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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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ö^sse, welche, die Stadt etwa in der Mitte von Westen nach Osten durchschnei-
^ut, in ziemlich gerader Richtung vom Jaffathor nach dem Haram hinlauft.
Stadt zerfällt in vier Quartiere oder Hareth, die nach den Confessionen
^Raume werden, indeß ohne daß jetzt die Bekenner des einen Glaubens noch
gehindert wären, sich im Bereich der Andersgläubigen anzusiedeln. Diese
Quartiere sind: das mohammedanische, welches die ganze Osthälfte Jerusa¬
lems umfaßt, in dem aber auch viele Christen und Juden wohnen, das
^vnstenviertel, welches die nordwestliche Ecke der Stadt einnimmt, ferner das
armenische Quartier im Südwesten, endlich das Judenviertel, im Süden Zwi¬
lchen dem armenischen und mohammedanischen. Im mohammedanischen liegen :
alte Tempelplatz, jetzt Haram Esch Scherif genannt, die sogenannte Via Doko-
^se>, der Teich Bethesda und die Kaserne, in welcher der Pascha seine Amts¬
wohnung hat, im christlichen: die Grabeskirche, der Hiskiasteich, die Woh-
"Augen des evangelischen Bischofs, des lateinischen und des griechischen
Patriarchen und das lateinische Kloster, im armenischen: die Citadelle, eine
^eile Kaserne, die protestantische Kirche und das sehr geräumige Kloster, in
welchem der armenische Bischof wohnt. Das Judenviertel zeichnet sich durch
^"e gros^> schöne Synagoge, die indeß noch unvollendet ist. und, wie zu er¬
warten, durch besonders penetranten Gossen- und Knoblauchsduft aus.

Thore besitzt Jerusalem sieben, doch sind davon gegenwärtig nur vier offen,
as Jaffathor, aus dem man nach Bethlehem und Hebron geht, befindet sich auf
^ Westseite, hart neben der Citadelle. Da man vor ihm die beste Gelegen-
^ hat, sich von dem im Sommer fast alle Nachmittage wehenden Westwind
Asien zu lassen, so geht die fränkische Welt hier viel spazieren, und so ist
^er auch ein Kaffeehaus entstanden, in dem man sitzen kann, ohne sich ekeln
^ Müssen. Die Araber nennen es Bab El Chain, das Thor des Freundes.
' h- Abrahams, in dem der Koran wie die Bibel den Freund Gottes sieht,
lnige hundert Schritt nördlich davon öffnet sich das Damascusthor. ein
schöner Spitzbogen, der nach den Säulen, von deren Kapitalen er sich erhebt,
^abisch Bab El Amud, Säulenthor genannt wird. Nicht fern von der Nord-
°stecke der Stadt folgt das kleine jetzt verschlossene Herodesthor, welches die
^ingebornen mit dem Namen Bab Es Sahira. d. i. Thor der Wächterin,
Zeichnen. Auf der Ostseite befindet sich zunächst das Stephansthor, welches
^ den Mohammedanern Bab Es Sebae, Thor der Stämme, bei den ma¬
nchen Christen, weil von hier der Weg nach dem angeblichen Grab der Jung-
Maria hinabführt, Bab Sekel Mirjam heißt. Seine Außenseite schmücken
^ steinerne Löwen in Hautrelief, weshalb einige ihm auch den Namen.
"Kenthor geben. Geht man von hier weiter nach Süden, so gelangt man
^s goldne Thor, arabisch Bab Er Rachmeh. Thor der Barmherzigkeit.
^ byzantinischen Doppelbogen mit schönen Säulen, dessen Oeffnung jetzt


ö^sse, welche, die Stadt etwa in der Mitte von Westen nach Osten durchschnei-
^ut, in ziemlich gerader Richtung vom Jaffathor nach dem Haram hinlauft.
Stadt zerfällt in vier Quartiere oder Hareth, die nach den Confessionen
^Raume werden, indeß ohne daß jetzt die Bekenner des einen Glaubens noch
gehindert wären, sich im Bereich der Andersgläubigen anzusiedeln. Diese
Quartiere sind: das mohammedanische, welches die ganze Osthälfte Jerusa¬
lems umfaßt, in dem aber auch viele Christen und Juden wohnen, das
^vnstenviertel, welches die nordwestliche Ecke der Stadt einnimmt, ferner das
armenische Quartier im Südwesten, endlich das Judenviertel, im Süden Zwi¬
lchen dem armenischen und mohammedanischen. Im mohammedanischen liegen :
alte Tempelplatz, jetzt Haram Esch Scherif genannt, die sogenannte Via Doko-
^se>, der Teich Bethesda und die Kaserne, in welcher der Pascha seine Amts¬
wohnung hat, im christlichen: die Grabeskirche, der Hiskiasteich, die Woh-
"Augen des evangelischen Bischofs, des lateinischen und des griechischen
Patriarchen und das lateinische Kloster, im armenischen: die Citadelle, eine
^eile Kaserne, die protestantische Kirche und das sehr geräumige Kloster, in
welchem der armenische Bischof wohnt. Das Judenviertel zeichnet sich durch
^"e gros^> schöne Synagoge, die indeß noch unvollendet ist. und, wie zu er¬
warten, durch besonders penetranten Gossen- und Knoblauchsduft aus.

Thore besitzt Jerusalem sieben, doch sind davon gegenwärtig nur vier offen,
as Jaffathor, aus dem man nach Bethlehem und Hebron geht, befindet sich auf
^ Westseite, hart neben der Citadelle. Da man vor ihm die beste Gelegen-
^ hat, sich von dem im Sommer fast alle Nachmittage wehenden Westwind
Asien zu lassen, so geht die fränkische Welt hier viel spazieren, und so ist
^er auch ein Kaffeehaus entstanden, in dem man sitzen kann, ohne sich ekeln
^ Müssen. Die Araber nennen es Bab El Chain, das Thor des Freundes.
' h- Abrahams, in dem der Koran wie die Bibel den Freund Gottes sieht,
lnige hundert Schritt nördlich davon öffnet sich das Damascusthor. ein
schöner Spitzbogen, der nach den Säulen, von deren Kapitalen er sich erhebt,
^abisch Bab El Amud, Säulenthor genannt wird. Nicht fern von der Nord-
°stecke der Stadt folgt das kleine jetzt verschlossene Herodesthor, welches die
^ingebornen mit dem Namen Bab Es Sahira. d. i. Thor der Wächterin,
Zeichnen. Auf der Ostseite befindet sich zunächst das Stephansthor, welches
^ den Mohammedanern Bab Es Sebae, Thor der Stämme, bei den ma¬
nchen Christen, weil von hier der Weg nach dem angeblichen Grab der Jung-
Maria hinabführt, Bab Sekel Mirjam heißt. Seine Außenseite schmücken
^ steinerne Löwen in Hautrelief, weshalb einige ihm auch den Namen.
"Kenthor geben. Geht man von hier weiter nach Süden, so gelangt man
^s goldne Thor, arabisch Bab Er Rachmeh. Thor der Barmherzigkeit.
^ byzantinischen Doppelbogen mit schönen Säulen, dessen Oeffnung jetzt


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[0301] ö^sse, welche, die Stadt etwa in der Mitte von Westen nach Osten durchschnei- ^ut, in ziemlich gerader Richtung vom Jaffathor nach dem Haram hinlauft. Stadt zerfällt in vier Quartiere oder Hareth, die nach den Confessionen ^Raume werden, indeß ohne daß jetzt die Bekenner des einen Glaubens noch gehindert wären, sich im Bereich der Andersgläubigen anzusiedeln. Diese Quartiere sind: das mohammedanische, welches die ganze Osthälfte Jerusa¬ lems umfaßt, in dem aber auch viele Christen und Juden wohnen, das ^vnstenviertel, welches die nordwestliche Ecke der Stadt einnimmt, ferner das armenische Quartier im Südwesten, endlich das Judenviertel, im Süden Zwi¬ lchen dem armenischen und mohammedanischen. Im mohammedanischen liegen : alte Tempelplatz, jetzt Haram Esch Scherif genannt, die sogenannte Via Doko- ^se>, der Teich Bethesda und die Kaserne, in welcher der Pascha seine Amts¬ wohnung hat, im christlichen: die Grabeskirche, der Hiskiasteich, die Woh- "Augen des evangelischen Bischofs, des lateinischen und des griechischen Patriarchen und das lateinische Kloster, im armenischen: die Citadelle, eine ^eile Kaserne, die protestantische Kirche und das sehr geräumige Kloster, in welchem der armenische Bischof wohnt. Das Judenviertel zeichnet sich durch ^"e gros^> schöne Synagoge, die indeß noch unvollendet ist. und, wie zu er¬ warten, durch besonders penetranten Gossen- und Knoblauchsduft aus. Thore besitzt Jerusalem sieben, doch sind davon gegenwärtig nur vier offen, as Jaffathor, aus dem man nach Bethlehem und Hebron geht, befindet sich auf ^ Westseite, hart neben der Citadelle. Da man vor ihm die beste Gelegen- ^ hat, sich von dem im Sommer fast alle Nachmittage wehenden Westwind Asien zu lassen, so geht die fränkische Welt hier viel spazieren, und so ist ^er auch ein Kaffeehaus entstanden, in dem man sitzen kann, ohne sich ekeln ^ Müssen. Die Araber nennen es Bab El Chain, das Thor des Freundes. ' h- Abrahams, in dem der Koran wie die Bibel den Freund Gottes sieht, lnige hundert Schritt nördlich davon öffnet sich das Damascusthor. ein schöner Spitzbogen, der nach den Säulen, von deren Kapitalen er sich erhebt, ^abisch Bab El Amud, Säulenthor genannt wird. Nicht fern von der Nord- °stecke der Stadt folgt das kleine jetzt verschlossene Herodesthor, welches die ^ingebornen mit dem Namen Bab Es Sahira. d. i. Thor der Wächterin, Zeichnen. Auf der Ostseite befindet sich zunächst das Stephansthor, welches ^ den Mohammedanern Bab Es Sebae, Thor der Stämme, bei den ma¬ nchen Christen, weil von hier der Weg nach dem angeblichen Grab der Jung- Maria hinabführt, Bab Sekel Mirjam heißt. Seine Außenseite schmücken ^ steinerne Löwen in Hautrelief, weshalb einige ihm auch den Namen. "Kenthor geben. Geht man von hier weiter nach Süden, so gelangt man ^s goldne Thor, arabisch Bab Er Rachmeh. Thor der Barmherzigkeit. ^ byzantinischen Doppelbogen mit schönen Säulen, dessen Oeffnung jetzt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/301>, abgerufen am 23.07.2024.