Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.mille und auch ein Pope der unirten Griechen ein, dem alle Eintretenden die Das Gespräch drehte sich um die neuesten Vorgänge im Lande. Man Die Damen lächelten noch, die Nargilehs dampften und gurgelten noch, mille und auch ein Pope der unirten Griechen ein, dem alle Eintretenden die Das Gespräch drehte sich um die neuesten Vorgänge im Lande. Man Die Damen lächelten noch, die Nargilehs dampften und gurgelten noch, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107852"/> <p xml:id="ID_869" prev="#ID_868"> mille und auch ein Pope der unirten Griechen ein, dem alle Eintretenden die<lb/> Hand küßten. Man brachte dann dem Generalconsul eine lange Ehrenpfeife<lb/> mit dicker Bernsteinspitze, während die Kawaschen vor uns andere Nargilehs<lb/> hinstellten. Auch die ältere Dame rauchte aus einer solchen Dampfkühlmaschine<lb/> und entlockte derselben mit uns um die Wette das bekannte Gurgeln. Zur Pfeife<lb/> wurde in Porzellantäßchen Kaffee gereicht. Dann folgte, für den Generalconsul in<lb/> einer schönen Silberschale, für den übrigen Besuch in grünen und blauen<lb/> Gläsern Orangenwasser, und hierauf wurde in geschliffnen Gläschen Aquavit<lb/> und auf einem schönen silbernen Theebret Stückchen eines gelben Gek6s servirt,<lb/> das man sich mit niedlichen Silbergäbelchen nahm. Zuletzt erschienen Früchte<lb/> des Gartens hinter dem Hause: Orangen von der Größe eines Kindelkopfs,<lb/> die indeß, da die größten Exemplare dieser Obstart bekanntlich nicht die beste»<lb/> sind, nur als Tafelschmuck dienen zu sollen schienen.</p><lb/> <p xml:id="ID_870"> Das Gespräch drehte sich um die neuesten Vorgänge im Lande. Man<lb/> erzählte, daß Prinz Alfred von England, der vor einigen Jahren in Jerusalem<lb/> gewesen, dem Pascha ein Pferd todtgeritten. Man berichtete, daß im Gebirge<lb/> sich wieder Räuber gezeigt, und daß eine Bande von sechs Mann einem Boten<lb/> die Mühe erspart, einige tausend Piaster, mit denen er nach Jaffa unterwegs<lb/> gewesen, weiter zu tragen. Der Priester sprach seine Befriedigung über das<lb/> andächtige Jahr aus, das den Klöstern so zahlreiche Hadschis zugeführt. Die<lb/> Frauen begnügten sich mit unaufhörlichem Lächeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_871" next="#ID_872"> Die Damen lächelten noch, die Nargilehs dampften und gurgelten noch,<lb/> als die Gemüthlichkeit plötzlich durch einen wüthenden Zank vor der Thür<lb/> unterbrochen wurde, der sich bald ins Zimmer hereinzog. Hossein, der eine<lb/> Kawasch des Generalconsuls, hatte gegen den türkischen Gartenarbeiter eines<lb/> Nachbars Ayubs. unsres Wirths, seinen Amtsstab gebraucht, wie es schien ohne<lb/> genügenden Grund, jedenfalls ohne dazu verpflichtet zu sein und mit der rohe»<lb/> Rücksichtslosigkeit dieser orientalischen Polizei, die jede Gelegenheit, den Prügel<lb/> zu schwingen, nur zu gern und energisch ergreift. Der Brodherr des Genuß'<lb/> handelten, auch ein Christ, kam seinen Knecht zu rächen, und als er des<lb/> Suess ansichtig wurde, trug er, bald italienisch, bald arabisch sprechend, in'l<lb/> geläufigster Zunge und beredtestem Geberdenspiel dem Generalconsul seine Klage<lb/> vor. Der Kawasch vertheidigte sich nicht minder lebhaft, der Wirth half ihm-<lb/> der Consul und der Dragoman suchten die Streitenden zu beschwichtiget<lb/> Alles schrie durcheinander, zuletzt kam der Türke selbst herein, kniete vor dem<lb/> Herrn v. Pizzcnnano nieder, küßte ihm den Saum des Rockes und vermehrte,<lb/> indem er winselnd seinen Arm und Rücken entblößte und seine Striemen wies,<lb/> den Tumult um ein Beträchtliches. Vergebens gebot der zum Richter auf¬<lb/> gerufene Generalconsul endlich allen Parteien Ruhe. Immer brach der wü-<lb/> thende Nachbar von neuem in Schimpfworte und Drohungen aus, und selb!</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0266]
mille und auch ein Pope der unirten Griechen ein, dem alle Eintretenden die
Hand küßten. Man brachte dann dem Generalconsul eine lange Ehrenpfeife
mit dicker Bernsteinspitze, während die Kawaschen vor uns andere Nargilehs
hinstellten. Auch die ältere Dame rauchte aus einer solchen Dampfkühlmaschine
und entlockte derselben mit uns um die Wette das bekannte Gurgeln. Zur Pfeife
wurde in Porzellantäßchen Kaffee gereicht. Dann folgte, für den Generalconsul in
einer schönen Silberschale, für den übrigen Besuch in grünen und blauen
Gläsern Orangenwasser, und hierauf wurde in geschliffnen Gläschen Aquavit
und auf einem schönen silbernen Theebret Stückchen eines gelben Gek6s servirt,
das man sich mit niedlichen Silbergäbelchen nahm. Zuletzt erschienen Früchte
des Gartens hinter dem Hause: Orangen von der Größe eines Kindelkopfs,
die indeß, da die größten Exemplare dieser Obstart bekanntlich nicht die beste»
sind, nur als Tafelschmuck dienen zu sollen schienen.
Das Gespräch drehte sich um die neuesten Vorgänge im Lande. Man
erzählte, daß Prinz Alfred von England, der vor einigen Jahren in Jerusalem
gewesen, dem Pascha ein Pferd todtgeritten. Man berichtete, daß im Gebirge
sich wieder Räuber gezeigt, und daß eine Bande von sechs Mann einem Boten
die Mühe erspart, einige tausend Piaster, mit denen er nach Jaffa unterwegs
gewesen, weiter zu tragen. Der Priester sprach seine Befriedigung über das
andächtige Jahr aus, das den Klöstern so zahlreiche Hadschis zugeführt. Die
Frauen begnügten sich mit unaufhörlichem Lächeln.
Die Damen lächelten noch, die Nargilehs dampften und gurgelten noch,
als die Gemüthlichkeit plötzlich durch einen wüthenden Zank vor der Thür
unterbrochen wurde, der sich bald ins Zimmer hereinzog. Hossein, der eine
Kawasch des Generalconsuls, hatte gegen den türkischen Gartenarbeiter eines
Nachbars Ayubs. unsres Wirths, seinen Amtsstab gebraucht, wie es schien ohne
genügenden Grund, jedenfalls ohne dazu verpflichtet zu sein und mit der rohe»
Rücksichtslosigkeit dieser orientalischen Polizei, die jede Gelegenheit, den Prügel
zu schwingen, nur zu gern und energisch ergreift. Der Brodherr des Genuß'
handelten, auch ein Christ, kam seinen Knecht zu rächen, und als er des
Suess ansichtig wurde, trug er, bald italienisch, bald arabisch sprechend, in'l
geläufigster Zunge und beredtestem Geberdenspiel dem Generalconsul seine Klage
vor. Der Kawasch vertheidigte sich nicht minder lebhaft, der Wirth half ihm-
der Consul und der Dragoman suchten die Streitenden zu beschwichtiget
Alles schrie durcheinander, zuletzt kam der Türke selbst herein, kniete vor dem
Herrn v. Pizzcnnano nieder, küßte ihm den Saum des Rockes und vermehrte,
indem er winselnd seinen Arm und Rücken entblößte und seine Striemen wies,
den Tumult um ein Beträchtliches. Vergebens gebot der zum Richter auf¬
gerufene Generalconsul endlich allen Parteien Ruhe. Immer brach der wü-
thende Nachbar von neuem in Schimpfworte und Drohungen aus, und selb!
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