Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

steile ist. Aus den bekannten vier Hügeln Zion, Moriah. Atra und Bezetha
erbaut, ist es mit einer hohen wohlerhaltenen und mit Zimmern versehenen
Mauer umgeben, von der sich das Terrain im Süden und Südwesten nach
dem Thal des Bachs Gihon, im Osten nach dem Thal des Kidron hinabsenkt.
Jenes wird in seinem südlichen tieferen Theil das Thal Himon, dieses das
Thal Josciphcit genannt. Von dem Punkte, wo beide zusammentreffen, zieht
sich eine dritte weniger bemerkbare Bodensenkung, das Tyropäon oder Käse-
wacherthal. in die Stadt hinein und zwischen Zion und Moriah hindurch.
Gihon und Kidron sind nur in der Regenzeit wirkliche Bäche. Ueber dem
ersten erhebt sich dem Zion gegenüber der Berg des Bösen Rathes, über dem
Kidron im Süden der Berg des Aergernisses und im Osten der ungemein
°del geformte Oelberg. der mit seinem höhern Mittelpunkt und seinen beiden
Nebengipfeln wie ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf die Stadt her-
"iederschaut. Die Thäler sind tief, ihre Wände ziemlich steil, die Berge über
ihnen von gerundeter Gestalt, hin und wieder tritt an ihren Seiten der Fels
5" Tage. In der unmittelbaren Nachbarschaft Jerusalems sind sie mit ein¬
zelnen Olivenbäumen bepflanzt. Da und dort bemerkt man Maulbeerpflan-
öungen mit Wipfeln von frischerem Grün, hin und wieder auch zwischen dem
Gestein ein Stückchen Gerstenfeld, einen Weingarten osser ein Gemüsebeet,
weiter hinaus aber bekleidet die Höhen nur dürftiges Gestrüpp, und wenn
ganze Landschaftsbild jetzt nicht völlig mehr die Schilderungen rechtfertigt,
"°es denen man sichs als Ausschnitt einer staubfarbenen durstigen Gebirgs-
°mode vorzustellen hatte, so überwiegt doch noch immer die graue Farbe, die
Kahlheit und Dürre und der Mangel an Wasser und fruchtbarem Erdreich
andern Eindrücke.

Die Stadt selbst übertraf, namentlich vom Oelberg gesehen, die Erwar¬
tungen, die ich von ihr hegte. Die hohe Mauer mit der Zinncnkante läßt
^ als feste Burg erscheinen. Eine Anzahl hochgewölbter Kuppeln und schlan-
^ Minarets bringt in das Einerlei der dicht aneinander sich abstufenden
Häuser malerische Abwechslung. Die fünf Palmen, welche sich in weiter Ent-
^"ung voneinander innerhalb der Mauergrenze erheben, die zehn oder zwölf
^Pressen, die hier und da die Gebäude überragen, mischen dem monotonen
^'an und Weiß der Wände und Terrassen und den zahllosen kleinen Kuppeln,
welche jedes Zimmer überwölben, wenigstens etwas Grün bei. Der Haram-
^atz endlich mit seinen beiden stolzen Moscheen, die im bunten Farbenschmuck
Punzen, seinen Brunnenpavillons und seinen Grasflächen. Cypressen und
^livenbäumen setzt dem Gemälde eine Ecke ein. auf welcher das Auge mit
^Michew. Wohlgefallen ruht.

Bei weitem weniger anmuthig ist. wie bei allen Städten des Südens.
^ Innere. Die Straßen sind eng. abschüssig und vielfach gebrochen, schlecht


steile ist. Aus den bekannten vier Hügeln Zion, Moriah. Atra und Bezetha
erbaut, ist es mit einer hohen wohlerhaltenen und mit Zimmern versehenen
Mauer umgeben, von der sich das Terrain im Süden und Südwesten nach
dem Thal des Bachs Gihon, im Osten nach dem Thal des Kidron hinabsenkt.
Jenes wird in seinem südlichen tieferen Theil das Thal Himon, dieses das
Thal Josciphcit genannt. Von dem Punkte, wo beide zusammentreffen, zieht
sich eine dritte weniger bemerkbare Bodensenkung, das Tyropäon oder Käse-
wacherthal. in die Stadt hinein und zwischen Zion und Moriah hindurch.
Gihon und Kidron sind nur in der Regenzeit wirkliche Bäche. Ueber dem
ersten erhebt sich dem Zion gegenüber der Berg des Bösen Rathes, über dem
Kidron im Süden der Berg des Aergernisses und im Osten der ungemein
°del geformte Oelberg. der mit seinem höhern Mittelpunkt und seinen beiden
Nebengipfeln wie ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf die Stadt her-
"iederschaut. Die Thäler sind tief, ihre Wände ziemlich steil, die Berge über
ihnen von gerundeter Gestalt, hin und wieder tritt an ihren Seiten der Fels
5" Tage. In der unmittelbaren Nachbarschaft Jerusalems sind sie mit ein¬
zelnen Olivenbäumen bepflanzt. Da und dort bemerkt man Maulbeerpflan-
öungen mit Wipfeln von frischerem Grün, hin und wieder auch zwischen dem
Gestein ein Stückchen Gerstenfeld, einen Weingarten osser ein Gemüsebeet,
weiter hinaus aber bekleidet die Höhen nur dürftiges Gestrüpp, und wenn
ganze Landschaftsbild jetzt nicht völlig mehr die Schilderungen rechtfertigt,
"°es denen man sichs als Ausschnitt einer staubfarbenen durstigen Gebirgs-
°mode vorzustellen hatte, so überwiegt doch noch immer die graue Farbe, die
Kahlheit und Dürre und der Mangel an Wasser und fruchtbarem Erdreich
andern Eindrücke.

Die Stadt selbst übertraf, namentlich vom Oelberg gesehen, die Erwar¬
tungen, die ich von ihr hegte. Die hohe Mauer mit der Zinncnkante läßt
^ als feste Burg erscheinen. Eine Anzahl hochgewölbter Kuppeln und schlan-
^ Minarets bringt in das Einerlei der dicht aneinander sich abstufenden
Häuser malerische Abwechslung. Die fünf Palmen, welche sich in weiter Ent-
^"ung voneinander innerhalb der Mauergrenze erheben, die zehn oder zwölf
^Pressen, die hier und da die Gebäude überragen, mischen dem monotonen
^'an und Weiß der Wände und Terrassen und den zahllosen kleinen Kuppeln,
welche jedes Zimmer überwölben, wenigstens etwas Grün bei. Der Haram-
^atz endlich mit seinen beiden stolzen Moscheen, die im bunten Farbenschmuck
Punzen, seinen Brunnenpavillons und seinen Grasflächen. Cypressen und
^livenbäumen setzt dem Gemälde eine Ecke ein. auf welcher das Auge mit
^Michew. Wohlgefallen ruht.

Bei weitem weniger anmuthig ist. wie bei allen Städten des Südens.
^ Innere. Die Straßen sind eng. abschüssig und vielfach gebrochen, schlecht


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0299" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107885"/>
            <p xml:id="ID_985" prev="#ID_984"> steile ist. Aus den bekannten vier Hügeln Zion, Moriah. Atra und Bezetha<lb/>
erbaut, ist es mit einer hohen wohlerhaltenen und mit Zimmern versehenen<lb/>
Mauer umgeben, von der sich das Terrain im Süden und Südwesten nach<lb/>
dem Thal des Bachs Gihon, im Osten nach dem Thal des Kidron hinabsenkt.<lb/>
Jenes wird in seinem südlichen tieferen Theil das Thal Himon, dieses das<lb/>
Thal Josciphcit genannt. Von dem Punkte, wo beide zusammentreffen, zieht<lb/>
sich eine dritte weniger bemerkbare Bodensenkung, das Tyropäon oder Käse-<lb/>
wacherthal. in die Stadt hinein und zwischen Zion und Moriah hindurch.<lb/>
Gihon und Kidron sind nur in der Regenzeit wirkliche Bäche. Ueber dem<lb/>
ersten erhebt sich dem Zion gegenüber der Berg des Bösen Rathes, über dem<lb/>
Kidron im Süden der Berg des Aergernisses und im Osten der ungemein<lb/>
°del geformte Oelberg. der mit seinem höhern Mittelpunkt und seinen beiden<lb/>
Nebengipfeln wie ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf die Stadt her-<lb/>
"iederschaut. Die Thäler sind tief, ihre Wände ziemlich steil, die Berge über<lb/>
ihnen von gerundeter Gestalt, hin und wieder tritt an ihren Seiten der Fels<lb/>
5" Tage. In der unmittelbaren Nachbarschaft Jerusalems sind sie mit ein¬<lb/>
zelnen Olivenbäumen bepflanzt. Da und dort bemerkt man Maulbeerpflan-<lb/>
öungen mit Wipfeln von frischerem Grün, hin und wieder auch zwischen dem<lb/>
Gestein ein Stückchen Gerstenfeld, einen Weingarten osser ein Gemüsebeet,<lb/>
weiter hinaus aber bekleidet die Höhen nur dürftiges Gestrüpp, und wenn<lb/>
ganze Landschaftsbild jetzt nicht völlig mehr die Schilderungen rechtfertigt,<lb/>
"°es denen man sichs als Ausschnitt einer staubfarbenen durstigen Gebirgs-<lb/>
°mode vorzustellen hatte, so überwiegt doch noch immer die graue Farbe, die<lb/>
Kahlheit und Dürre und der Mangel an Wasser und fruchtbarem Erdreich<lb/>
andern Eindrücke.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_986"> Die Stadt selbst übertraf, namentlich vom Oelberg gesehen, die Erwar¬<lb/>
tungen, die ich von ihr hegte. Die hohe Mauer mit der Zinncnkante läßt<lb/>
^ als feste Burg erscheinen. Eine Anzahl hochgewölbter Kuppeln und schlan-<lb/>
^ Minarets bringt in das Einerlei der dicht aneinander sich abstufenden<lb/>
Häuser malerische Abwechslung. Die fünf Palmen, welche sich in weiter Ent-<lb/>
^"ung voneinander innerhalb der Mauergrenze erheben, die zehn oder zwölf<lb/>
^Pressen, die hier und da die Gebäude überragen, mischen dem monotonen<lb/>
^'an und Weiß der Wände und Terrassen und den zahllosen kleinen Kuppeln,<lb/>
welche jedes Zimmer überwölben, wenigstens etwas Grün bei. Der Haram-<lb/>
^atz endlich mit seinen beiden stolzen Moscheen, die im bunten Farbenschmuck<lb/>
Punzen, seinen Brunnenpavillons und seinen Grasflächen. Cypressen und<lb/>
^livenbäumen setzt dem Gemälde eine Ecke ein. auf welcher das Auge mit<lb/>
^Michew. Wohlgefallen ruht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_987" next="#ID_988"> Bei weitem weniger anmuthig ist. wie bei allen Städten des Südens.<lb/>
^ Innere.  Die Straßen sind eng. abschüssig und vielfach gebrochen, schlecht</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0299] steile ist. Aus den bekannten vier Hügeln Zion, Moriah. Atra und Bezetha erbaut, ist es mit einer hohen wohlerhaltenen und mit Zimmern versehenen Mauer umgeben, von der sich das Terrain im Süden und Südwesten nach dem Thal des Bachs Gihon, im Osten nach dem Thal des Kidron hinabsenkt. Jenes wird in seinem südlichen tieferen Theil das Thal Himon, dieses das Thal Josciphcit genannt. Von dem Punkte, wo beide zusammentreffen, zieht sich eine dritte weniger bemerkbare Bodensenkung, das Tyropäon oder Käse- wacherthal. in die Stadt hinein und zwischen Zion und Moriah hindurch. Gihon und Kidron sind nur in der Regenzeit wirkliche Bäche. Ueber dem ersten erhebt sich dem Zion gegenüber der Berg des Bösen Rathes, über dem Kidron im Süden der Berg des Aergernisses und im Osten der ungemein °del geformte Oelberg. der mit seinem höhern Mittelpunkt und seinen beiden Nebengipfeln wie ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf die Stadt her- "iederschaut. Die Thäler sind tief, ihre Wände ziemlich steil, die Berge über ihnen von gerundeter Gestalt, hin und wieder tritt an ihren Seiten der Fels 5" Tage. In der unmittelbaren Nachbarschaft Jerusalems sind sie mit ein¬ zelnen Olivenbäumen bepflanzt. Da und dort bemerkt man Maulbeerpflan- öungen mit Wipfeln von frischerem Grün, hin und wieder auch zwischen dem Gestein ein Stückchen Gerstenfeld, einen Weingarten osser ein Gemüsebeet, weiter hinaus aber bekleidet die Höhen nur dürftiges Gestrüpp, und wenn ganze Landschaftsbild jetzt nicht völlig mehr die Schilderungen rechtfertigt, "°es denen man sichs als Ausschnitt einer staubfarbenen durstigen Gebirgs- °mode vorzustellen hatte, so überwiegt doch noch immer die graue Farbe, die Kahlheit und Dürre und der Mangel an Wasser und fruchtbarem Erdreich andern Eindrücke. Die Stadt selbst übertraf, namentlich vom Oelberg gesehen, die Erwar¬ tungen, die ich von ihr hegte. Die hohe Mauer mit der Zinncnkante läßt ^ als feste Burg erscheinen. Eine Anzahl hochgewölbter Kuppeln und schlan- ^ Minarets bringt in das Einerlei der dicht aneinander sich abstufenden Häuser malerische Abwechslung. Die fünf Palmen, welche sich in weiter Ent- ^"ung voneinander innerhalb der Mauergrenze erheben, die zehn oder zwölf ^Pressen, die hier und da die Gebäude überragen, mischen dem monotonen ^'an und Weiß der Wände und Terrassen und den zahllosen kleinen Kuppeln, welche jedes Zimmer überwölben, wenigstens etwas Grün bei. Der Haram- ^atz endlich mit seinen beiden stolzen Moscheen, die im bunten Farbenschmuck Punzen, seinen Brunnenpavillons und seinen Grasflächen. Cypressen und ^livenbäumen setzt dem Gemälde eine Ecke ein. auf welcher das Auge mit ^Michew. Wohlgefallen ruht. Bei weitem weniger anmuthig ist. wie bei allen Städten des Südens. ^ Innere. Die Straßen sind eng. abschüssig und vielfach gebrochen, schlecht

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/299
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/299>, abgerufen am 23.07.2024.