das Siegel ^l' die Abreißung deutscher Länder und die Erniedrigung der deutschen Nation /unter. Ani 8. Mui 1852 wurde jener Tractat zu London unterzeichnet, der ^ vorläufige Erbfolgeprototvll in Vertragsform und zugleich die Zustimmung ^ gedemüthigten Manleuffelschen Preußens brachte. Dieser Tractat enthielt ^ Anerkennung, daß die Belassung der Herzogthümer bei Dänemark für ^''Se Zeiten höchst wünschenswerth sei und enthielt ferner die Anerkennung Erbfolge, welche nicht einmal von den Urhebern derselben als eine legi- '"'e bezeichnet werden konnte. Diese Erbfolge erhob einen nachgebornen ^'"zen ^ den Thron, einen Prinzen, der nie ein Recht in Anspruch genou- 41*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/337>, abgerufen am 29.12.2024.