Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.Spielzeug und Puppen. "Während des Tages verbarg man dieselben in und Eine andere Physiognomie gewann einige Zeit darauf das Leben in Grenzboten I. 13S9. 10
Spielzeug und Puppen. „Während des Tages verbarg man dieselben in und Eine andere Physiognomie gewann einige Zeit darauf das Leben in Grenzboten I. 13S9. 10
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Spielzeug und Puppen. „Während des Tages verbarg man dieselben in und
unter meinem Bett, der Großfürst legte sich zuerst nach dem Abendessen nieder
und spielte damit bis ein oder zwei Uhr Morgens." „Um sich während des
Winters mehr Unterhaltung zu verschaffen, ließ der Großfürst acht bis zelen
Jagdhunde vom Lande kommen und planirte sie hinter einen Holzverschlag,
welcher den Alkoven meines Schlafzimmers von einem großen hinter unsern
Gemächern liegenden Vorhof trennte. Da nun der Alkoven, nur eine Breter-
wand hatte, drang der Geruch des Hundestalles herein. Wenn ich mich dar¬
über beklagte, erwiderte er! es sei unmöglich zu ändern.- Da der Hunde¬
stall ein großes Geheimniß wen, so ertrug ich diese Unannehmlichkeit und
bewahrte das Geheimniß seiner kaiserlichen Hoheit. — Weil es während
dieses Carnevals durchaus keine Unterhaltung bei Hofe gab, fiel es dem
Großfürsten ein, in meinem Zimmer Maskenbälle zu veranstalten. Er ließ
seine Diener, die meinigen und meinen Frauen Maskencostüme anlegen und
in meinem Schlafzimmer tanzen. Er selbst spielte die Geige und tanzte mit."
Neue Schulden, welche die Großfürstin machte, zogen ihr wiederum die Un¬
gunst der Kaiserin zu, die ihr sagen ließ: „alles was ich thue, habe einen
Anstrich von Dummheit, dennoch bilde ich mir ein. daß ich viel Geist habe,
allein außer mir selbst denke niemand so vortheilhaft von mir." Diesmal
scheinen es hauptsächlich Spielschulden gewesen zu sein; das Spiel war das
Hauptvergnügen des Hofes und auch im Innern der Familie wichen die Hunde
den Karten. „Aus Langerweile spielte der Großfürst mit mir jeden Nach¬
mittag Lhoinbre; wenn ich gewann, wurde er ärgerlich, wenn ich verlor, wollte
er sofort bezahlt sein."
Eine andere Physiognomie gewann einige Zeit darauf das Leben in
Oranienbaum. „Ich stand um drei Uhr Morgens auf und kleidete mich selbst
von Kopf zu Fuß in Männerzeug; einer meiner Diener, ein alter Jäger, er¬
wartete mich schon mit den Flinten; ein Fischerboot lag am Ufer des Meeres
bereit; wir durchschritten den Garten zu Fuß, die Flinte auf der Schulter und
bestiegen, ich, ein Hund und der Fischer, welcher uns fuhr, das Boot. Ich
schoß darauf Enten in dem Schilfrohr, welches das Meer auf beiden Seiten
des Kanales von Oranienbaum. welcher zwei Werste weit in das Meer hin¬
ausläuft, begrenzt. Wir fuhren oft über diesen Kanal hinaus und wurden
daher bisweilen bei stürmischem Wetter in unserm Boote aufs offene Meer
hinausgetrieben. Der Großfürst 'folgte uns ein bis zwei Stunden später,
weil er immer ein Frühstück und Gott weiß was sonst noch nöthig hatte.
Wenn er uns begegnete, gingen wir zusammen, wenn nicht, schoß und jagte
tetes für sich." Außerdem gewöhnte sich Katharina in dieser Zeit leiden¬
schaftliches Reiten an, wobei sie auf Männerart im'Sattel saß, sehr zum
Verdruß der Kaiserin, die ohnehin mit der Kinderlosigkeit der Ehe unzufrieden
Grenzboten I. 13S9. 10
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